Theorieüberlegung: Motor geht aus

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happywheel

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Hallo Liebe Gemeinde,

ich schildere kein Problem, sondern ein Phänomen, dass mich schon seit 1994 begleitet, weil ich bisher immer Einzylinderfahrer war und nun meine schnuckelige R65 fahre.

Ich denke dass es einem Motor, der zumindest zwei Zylinder hat und bei dem nicht beide Zylinder gleichzeitig den Arbeitstakt verrichten immer passieren kann.

Also:

Wenn mein Motor gut eingestellt (denke ich jedenfalls), warm und technisch i.O. sauber im Leerlauf läuft (900 U/Min) und ich plötzlich mit einem blitzartigen Ruck das Gas aufdrehe, geht der Motor mit einem Schlag aus.

Meine Erklärung:

Wenn der Vergaser plötzlich aufmacht, kann der Zylinder viel mehr Gas reinziehen. Dieses Mehr an Gas muss auch verdichtet werden. Um diese Verdchtung zu erbringen, reicht der Schwung, den der Motor bei dieser niedrigen Drehzahl hat, nicht aus.

Hab ich richtig gedacht?

Danke

Dirk
 
Also zunaechst mal weiss dein Motor ja nicht, dass du oben gedreht hast, oder? Aber da muessen die Fachleute dran.....
 
Wenn ich oben drehe mache ich ja die Drosselklappe weit auf und gebe dem Motor mehr Luft zum Atmen. :gfreu:
 
Aber woher weiss der Motor, dass da nun mehr Luft zum Atmen ist? Aber ich bin da wirklich nicht der richtige fuer ne gute Antwort.
 
Son Motor ist eigentlich immer ein im Zaum gehaltener Stier. Er will immer mehr, bekommt aber immer nur so viel, wie Du ihm gibst.

Wenn der Ansaugtakt läuft und die Drosselklappe offen ist, kann viel mehr Luft angesaugt werden als bei geschlossener Drosselklappe. Der Motor weiß es sozusagen in dem Augenblick da sich das Einlassventil öffnet.

Anders: Wenn Du die Drosselklappe wirklich kurz nach Vollendung des Ansaugtaktes öffnest (Einlassventil hat sich gerade geschlossen)(nur ne theoretisache Überlegung), kriegt der Motor davon nix mit, bis der Ansaugtakt kommt.
 
Klaro, spaetestens beim naechsten Ansaugtakt haben sich die Umgebungsbedingungen geaendert. Mehr Luft zum Atmen ist da, wenn der Motor diese haben will, eventuell hat das Gas ein anderes Gemisch ... Aber was veranlasst den Motor, das anzufordern?
 
Original von Schiller
Aber was veranlasst den Motor, das anzufordern?
Seine Gier :D
Der Motor saugt immer soviel an, wie er kriegen kann, bis zum jeweiligen maximalen Füllungsgrad.
D.h. wenn Du ihm durch die Drosselklappenstellung wenig gibst, dann kann er auch nur wenig nehmen.
Das bisschen Füllung reicht dann eben nur, um ihn z.B. auf Leerlaufdrehzahl zu halten.
Machst Du die Klappen weiter auf, nimmt er sich auch mehr, Du verbesserst den Füllungsgrad.
Das "Mehr" erzeugt Explosionen mit mehr Power, die den Kolben stärker nach unten beschleunigen, die Drehzahl steigt.
 
Hallo,

das funktioniert genau anders herum, wie vermutet.
Um es nicht zu kompliziert zu machen, gehen wir mal von einem stinknormalen Schiebervergaser aus, also keine Beschleunigerpumpe, Gleichdruckvergaser etc.
Ein "Saug"motor saugt sich sein zu verbrennendes Gemisch an, im Leerlauf über das separate Leerlaufsystem, bei offenem Schieber durch die große Vergaseröffnung und die Hauptdüse. Stichwort Venturi-Effekt. Durch Unterdruck wird aus der Düse Sprit hochgezogen und zerstäubt. Bei plötzlichem Gasaufreißen bricht der Unterdruck zusammen -gleicht sich dem Umgebungsdruck an- und gibt damit kein "Signal" mehr an die Düse, Sprit zu fördern. Das Gemisch magert ab, der Motor "kotzt" oder geht ganz aus.

Grüßle, Fritz. )(-:
 
Original von Fritz
Hallo,

das funktioniert genau anders herum, wie vermutet.
Um es nicht zu kompliziert zu machen, gehen wir mal von einem stinknormalen Schiebervergaser aus, also keine Beschleunigerpumpe, Gleichdruckvergaser etc.
Ein "Saug"motor saugt sich sein zu verbrennendes Gemisch an, im Leerlauf über das separate Leerlaufsystem, bei offenem Schieber durch die große Vergaseröffnung und die Hauptdüse. Stichwort Venturi-Effekt. Durch Unterdruck wird aus der Düse Sprit hochgezogen und zerstäubt. Bei plötzlichem Gasaufreißen bricht der Unterdruck zusammen -gleicht sich dem Umgebungsdruck an- und gibt damit kein "Signal" mehr an die Düse, Sprit zu fördern. Das Gemisch magert ab, der Motor "kotzt" oder geht ganz aus.

Grüßle, Fritz. )(-:

Ich weiss dass ich nichts weiss, aber mittlerweile habe ich keine Probleme mehr damit. Das ist das Gute an der Vogelfreiheit im Alter ab 50. Nachdem ich mir in muehsamer Kleinarbeit bestimmte Zusammenhaenge in der Konjugation polnischer Verben klar gemacht habe (wer mehr wissen will, den verweise ich auf meine Webseite), muss ich sagen, dass deine Erklaerung wirklich spitze ist.

Was lernen wir daraus? Dumm fragen bildet. Danke :wink1:
 
Hallo Uwe,

zu Sprachschwierigkeiten hätte ich auch noch was. Hat mir mein Vater erzählt (Jahrgang 1907, stammte aus dem seinerzeit noch deutschen Bezirk Posen, heute Poznan).
Übler Scherz von damals -Kinder waren schon immer grausam- : Neulingen hat man im Winter erzählt, wenn da ein tiefgekühlter Pflug oder dgl. auf dem Acker gestanden hat: "Wenn du da am Eisen leckst, dann kannste Polnisch!" :schock:
 
Danke Fritz!!!!!

Wie ist denn die komplizierte Version für einen Vergaser mit Membrane? *vorsichtigfrag*

Viele Grüße

Dirk
 
Hei,

um den Thread mal wieder "On Topic" zu bringen ... ))):

Original von happywheel
Wenn mein Motor gut eingestellt (denke ich jedenfalls), warm und technisch i.O. sauber im Leerlauf läuft (900 U/Min)
900/min? Zu tief.

Nicht, dass der Motor nicht dabei rundlaufen würde ... aber der Öldruck wäre mir zu tief.

Original von happywheel
und ich plötzlich mit einem blitzartigen Ruck das Gas aufdrehe, geht der Motor mit einem Schlag aus.
Das hatte mich auch eine ganze Weile verfolgt. Ein Hinweis im HPN-Forum brachte mich weiter: "... kann viele Ursachen haben. Generell würde ich denken, zu mager. Eine Ursache dafür könnte - wenn Falschluft nicht im Spiel, Schwimmerstand o.k. - eine Verstopfung der beiden winzigen Überströmkanäle / Bypasse sein, die dort münden, wo die Drosselklappe unten anschlägt. Sie sollen eine Anfettung des Gemisches beim Übergang Leerlauf - Last bewirken. Rauch durchpusten, unter Druck mit der Spritze Benzin durchdrücken, Angelschnur reinstecken, oder sowas."

... und Wilhelm hatte recht! Ich habe dann mal die Schwimmerkammern geleert, die Vergaser abgenommen und "an den Zügen hängend" mit Druckluft durchgepustet - ganz besonders aufmerksam die zwei o.g. Bohrungen, aber natürlich auch gerade alle sonstigen erreichbaren Düsen und Überläufe. Seitdem ... schöner runder Leerlauf, knackiger Übergang zum Gas, beim Gasaufreissen kein "Plopp" und auch kein "Plöpp" mehr.
 
Original von happywheel
Danke Fritz!!!!!

Wie ist denn die komplizierte Version für einen Vergaser mit Membrane? *vorsichtigfrag*

Viele Grüße

Dirk

Hallo Dirk,

ehe man sich die Finger wundtippt zum Funktionsprinzip, gurgl mal unter dem Begriff "Gleichdruckvergaser".
Nur soviel: Dieser Gaser-Typ wird vom Fahrer über eine Drosselklappe angesteuert. Wenn er Vollgas gibt, heißt das noch lange nicht, daß der Motor auch gleich mit Vollgas läuft. Hinter der Klappe -in Fahrtrichtung gesehen- befindet sich noch ein herkömmlicher Gasschieber, der nicht direkt bzw. nur indirekt auf Befehle der Gashand reagiert. Er wird automatisch gesteuert durch die verschiedenen Druckverhältnisse im Ansaugtrakt. Der Schieber wird nur so weit angehoben, daß die richtige Menge Sprit gefördert wird, die der Motor mit seiner aktuellen, drehzahlabhängigen "Saugkraft" verdauen kann. Für den Tourenfahrer eine bequeme Sache, denn er muß sich nicht bei jedem Gasgeben auf angemessenes Aufziehtempo am Gasgriff konzentrieren. "Verschlucken" des Motors ist weitgehend ausgeschlossen. Also alles in Butter? Nein, denn wie bei jedem System gibt es zahlreiche Störungsmoglichkeiten! Jörg hat oben schon allerlei beschrieben. Nicht nur verstopfte Bohrungen können die Automatik durcheinanderbringen, sondern u.a. alles, was den Schieber zu schnell oder zu langsam hochgehen läßt, wie z.B. läbbrige oder zu harte Membranen, außerdem natürlich jedwede falsche Vergasereinstellung.

Warum eigentlich noch Schiebervergaser, wenn es doch so tollen, automatischen Bedienkomfort gibt? Nun, ein geübter Fahrer kriegt das auch manuell hin, vor allem, wenn sein Gaser eine Beschleunigerpumpe hat, die zusätzlichen Sprit in das große Luftloch spritzt, das sich beim Gasgeben auftut. Und, das ist der entscheidende Punkt für den mehr sportlich Orientierten: Mit so einem korrekt bedienten Schiebergaser läßt sich der Motor rascher beschleunigen; der Gleichdrucker reagiert lahmer. Bei Vollgas kommt noch der Nachteil hinzu, daß hier die dicke Zaunlatte von Drosselklappenwelle den Durchgangsquerschnitt erheblich einengt und vor allem die Strömung empfindlich stört (und damit die mögliche Zylinderfüllung und Leistung). Beim Schiebergaser verbleibt nur die dünne Düsennadel im Kanal; damit steht er deutlich besser da. Manche Rennkonstruktion haben sogar die Düsennadel ins Abseits verbaut, um vollen, ungestörten Luftdurchfluß zu gewährleisten.
Ein letztes Wort noch zum Leerlauf: Ein beliebtes Diskussionsthema mit konträren Ansichten! Ich jedenfalls stelle ihn stets höher ein, min. ca. 1100/min, zugunsten Öldruck, besserer Lima-Ladung, mehr Sicherheit gegen Absterben an der Ampel und auch schnelleren Hochdrehens halber.

Ist doch eine Kurzgeschichte geworden; hoffe etwas zum Nebelspalten beigetragen zu haben!

Grüßle, Fritz. )(-:
 
Mir ist die Diskussion um die richtige Drehzahl im Leerlauf ohnehin zu akademisch. Man muss sich wohl fuehlen aufm Moped. Am Anfang nach dem Kauf hatte ich so 700-800 und jedes mal an der Ampel die Sorge, ob die Q abstirbt. Dann habe ich das so geaendert, dass sie im kalten Zustand so 700 bringt und gerade so am Leben bleibt (ohne Choke). Und wenn sie heiss ist, dann ist sie bei 1100. Und ich bin sehr gluecklich.
 
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