R60/2 Tipps für den Kauf

Bricki

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26. Okt. 2025
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Hallo zusammen,

ich heiße Peter, bin neu hier. Ich bilde mir seit Jahren eine BMW aus meinem Geburtsjahr 1966 ein. Nun habe ich Zeit, ein fälliges Sparschwein und wohne in Europa an einem recht trockenen Ort mit >200 Sonnentagen.

Am Mittwoch schaue ich mir eine R60/2 aus 1966 an. Gibt es bestimmte Dinge zu beachten, typische Schwachstellen? Ich bin kein Motorrad- oder Kfz-Mechaniker. Habe ein wenig Erfahrung mit einem Youngtimer-Auto und bin technisch nicht gleich mehrfach auf den Kopf gefallen.

Das Motorrad soll fahren, nicht stehen.

Bin für Tipps dankbar.

Lieben Gruß
Peter
 
Moin Peter,
wenn Du unbedingt so etwas haben willst, will ich dich auf gar keinen Fall ausbremsen.
Aber die Vollschwingen-Modelle sind allesamt 60/70 Jahre alt und jahrzehntelang von mehr oder minder guten Mechanikern beschraubt worden. Du möchtest mehr als 2-500 km im Jahr fahren?
Erste Frage: wie viele km ist die letzte Reinigung der Schleuderbleche her?
Ein Schulterzucken oder mehr als 30.000 km bedeutet die komplette Zerlegung des Motors.
Als nächstes würde ich die Einfüll- und Ablass-Schraube an der Schwinge raus drehen.
Kommen da 100-150ml Honig gelbes Öl raus, OK.
In der Mehrzahl der Fälle kommen da aber leider nur 3-5 Tropfen Morrast raus. Dann sind Mitnehmer und Glocke wohl bald hin.
Zudem ist die Wartung des restlichen Krades sehr wahrscheinlich auch eher vernachlässigt worden.
Zieh mal die vordere Bremse an und achte drauf ob sich beide Bremshebel an der Ankerplatte etwa gleichmäßig bewegen,
Tun sie das nicht, ist nicht nur die Bremswirkung schlecht, sondern auch sehr wahrscheinlich der Rest verludert.
Bei diesen Modellen reißen auch gerne mal die Trommeln. Bei 500€ für das Erneuern der Trommeln würde ich mich nicht scheuen, die Räder auszubauen und nachzuschauen wollen.
Den allgemeinen Blabla mit Ölundichtigkeiten, Spiel in Schwingen und Radlagern etc. schenke ich mir hier mal.
Ansonsten gibt es noch etwa zwei dutzend Punkte auf die man achten müsste. Also Sachen wie Vergaser rechts und links gleiche Ausführung, passen alle Teile zum Baujahr wie runter geritten sind Fußrastengummis und wie verschlissen ist der Fliehkraft Versteller.
Wie sieht die Zündspule aus? Noch die originale „Mettwurst“ drin oder schon die FaDaSa? Nur die hält auf einem Sommertag.
Viel Erfolg!
 
Hallo Sovmoto,
vielen Dank für Deine Einschätzung. Sehr wertvoll für mich.
LG Peter
 
Hallo in die Runde der Schwingenfreunde,

es ist ein RIESEN Unterschied, ob man zu einem Bike für 18.000 EUR loszieht oder für eines für 4800 ...

Bei einem als im Top-Zustand befindlichen Bike in der erstgenannten Preislage muss alles, aber auch wirklich alles auf den Punkt sauber und in bestem Zustand sein. Geht los bei den berühmt-berüchtigen "matching numbers", dass die Nummern nicht nur ident in Papieren, auf Rahmen und Motor sind, auch , dass sie zum Baujahr, zur Ausführung nach Bauzustand passen. Nicht, dass da eine Solomaschine steht, die zwischendurch aber mal einen Beiwagen zog - und beim Abbau Beiwagen "vergaß" man den Kardantrieb auf solo rückzurüsten, samt passigem Tacho ...

Gar manche effe R 50 ist im Laufe ihrer vielen Jahrzehnte "gewachsen", hat einen dickeren Motor mit mehr Drehmoment und mehr PS bekommen, wird als "R 60" angeboten, weil sie nun eine 600er ist, ohne dass das damit eine echte R 60 (/2) geworden wär - nicht wichtig zum Selberfahren, aber wichtig zum Weiterverkaufen eines späten Tages, sei es selber weiterverkaufen oder die Erben ...

Bei Bikes unter ca. 10.000 EUR ist was dran, was beschraubt werden sollte und in Ordnung zu bringen ist. Und sei es nur die berühmte Frage, wieviel Ölkohleschlamm sich in den Rillen der Schleuderbleche ansammelte. (Bringt mich auf die Idee, anzumerken, dass es wirklich einen Rollenboxermotor zu haben hat..,. denn ich habe auch schon Offerten gesehen, da WUSSTE anscheinend der Verkäufer gar nicht mal, dass er einen Hybriden mit jüngerer /5 /6 /7-Motor-Getriebe-Kombination hat... wo die technisch miest besseren Bikes entweder nicht korrekt ihre Papiere haben, oder nach Besitzerwechsel zum Neuzulassen nciht über den Tüv kommen, weil sie mehr als 42 oder meht als 50 PS haben..., und trotz "besser" mit Gleitlagermotor der Bock mangels echtem Rollenboxer arg wertgemindert ist ... )

Da ist immer die Frage, a- ob man das Schrauben kann, b- ob man einen Freund hat, der einem hilft, c- ob man eine verlässliche Werkstatt kennt (oft nicht die ix-beliebige nächste BMW-Neufahrzeug-Werkstatt, sondern eine spezialisierte, die sich wirklich noch mit den uralten Hobeln auskennt).

Und man sollte seine eigenen Ansprüche genau kennen. Ist es ein Bike "für schön anzugucken", will man damit sommers nur mal um den Block zum Eisessen, oder an einigen feinen Wochenenden an den Baggersee, oder will man auf Große Reise gen Bella Italia ... Und, ist man 115%-Originalo, der es auf den Tod nicht abkann, am Moped-Parkplatz von einem Auskenner oder "Auskenner" mit gerümpfter Nase verwiesen zu werden, a la "DAS ist abba nicht Ohr-China-hl!", oder ist man ein genügend gereifter Mensch, dass einem die fuchsigen Nörgel-Pingel völlig wumpe sind und man sie freundlich zu belächeln schafft? Auch wenn die Zierlinien nicht an den richtigen Stellen einzeln, doppelt, oder doppelt in unterschiedlich dick sind, oder zu sein hätten?

Technisch wichtig sind das Lenkkopflager (Fangfrage, schon auf Kegelrollenlager umgerüstet?), die Schwingenlager (Kegelrollen in Serie) vorn unten hinten, und die Schwingenlager der hinteren Schwinge (auch Kegelrollenlager) - und die 200er Bremse, deren in den Jahrhunderten erbremster Durchmesser auch nicht ganz unwichtig ist, wie der Kollege Russenschrauber richtig schon anmerkte, weil m.W. bei 201.5mm schicht-im-schacht ist, und teurer Rad- oder Naben-Neukauf, oder aufwendiger Umbau auf die Passat-Bremstrommel angesagt wird.

Frohes Wählen! R 60 / 2 sind dolle Bikes.
Wenn gut und kaufen, dann mein frdl. Neid.
;-)

Freundlich beschwingte Grüße
Bernd B
 
Servus, Glückwunsch zur Entscheidung, die 60/2 ist ein tolles Motorrad und ich habe meinen Kauf bisher nicht bereut...Die Souveränität, mit der die Schwinge auch heut noch im Strassenverkehr mitfährt, ist, finde ich, bemerkenswert. Ich fahre meine auf jeden Fall sehr gern. Vielleicht solltest du dir parallel zu Infos in Foren etc...noch das "Schwingenbuch" von Thomas Welzel zulegen (Boxer Band 6), da steht viel wissenwertes drin und es wird auch auf die Technik, Unterschiede in Baujahren etc...eingegangen...Eine kleine Kaufberatung gibt es auch.

Je nach dem, aus welcher Ecke du kommst (und wie das Sparschwein gefüttert wurde) ist es vielleicht auch sinnvoll, bei einem der einschlägigen Händler für die Kisten vorstellig zu werden, ich denke da beispielsweise an Heinz Bals in Minden oder Andras Szabadi in Reiskirchen, die haben immer mal Kräder im Angebot...einen Wissenden mitnehmen zu Besichtigungen hat noch selten geschadet.

Viel Spaß bei der Suche!

Hendrik
 
Willkommen Peter und viel Glöck bei Deinem Ankauf !!:wink1:
Ich bin seit '99 auf Schwingen unterwegs , allerdings mit Gleitlagermuskel und ''Schächtelchen'' nebenher !
Da ist die Mehrleistung natürlich sehr angenehm für den heutigen Verkehr .:pfeif:

Gruss und viel Spass !
Jörg mit den Pins
 
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