So, zunächst einmal stellt sich die Frage: was war zuerst da, das Huhn oder das Ei? In unserem Fall war es das Ei.
Irgendwann in der Geschichte der Hubkolbenmotoren stellte man fest, dass ein Motor, dessen Kolben sich so bewegen, wie das beim Boxer der Fall ist, Pumpverluste hat! Ja, unser lieber Boxer ist im Prinzip eine Luftpumpe! Um dem entgegen zu wirken erfand man die Kurbelgehäuseentlüftung. Früher ging diese Entlüftung ungehindert ins Freie, man machte sich keine Gedanken um eventuelle Ölflecken. Erst schärfere Umweltbestimmungen zwangen die Konstrukteure dazu, die Entlüftung, oder besser das Ende der Entlüftung in den Luftfilterkasten zu verlegen. Neben dem Öl, was mitgerissen wird, gelangen nämlich auch die Blowby-Gase ungefiltert in die Umwelt. Dadurch, das man dieses Gemisch dem Motor wieder zu fressen gibt, wird die Umwelt nicht ganz so stark belastet, munkelt man.
Zunächst mal zu den Pumpverlusten. Neben den Blowby-Gasen, die wir jetzt erstmal vernachlässigen, ist es eben diese Volumenänderung, die eine Entlüftung nötig machen. Pro Kurbelwellenumdrehung ändert sich nämlich das Volumen im Kurbelgehäuse um das Hubraumvolumen des jeweiligen (in diesem Fall 180° Boxer) Motors, also um 1000cm³. Da das Luftvolumen oberhalb des Ölstandes recht klein ist, so macht sich diese ‚Verdichtung‘ der Luft im geschlossenem System durchaus bemerkbar. Vergleichbar mit einer Luftpumpe, deren Ventil man zuhält, während man sie betätigt. Würde man jetzt das verfügbare Luftvolumen im Motor um einen sehr großen Teil anheben, so würde der Pumpeffekt von 1000cm³ nicht mehr ins Gewicht fallen. Oder man sorgt für eine Entlüftungsöffnung, die groß genug ist, damit kein Überdruck entstehen kann. Die wäre dann aber so groß, dass es untragbar wäre, damit herum zu fahren.
Ich schätze das Volumen im Kurbelgehäuse mal auf 4l, das würde bedeuten, dass es im UT auf 3l verdichtet wird. Diese Verdichtung hat Druckspitzen zur Folge. Einen hohen Absolutdruck im UT und einen geringeren Absolutdruck im OT. Im Vergleich mit dem atmosphärischen Druck, dem Umgebungsdruck, ergibt sich hieraus einmal ein positiver Überdruck und ein negativer Überdruck (man sagt zwar Unterdruck, er nennt sich aber in Wahrheit negativer Überdruck).
Zurück zur Entlüftung. Sie besteht ja grundsätzlich aus der Öffnung im Kurbelgehäuse, dem Flatterventil, und der Schlauchleitung. Ohne Flatterventil würde Folgendes passieren: Die Druckspitzen pulsieren ja, dies hat eine pulsierende Luftsäule zur Folge, die ohne Ventil ganz schön viel Öl mitreißen würde. Wie kommt das Öl an die Entlüftungsöffnung oben am Motor? Während des Betriebes herrscht im Kurbelgehäuse ein Orkan. Feiner Ölnebel wird herumgewirbelt und setzt sich an den Oberflächen ab und wird zwangsläufig auch Richtung Entlüftung getragen. Durch das Ventil, und später auch durch einen Beruhigungsraum direkt hinter dem Ventil gibt man der Luft Zeit, sich von dem Öl zu trennen. Das funktioniert mehr oder weniger gut.
Ist das Ventil blockiert, oder die Schlauchleitung dahinter, so kann der entstehende (positive) Überdruck erstmal nirgendwo hin. Auch ist es möglich, dass sich die Blowby-Gase (ebenso gefangen wie die pulsierende Luftsäule) sich pro Kurbelwellenumdrehung anstauen, der Druck also immer weiter steigt (ich vermute es). Und irgendwann sucht sich dieser Druck irgendeinen Weg nach Draußen. Vielleicht in diesem Fall über die Dichtung des Ölpeilstabes.
Eine Entlüftung über ‚Sog‘ durch einen Druckunterschied vom Kurbelgehäuse zum Saugrohrdruck macht schon deshalb keinen Sinn, da die Schlauchleitungen, die die beiden Systeme verbinden vom Durchmesser her zu klein sind, damit das funktionieren könnte. Mir ist bewusst, dass genau das in vielen Wikipedia-Einträgen steht…also das mit dem Sog. Bei Motoren mit Turbolader könnte das durchaus so sein, aber niemals beim Boxer.
Was mir gerade noch einfällt:
Kommt das Öl vielleicht aus der kleinen Bohrung vor dem Peilstab? Und verteilt sich durch den Fahrtwind? Wenn ja, so ist der Anschluss vom Schlauch an die Entlüftung evtl. undicht.
Falls Ihr Rechtschreibfehler findet…das war noch nie meine Stärke. Und erklären eigentlich auch nicht.
