Beide Gewinde untere Kettenkastendeckelschrauben ausgenudelt - wie gehts weiter?

AndreasH

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10. Apr. 2008
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Hallo Forum,

ich renoviere gerade einen R100R Motor; hab´ auch schon viel hinter mir; aber wie es so ist:

Beim Setzen / Festschrauben des Kettenkastendeckels haben beide UNTERSTEN Gewinde im Alu nachgegeben; Die anderen Schrauben - Langmuttern kein Thema aber die unteren beiden!
Ich habe mit dem vorgegebenen Drehmoment angezogen; es kam zunächst kein Widerstand - dann das Alu Gewinde;

Da ich das Moped noch nicht lange habe, denke ich, waren die Gewinde schon geschädigt;

Ich sehe jetzt zwei Möglichkeiten:
- Nächstgrößere Schrauben verwenden - hierfür Gewinde schneiden ( M8 )
- oder z.B. Helicoil - Einsätze setzen; ich weiß aber nicht, ob die Einbautiefe genügen würde

Was mir allerdings Kummer macht: Muss für diese Prozedur das Ölfilter - Mantelrohr raus (liegt ja genau drunter?!

Das würde dann wohl eine größere Operation; was ich bisher gelesen habe, geht die Demontage des Mantelrohrs ja oft mit seiner Zerstörung zusammen; oder gibt es einen Trick 17, wie es zerstörungsfrei geht?

Vielen Dank Vorab für Euere Vorschläge

Andreas
 
Versuch doch mal, Stehbolzen mit Kaltmetall einzukleben, dann von Aussen Muttern drauf.

Die Schraubverbindung muss ja nicht viel halten.

Gruss vom Frank
 
Die Gewindetiefe reicht. Nimm M6 Time Sert Buchsen. Es gibt bestimmt jemanden in der Nähe der Dir die Werkzeuge ausleihen kann.

Stehbolzen einkleben sind m.M. schei...., denn durch die Senkung am DEckel bekommst Du da keine Mutter ordentlich dran.
 
Bundmuttern passen, ersatzweise abdrehen.

Wobei die Reparaturbuchse die edlere Lösung ist.

Ich würde mal alle Gewinde vom KKD kontrollieren.
Hulk hat mit Sicherheit nicht nur da kräftig übertrieben.

Gruss vom Frank
 
Die Gewindetiefe reicht. Nimm M6 Time Sert Buchsen. Es gibt bestimmt jemanden in der Nähe der Dir die Werkzeuge ausleihen kann.

Stehbolzen einkleben sind m.M. schei...., denn durch die Senkung am DEckel bekommst Du da keine Mutter ordentlich dran.

Passt wunderbar... man muss sich nur eine Nuss passend anpassen. Bei mir hatte die Verwendung von Stiftschrauben und Muttern jedoch andere Gründe.

DSC_2925.jpg
DSC_2926.jpg
 
...und keine Angst vor HeliCoil...hat vielen Generationen geholfen, wird oft sogar ab Werk eingesetzt um Gewinde ind Alu belastbarer zu machen und ist deutlich günstiger und einfacher als TimeSert.

Bei beiden ist die präzise Bohrung Voraussetzung für die spätere Haltbarkeit. Frei Hand an der Stelle nicht ganz einfach und vor allen Dingen...Der Bohrer sollte einen Anschliff für Aluminium haben.

Aber besser als Stehbolzen sollte es immer werden.

Gruß
Volker
 
Klar, heli coil geht auch. Time Sert ist jedoch die bessere Wahl. Und die Standartgrößen sollte jede Motorradwerkstatt oder Maschinenbaubetrieb haben. Für nen 20er in die Kaffeekasse sollte das leihbar sein.

Zu den Maßen. Die Buchse ist 12mm lang und hat M7 aussen. Die originalschraube geht 15mm in den Block, und das reicht ohne das Mantelrohr zu beschädigen.

Und ich würde auch mal alle M6 Schrauben mit 10 Nm abknicken (Kettendeckel, Ölwanne, Ölfilterdeckel) sonst fängst du ggf. 2mal an.

Frohes Schrauben
 
Dann kann man aber auch gleich M7-Schrauben nehmen.

Jein. Wenn ein Gewinde defekt ist, dann ist der Durchmesser der Beschädigung meist größer als der Nenndurchmesser. Das Kernloch für M7x1 ist ja 6mm, also wäre das neue Gewinde ggf. von vornherein sozusagen beschädigt. Die Gewindehülsen bei Timesert haben zudem einen Außendurchmesser von ca. 7,3mm, sind also etwas größer, es gibt sie auch in kürzerer Ausführung 9,4mm Länge.

Ein weiterer Nachteil von M7 Schrauben ist weiterhin der größere Kopf, sie haben SW11 statt SW10, kann bei vertieften Montagen auch wieder schwierig mit dem Werkzeug werden. Schrauben mit einer anderen Kopfform sind zudem manchmal preislich heftig und nicht im Standardsortiment zu bekommen.

Außerdem ist es ein Vorteil die Einsätze zu benutzen, da dadurch die Schraube ja nicht mehr ins Alugrundmaterial geschraubt wird.

Auch wenn TimeSert sehr teuer ist, und man als Normalsterblicher es ja eigentlich gar nicht kaufen kann, bevorzuge ich es gerade bei Verschraubungen die man hin und wieder demontiert. In anderen Fällen ist Helicoil oder Parallelprodukt ok, wobei das Abbrechen des Montagepins bei kleinen Gewinden auch manchmal nervt.
 
Ist halt eine "not Reparatur" später auch mal als "Pfusch" bezeichnet. Das macht man doch nur, wenn unbedingt nötig...und hier ist es nicht nötig.

Gewindeeinsatz rein, egal welche, und gut ist....ggf. sogar, besser als neu!

Gruß
Volker
 
Volker,
könntest Du bitte einmal näher erläutern, was an einem Stehbolzen mit Mutter gegenüber einer ins Alugehäuse gedrehten Schraube soviel schlechter sein soll?

Beim Einkleben eines Stehbolzens in ein ausgerissenes Gewinde könnte ich der Bewertung als Notreparatur zustimmen, auch wenn bei dieser geringen Belastung die Reparatur wahrscheinlich den Fahrer überleben wird.

Generell ist, gerade beim mehrfachen Verschrauben, die Verwendung von Stehbolzen einer Gewindebohrung im weichen Gehäuse überlegen und bei Beschädigungen in der Verschraubung auch einfacher zu reparieren.

Einsatzbuchsen aus höherwertigerem Material als der Grundwerkstoff zur Gewindereparatur oder als Vorbeugung einer Solchen sind mit Sicherheit eine empfehlenswerte Lösung.
Aber deshalb ist alles Andere noch lange kein Pfusch.

Mit freundlichen Grüßen, Frank
 
Danke Michael....und genau um diese Frage geht es ja....wie repariere ich ein rausgezogenes Gewinde in Alu.

Ich habe bei meiner letzten Motor Grundüberholung auch mehrere Helicoil Einsätze in den M6 Sacklöchern gefunden. Ist wohl eine typische Schwachstelle. Wenn man si einen Motor auf dem Tisch hat, dann kann es Sinn mavhen alle M6 Gewinde zu prüfen, bzw. Gleich zu verstärken.
Ein korrekt gesetztes Helicoil hält besser als das Ursprungsgewinde, weil sich die Zugkräfte auf einen längeren Bereich des Gewindes verteilen.


Bis denne....angenehmes Schrauben.

Volker
 
Wenn man den Kettenkastendeckel eh gerade auf der Werkbank hat, sollte man auch mit Buchsen wie Timesert oder Ensat arbeiten.
Sofern genügend Material rundherum vorhanden ist.
Bei den Helicoils fehlt mir später das Gefühl für die Verschraubung, das ist mir etwas zu hakelig.

Ich habe aber schon einige Anwendungsfälle gehabt, wo das Einkleben eines Gewindebolzens in einer ausgerissene Gewindebohrung mit 2-Komponenten Kaltmetall die einzig sinnvolle Lösung war.
Voraussetzung dafür ist ein leicht konisches, rauhes Aufarbeiten der Bohrung zum Sackloch hin um ein Herausziehen des "Propfens" zu vermeiden.

Diese Notreparatur sollte selbstverständlich nur bei gering belasteten Gewinden, welche nicht zu hohen Temperaturen ausgesetzt sind verwendet werden.
Einfache Halterungen, Wasserpumpendeckel, Ölwannen.

Ein frohes Schrauben, nicht pfuschen wünscht Frank
 
Warum wird eigentlich der für den Laien irreführende Begriff des "Kaltmetalls" verwendet ? Oder gerne auch "Knetmetall":rolleyes:

Lediglich Quecksilber ist bei Raumtemperatur flüssig.
Alle anderen Metalle können zwar kalt sein, sind dann aber fest.

Warum nennt man das Kind nicht beim Namen: 2 Komponenten Epoxid Verbindung

Also eine Nicht-Metall Verbindung zur Reparatur an einem metallischen Grundwerkstoff.

Persönlich hab` ich so`n Zeug immer auf Reisen und Rallyes mit dabei, aber in der Werkstatt zu Hause undenkbar.

Ich kleb` auch kein Pflaster innen in die Harnblase bei einer Blutung mmmm

Gruß,
Andreas
 
für mich wäre der Witz beim Stehbolzen, dass man in der Tiefe der Gewindebohrung evtl. noch tragfähige Gewindegänge erreichen kann, die logischer Weise von der Schraube nicht erreicht wurden.
Ansonsten, warum mit Kanonen auf Spatzen schießen, wenn Helicoil an dieser Stelle bereits besser ist als vorher.

Gruß Gerd
 
Zum Stand der Dinge:

Ich habe gestern sehr vorsichtig das Sackloch weiter gebohrt und so noch ein paar Millimeter rausgeholt; Dann Gewinde tiefer weiter geschnitten; einen Fertigschneider M6 am Kopf so gekappt, dass zudem die nutzbare Gewindelänge erweitert wird und die maximale Länge der Schrauben genutzt;

Wie es aussieht, passt das so; Sollten sich nochmals Ungereimtheiten ergeben, wird an Ensat, Helicoil o.ä. kein Weg vorbei gehen

Andreas
 
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