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  1. #1
    Admin Avatar von Detlev
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    Valeo Instandsetzungs Bilder Thread **Viele Bilder***

    Eins der am häufigsten vorkommenden Probleme beim Valeoanlasser ist ein markerschütterndes Kreischen während des Startvorgangs.
    Dieses habe ich erfolgreich schon bei mehreren Anlassern beseitigen können.
    Heute habe ich wieder so einen Kandidaten, aus meiner R100R Bj. 93 auf dem Tisch gehabt und habe die Arbeitsgänge mal fotografiert.

    Andere vorkommende Valeoprobleme können anhand dieser Bilder auch gelöst werden, seien es verschlissene Anlasserkohlen oder auch der Austausch des Motorgehäuses, falls sich die Magnete gelöst haben sollten.

    Diese Bilderserie gilt übrigens ebenfalls für die in den BMW 4-Ventiler-Boxern verwendeten Valeo Anlasser, die sehr ähnlich aufgebaut sind.

    Hier liegt der Delinquent also vor uns, verschmutzt vom Kupplungsabrieb der letzten 16 Jahre und 74.000 Kilometern mit vielen Anlassvorgängen:




    Zunächst wird das Anschlusskabel zur Pluskohle vom Magnetschalter entfernt.




    Dann die Schrauben von Deckel des Motorkohlenschutzes




    Hier sieht man die elektrische Pracht. So und nicht anders müssen die Anschlusskabel der Kohlen nachher wieder liegen!




    Die Kabelanschlüsse werden abgenommen




    und nun sieht man die freundliche Feder, die das übelste Hindernis darstellt:




    Sie weigert sich hartnäckig, ihren Platz zu verlassen, und wenn man nicht aufpasst liegt sie im nächsten Moment in einer unzugänglichen Ecke der Werkstatt, hinter Kartons auf dem Schrank oder sonstwo.
    Vorsichtig hebel ich die Beine nacheinander zur Seite und ziehe dann die Kohlen mit den Isolierplättchen aus der Halterung




    Das sind die Teile, die für die elektrische Kontaktgabe am Anlassermotor verantwortlich sind, aufpassen, dass die Isolierplättchen nicht verloren gehen:




    Dann wird der Kohlenhalter abgenommen. In diesem Fall habe ich Glück gehabt, er ließ sich leicht abnehmen. Häufig ist er aber durch hohe Ströme schon verformt und geht dann nur mit Gewalt ab, was zu seiner Zerstörung führt.
    Links der wiederverwendbare Halter (noch mit Gummidichtung) und rechts ein defekter, man sieht an der oberen Kohlenöffnung ist etwas ausgebrochen. Diese Kohlenhalterung kostet knapp 4€, man kann sie sich also schon prophylaktisch hinlegen. Eine Bezugsadresse für die Valeoersatzteile findet sich in unserer Linkliste.




    Nun muss die hintere Motorlagerabdeckung runter, mit dem kleinen Schraubendreher klappts meistens nicht, aber mit ner Zange, vorsichtig gepackt, geht das Teil runter:




    Der kleine Seegering wird vorsichtig mit einem Schraubenzieher entfernt und darunter liegen noch zwei Scheiben, auf die Reihenfolge achten:




    Hinterm Seegering die dickere Scheibe, zum Motor hin die dünnere!




    Dann werden die Schrauben am Freilaufgehäuse entfernt, eine Torx T20




    Und zwei Innensechskant 4mm (hier habe ich aber auch schon Torxschrauben gesehen)




    Das Gehäuse wird vorsichtig auseinander gezogen.
    Wenn das nicht ohne Gewalt klappt, helfen leichte!!! Schläge seitlich mit dem Gummi!!!-hammer




    Hier sieht man die Dreckecke. Die meisten Schrauber machen hier sauber und bauen wieder zusammen. Nur dann kreischts trotzdem wieder!




    Jetzt kommen die beiden kurzen T20 Schrauben des Magnetschalters an die Reihe:




    Und schon ist der ab. Den kleinen Stift da rechts in dem Hebel rausdrücken...




    ...und schon ist der Ausrückhebel raus und der Magnetschalter demontiert.
    Aber der Freilauf mit der Verzahnung auf der Motorwelle und den berühmten 9 Zähnen das rechts zum Schwungrad will nicht runter.




    Da machen wir später weiter, erstmal wird der Motor zerlegt.
    Dazu werden die beiden Alublindnieten (da links neben dem Stift und auf der gegenüber liegenden Seite) aufgebohrt:




    Dann kann das Motorgehäuse geöffnet werden. Da liegt er vor uns, innen der Anker und drumherum die vier berüchtigten Magnete, die hier noch an der richtigen Stelle kleben:




    In der anderen Hand halten wir das Vorgelege, ein Planetenradgetriebe, dass die hohe Motordrehzahl zur Welle hin verringert und dem Anlasser seine enorme Kraft gibt. Und dieses Getriebe ist für die fürchterliche Geräuschentwicklung zuständig!




    Hier der Motoranker, auf der Achse befindet sich eine Scheibe, die gerne beim herausnehmen des Ankers an den Magneten klebt! Nachher nicht vergessen!




    Das innere des Magnetgehäuses...hmm, lecker!
    Fett, Kohlenstaub....




    Um das Vorgelege zu demontieren muss dieser Anschlag runter.
    Das ist eine Hülse, in der sich ein sehr zäher runder Sicherungsring gegen die Demontage wehrt!




    Einer 15er 12-Kantnuss und einem beherzten Hammerschlag kann er sich aber nicht erwehren




    und der Ring liegt jetzt frei.




    Mit dem Schraubenzieher ist ihm aber nicht bei zu kommen.




    Aber mit einer alten Seegerzange drücke ich ihn soweit auseinander, dass er über die Welle passt.




    Nicht erschrecken, dieses deformierte Teil bauen wir nachher wieder ein.




    Endlich ist der Freilauf runter. Wir sehen die Vorschubverzahnung auf der Welle




    Der große Sicherungsring muss runter, darunter liegt auch eine Scheibe!




    Und jetzt der Deckel des Planetengetriebes.
    Raushebeln ist nicht, aber...




    ... ein beherzter Hammerschlag auf die Getriebewelle löst ihn soweit,




    dass er einfach abzunehmen geht.




    Hier das geöffnete Getriebe, rechts der Deckel, in der Mitte die Planetenräder und links das Gehäuse mit dem völlig verharzten Fett.




    Den Kram hier auf dem Bild gebe ich zur Reinigung ins Ultraschallgerät (man kann auch mit WD40, Bremsenreiniger, Putzlappen und Co. händisch reinigen)




    währenddessen ich diese Teile mit WD40 einöle, mit dem Putzlappen abwische und anschließend mit Bremsenreiniger entfette.




    Hier liegt nun alles sauber zur Montage bereit:




    Zuerst fette ich das Planetengetriebe mit einem sehr zähen Lagerfett




    füge es zusammen und setze den Deckel auf




    Mit einer 36er Nuss und einem Hammerschlag presse ich ihn wieder in sein Gehäuse




    Auf die andere Seite wieder die Scheibe und den Sicherungsring (fetten)




    Die Welle fetten




    und den Freilauf aufsetzen..schmatz...




    Die Hülse mit der Öffnung nach rechts und den verbogenen Ring in seine Nut




    Mit der Wasserpumpenzange den Ring zusammendrücken und so weit wie möglich in die Nut pressen




    So sieht das jetzt aus:




    Und jetzt muss man seinen inneren Schweinehund überwinden:
    Der ganze Kram wird so auf den geöffneten Schraubstock gesetzt, dass der Freilauf auf den Backen zu liegen kommt.
    Ein kräftiger Hammerschlag auf das Wellenende....




    Und drin ist der Ring in der Anschlaghülse. Bisher...toi toi toi... ist dabei noch nix kaputt gegangen.




    Der Motoranker kommt wieder in sein Gehäuse, die beiden Scheiben von außen auf die Welle und der Seegering hinterher. Alles etwas fetten.




    In die Hülse kommt frisches Fett




    ...und das Motorgehäuse wird mit zwei Blindnieten wieder zusammengenietet. (Bild unscharf, sorry)




    Der Ausrückhebel wird mit dem Bolzen wieder montiert




    die Feder auf dem Kern des Magnetschalters geschoben (hier bitte nicht fetten)




    und der Magnetschalter mit dem kurzen M8 Bolzen zum Motorgehäuse hin verschraubt




    Jetzt wird das Gehäuse wieder zusammen gefügt




    Die Dichtung auf den Kohlenhalter setzen




    Die Kohlen werden eingesetzt







    Die Kabel an ihren Platz, die Isolierscheiben nicht vergessen und dann die gemeine Feder montieren. Hierbei ist eine gebogene Telefonzange hilfreich.




    Nun noch das Pluskabel an den Magnetschalter




    Und: Fertig!




    Hier nun die Mitwirkenden






    Den anschließenden Trockentest auf dem Tisch mit Hilfe eines Starthilfekabels hat der Anlasser mit Bravour bestanden...
    Grüße,
    Detlev

    „Verzweifle nicht, wenn Du kein Profi bist. Ein Amateur hat die Arche gebaut, Profis die Titanic.“

  2. #2
    Fahrer Avatar von Hofe
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    Das 2-Ventiler-Verdienstkreuz für diesen Bericht!

    Und weit und breit keine Schleichwerbung für Bier, also der Beweis, dass man die Generalüberholung auch nüchtern durchstehen kann
    Es gibt für jede gute Lösung ein Problem.

  3. #3
    343 Avatar von Luggi
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    Bo ey,

    habe mir den Fred gleich als PDF weggespeichert. Hat allerdings 4 MB.

    Datenbank?
    Es grüßt aus Stormarn
    Matthias

  4. #4
    Avatar von dom80yes
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    Sowas lob ich mir, da werden sich auf einmal viele an den Anlasser trauen mit der Spitzen- Anleitung!!

    Ja, ein Verdienstkreuz-Smiley bitte.

    MfG, Dominik

  5. #5
    Avatar von kat
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    Genial, Detlev. (Reichlich)Bilder sagen mehr als viele Worte.
    Sollte in die Datenbank aufgenommen werden.

    Nur bei der Wasserpumpenzange lief es mir kalt den Rücken runter. An so einer hab ich mir mal böse die Finger geklemmt, danach wurde sie durch eine Zange mit federbelasteter Rastung ersetzt

    Und was, zum Teufel, ist eine Teflonzange?

    Auf jeden Fall für die gemachte Arbeit und deren Darstellung!
    Gruß aus der Südheide
    Thomas

  6. #6
    Admin Avatar von Detlev
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    Ich habe noch vergessen zu erwähnen:
    Der Zeitaufwand incl. Fotos machen war etwa 1 3/4 Stunden...
    Also eine schöne Arbeit für einen verregneten Samstagnachmittag...


    ...heute ist Freitag und die Sonne schien...
    Grüße,
    Detlev

    „Verzweifle nicht, wenn Du kein Profi bist. Ein Amateur hat die Arche gebaut, Profis die Titanic.“

  7. #7
    Admin Avatar von Detlev
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    Original von kat
    Und was, zum Teufel, ist eine Teflonzange?
    Einen Telefonzange nennt man das verbogene Teil unten auf dem letzten Bild...
    Grüße,
    Detlev

    „Verzweifle nicht, wenn Du kein Profi bist. Ein Amateur hat die Arche gebaut, Profis die Titanic.“

  8. #8
    udo
    Gast
    Könnte man das mal in die Datenbank einstellen?


    Besser gehts nicht

    BTW: Ist das schon wieder das blaue Harley-Fett?

  9. #9
    Avatar von WolfgangK
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    Klasse Detlev!
    Gruß
    Wolfgang

  10. #10

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    Toll gemacht!
    Da traut sich sogar ein Anlasser-Noob wie ich dran, mit so einer tollen Beschreibung.

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