Ich habe in der letzten Zeit so einige Boschanlasser aus dem Regal gezogen und einer Überholung unterworfen. Dabei gab es leider auch einige Totalschäden, für die aber die armen Anlasser nichts konnten. Wenn man natürlich einen Lagerschaden mit Starthilfe aus einer LKW-Batterie überspielt, darf man sich nicht wundern, dass auch die fast unzerstörbaren Boschanlasser durchbrennen.
Die Boschanlasser tun sich akustisch schwer, besonders bei hochverdichteten oder hubraumvergrößerten Motoren. Wenn man sie aber mal mit neuen Lagerbuchsen versieht, reinigt und sparsam neu fettet, tun sie es trotzdem, auch mit LiFePO Batterien die nominal viel schwächer zu sein scheinen.
Und sie tun es dann sehr lange ohne aufzugeben.
Bosch ist bei den Anlassern für die 1200er Boxer auch zum Vorgelegeprinzip ähnlich der Valeoanlasser umgeschwenkt, hier aber ausgesprochen robust ausgelegt mit sehr kräftig verzahnten Planetenrädern und sogar einem Nadellager an der am stärksten belasteten Stelle vorne am Abtrieb. Aber auch diese Anlasser brauchen schon mal etwas Pflege, wobei ich da bisher nur Verschmutzungen und zu wenig oder altes Fett vorgefunden habe. Die Dinger laufen ja nun auch schon 17 Jahre!
Nichts hält ewig, aber ein wenig Pflege hilft enorm.
Von den chinesischen Valeoclones kann ich berichten, dass die Schadenshäufigkeit um ein vielfaches höher ist als bei den Originalen. Und dann sind es fast immer Totalausfälle durch zerstörte Planetengetriebe oder kurzgeschlossener Rotorwicklungen, manchmal auch aufgeplatzte Freilaufgehäuse oder selten auch mal zerstörte Gussglocken. Gelöste Magnete, wie sie in den alten Valeos bis Mitte/Ende der Nullerjahre vorkommen, gibt es bei den Chinesen (bis jetzt) allerdings nicht, da hier ausschließlich Feldgehäuse mit zusätzlich geklammerten Magneten verwendet werden. So taugen diese Aggregate zumindest noch als Ersatzteilträger.
Was mich dazu gebracht hat, mich mit Anlassern zu beschäftigen war die eigene Erfahrung einer 600km Rückfahrt vom Boxerkunsttreffen in Hohlenfels mit einem defekten Valeo. Der arme Dirk, der mich begleitet hatte, durfte nach jeder Tank- oder Essenspause helfen die R100 wieder anzuschieben.
Nochwas zu den Valeos:
Hier gilt: Je älter, desto robuster. Wer noch eine Valeo mit glattem Kohlendeckel hat, sollte ihn hegen und pflegen, das sind die besten. Ich habe neulich gerade den ältesten, Baujahr 1987, zerlegt und war vom extrem guten mechanischen Zustand überrascht. Und das nach weit über 200.000km auf den Kohlen und er war definitiv noch nie offen. Erst nach der Jahrtausendwende hat dann leider auch bei den Valeos offenbar der spitze Bleistift der Controller zu Problemecken geführt, die es bis dahin nicht gab. Trotzdem sind sie um Lichtjahre besser als die Fernostteile.
Die Valeos haben allesamt gegenüber den vorgelegelosen Boschanlassern den Vorteil, dass sie leichter laufen und dabei trotz höherer Leistungsabgabe weniger Strom aufnehmen.
Wenn man aber die 40 oder 50 Jahre alten Boschanlasser mal einer Pflege unterzieht, wundert man sich hinterher, wie gut die alten Teile arbeiten können. Anleitungen dazu habe ich für unsere Datenbank verfasst.