Hallo,
die 2 V-Gemeinde wächst, und es hat inzwischen doch etliche, die neu auf die Kuh gekommen sind oder nach vielen Jahren wieder anfangen.
Vielleicht ist es da für manche nützlich, wenn ich nach 40 J. im Sattel etwas aus dem Nähkästchen plaudere (habe ja auch genug Mist veranstaltet; "learning by doing"
).
Um die Sache einzugrenzen: Es geht mir hier um "richtiges" Kurvenfahren im wirklichen Leben, nicht um Renntechnik oder Raserei. Auch der gemütlichste Tourenfahrer kann urplötzlich in Extremsituationen kommen und rettet seine Knochen dann nur, wenn er die Maschine beherrscht und nicht umgekehrt.
Also, stellen wir uns mal vor, in einer schönen Kurve liegt plötzlich Rollsplitt oder Öl. Was ist der sicherste Weg, sich dort auf die Nase zu legen? Ich empfehle:
1. Die Sauerei auf der Straße mit festem Blick fixieren
2. Den Gasgriff zuschnappen lassen
3. Kräftig bremsen
4. In Schreckstarre den Lenker ganz stramm festhalten
5. Größere Schräglage vermeiden !
Warum ist das alles grottenfalsch?
1. Wo man hinschaut, dort fährt man automatisch hin! Der Blick geht immer ein ganzes Stück weit voraus und klebt nicht vor der Maschine. Zweckmäßig sucht man sich im Kurvenverlauf Ansteuerungspunkte (Leitpfosten, Baum etc.) und, sobald man diesen näherkommt, den nächsten weiter vorn.
So wird ein Hindernis frühzeitig erkannt und vor allem ein möglicher Fluchtweg!
2. Gas zu bremst das Hinterrad ab. Das hat haftungsmäßig in der Kurve aber schon genug mit den Seitenkräften zu tun. Wenn es dazu noch rutschig wird und Bremskräfte dazukommen: Abflug!
Außerdem ändert das Rückdrehmoment des abtourenden Boxermotors die Schräglage (kippt die Maschine zur anderen Seite als Gasgeben im Stand).
3. Bremsen, Vorder- und oder Hinterrad: Siehe Nr. 2. Wenn Gas zu nicht reicht, um die Haftgrenze zu überschreiten, mit zusätzlichem Bremsen klappt´s bestimmt! Dazu richtet das die Maschine auf, in einer Rechtskurve probates Mittel, um im Gegenverkehr zu landen.
4. Das Motorrad ist als selbststabilisierendes System konstruiert und "weiß" in der Regel sehr viel besser und schneller als der Fahrer, wie es wieder auf stabilen Kurs kommt. Die Schreckstarre ist ein völlig falscher Reflex, den jeder hat und der ganz bewußt abtrainiert werden muß.
Übrigens läßt sich die Fahrtrichtung am schnellsten durch Drücken bzw. Stoßen von h i n t e n gegen den Lenker ändern. Wohl lange nicht jedem bekannt, aber unverzichtbar für schnelle Richtungswechsel bzw. Ausweichmanöver! Unbedingt probieren und antrainieren (leicht zu merken: Linkskurve durch Druck links hinten, Rechtskurve rechts hinten).
5. Wer nie die mögliche Schräglage seines Motorrades "erfahren" hat, weiß sie im Notfall (plötzliches Hindernis, sich zuziehende Kurve) erst recht nicht zu nutzen und kracht sonstwo rein.
Die besonderen Eigenheiten der Boxer-Kuh lassen Obiges noch wichtiger als bei anderen Maschinen werden. Eine unruhige Gashand in der Kurve bringt auch Unruhe ins Fahrwerk wegen der dadurch ausgelösten Kippmomente, s.o. Bei "Gas zu" sackt die Kuh in die Federn und verliert deutlich an Schräglagenfreiheit.
Also, Fazit: Schalten, Bremsen, Gaseinstellung sollte v o r der Kurve abgeschlossen sein. Durch die Kurve unter ständigem Zug fahren (hebt die Kuh aus den Federn); ab Scheitelpunkt ist angemessenes Gasaufziehen "erlaubt". Lenker stets locker lassen. Bei plötzlichen Hindernissen dieses nicht fixieren, sondern Blick auf den Fluchtweg und blitzschnelle Korrektur durch Stoß von hinten gegen den Lenker.
A und O bei der ganzen Sache ist die richtige Blickführung, s.o.
Was hier so komprimiert steht, ist ein Übungsprogramm für Monate oder länger! Üben geht nicht nur beim Fahren, sondern auch mental (im Koppe).
Viele unfallfreie Kilometer wünscht Fritz.
die 2 V-Gemeinde wächst, und es hat inzwischen doch etliche, die neu auf die Kuh gekommen sind oder nach vielen Jahren wieder anfangen.
Vielleicht ist es da für manche nützlich, wenn ich nach 40 J. im Sattel etwas aus dem Nähkästchen plaudere (habe ja auch genug Mist veranstaltet; "learning by doing"

Um die Sache einzugrenzen: Es geht mir hier um "richtiges" Kurvenfahren im wirklichen Leben, nicht um Renntechnik oder Raserei. Auch der gemütlichste Tourenfahrer kann urplötzlich in Extremsituationen kommen und rettet seine Knochen dann nur, wenn er die Maschine beherrscht und nicht umgekehrt.
Also, stellen wir uns mal vor, in einer schönen Kurve liegt plötzlich Rollsplitt oder Öl. Was ist der sicherste Weg, sich dort auf die Nase zu legen? Ich empfehle:
1. Die Sauerei auf der Straße mit festem Blick fixieren
2. Den Gasgriff zuschnappen lassen
3. Kräftig bremsen
4. In Schreckstarre den Lenker ganz stramm festhalten
5. Größere Schräglage vermeiden !
Warum ist das alles grottenfalsch?
1. Wo man hinschaut, dort fährt man automatisch hin! Der Blick geht immer ein ganzes Stück weit voraus und klebt nicht vor der Maschine. Zweckmäßig sucht man sich im Kurvenverlauf Ansteuerungspunkte (Leitpfosten, Baum etc.) und, sobald man diesen näherkommt, den nächsten weiter vorn.
So wird ein Hindernis frühzeitig erkannt und vor allem ein möglicher Fluchtweg!
2. Gas zu bremst das Hinterrad ab. Das hat haftungsmäßig in der Kurve aber schon genug mit den Seitenkräften zu tun. Wenn es dazu noch rutschig wird und Bremskräfte dazukommen: Abflug!
Außerdem ändert das Rückdrehmoment des abtourenden Boxermotors die Schräglage (kippt die Maschine zur anderen Seite als Gasgeben im Stand).
3. Bremsen, Vorder- und oder Hinterrad: Siehe Nr. 2. Wenn Gas zu nicht reicht, um die Haftgrenze zu überschreiten, mit zusätzlichem Bremsen klappt´s bestimmt! Dazu richtet das die Maschine auf, in einer Rechtskurve probates Mittel, um im Gegenverkehr zu landen.
4. Das Motorrad ist als selbststabilisierendes System konstruiert und "weiß" in der Regel sehr viel besser und schneller als der Fahrer, wie es wieder auf stabilen Kurs kommt. Die Schreckstarre ist ein völlig falscher Reflex, den jeder hat und der ganz bewußt abtrainiert werden muß.
Übrigens läßt sich die Fahrtrichtung am schnellsten durch Drücken bzw. Stoßen von h i n t e n gegen den Lenker ändern. Wohl lange nicht jedem bekannt, aber unverzichtbar für schnelle Richtungswechsel bzw. Ausweichmanöver! Unbedingt probieren und antrainieren (leicht zu merken: Linkskurve durch Druck links hinten, Rechtskurve rechts hinten).
5. Wer nie die mögliche Schräglage seines Motorrades "erfahren" hat, weiß sie im Notfall (plötzliches Hindernis, sich zuziehende Kurve) erst recht nicht zu nutzen und kracht sonstwo rein.
Die besonderen Eigenheiten der Boxer-Kuh lassen Obiges noch wichtiger als bei anderen Maschinen werden. Eine unruhige Gashand in der Kurve bringt auch Unruhe ins Fahrwerk wegen der dadurch ausgelösten Kippmomente, s.o. Bei "Gas zu" sackt die Kuh in die Federn und verliert deutlich an Schräglagenfreiheit.
Also, Fazit: Schalten, Bremsen, Gaseinstellung sollte v o r der Kurve abgeschlossen sein. Durch die Kurve unter ständigem Zug fahren (hebt die Kuh aus den Federn); ab Scheitelpunkt ist angemessenes Gasaufziehen "erlaubt". Lenker stets locker lassen. Bei plötzlichen Hindernissen dieses nicht fixieren, sondern Blick auf den Fluchtweg und blitzschnelle Korrektur durch Stoß von hinten gegen den Lenker.
A und O bei der ganzen Sache ist die richtige Blickführung, s.o.
Was hier so komprimiert steht, ist ein Übungsprogramm für Monate oder länger! Üben geht nicht nur beim Fahren, sondern auch mental (im Koppe).
Viele unfallfreie Kilometer wünscht Fritz.
