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Lichtmaschine und Ladestromkreis prüfen

MM

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26. Feb. 2007
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in der schönen Pfalz
Eine gelegentlich auftretende Störung, die je nach Situation und Entfernung von der Heimat
sehr unangenehm werden kann, ist der Ausfall der Batterieladung.
Mit gut geladener Batterie läßt es sich auch ohne Nachladung noch eine gute Strecke fahren,
mit eingeschaltetem Licht reduziert sich das aber schon erheblich.
Die Leistung der Lichtmaschine ist mit 20 A / 280 W für den normalen Betrieb zwar ausreichend
bemessen, im Vergleich zu heutigen Standards aber nicht üppig. "Normaler Betrieb" bedeutet
permanenten Verbrauch (Zündung, Beleuchtung) von etwa 50 % der nominellen Leistung;
hinzu kommen Blinker, Bremslicht, Hupe, weitere Verbraucher und systemgebundene Verluste
sowie der Fakt, daß die elektrische Leistung erst über 2.000 Umdrehungen richtig einsetzt und
daher im Stadtverkehr die Ladebilanz negativ ist.
Umso wichtiger ist es, daß der Ladestromkreis einwandfrei funktioniert.

Zur Physik:
Um Strom zu erzeugen braucht man ein Magnetfeld, durch das ein elektrischer Leiter bewegt
wird. In der Praxis macht man es umgekehrt: das Magnetfeld (Rotor) wird bewegt und stattdessen
steht der Leiter (die Statorwicklung) fest. Das Magnetfeld wird bei der Kuh nicht durch Dauermagnete,
sondern durch Elektromagnete (die Rotorspulen) erzeugt. Durch die Spulen schickt man einen Strom
(den Erregerstrom), der die Eisenkerne magnetisiert.
Der Stator erzeugt eine dreiphasige Wechselspannung (ähnlich dem häuslichen Netz), die in
der Diodenplatte gleichgerichtet wird.
Schließlich brauchen wir noch einen Regler, der abhängig von der Spannung, die er am
gleichgerichteten Ausgang des Generators (D+) mißt, deren Wert regelt, in dem er das Feld im
Rotor über die Klemme DF vorgibt.
mittel-1596.jpg


Zur Störungssuche:
Man klemmt ein Voltmeter direkt an der Batterie an.
Wenn alles aus und die Batterie ok ist, sollten 11,5 bis 12,5 V anliegen.
Bei laufendem Motor muss die Spannung etwas höher sein als der zuvor gemessene Wert.
Steigert man die Drehzahl auf ca. 3.000 Touren, sollten 13,5 bis 14,2 V zu messen sein.
Weichen die Meßwerte deutlich ab, ist etwas nicht in Ordnung.

Zunächst ist der Vorerregerkreis als häufiger Störfaktor zu überprüfen.
Der Erregerstrom fließt
- von der Batterie (Pluspol)
- übers Zündschloß
- über die Ladekontrollleuchte (3 Watt !)
- über den Regler
- über die erste Schleifkohle am Rotor
- über die Rotorwicklung
- über die zweite Schleifkohle
- über die Masse
- zur Batterie (Minuspol).
Wenn auf diesem Weg ein Fehler ist, kann die beste LiMa keinen Strom liefern.

Als nächstes wäre auf einen Massefehler hin zu prüfen. Gerade bei einer älteren Anlage kommt
es häufig zu Kontaktkorrosion an Steckern, Kabelösen oder Gehäuseverbindungen, die
in Summe schnell zu einem Spannungsabfall von 1 V und mehr führen.

Für den Regler gibt es bei leuchtender Ladekontrolle einen einfachen Schnelltest.
Man zieht den Dreifachstecker am Regler ab und verbindet am Stecker die Anschlüsse DF und D+ mit
einer Drahtbrücke. Motor starten und mit leicht erhöhter Drehzahl laufen lassen. Geht die Ladekontrolle
aus, ist der Regler defekt, anderenfalls die Lichtmaschine.
mittel-1590.jpg
mittel-1591.jpg


Die Kohlen müssen unbeschädigt und dürfen nicht übermäßig abgenutzt sein. Eine
ausreichende Länge ist spätestens dann nicht mehr gegeben, wenn die Anschlußleitungen spannen.
Wenn man die Kohlen wechselt, ist es kein Luxus, auch die federn mit zu tauschen. Natürlich sollte
auch der Kohlehalter in einwandfreiem Zustand sein.
mittel-1592.jpg


Als nächstes verdächtig ist dann der Rotor, der vorne auf dem Kurbelwellenstumpf allerhand
Vibrationen ertragen muß. Zunächst schaut man sich die Schleifringe an Meist sind sie etwas
eingelaufen. Ist die Oberfläche allzu schartig, glättet man sie mit feinem Schleifleinen, idealerweise
auf einer Drehmaschine. Dann gibt es zwei elektrische Werte zu messen:
Der Widerstand der Wicklung zwischen den Schleifringen gemessen (ohne Kohlen!) muss
3,4 Ohm +/- 10% betragen; die Wicklung darf keinen Durchgang zur Masse (dem Eisenanker) haben.
Kein Durchgang heißt beim Messen ein Wert im MegOhm-Bereich bzw. unendlich.
Schließlich kann der Rotor noch einen fiesen Fehler haben, den man bei den beschriebenen statischen
Messungen nicht findet, da er dynamisch auftritt: ein Wicklungsbruch, der nur unter Fliehkraft bei
Motorlauf wirksam wird. Hier hilft nur, bei Verdacht den Rotor probeweise zu tauschen.
mittel-1593.jpg


Der Stator ist eher selten am Ausfall der LiMa schuld. Auch hier gibt es neben dem Isolations-
schaden/Masseschluß (messen zwischen jeder Phase und Gehäuse!) auch Widerstände zu messen.
Zwischen allen Phasen (3 Messungen U-V, U-W, V-W) soll der Widerstand in der Größenordnung
0,62 Ohm betragen.
mittel-1594.jpg


Letzte Komponente im System ist die Diodenplatte, die aus dem Drehstrom des Generators
den gewünschten Gleichstrom erzeugt. Dieses Bauteil ist wieder anfälliger für Schäden, die durch
dauerhafte Temperaturbelastung, Vibrationen oder Kurzschlüsse bei unsachgemäßem Hantieren
verursacht sind. Auch hier gibt es einiges zu messen:
Die Plus-Dioden dürfen keinen Durchgang zeigen, wenn man eine Prüfspannung mit dem
Pluspol an die untere Gehäusehälfte legt und die Anschlüsse U-V-W mit dem Minuspol abtastet.
Die Minus-Dioden dagegen müssen Durchgang haben, wenn Plus am oberen Gehäuseteil liegt und
Minus nacheinander an U-V-W. Schließlich sind noch die Erregerdioden zu prüfen, indem man
Plus an D+ und Minus an U-V-W legt (kein Durchgang).
 
Da habe ich mir doch gleich mal eine schöne Word-Datei raus gemacht. Der Ausdruck geht in meine gesammlten BMW-Werke.

Irgendwann kommt der Tag der Dunkelheit ..... ;)

Vielen Dank!
 
Elektiktest Anleitung für unterwegs

Danke Michael,
das ist eine leicht verständliche, kompakte Zusammenfassung.
Ich werde das jetzt in Word kopieren, ausdrucken und unter die Sitzbank klemmen. Letztens ist mir in Brüssel der Rotor meiner G/S verreckt, bin dann auf Batterie noch bis London gekommen.
Ein anderes mal ist mir nachts auch auf einer Belgischen Autobahn die Platine der Ladekontrolleuchte verreckt. Das war besonders hinterhältig, das ohne Vorwarnung durch die rote Kontrolleuchte das Licht immer schwächer wurde, bis der Motor aus ging. An der Ursache habe ich lange gesucht.
 
Das hilft....

Danke für diese Anleitung. :respekt:

Damit komme sogar ich als Kabel-Legastheniker klar.

Der Ausdruck kommt ins "bucheli"!
 
RE: Das hilft....

Von mir auch ein großes Lob - besser kann man dieses Thema wohl nicht beschreiben und bebildern. Hab als Handreichung bis dato nichts Besseres dazu gelesen. Nicht zu viel Theorie, nicht zu wenig Praxis.

Andreas
 
klasse!

hast dich somit prädistiniert als durchführendes organ für einen schrauberkurs "kupferwurm am gerät" :applaus:
 
kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, super Beitrag.

Und noch eine kleine Anmerkung :)

Der elektronische Laderegler wurde auch im "alten" Gehäuse gefertigt.
Wie z.B. bei meiner ST Bj. 83
Ist damit reparierbar, wenn man sich damit auskennt.

Ein elktronisch versierter Kollege hat vor vieleicht 10 Jahren den Regler meiner ST mal repariert.
Transistor war defekt. Und weil er gerade so beim löten war, hat er auch noch das alte Poti gegen ein geschlossenes Spindelpotentiometer getauscht.
Mit diesem hat er dann soweit ich noch weis, die Ladespannung etwas niedrieger eingestellt.

mittel-1598.jpg


edit: stehe noch etwas auf Kriegsfuß mit dem einstellen von Bildern :nixw:
ansonsten mal in der Galerie nachschauen, da ists etwas größer.
 
Hallo Michael,

wirklich gut beschrieben. :respekt:

Hab mich mal vor anderthalb Jahren sehr intensiv mit dem Thema beschäftigen müssen, da hätte mir deine Beschreibung sicher gut geholfen. Meine Q läuft übrigens mit 13,2V und kommt damit aus.

Gruß
Ingmar
 
Hallo Forum
Hallo Michael
Danke für deine leicht verständlichen Ausführungen.
Habe sogar ich verstanden und gleich gepeichert.
Sowas hat mir schon lange gefelt.
Mit 2V Gruß
Karl Heinz
 
ich hab auch noch senf :gfreu: !
bei den elektronischen reglern in alten unvergossenen gehäusen ist auch der masseteufel am werk. es ist nicht immer eine defektes teil sondern gelegentlich auch eine kalte lötstelle.
ich hab im vergangenem sommer mir die mühe gemacht und meine alten gesammelten "defekten" regler geöffnet und hab sämtliche lötstellen nachgelötet - meist ohne zugabe von lot.
siehe da von 9 waren nur noch 5 defekt und ich konnte so eine geplante tour angehen.
ist ein tip aus meinem früheren leben wie ich noch an buckel volvo und amazone nebenbei geschraubt hab. :)
dieses gilt auch für alle anderen regler an die man rankommt.
take care - matt
 
Hallo Jungs!

Original von manzkem
Für den Regler gibt es bei leuchtender Ladekontrolle einen einfachen Schnelltest.
Man zieht den Dreifachstecker am Regler ab und verbindet am Stecker die Anschlüsse DF und D+ mit
einer Drahtbrücke. Motor starten und mit leicht erhöhter Drehzahl laufen lassen. Geht die Ladekontrolle
aus, ist der Regler defekt, anderenfalls die Lichtmaschine.

Bei Hilfesuche wegen nicht mehr erlöschender Ladekontrollleuchte habe ich diese geniale Anleitung gefunden und wollte die beschriebene Brücke stecken.

Die Leuchte geht aus, sobald ich den Stecker vom Regler abziehe.
Was muss ich daraus schliessen?
Ebenfalls einen Defekt des Reglers?

Falls jemand Bescheid weiß und sich erbarmt:

Vielen Dank

Grüße

Hofe
 
Die Leuchte geht aus, sobald ich den Stecker vom Regler abziehe.
Was muss ich daraus schliessen?

Hallo Ralf,

deine Beobachtung ist korrekt und logisch.
Sobald du den Stecker abziehst, ist natürlich der Erregerkreis unterbrochen.
--> Kein Strom, keine Ladekontrolle.
Die genannte Brücke ersetzt für den Test den Regler in "Voll-auf"-Funktion.
 
Hallo,

danke für die prompte Antwort.

Ich hab's mit der Elektrik nicht so dicke, schon als Kind bekam ich immer wieder zu hören:
"Vom elektrischen lässt du die Finger weg!"

Ich krieg ein Autoradio verkabelt, eine Steckdose angeschlossen, auch einen Tempomaten hab ich schon eingebaut. Wenn aber Dioden oder Transistoren oder ähnliches Zeug ins Spiel kommen, dann wird's dunkel...

Reihenfolge:
Zündung an -> Ladekontrollleuchte (LKL) geht an
Motor starten -> LKL bleibt an
Stecker vom Regler abziehen -> LKL geht aus
Brücke stecken -> LKL geht an
Drehzahl auf 3000-4000 erhöhen - LKL bleibt an -> Regler OK?

Vielleicht noch die Vorgeschichte:
Ich hab den Anlasser gewechselt, dabei war ich so blöd, das Pluskabel zuerst an der Batterie und dann am Anlasser anzuschliessen.
Natürlich hab ich mit dem Kabel Masse berührt (ja, ich weiß, Idiotenpech, Asche auf mein Haupt für so viel Dummheit, aber es wurde ja prompt bestraft). Es hat gefunkt und gebruzzelt, Sicherungen waren aber alle noch heil, logisch, hängt ja keine zwischen Batterie und Anlasser.

Danach das Problem mit der nicht mehr erlöschenden LKL.

Ich hab irgendwo gelesen, dass die Diodenplatte solche Kurzschlüsse gar nicht mag.
Wäre die Diodenplatte der nächste zu überprüfende Kandidat (probehalber tauschen) oder soll ich mich gleich der Lima widmen?

Grüße

Hofe
 
Hallo Ralf,

zur ersten Frage:
Dein Prüfbefund sagt, dass der Regler mit großer Sicherheit nicht der Schuldige ist.
Deine zweite Frage:
Die Vermutung, dass wenigstens eine Diode auf der Diodenplatte die Gewaltkur übel
genommen hat, ist sehr naheliegend. Insbesondere da du sagst, vorher sei kein Fehler
gewesen, würde ich auch hier weitersuchen.
Der Test der Diodenplatte ist ja beschrieben; am besten baust du sie aus dazu.
Als Hilfsmittel kannst du dir über zwei verschieden gefärbte Kabel + und - von der
Batterie holen (aber nicht zusammenbringen ))): ). Als Widerstand und Stromflussanzeige
nimmst du eine beliebige 12V-Lampe.
Solltest du nicht klarkommen, sag bescheid.
 
Hallo Michael,

nach einem mechanischen Defekt meiner Wirbelsäule, der mich vergangene Woche lahmgelegt hat, habe ich heute die Diodenplatte durchgemessen. Die Durch- und Nichdurchgänge sind so wie in Deiner Anleitung beschrieben, das Ding scheint also i.O. zu sein.
Sicherheitshalber hab ich mir noch eine gebrauchte besorgt, die dieselben Meßergebnisse aufweist, und diese eingebaut.

Fehler ist nach wie vor existent.
Ich hab schon gedacht, vielleicht gaukelt mir die LKL ja nur was vor oder etwas anderes unbedeutendes macht Zicken und die Lima lädt trotzdem. Aber die Spannung an der Batterie steigt nicht, nachdem der Motor gestartet wurde, egal bei welcher Drehzahl.

Kann meine Fummelei am Anlasser damit zu tun haben? Dass ich da einen Kurzschluß verursacht habe ist klar, aber kann ich ihn falsch angeschlossen haben obwohl er tadellos funktioniert?

Was kann es denn sonst noch "verbraten" haben?

Grüße

Hofe :nixw:
 
Also )(-: Hut ab Michael,
das ist so klasse erklärt, dass ich (völlig unbedarft in Bezug auf BMW Schrauben) die Kohlen selber ausgetauscht habe. Hatte nämlich original dieses ` Lima Kontroll Lampen Glimmen`, ist mir erst bei Dunkelheit aufgefallen ;;-) . Ein Mopedkollege (HPN Fahrer) hatte mir das auch schon erklärt und hier habe ich dann alles nachlesen können. Die Kohlen waren reichlich runter. Hatte nur ein Problem, mein 18 Watt Lötkolben war zu schwach. Also rüber zum Nachbarn und einen 90 Watt Brenner ausgeliehen. Macht wirklich gute Arbeit :applaus: , die Brandblase ist auch schon geplatzt ;) . Hier meine Arbeitssituation :) :
Gruß Olli
 

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@Hofe:
Ich hatte gerade das gleich Problem:LKL bleibt leuchtend, alle Bauteile i.O.
War dann erstens ein Bruch in der Y-Leitung vom Stator zur Diodenplatte und zweitens hat der, der vorher dran rumgemacht hat, das B+-Kabel von der Diodenplatte zum Anlasser auf die falsche Klemme am Anlasser gesetzt.Dieses Kabel muss auf die Klemme, auf der auch das dicke Plus-Kabel von der Batterie sitzt.Vielleicht liegt da Dein Problem.
 
@Olli:
Da hast du ja das reinste Filmstudio; Schrauben unter Reinraumbedingungen. ;-JJJ

@Ralf
Das kriegen wir, keine Bange! ())))
Versuch doch mal nach meiner Anleitung systematisch alle Komponenten zu checken.
Dann kann sich der Fehler eigentlich nicht dauerhaft verstecken.
Wenns Fragen gibt, nur Mut! )(-:
 
Hallo Michael )(-: ,
wenn Mann & Frau in dem Job arbeiten, muss doch mal auch was Praktisches abfallen ;;-) . Die Hebebühne ist übrigens vom Elefantentreiber(sehr netter Kontakt) hier aus dem Forum und nicht mehr wegzudenken :] .
Gruß Olli
 
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