Rudi, hierzu mal eine Betrachtung von der anderen Seite: mal eine Drehzahl-Rechnung: 7000/min => ~116/sec => ~10 msec pro Umdrehung. Nun haben wir einen 4-Takter => 2 Umdrehungen je Takt. Aber: ein BMW 2V zündet jede Umdrehung ("wasted spark") => somit wäre eigentlich ein Wert >6.0 msec für Ladezeit sinnlos, weil auch noch die Funkenbrenndauer zu subtrahieren ist.
Wie geht jetzt das zusammen?
Ich muss da mal weiter ausholen, wie ich dazu gekommen bin.
Ich hatte mir 2012 die erste Ignitech gekauft.
Wollte das als Backup für die bis dahin verwendete Silent-Hektik Zündung verwenden.
Also sollte die Ignitech mit dem SH-Pickup und den SH-Spulen (Twin Coil) laufen.
Verunsichert hatte mich dieser Beitrag hier von SH:
Aus jahrelangen Erfahrungen von Ducati-Benutzern der Ignitech ist
die verwendung unserer Zündspulen dafür nicht zu empfehlen,
da es zur Ausfällen / Fehlfunktionen führen kann.
Und tatsächlich gibt's harte Aussetzer bei niedrigen Drehzahlen, wenn man die Ignitech im Auto-Modus mit den SH-Spulen kombiniert.
Da hätte sich ein Freund von mir im Kreisverkehr fast hingelegt.
Ich hab die SH-Spulen primärseitig durchgemessen.
Primärwiderstand ist R=2.5Ohm, Primärinduktivität ist L=7.1mH.
Wenn man die Primärseite als RL-Tiefpass betrachtet, dann hat der Strom folgenden Verlauf beim Einschalten:
I = U/R*(1-e^(-t/T))
Die Zeitkonstante T ist hier T=L/R und nach t=T hat der Strom 63% des Endwertes erreicht.
Bei t=5T ist sie rechnerisch voll geladen.
Das wären bei den Twin Coils T=2.8ms und 5T=14ms.
Nimmt man die Katalogwerte von SH dann wäre es sogar T=5ms.
Bei Spulen mit großer Primärinduktivität brauchts lange, bis sie geladen sind.
Das meine ich mit langsam.
Außerdem wüsste ich jetzt nicht, was eine »langsame« Spule nun genau ist.
Die TEC MP10 beispielsweise hat, wenn man die Specs nimmt, ein T=1,65ms.
Also deutlich kürzer / schneller.
Die Ignitech bestromt imAuto-Modus die SH-Spulen nicht ausreichend lang.
Ich hatte mir auch einen kleinen Prüfstand für die Zündung gebaut und testhalber die Bestromungsdauer (Dwell time) erhöht und geprüft, welche Distanz die Funken an einer Funkenstrecke überpringen konnten. Das ging deutlich hoch bei längerer Bestromung, ein Indiz für höhere maximale Zündspannung.
Und im Fahrversuch war plötzlich alles gut. Keine Aussetzer mehr bei niedrigen Drehzahlen.
Dass bei höheren Drehzahlen die maximal mögliche Dwell time dafür gar nicht mehr ausreicht, scheint keine negativen Auswirkungen zu haben.
Anscheinend ist der Bedarf an Zündspannung und -energie da nicht so hoch.
Bei den Spulen mit hohem Primärwiderstand kann man meiner Meinung nach durch langes Bestromen nichts falsch machen.
Bei den SH-Spulen fließen primär maximal Imax=5.6A, das können Spulen und Steuergerät leicht ab.
Niederohmige Spulen sind dagegen dafür ausgelegt, dass sie gar nicht voll aufgeladen werden. Sollen also entsprechend kürzer bestromt werden.
Bosch gibt für die Vierfunkenspule der K1200RS bei R=0.5 Ohm einen maximalen Strom von Imax=10A an.
Theoretisch würde sie ja bei U=14V einen maximalen Strom von 28A ziehen.
Ebenso PVL für die niederohmigen 356100 mit R=0.6 Ohm. Die sollen auch nur mit max. 8A bestromt werden, nach Datenblatt "typische Dwell time < 3ms."
Und damit komme ich zu der Einstellung "Max rpm for dwell by lobe" = 1400 U/min.
Das entspricht einem festen Schließwinkel. Auch im Auto-Modus, die ganzen Parameter greifen da nicht.
Wird bei hochohmigen Spulen keinen Schaden anrichten.
Bei niederohmigen hätte ich da Bauchweh.
Edit: Imax für die Bosch-Spule war falsch
Ich habe bei meiner ersten Ignitech beim Hin- und Herwechseln zwischen verschiedenen Zündspulen versehentlich die lange Bestromung mit einer niederohmigen Spule der 4V Boxer kombiniert. Das hat eine Minute lang funktioniert, dann war die Endstufe hin. Also Vorsicht.