Staburagsen 5* oder 115*

Karl

Isar Rider
Seit
09. Apr. 2007
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15.320
Ort
ein Dorf, das ein paar kennen
Hallo,
Ja, ich hab die Suchfunktion bemüht.
Ja, ich hab auch jemand gefragt, der sich auskennt, ich konnte nur mit der Antwort, und dem was ich mit der Suchfunktion gefunden habe nichts anfangen.
Wo finde ich denn als Unbedarftschrauber eine Anleitung, wie ich es Step by Step richtig mache?
Mit Haushaltsüblichen Mitteln. Ich habe weder Schraubstock, noch Drehbank, noch......Doch! Bordwerkzeug!
Grüße und Danke
Karl
 
Hallo Karl,

wer nichtmal eine Drehbank hat, sollte von solchen Arbeiten die Finger lassen.
:&&&:



Ernsthaft, ICH habe die Schwinge mit dem Endantrieb komplett ausgebaut,
die Kardanwelle rausgezogen, Verzahnung gesäubert, mit Staburags eingeschmiert,
die Welle wieder eingefädelt, (hat aber erst beim dritten Versuch geklappt),
alles wieder montiert und fertig. Das mache ich aber höchstens alle fünf Jahre mal..
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja,
vielen Dank auch*
Das macht doch etliches einfacher.

Aber:
Lieber einmal mehr,
als mehrmals weniger*
Vielleicht lesen ja noch so paar Deppen wie ich mit?

Karl
 
Hallo,
Ja, ich hab die Suchfunktion bemüht.
Ja, ich hab auch jemand gefragt, der sich auskennt, ich konnte nur mit der Antwort, und dem was ich mit der Suchfunktion gefunden habe nichts anfangen.
Wo finde ich denn als Unbedarftschrauber eine Anleitung, wie ich es Step by Step richtig mache?
Mit Haushaltsüblichen Mitteln. Ich habe weder Schraubstock, noch Drehbank, noch......Doch! Bordwerkzeug!
Grüße und Danke
Karl

Du hättest auch anrufen können....;)

Schönen Abend noch wünscht dir...
Ingo
 
Also hier mal bebildert und Schritt für Schritt, um auch die letzen Unklarheiten zu beseitigen:
Als erstes mal die Sitzbank abnehmen.

IMG_5289.JPG

Ist das getan, wird der rechte Seitendeckel demontiert.

IMG_5290.JPG

Alsdann das Massekabel am Getriebe abschrauben und zur Seite hängen. Dazu brauchen wir einen 10er Ringschlüssel.

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Nun die Schelle der Kardanmanschette mit einem kleinem Schlitzschraubendreher lösen und abnehmen.

IMG_5291.JPG

Die Manschette schieben wir nach hinten, stellen den Fuss kräftig auf den Bremshebel und lösen die Schrauben eine nach der anderen mit dem ungekröpften 10er Ringschlüssel aus dem Bordwerkzeug.
Die werden anschliessend ausgedreht, aufpassen, daß keine in die Schwinge fällt :oberl:

IMG_5293.JPG

Sind die Schrauben raus, bauen wir den Bremszug vom Bremsschlüssel ab.

IMG_5295.JPG

Nun wird das Werkzeugfach entfernt.

IMG_5294.JPG

Als nächstes wird die Paraleverstrebe am HAG abgeschraubt, benötigt werden zwei 16er Schlüssel. Die Schraube geht im Normalfall leicht raus, wenn man das Hinterrad etwas auf- und abbewegt.

IMG_5296.JPG

Jetzt ist das Federbein an der Reihe.Mit einem 15er Schlüssel wird die Mutter am HAG abgechraubt, mit zwei 15ern die Schraube oben am Rahmen.

IMG_5297.JPG

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Das Federbein stellen wir aufrecht zur Seite.

Jetzt werden die Kappen links und rechts auf den Schwingenlagerbolzen abgehebelt.

IMG_5299.JPG

Unter den Kappen sitzen die Lagerbolzen mit ihren Kontermuttern. Die Kontermuttern werden mit einer 27er Nuss gelöst (manchmal ist die Nuss zu dick und muss abgedreht werden) und die Lagerbolzen mit einem 6er Innensechskantschlüssel ausgedreht.

IMG_5300.JPG

IMG_5301.JPG

Die Schwinge nehmen wir samt Hinterrad raus, dazu das Rad etwas nach links stellen und die Schwinge um den Auspuff herum ausfädeln. davon hab ich keine Bilder, weil leider keine Hand frei war ;)

Nun wird die Schwinge nach oben gedreht und die Kardanwelle herausgezogen. Meist muss sie etwas gedreht werden, weil das nur in einer bestimmten Stellung möglich ist.

IMG_5303.JPG

Die Kardanwelle wird natürlich auf Spiel, raststellen in den Gelenken und übermässig verdrehten Ruckdämpfer inspiziert, bevor eine etwa haselnussgrosse Portion Staburags in die Verzahnung geschmiert wird.

IMG_5305.JPG
Anschliessend wird die Welle wieder in die Schwinge eingeführt, wobei man darauf achten sollte, daß sie möglichst gerade ausgerichtet wird. Das Einfädeln auf die Verzahnung ist ein wenig Geduldsache, also ruhig Blut bewahren, auch wenn man mal fluchen will ;)

Sitzt die Kardanwelle wieder an Ort und Stelle wird die Schwinge wieder eingefädelt. Auf dem Bild kann man erkennen, was ich mit "Rad nach links stellen" meine.

IMG_5306.JPG

Anschliessend werden die Schwingenlagerbolzen gut gefettet in die Lager eingesetzt und die Schwinge vermittelt. Hilfreich dabei ist ein Messschieber. Das Federbein wird hierzu eingehängt, aber noch nicht befestigt.

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Dann werden die Lager eingestellt und zwar wie folgt: Eine Seite wird gekontert, an der andren wird spielfrei eingestellt und noch ein Ruckerle nachgespannt. Dann wird mit 105 Nm gekontert, das Federbein nochmals ausgebaut und die Schwinge auf- und abbewegt, um zu kontrollieren, ob sie sauber läuft. Durch horizontale Schwenkbewegungen wird auf Spiel geprüft.

IMG_5310.JPG

Das Federbein wird jetzt eingebaut und festgezogen, wobei man am Lagerbolzen am HAG unbedingt aufpassen muss, diesen nicht abzureissen. Im Zweifel einen Drehmomentschlüssel verwenden. Auch bei den Muttern ist Vorsicht geboten, die haben unterschiedliche Steigungen, also nicht weiterwürgen, wenns schwer geht, sondern die Steigung überprüfen.

Der restliche Zusammenbau geht in der umgekehrten Reihenfolge des Zerlegens, zuerst die Paraleverstrebe festschrauben, dann den Bremszug einhängen und einstellen. Jetzt die vier Schrauben am Getriebeflansch eindrehen und festziehen, wobei wieder die Bremse als Blockierhilfe benutzt wird. Die Gummimanschette über den Bund zu fummeln ist keine sonderlich schöne Arbeit und wird mitunter manchen Fluch über die Lippen schleichen lassen. Ein gebogenes Stück stabiler Draht hilft, genauso ein langer schlanker Schraubendreher.
Zum Abschluss wird die Schelle um die Manschette gelegt und festgezogen sowie Seitendeckel und Sitzbank montiert. Die Schraube des Massekabels muss auch mit Bedacht festgezogen werden, die ist hohlgebohrt und verträgt nicht viel bis sie abreisst.

Ganz zum Schluss wird nochmal penibel geprüft, ob alle Schrauben fest sind und alles korrekt durchgeführt wurde.
Nach der Probefahrt wird ein letztes Mal das Schwingenlagerspiel geprüft und ggfs. nachgestellt.
 
Fiel mir auch erst eben auf, daß die Bilder klein bleiben beim Anklicken. Irgendwie ist da in der Galerie was verschütt gegangen, nämlich die Möglichkeit "show a clickable thumbnail", genau wie der Menüpunkt "get item URLs". Wird korrigiert ;)
 
Geht das bei einer roten GS genauso? :&&&:

Nee, mal ganz im Ernst, das ist eine tolle Anleitung! :applaus:
 
Prima Anleitung.

Nur noch eine Ergänzung: das Drauffummeln des Gummibalgs auf den Getriebeflansch geht wesentlich einfacher, wenn (noch ohne montiertes Federbein) die Schwinge ca. 10 cm angehoben ("eingefedert") wird. Ich mach' das immer mit ausgebautem Hinterrad und einem Spannriemen, dann ist's einfacher. Mit etwas Glück rutscht der Faltenbalg dann fast von alleine drauf.
 
Super Anleitung -> ab damit in die Datenbank.

Habe noch eine Ergänzung: das Vermitteln der Schwinge mittels Meßschieber vulgo Schieblehre ist recht fummelig, viel einfacher: in den Spalt zwischen Schwinge und Rahmen jeweils einen Bohrer halten, meistens ist es ein Maß zwischen 3,5 und 4,5 mm, also braucht man max. Bohrer in 3,5 4,0 und 4,5 mm

Gruß
Lars
 
Mal ne (für die Profis vielleicht doofe) Frage : könnte man nicht das HAG abbauen und die Schwinge drinlassen, oder bekommt man dann die Kardanwelle nicht mehr eingefädelt?
 
Mal ne (für die Profis vielleicht doofe) Frage : könnte man nicht das HAG abbauen und die Schwinge drinlassen, oder bekommt man dann die Kardanwelle nicht mehr eingefädelt?

Hab ich schon gemacht. Würde ich nicht mehr tun. :---)

Die Zeit und die Nerven gingen beim Einfädeln flöten.
 
Mal ne (für die Profis vielleicht doofe) Frage : könnte man nicht das HAG abbauen und die Schwinge drinlassen, oder bekommt man dann die Kardanwelle nicht mehr eingefädelt?
Das lass ich schön bleiben. Meist sind dann nämlich auch die Lager des Paralevers fällig, die laufen nämlich mit der Zeit ein und jeder Versuch einer Einstellung ist vergeudete Zeit. Abgesehen davon ist die Kardanwelle auf die Art bescheiden einzufädeln.
 
Das lass ich schön bleiben. Meist sind dann nämlich auch die Lager des Paralevers fällig, die laufen nämlich mit der Zeit ein und jeder Versuch einer Einstellung ist vergeudete Zeit. Abgesehen davon ist die Kardanwelle auf die Art bescheiden einzufädeln.
Vielen Dank für die Info,
die Konstruktion ist jedenfalls ziemlich serviceunfreundlich,
nach dem Kardan meiner G/S habe ich überhaupt noch nie geschaut, hat einfach funktioniert, mittlerweile ca. 120000 km
 
Hilft viel eigentlich viel, oder sollte ich mir Gedanken machen, weil meine Haselnussgroße Portion eher die Größe einer großen Walnuss hatte?

In meinem Kardantunnel befand sich ein Bisschen Öl, nicht viel, aber es war auch nicht trocken. Das spricht ja für einen nicht mehr 100%ig richtig arbeitenden Getriebeausgangswellendichtring.
Ich werde das mal beobachten (also hinten reinschauen und den Getriebeölstand im Blick behalten).

Bei der R 100 GS sind ja 800ml Getriebeöl angegeben, jetzt habe ich mal gehört, dass das Getriebe etwas schräger als in den nicht GS Modellen liegt und darum ein Lager evtl zu Wenig Öl bekommt - man deshalb mehr einfüllen sollte. Ist diese mehr Menge in den 800ml schon mit eingerechnet?​
 
Nur mal ne Frage.
Hat es einen besonderen Grund, dass du das Hinterrad dran lässt?

Zum Blockieren der Kardanwelle beim lösen/anziehen der Schrauben, das seh ich ein, obwohl bei mir da auch immer ein eingelegter Gang ausgereicht hat.

Aber danach ist das schwere Rad doch eher hinderlich.?(
 
Ich tu mich leichter, wenn das Rad dran bleibt. Kann man natürlich auch abbauen, wenn man es so lieber hat.
 
Hallo Hubi,
super Anleitung. Da sind bei meinem Motor ganz leicht die Feuchtigkeit einstellt, welche entweder von der Kurbelwellendichtung oder der Ölpumpe kommt, sammel ich zur Zeit alle Infos zum Thema Ausbau Getriebe (De/Montage Dichtungsring und De/Montage Kupplung wurde ja gerade vor kurzem beschrieben) - und da kommt mir deine Anleitung wie gerufen, da du das Ausbauen der Schwinge anschaulich beschrieben hast. Besten Dank!!
Hans
 
Meine UNKlarheiten sind noch nicht beseitigt. ?(

Wenn man so freundlich aufgefordert wird.
:pfeif:

Wegen UNklarheiten:


Hilft viel eigentlich viel, oder sollte ich mir Gedanken machen, weil meine Haselnussgroße Portion eher die Größe einer großen Walnuss hatte?

Was zuviel ist, verteilt sich nun mal eben durch die Zentrifugalkraft dorthin, wo es keinen Sinn macht(Innenwand Schwinge).

In meinem Kardantunnel befand sich ein Bisschen Öl, nicht viel, aber es war auch nicht trocken. Das spricht ja für einen nicht mehr 100%ig richtig arbeitenden Getriebeausgangswellendichtring.
Ich werde das mal beobachten (also hinten reinschauen und den Getriebeölstand im Blick behalten).
Kann, muß aber nicht unbedingt der Wellendichtring selbst sein.
Wenn du ne GS fährst, kann es auch sein, dass der Silikonpfropfen am Ausgangssimmering nicht mehr dicht ist. Dann einfach neu mit Silikon abdichten; vorher aber ordentlich mit Bremsenreinioger entfetten.


Bei der R 100 GS sind ja 800ml Getriebeöl angegeben, jetzt habe ich mal gehört, dass das Getriebe etwas schräger als in den nicht GS Modellen liegt und darum ein Lager evtl zu Wenig Öl bekommt - man deshalb mehr einfüllen sollte. Ist diese mehr Menge in den 800ml schon mit eingerechnet?



Mit 800ml Getriebeöl bist du auch bei der GS auf der sicheren Seite.
Ich gebe meist 100ml mehr rein, weil ich ein Ölschauglas habe und direkt erkenne, dass reichlich Schmierstoff drinne ist.



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