Verharzte Messwerkzeuge - wie reingen und womit schmieren?

mk66

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24. Apr. 2007
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Hallo,

bei mir haben sich über die Jahre einige mechanische Meßwerkzeuge eingefunden (Beispiele s.u.), die ich höchst selten mal brauche. Überwiegend gebrauchte Qualitätsware, die schon ein paar Jahrzehnte alt ist, aber für meinen Bedarf und meine Fähigkeiten ausreicht.

Was mich stört, ist, dass die Messwerkzeuge teilweise durch verharzte Schmierstoffe schwergängig sind. Ich versuche das dann immer mit dünnen, Feinpflegeölen zu beheben. Das funktioniert kurzzeitig gut, aber nach einiger Zeit ist es dann wieder wie vorher. Ich vermute nun, dass die neuen dünnen Öle, die alten verharzten Schmierstoffe nur kurzzeitig anlösen und sich diese sich danach wieder verfestigen.

Konkret geht es um die Innenfeinmeßgeräte und die Bügelmesschrauben. Bei Ersteren kommt man an die innenliegenden Umlenkungen und Übertragungsteile nicht ran, bei Letzteren an die Gewindespindel in der Meßhülse. Die Meßuhren selbst hab ich ganz gut durch Reinigung/Ölen der Meßstäbe und der Lagerzapfen des Räderwerks hinbekommen.

Bei den Innenfeinmeßgeräten wäre es mir am Liebsten, wenn man die unzerlegt (natürlich ohne Meßuhr) in einem Lösungsmittel oder im US - Bad entfetten könnte um sie dann neu zu ölen. Ich schrecke etwas vor der Demontage der filigranen Teile zurück...

Hat hier jemand Tipps?

Grüße
Marcus

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Reinbenzin/Isopropanol und Putzleder...

Die Gewindespindeln schmiere ich vorsichtig mit technischer Vaseline.
 
Orangenöl ist auch ein heisser Tipp. Löst solche Verharzungen idR recht gut und greift die Oberflächen nicht an.
 
Vielleicht mit Aceton
Aceton oder Bremsenreiniger würde ich nicht oder nur sehr kurzfristig nehmen ... da besteht deutliche Gefahr, dass Du die Farbe ablöst.

Bei Benzin besteht diese Gefahr auch, aber nicht "sofort". Ich würde es evtl. mit Diesel probieren, gefolgt von Waschbenzin (kein Motorenbenzin!) oder WD40 (wobei das WD40 nicht zum Schmieren dient, sondern zum "schmierenden Entfetten").

Gummihandschuhe, gute Belüftung und Nichtraucherumgebung sind selbstverständlich.

/Edith stimmt auch Hubis Orangenöl zu ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

Danke für die schnellen Tipps,

Aceton trau ich mir nicht, weil die Griffe der Innenfeinmeßgeräte aus Plastik sind, das löst sich bei Aceton gerne. Orangenöl/Organgenterpene hätte ich da. Aber verharzt das nicht selbst? Soweit ich mich erinnere ist da immer so ein kleberiger Schmodder am Deckel der Dose. Ich werde es wohl mal mit einem Bad in Reinigungsbenzin und Isopropanol versuchen. Im US-Gerät kann man beides wohl besser nicht einsetzen, oder :D

Grüße
Marcus

OT: @Karl:
"Knochenöl" (wird tatsächlich aus Rinderknochen gewonnen) wird in der Uhrmacherei heute nicht mehr eingesetzt (Ausnahme vielleicht wenige Großuhren). Die verharzen nämlich stark und waren u.A. (neben der früher schlechten Gehäuseabdichtung) der Grund, dass man seine mechanische Uhr früher alle paar Jahre zum Service zum Uhrmacher tragen musste. Heute kann man dank synthetischer Uhrenschmierstoffe und guter Gehäuseabdichtung problemlos > 10 Jahre bis zum Service warten (auch wenn das die Uhrmacher und die Uhrenhersteller nicht gerne hören).
 
Moin,
Orangenöl/Organgenterpene hätte ich da. Aber verharzt das nicht selbst?
Du sollst das ja auch nur zum entschmoddern nehmen, nicht zum schmieren :D

Ich werde es wohl mal mit einem Bad in Reinigungsbenzin und Isopropanol versuchen.
Bitte der Reihe nach ... beide zusammen wäre sinnlos.

Im US-Gerät kann man beides wohl besser nicht einsetzen, oder :D
Nur, wenn Dein Ultraschallbad Ex-geschützt ist ... :piesacken:
 
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Hallo Marcus,

freut mich, daß ich Dir auch mal helfen kann!

In meiner Lehrwerkstatt gab es feststehende Aufgaben für jedes Lehrjahr. Zum 3. Lehrjahr gehörte die monatliche Wartung der Meßzeuge: Meßschieber, Bügelmeßschrauben, Innentaster, Meßuhren, Festmaße etc.

Während die Fest- und Endmaße, Grenzlehr- und Rachendorne naturgemäß nur eingeölt wurden, mußten mechanische Meßgeräte erst gereinigt und dann geschmiert werden.

Für die Reinigung wurde stets "Waschbenzin" (Trichlorethen) verwendet, für die nachfolgende Schmierung 10er-Hydrauliköl, das ausschließlich für diese Verwendung in eine extra Ölspritzkanne gefüllt war und mit einem stets neuen Lappen zu verteilen war. Da viele Meßinstrumente eingravierte Produktionsdaten in der Nähe des Geburtsdatums meines Vaters hatten und immer noch hochpräzise waren, nehme ich an, daß die Wartungsmethode über die Jahrzehnte recht effizient war…

Gruß,
Florian
 
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Moin,
Für die Reinigung wurde stets "Waschbenzin" (Trichlorethen) verwendet
Autsch!

Ich hoffe, das Teufelszeug wurde inzwischen durch "echtes" Waschbenzin ersetzt. Trichlorethen (aka Trichlorethylen, aka Tri) ist nach REACH als "besonders besorgniserregend" eingestuft und hat in einer Werkstatt wirklich nichts mehr zu suchen.
 
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