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Kupplungszug & kleine Osterbasteleien

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12. Juli 2013
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312
Ort
Herzogenrath
Kupplungen, Fehlerbehebung daran und Umbauten sind hier vielfach Thema gewesen ... fast immer betreffend das "dreckige" Ende am Getriebe.

Weil mir an meinen Kühen - wie bei den Wellensittichen ist Einzelhaltung von Kühen ja bekanntlich eine Quälerei - die Kupplungszüge zu häufig am Handhebel durchgefranst sind, habe ich dessen Lagerung(en) mal genauer in Augenschein genommen.

Oh Graus! Die serienmäßige Konstruktion mit einfacher Kunststoffhülse (KH) wurde in beiden Fällen in beklagenswertem Zustand vorgefunden.

Kandidat 1: Die KH hat sich nahezu verflüchtigt, der Lagerbolzen (LB) und das Hebelauge (HA) sehen stark mitgenommen aus:

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Das Problem an der oberen Seilzugbefestigung ist ja bekanntlich, dass die Kreuzung aus Einfädelschlitzen am Handhebel sich in eine Art Langzeit-Drahtschere verwandelt, wenn die Lagerung ausgeschlagen ist. Der Seilzug wandert dann bei jeder Kupplungsbetätigung einmal über die Kante/Spitze ... Ader für Ader reibt sich die Seilzugseele durch, bis schließlich die verbleibenden Fasern aufgeben (Im Bild liegt ein neuer Seilzug unterhalb der "Schere"):

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Über die Ostertage sind Ersatzteile nicht kurzfristig zu bekommen. Also hilft nur der Blick ins Bastelsortiment ... zum Glück sind einige gerollte Gleitlager und sogar eine Sortimentskiste Nylongleitlager (Skiffy) im Haus :-)

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Links und Mitte: Standard Nylongleitlager, rechts: gerollte Gleitlagerbuchse (Industriebedarf).

Das Einsetzen der Nylongleitlager in den Handhebel erfordert etwas Vorarbeit. Der Hebel wird schön auf dem Kreuztisch festgespannt, dann eine Tasche für den Lagerbund über das HA eingefräst, bis dieser außen fast bündig sitzt:

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Um nicht Lagerbreite zu verschenken, habe ich das längere Gleitlager benutzt und das überstehende Stück abgeschnitten (das geht auch mit einem scharfen Messer). Natürlich kann - später, bei erneutem Verschleiß - auch das von vorne herein kürzere Lager hinein (Bild rechts):

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Als LB ist keine passende Schraube DIN 923 M6 x 12 im Vorrat - von der hätte ich bloß den Flachkopf auf Durchmesser 8 mm beidrehen müssen. Also wieder basteln: Eine lange und eine kurze Mutter M6 werden auf einer Schraube verkontert, eingespannt und abgedreht auf 8 mm (Bild 2 zeigt "Original" und "Fälschung"):

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Weil das HA arg oval ist, muss noch der im HA verbliebene Hohlraum zum Gleitlager aufgefüttert werden (links ohne, rechts mit Bolzen & Epoxidharz Stabilit):

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In die Hebelarmatur eingepasst - das Axialspiel wird mit Feilen eingestellt - und voila, fertig ist die schlackerfreie Lagerung. Osterfahrt und Eiersuche steht nichts mehr im Wege :applaus:

An Kandidat 2 wird eine Methode *ohne* Drehbank, Fräse und Nylon-Gleitlager-Sortiment ausprobiert.... Fundzustand (auch schlecht):

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Ganz ohne Bohren, drehen & fräsen habe ich einfach ein gerolltes Gleitlager eingeklebt, in der Hoffnung, dass UHU Plus hinreichend druckfest sein wird, das Gleitlager trotz radialem Spalt in Position zu halten (Bild rechts zeigt den Kleber nach Erwärmung des Hebels mit dem Lötlämpchen - das verhilft zum besseren Verlaufen des Klebers und bewirkt bei schnellerer Härtung höhere Endfestigkeit):

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Das überstehende Ende abschleifen oder -feilen, als LB Rundmaterial D8 einkürzen und mit Bohrloch D5 und Innengewinde M6 ausrüsten - alles im Schraubstock und mit Bohrer bzw. Gewindebohrer von Hand machbar:

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Wenn das mal nicht die mit Abstand beste und nachhaltigste Lösung für das leidige Thema ist! Mangels Fräse und Drehbank mach' ich allerdings die UHU-Version.
 
Sehr schön! ;)
Ich finde, du solltest daraus einen DB-Beitrag für die Nachwelt erstellen.

Ähm ... so eine Forenrubrik "Kleinbasteleien" fehlt hier irgendwie.
Wie macht man einen DB-Beitrag?

Und, um ehrlich zu sein: Ich freue mich jedesmal, wenn ich im Netz eine Lösung für mein ganz spezielles Bastelproblem entdecke; um so mehr, wenn sie von mir selber ist 8-)

Noch zur Info: Die gerollte Gleitlagerbuchse ist eine NXZ 0810.
Tagesmenü: Handgriffeinheit an Gleitlagerbuchsen mit einer Farce aus Flachkopfschrauben mit Bund...

Bild_3.JPG

Den LB kann man aus einer Flachkopfschraube DIN 923 M6x12 herstellen.
Am Besten aus 1.4301 ("VA"), Kopf auf 8 mm abdrehen und Ansatz kürzen - dafür ist allerdings wieder eine Drehbank erforderlich.

Zum Vergleich in der Mitte der verzinkte Original-LB.

Bild_2.JPG

Die original Mutter ist selbstsichernd, jedoch nicht wie sonst üblich mit Kunststoffring, sondern durch die Gewindegeometrie selbst -
was immer sich der Konstrukteur dabei gedacht haben mag.

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Nachtrag: Gute Hebellagerung vs. klemmendes Drucklager

Letzte Saison ist es - wohl als Warnung - nur ein einziges Mal passiert ... dieses Frühjahr dann aber gleich bei der ersten Ausfahrt mit der Familie, und zwar an jeder Ampel immer wieder: Der Kupplungs-Totalausfall.

Kein Kraftschluss wegen eines klemmenden Drucklagers, das nur nach ausführlichem Beklopfen wieder vernehmlich einrückt, aber leider immer nur genau ein mal. Da werden Ortsdurchfahrten zum Horror.

Heute habe ich also das Drucklager rausgeholt und den Effekt behoben - hoffentlich, aber da die Info hier aus dem Forum stammt, bin ich guten Mutes :-) .

Erste Überraschung: Da ist auch Wasser unter der Faltenbalgmütze!
Das mögen Lagerkunststoffe nun nicht so gern, sie quellen ja leicht.

Das Plastiklager, der bekannte Übeltäter: P5080004.jpg
Die Abhilfemaßnahme - vorher: P5080007.jpg
Einfach zwei Zehntel runtergedreht: P5080009.jpg
Und natürlich nachgemessen: P5080010.jpg
Drehriefen fein geglättet mit Schmirgelpapier: P5080011.jpg

Gut getrocknet mit einem Tropfen Getriebeöl wieder eingebaut ... jetzt sollte aber mal Ruhe herrschen an der Kupplungsfront.
 
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