Kolben(ring)beurteilung

redbird

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Hallo Mechanikspezialisten,
ich bitte um eine -telemedizinische- Beurteilung meiner Kolben bzw. um Vorschläge/Ratschläge zum weiteren Vorgehen.
Ausgangssituation: R 100 GS Standardkonfiguration, 66.000km, Motor offen wg. diverser Inkontinenzen und ausgeschlagener Ventilführungen(diese wurden jetzt bereits erneuert), Kolben siehe Bilder. Für geeignete weitergehende messtechnische Massnahmen fehlen mir leider die nötigen Gerätschaften, schon für den Kolbendurchmesser sind die Zungen/Spitzen meines Messchiebers zu kurz.
Die viele Ölkohle vom Kolbenboden abkratzen ist klar (dort findet sich dann auch ein Kolbenmass?), aber am Hemd?? Ringe vorher entfernen? Davon bin ich kein grosser Fan wegen der mechanischen Beanspruchung, wenn runter dann neue Ringe, oder? Was meint ihr zu den (Abnutzungs)laufspuren am Kolbenhemd?
Meine Tendenz ist, Ringe runter, Kolben säubern und beibehalten, neue Ringe montieren, zusammenbauen, weiterfahren? Müsste dann überhaupt gehont werden?
Zylinder sieht piccobello aus, Kreuzschliff deutlich sichtbar, praktisch nur Polierspuren in der Kolbenlaufbahn.
Ich bin gespannt auf input.....

Grüsse, Peter
 

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Sieht doch alles super aus. ICH würde da gar nix machen. Die lose Ölkohle wegmachen, alles schön staubfrei machen, schön einölen und wieder fahren die näxten 66000 km.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit dem Meßschieber wird das nichts. Da müsste eine Bügelmeßschraube her.

Auch ich würde den Kolben so wie eben beschrieben wieder einsetzen.
 
Moin Peter.
Wenn Du weiter in Serienkonfiguration fahren willst mach alles penibelst sauber. (Teilewäscher oder notfalls Bremsenreiniger)
Das Ölkohleflöz oben drauf vorher mit Hartholz abschaben.
Dann einölen und wieder einbauen.

Damit du niucht weiter Kohle fördern mußt solltest Du die Ventilführungen prüfen (siehe Datenbank) und höchstwahrscheinlich erneuern lassen.
 
Hi,

ich würde auch nur den Kolben säubern, alles zusammen bauen und weiter fahren. Zum Reinigen habe ich seinerzeit Backofenreiniger von Schlecker benutzt. Abends eingesprüht und am anderen Tag einfach abgewischt. Leider gibt es den Schlecker nicht mehr und ich habe nichts vergleichbares gefunden. Aber Backofenreiniger ist bestimmt nicht verkehrt!
 
Also, was hier den Tenor der Ratschläge betrifft, war genau, was ich mir eigentlich auch dachte.
Frisch an's Werk, alles gesäubert und weil's so leicht ging, doch mal die Ringe ausgebaut. Diese dann in den Zylinder gesteckt und Stossspiel gemessen : SCHOCK
1. Ring 0,70, zweiter Ring 0,75, beide bei einem Soll von 0,3-0,5.
Ölabstreifer noch ärger : 1mm, Soll 0,25-0,4
Entweder die waren von Haus aus ausserhalb jeglicher Toleranz oder...???
Wenn ich wieder Zeit hab -bin grad auf dem Sprung zu anderen drängenden Aktivitäten - muss ich mir mal ausrechnen, welche Veränderungen im Zylinderdurchmesser zu so einer Zunahme im Stossspiel des Kolbenrings führen könnten, aber gefühlsmässig glaub ich da nicht dran, das müsste sich doch als Verschleißbild zeigen.
Ringstärke und Flankenspiel habe ich noch nicht gemessen.
Auch dass der Kolbenboden innen so braun ist, macht mich stutzig. Sind das blow-by Spuren -über die Ölabstreifbohrungen- oder normale temperaturbedingte Verfärbungen?
Also doch neue Ringe?

Gruss, Peter
 

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Ich würde die Ringe erneuern.

Hatte ich damals beim Roadrunner auch. Nach Zerlegung und Strahlen der Zylinder habe ich ganze Landschaften eingenebelt.

Neue Kolbenringe (ohne Hohnen) brachten eindeutige und nachhaltige Abhilfe. Das Qualmen war vorbei.
 
Hallo Matthias,
ich glaube, das mach ich, ist ja das Einzige was mir als Handlungsoption offen steht. Zweite Überlegung, die ich hatte, ist auch, dass sich die Ringe abnutzen -und nicht die Zylinderwand- und dadurch das Stossspiel zunimmt. Plausibel? Schon, oder?
Gruss, Peter
 
...Zum Reinigen habe ich seinerzeit Backofenreiniger von Schlecker benutzt. ... Aber Backofenreiniger ist bestimmt nicht verkehrt!

Die meisten Backofenreiniger bestehen grossteils aus Natriumhydroxid, sind stark alkalisch und können Aluminium sehr stark angreifen. Daher ist das Zeug eher verkehrt, als richtig. Solchen pauschalen Empfehlungen können für andere böse Folgen haben, auch wenn das sicher nicht beabsichtigt war.

...Diese dann in den Zylinder gesteckt und Stossspiel gemessen : SCHOCK ... Also doch neue Ringe?

Die Ringe müssen rechtwinklig in den Zylinder gesteckt werden. In einem Bereich, in dem die Ringe nicht laufen, ca 15 mm unter Oberkante des Zylinders. Hast Du das geprüft? Ganz korrekt wird der Zylinder sogar mit einer Honbrille aufgespannt.

Ich habe hier eine GS mit über 200 tkm auf Zylindern, Kolben und Ringen. Nie nachgemessen, immer nur gefahren. Ölverbrauch ist nicht nennenswert (<0,5 L auf 10 tkm). Ich würde deshalb nicht auf die Idee kommen, das Zeug anzufassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Peter,
Ich würde den ganzen Kram in eine Kiste packen, zum nächsten Motorinstandsetzer fahren und da auf den Tresen legen. Die messen dass schnell professionell nach und beraten dich auch direkt.
Das habe ich als Nichtprofi aber passionierter Hobbyschrauber schon ein paar mal so gemacht mit alten Motorradteilen bei verschieden Firmen, immer dann, wenn ich mir nicht ganz sicher war.
Die waren immer sehr freundlich und hilfsbereit und freuten sich, dass da ein Bekloppter Laie
an uratem Kram herumschraubt und haben sich auch in exotischen Situationen sehr hilfsbereit gezeigt. Wenn nichts defekt war, musste ich auch nie etwas bezahlen.
LG
Zoltán
 
Zum Reinigen meiner Teile mariniere ich sie immer in einem Benzin/Diesel- Gemisch -da hat mal jemand meinen T4 falsch betankt- und das geht immer ausgezeichnet, ganz ohne dass ich Angst wegen Materialallergien haben muss.
Ich habe alles sorgfältig gereinigt, Zylinder, Kolben, Ring(e) leicht eingeölt, letztere in den Zylinder gesteckt und mit dem Kolben kopfüber sauber in eine Ebene ca. 20mm unterhalb der Oberkante gedrückt, dann gemessen.

Wenn ich schon mal einen Motor offen habe, lasse ich meinem Schrauberwahn und Lerndrang freien Lauf, auch wenn dabei manchmal Kosten generiert werden, die vielleicht vermeidbar wären oder weil schlimmstenfalls was daneben geht.

Entscheidungen müssen immer selbst getroffen werden, aber die Basis hierzu versuche ich so breit und belastbar zu machen, wie nur irgend möglich. Das heißt, dass ich im Forum, bei anderen Profis, gegebenenfalls auch bei Firmen anfrage und mich allgemein mit Anderen austausche. Es geht mir nicht nur darum, dass die Kiste wieder läuft, sondern dass ICH sie mit Erfolg zum Laufen bringen kann.
In diesem Sinne......danke allen für ihren input.

Ventilführungen gab's schon neu, jetzt noch neue Kolbenringe und dann geht's an die Montage.

Gruss, Peter
 
Alles richtig gemacht! :applaus:

Nach gut 60Tsd km hätte ich nicht mit derart verschlissenen Kolbenringen gerechnet! :schock:
Führungen neu ist schon mal gut. Ich kenne mich mit den Neuen BMW´s nicht so gut aus - sind das Nikasil Zylinder?
Wenn ja, neue Ringe rein und fahren. Bei den Alten würde ich ganz vorsichtig einmal durch honen wollen,
bevor die neuen Ringe drauf kommen.
Gutes Gelingen, Ulli
 
Ich würde in jedem Fall zumindest Flexhonen (lassen), um den neuen Kolbenringen bessere Einlaufbedingungen zu geben.

Der Rolf S. aus B. kann da vielleicht mal was zu sagen oder "feuerlibelle" Marco aus Bielefeld, Zweirad Wiebusch.

Den optischen Zustand von Kolben und insbesonders Kolbenringzone finde ich zumindest stark gebraucht..Hätte da nach 60.000 etwas anderes erwartet..Ob am Ende nicht doch alle Öle gleich thermostabil sind an diesem kritischen Bereich?:kue:(Dienstags darf das)


Grüße, Hendrik
 
Wir freuen uns immer darüber das Nikasil und Kolben offensichtlich nicht verschleißen, aber irgendein Part muss es tun.

In diesem Fall sind es die Kolbenringe.

Ich habe selber gerade den Fall hier, 7Rock Powerkit mit ca. 80 Tkm.

Stoßspiel an den Ringen jenseits von gut und böse.


Hendrik schmeißt gerade zwei Namen in den Ring, die beiden, oder wir drei könnten in den Ansichten was das nachträglichen Honen angeht nicht gegensätzlicher sein.

Marco hat ein wirkliches Profigerät von Sunnen, das ist Profiliga und dagegen ist eine Flexhonbürste Amateurklasse.

Ich nutze sie wie Rolf aber auch seit vielen Jahren und denke in 90% aller Fälle reicht das aus.
 
Das mit dem vergrößerten Stoßspiel, hautsächlich am 1 Kolbenring kenne ich. ---- Ab 100.000 km kann das mal bis zu 1 mm groß werden.

Man sollte auch das Flankenspiel der Ringe im Kolben nicht außer acht lassen und prüfen. Gerade die 1. Ringnut sollte genauer betrachtet werden.

Da habe ich im auch schon mal fast 0,15 mm Spiel an 1. Ring gemessen.

Flankenspiel :

1 Ring 0,06 - 0,09 mm
2 Ring 0,04 - 0,07 mm
Abstreifer 0,03 -0,06 mm

Unbedingt auch beim Einbau neuer Ringe das Stoßspiel nochmal im Zylinder kontrollieren.

Gruß aus dem Harz
Frank
 
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