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  1. #1

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    R100S Restauration

    Hallo zusammen,
    ich möchte euch in mehreren Beiträgen die Restauration meiner R100S EZ. 1980, Baujahr ca. 1978 vorstellen. Leider habe ich währenddessen nur sporadisch Detailbilder für den leichteren Zusammenbau gemacht und nicht viel vom ganzen, deswegen eher Text als Bilder.
    Das Motorrad stand seit 1995 nur noch abgemeldet in der Garage und zufällig bin ich vor eineinhalb Jahren daran gekommen.
    Optik:
    Als ich die Maschine abgeholt habe war der Zustand wirklich mäßig. Der Lack war teilweise abgeplatzt, durchgescheuert bis auf die Grundierung, verkratzt und der Rahmen stellenweise angerostet. Die Jahrzehnte alte Bremsstaub auf den Felgen ließ sich auch mit verschiedensten Felgenreinigern nicht mehr entfernen.
    Also stand fest, dass Rahmen, Schwinge, Kleinteile und die Felgen gestrahlt werden müssen und Tank und Verkleidung neuen Lack brauchen.
    Gerne hätte ich wieder eine ans Original angelehnte Zweifarblackierung gewählt, jedoch sollte das Restaurationsbudget relativ schmal gehalten werden und bei den diversen Standschäden an der Technik musste die Optik etwas zurückgestellt werden.
    Außerdem war das Motorrad auch noch nie ganz original, da nicht BMW als Hersteller eingetragen ist, sondern ''J. Becker, Gelsenkirchen'', sprich 1980 über eine Einzelbetriebserlaubnis mit Fahrgestellnummer TP4***** zugelassen wurde. Die Teile am Motorrad sind gemischt aus 1977 und 1978. Vielleicht kann jemand hier mehr darüber berichten? Mein Bruder hatte mal eine R1100RS, welche damals als Sondermodell von ausgewählten Händlern zusammengebaut wurden und diesen auch als Hersteller im Brief standen.
    Im Endeffekt hatte ich mir dann die Freiheit rausgenommen mir den Lack auszusuchen: Aventurinrot von BMW und die Felgen sind in irgendeinem Gold von BBS, das durfte sich der Lackierer aussuchen und ich bin zufrieden mit dem Ergebnis.
    Rahmen etc. habe ich selber lackiert, 2k Epoxy Grundierfüller, anschließend 2k Acryl Lack in Schwarz glänzend.
    Da sich das originale Windschild nicht von den Vignetten aus den 80er Jahren trennen wollte und generell auch gelitten hatte habe ich auf ein schwarzes von MRA umgebaut.
    Gepäckträger und Sturzbügel habe ich vorerst nicht montiert. Die originalen BMW Embleme wurden leider bei der Demontage beschädigt, die etwas vergilbte Optik gefiel mir eigentlich gut.
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    Geändert von schwarzweissgruen (20.09.2023 um 20:27 Uhr)

  2. #2

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    AW: R100S Restauration

    Das war der Zustand nach dem Lackieren.
    Fortsetzung folgt..
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  3. #3

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    AW: R100S Restauration

    Das Motorrad ist seit August 2023 angemeldet und ich bin bisher ca. 200km gefahren. Es wird also noch die ein oder andere Arbeit anstehen.
    Nun zur Technik.
    Fahrwerk
    Das Bremssystem hat mir viel Arbeit bereitet. Den HBZ unter dem Tank und die Bremssättel konnte ich gut auseinander nehmen, im Ultraschallbad reinigen und mit Neuteilen überholen. Die Fußbremspumpe hat mir jedoch Probleme bereitet, da hier der Kolben absolut fest war und nach gewaltsamer Trennung dann ein total zerfressenes Gehäuse sichtbar war. Leider gibt es keine Ersatz mehr, weder bei BMW noch bei Brembo konnte ich ein passendes Teil mit der passenden Umlenkung finden. Also habe ich auf gut Glück in Italien eine neue ähnliche Pumpe für ein Moto Guzzi bestellt und mit dem noch erhältlichen Rep-Satz von BMW und dem Umlenkhebel der alten Pumpe umgebaut. Die Bremsscheiben sind zwar noch nicht an der Verschleißgrenze, jedoch sieht man schon stärkere Riefen. Aus Kostengründen bleiben sie aber vorerst montiert, die Beläge sind neu und langsam eingeschliffen, jetzt verbessert sich auch die Bremswirkung. Da die Gummileitungen natürlich auch ersetzt werden mussten habe ich auf Stahlflexleitungen von Melvin gewechselt.
    Die hinteren Boge Federbeine wurden nur gereinigt und poliert, geplant ist aber im Laufe des Winters hier auf ein neues paar YSS umzubauen.
    Die Gabel habe ich nur auseinandergenommen, gereinigt und mit neuen Dichtungen und neuen Faltenbälgen wieder zusammengebaut. Hier werde ich wohl noch mit dem Luftpolster und der Viskosität rumprobieren müssen.
    Beim Thema Reifen habe ich mich für den Metzeler Roadtec 01 entschieden, da dieser als einer von wenigen in den passenden Größen verfügbar war. Vielleicht aufgrund der Einzelbetriebserlaubnis sind vorne 100/90-19 und hinten 4.00-18 nötig, ich glaube diese Kombination ist relativ ungewöhnlich. Glücklicherweise wurde bei der Wiederinbetriebnahme vor einigen Wochen davon abgesehen, die alte Reifenfabrikatsbindung (Metzeler Rille) zu übernehmen, ein Reifen der wahrscheinlich schon bei meiner Geburt nicht mehr auf dem Markt war.
    Beim Ausbau der Kardanwelle fiel mir auf, dass das Kreuzgelenk Rastpunkte hat. Ich habe dann etwas gelesen und bin zum Entschluss gekommen, dass es besser wäre direkt eine Kardanwelle mit Ruckdämpfer zu verbauen. Also habe ich bei ebay die passende Kardanwelle mit Schwinge gekauft, glücklicherweise noch vor dem Sandstrahlen und dann das Kreuzgelenk tauschen lassen. Ich habe keinen Vergleich, bin jedoch zufrieden damit.


    Schwingenlager, Lenkkopflager und Radlager sind ja glücklicherweise Normteile, schnell und günstig besorgt und natürlich gewechselt.




    Elektrik
    Zu meinem Erstaunen war die Elektrik in akzeptablen Zustand. Der Kabelbaum wurde nicht erneuert, nur einzelne Stecker waren oxidiert und wurden entsprechend getauscht. Außerdem waren die Relais verrostet und teilweise ohne Funktion.
    Den Bosch Anlasser habe ich auseinander genommen, gereinigt und neu geschmiert. Das Massekabel war vorher am Rahmen montiert, aus Unwissenheit hatte ich auch das neue Kabel wieder dort angeschlossen. Mittlerweile habe ich ein weiteres Massekabel am Getriebe verschraubt, seitdem dreht der Anlasser noch etwas besser durch. Die neue Kung Long Batterie leistet bisher hervorragende Dienste.
    Ich hatte zuerst überlegt die Kontaktzündung zu überholen, jedoch konnte sich der Vorbesitzer an Probleme mit dem Fliehkraftregler erinnern. Dies entsprach der Wahrheit, die Nockenwelle lief an der entsprechenden Stelle etwas unrund und fiel die Wahl leicht, verbaut wurde eine Data Kleiber Zündung, welche jetzt spielfrei an der Kurbelwelle abliest und in Verbindung mit einer Honda Doppelzündspule reproduzierbare Werte liefert.
    Außerdem habe ich auf Ochsenaugenblinker umgebaut, da bei diesem Baujahr noch möglich für vorne und hinten und die originalen Blinker einfach nicht meinem Geschmack entprechen.


    Motor
    Bei mir sind noch die alten Verbundzylinder mit Laufbuchsen verbaut, diese wurden gehohnt und die Kolben haben neue Ringe bekommen. Die Ventilführungen in den Köpfen waren noch gut, hier habe ich nur die Ventile neu eingeschliffen. Außerdem wurden alle Wellendichtringe getauscht, ebenso im Getriebe. Die Kupplung wurde erneuert obwohl es wahrscheinlich nicht nötig gewesen wäre.
    Die Vergaser wurden wie viele andere Teile im Ultraschallbad gereinigt und dann neu aufgebaut. Die Vergaser waren wirklich stark verschmtutz und mussten einige Stunden im Ultraschallbad verbringen, das Ergebnis ist aber zufriedenstellend. Bei der Einstellung probiere ich noch etwas hin und her, ich fahre aktuell einen CO-Wert von 1,5 Vol%. Bei der Einstellung mit einem Abgastester merkt man, wie empfindlich die Bing Vergaser auf die Leerlaufgemischschraube reagieren, schon 1/8 Umdrehung verändert den Wert teilweise um 0,5-1 Vol%.
    Da ich sowieso zuletzt Volvo Teile bestellen musste probiere ich aktuell deren Vergasermembrane aus - der Preis ist ja um ein vielfaches geringer als bei BMW, das Gummi ist jedoch wirklich etwas dicker. Die Ansaugstutzen waren wie viele andere Gummiteile an dem Motorrad auch rissig und mussten ersetzt werden.


    Ausstehende Arbeiten
    Einige Teile sollen jetzt nach und nach noch ersetzt werden, vor allem die Federbeine, dann werde ich bei Gelegenheit runde Ventildeckel verbauen und die Sitzbank wird auf Dauer ersetzt werden müssen. Ich werde auch wieder einen Chromlenker montieren, der originale war leider etwas krumm sodass ich hier spontan auf einen Alu-Lenker aus dem Regal zurückgegriffen hatte.


    Insgesamt wurden unheimlich viele Kleinteile erneuert, welche am Ende mehr Geld gekostet haben als die hier aufgeführten signifikanten Teile. Das ganze hat sich aber wirklich gelohnt. Die Maschine steht in meinen Augen wieder gut da und macht wirklich Laune zu fahren. Ich hoffe auf noch einige sonnige Tage dieses Jahr.

    Viele Grüße
    Marco
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    Geändert von schwarzweissgruen (22.09.2023 um 08:00 Uhr)

  4. #4
    ɹ75/6 ---- ɹ80ƃ/s Avatar von MKM900
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    AW: R100S Restauration

    Zitat Zitat von schwarzweissgruen Beitrag anzeigen
    ...Beim Thema Reifen habe ich mich für den Metzeler Roadtec 01 entschieden, da dieser als einer von wenigen in den passenden Größen verfügbar war. Das wundert mich aber Vielleicht aufgrund der Einzelbetriebserlaubnis sind vorne 100/90-19 und hinten 4.00-18 nötig, ich glaube diese Kombination ist relativ ungewöhnlich. Das gibt es doch original von BMW als Freigabe für diese Modelle Glücklicherweise wurde bei der Wiederinbetriebnahme vor einigen Wochen davon abgesehen, die alte Reifenfabrikatsbindung (Metzeler Rille) zu übernehmen, Stand das tatsächlich in den Papieren? ein Reifen der wahrscheinlich schon bei meiner Geburt nicht mehr auf dem Markt war...
    Gab es eigentlich einen Metzeler Rille in der Vorderraddimension?
    Gruß RaineR

  5. #5

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    AW: R100S Restauration

    Zitat Zitat von MKM900 Beitrag anzeigen
    Gab es eigentlich einen Metzeler Rille in der Vorderraddimension?
    Korrektur:
    Rille 16 und ME77 werden genannt.
    Zumindest die Kombination der Größenangaben finde ich ungewöhnlich.
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken IMG_1523.jpeg  

  6. #6
    Avatar von LastMohawk
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    AW: R100S Restauration

    Servus,
    Schöne Arbeit mit schönem Ergebnis.
    Wünsch dir viele gute km mit der Q

    Gruss
    Der Indianer
    Mann, bin ich alt geworden...
    - aber ich genieße diese innere Ruhe sehr.
    Das wirkt sich auch an der Kuh aus, deren letzte Rille am Reifen meist unberührt bleibt
    www.derIndianer.org

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