• Hinweis: Die Zustellung von Mail-Benachrichtigungen zu Microsoft-Diensten (Outlook.com, Hotmail, Live ) und United Internet ist zeitweise gestört. Die Ursache liegt außerhalb unserer Forums-Systeme. Unser Hosting-Provider arbeitet an der Behebung.

Verschiedene Fragen rund ums entrosten, reinigen, galvansieren

Snoogle

Aktiv
Seit
29. Juni 2014
Beiträge
652
Ort
München
Hallo zusammen,

ich lese mich jetzt seit Tagen durch dieses Forum (auch in der DB), markenfremde Foren, YouTube, usw. und versuche den verschiedenen Wahrheiten, Aussagen und evtl. Unwahrheiten auf den Grund zu gehen um zum besten Ergebnis zu kommen.

Ich möchte die Teile selbst aufarbeiten und wenn es geht sogar selbst neu verzinken, weil es mich a.) interessiert und b.) ich jetzt Urlaub habe und nur noch diese Teile brauche und nicht wieder ein paar Wochen warten möchte.

Es geht um die Restauration von verzinkten Anbauteilen.

REINIGEN:
Wie bekomme ich stark verkrustete Teile sauber ohne die Zinkschicht zu zerstören?

ENTROSTUNG:

Hier würde ich gerne wissen, welche Methode die Zinkoberfläche tatsächlich zerstört, d. h. wo neu neuverzinkung angesagt ist:

1. Elektrolyse
2. Schleifen
3. Bad in Linker Alu- und Metallreiniger mit 1:8 Verdünnung
4. Salzsäure
5. Zitronensäure
6. Bad in Rostumwandler

Was bringt das beste Ergebnis?

Ich habe die meisten Teile im Linker-Reiniger eingelegt. Die Reinigungswirkung war gut. Der Rost ist aber natürlich nicht weg. Es gibt aussagen, dass der Linker-Reiniger die Zinkschicht zerstört. Meine Recherchen sagen aber, dass Zink nur mechanisch oder mit relativ starker Säure entfernt werden kann. Diese Eigenschaften würde ich dem Linker-Reiniger nicht zuschreiben.

NEU VERZINKEN:
1. Kann teil- oder stellenweise verzinkt werden?
2. Muss das alte Zink komplett runter?
3. Müssen ggf. Teile chemisch vorbehandelt werden?
4. Verzinkung im Vergleich zu Chrom - Korrosionsbeständigkeit

Wenn man es selber machen möchte:
5. Vor- bzw. Nachteile Badgalvanik vs. Stiftgalvanik
6. Führt das zu sauberen Ergebnissen?
7. Wo kann man Elektrolyte, Ausstattung, Chromatierungsbad, usw. erwerben?
8. Kann man sich das auch für kleines Geld selbst basteln, wenn man das nur einmal machen möchte?

Bin gespannt auf eure Antworten.

Gruß

Marc
 
-Hallo Marc,
neu verzinken wirst du sowieso machen lassen müssen - oder willst Du die ganzen Bäder selbst zubereiten - für die Behandlung brauchst Du Strom und nicht den aus der Steckdose und wieweit Deine Kenntnisse diesbezüglich sind lassen sich anhand der Fragestellung erahnen.
Bring das Zeug zum Verzinker Deines Vertrauens, der weiß auch wie der alte Zink runter muß. Und sollte an der Oberfläche geschliffen oder poliert werden müssen so kann er das auch. Die Kosten werden sich in Grenzen halten (ev. mit Neuteilen vergleichen)

zu Pt. 8: es gibt weitaus angenehmere Materialien zum Basteln als Säure, Lauge und div. Dämpfe......
 
Zuletzt bearbeitet:
Statt obskuren Internetmeinungen zu lauschen, würde ich mal nach Fakten fragen:

Zink ist ein amphoteres Metall, d.h. es löst sich in saueren und alkalischen Medien. In sauren geht es in der Regel schneller, in Schwefelsäure aber z.B. wieder seeeehr langsam. Man kann Zink, im Vergleich zu Alu, aber noch gut mit recht stark alkalischen Reinigern säubern. Diese lösen normalerweise öligen Schmutz sehr gut, ebenso viele anorganische Verschmutzungen. Es ist also kein Schaden mit einem stark alkalischen Reiniger anzufangen.

Der Reiniger muss vor allem nach dem zu entfernenden Schmutz gewählt werden. Sonst bringt er im Zweifelsfall gar nichts und richtet nur Kollateralschaden an.

Das Problem von Verzinkungen ist nämlich die oft sehr geringe Schichtdicke von wenigen µm (oft nur 5-10 µm), vor allem bei galvanischen Zinkschichten. Da ist schnell alles weg. Im Stückverfahren feuerverzinkte Teile haben ein mehrfach dickere Zinkschicht, etwa 70-100 µm. Die kann man etwas härter anfassen, kommen aber an Fahrzeugteilen nur selten zum Einsatz.

Nimm's mit nicht übel, Galvanik selbermachen bei Deinen Vorkenntnissen: Besser nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Abend Marc,

sie mir nicht böse, du hast Punkt 9. vergessen:

Wo entsorge ich diese Galvanikbrühe, das ist eine ganz üble Zoppe, fachgerecht.

Galvanikbetriebe haben nicht umsonst so hohe Auflagen/Kontrollen/Nachweise usw.
Zu dem ist so ein Vorhaben ohne PSA und den entsprechenden Räumlichkeiten nicht durchführbar, sondern eher gefährlich für dich, andere und die Umwelt.

Mein Rat, lass es und geh zu einem Fachbetrieb, siehe meine Vorredner.
 
Abend Marc,

sie mir nicht böse, du hast Punkt 9. vergessen:

Wo entsorge ich diese Galvanikbrühe, das ist eine ganz üble Zoppe, fachgerecht.

Galvanikbetriebe haben nicht umsonst so hohe Auflagen/Kontrollen/Nachweise usw.
Zu dem ist so ein Vorhaben ohne PSA und den entsprechenden Räumlichkeiten nicht durchführbar, sondern eher gefährlich für dich, andere und die Umwelt.

Mein Rat, lass es und geh zu einem Fachbetrieb, siehe meine Vorredner.

..... PfestStoffabsaugAnlage .....
 
Ich habe eben gerade gar keine richtige Vorstellung von den "Teilen" um die es geht. Welche Anbauteile sind denn verzinkt?
Ich Unwissender :(
 
Die interessante Frage wäre "was" Gartentor oder Kleinteil.
und dann noch welche Eigenschaften sollen die verzinkten Teile dann haben ?
Alles andere dürfte nicht Zielführend sein.
 
Welche Anbauteile sind denn verzinkt?
Ich Unwissender :(

Im wesentlichen die Schrauben und Haltebleche, z.B. das der schwarzen Zweifunkenspule. Wenn blank eingesetzt, werden verzinkte Teile oft mit einer Passivierung stabilisiert. Die Oberfläche verliert dadurch die metallisch helle Farbe: "gelb verzinkt" ist Zink mit Chromatierung, sehr stabil, aber seit Jahren aus dem Fahrzeugbau verbannt.
 
In jungen Jahren habe ich mich mal einige Zeit als Hobbychemiker engagiert.
Natürlich habe ich auch nach Literaturstudium versucht, Metalle zu galvanisieren (verkupfern, verzinken).
Um halbwegs professionelle Ergebnisse zu erzielen, braucht man so viel Einsatz, dass das definitiv nicht lohnt.
Das beginnt -wie schon angesprochen- bei der richtigen Vorbehandlung, setzt sich bei den nötigen Chemikalien fort (in der Praxis sind das nicht nur Säuren und Salzösungen, sondern auch Hilfsstoffe), geht weiter mit den richtigen Konzentrationen, der optimalen Spannung, der nötigen Zeit und hört beim gefährlichen Handling und der kritischen Entsorgung nicht auf.

Zugegeben ein spannendes Thema -aber nix fürs Selbermachen.
 
Moin,

...
Um halbwegs professionelle Ergebnisse zu erzielen, braucht man so viel Einsatz, dass das definitiv nicht lohnt.
...
Zugegeben ein spannendes Thema -aber nix fürs Selbermachen.

Im vielen Fällen hast du da ja sicherlich Recht, aber ausgerechnet verzinken geht mit wenig giftiger und auch ansonsten halbwegs harmloser Chemie und Hausmitteln relativ problemlos mit einem Natronlauge basierten basischen Elektrolyten bestehend aus 15-20 g/l Zinkoxid, 200 g/l Natriumhydroxid und 0,3 g/l Vanilin als Glanzbildner.
Hat nebenbei den Vorteil, daß sie Methode rel. unkritisch hinsichtlich nicht vollständiger Entfettung - sonst eines der größeren Probleme bei der Vorbehandlung - ist und sich die Brühe vollkommen unkompliziert entsorgen läßt.
Als Anode sollte reines Zink zum Einsatz kommen - gibt's zu kaufen. (Vorsicht: Gerne wird als billige Alternative Zinklech vom Bauklempner (=> Titanzink) empfohlen - hier stört das enthaltene Cu empfindlich die Schichtbildung und es fällt zumindest schwer metallisch glänzende Schichten zu bekommen.

Flächenverhältnis Anode - Werkstück mglst 1:1, Stromdichte 0,5 - 1A / dm[SUP]2[/SUP].
Zur Passivierung - ohne gibt's in kürzester Zeit Weißrost - wird das fertige Teil nach dem spülen mit Wasser zur Aktivierung der Zinkschicht kurz (!) in verdünnter Zitronensäure gespült und dann für 20 - 30 min in 90°C heiße Natriumwasserglaslösung gelegt.

Ich bin gerade auf dem Sprung - heute mittag geht die Fähre nach Norwegen und's Mopped ist noch nicht komplett gepackt. Wenn ich nächste Woche zurück bin stell ich mal Bilder hier rein - hab gerade die Tage Stößelschutzrohre und Bremsgestänge aufgearbeitet.

Grüße,
Jörg.

P.S.
Materialpreis für 'nen 10l Ansatz nach obiger Rezeptur liegt um und bei 15,-€. Inkl. 'nem Liter konz. Wasserglaslösung (reicht ewig) bei 20 - 22€. Regelbares Labornetzteil (Strombegrenzung), eine geeignete Kunststoffwanne und 'ne Zinkanode kommen dann noch dazu. Und wenn's richtig gut werden soll und man das öfter betreiben möchte sind ein Aquarienheizstab und eine Seewasserfeste Aquarienpumpe (zusammen noch mal 20 - 25€) noch sehr empfehlenswert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der ortsansässige Zinker bei uns hat einen Mindestauftragswert von 30€ netto und braucht i.d.R. 3 Tage - ist halt kein Verchromer. In den 30€ sind rund 15kg Ware drin, die kriegst Du mit einem Mopped nicht zusammen.

In der Zeit, in der Du Youtube Tutorials anschaust, hier recherchierst und nachher noch Dein Zinkbad loswerden musst, hätte die Fa Oftech in Troisdorf Spich Dir alles fein fertig gemacht. Für einen Kurs, da würde ich über selbermachen nciht nachdenken, denn an dieser Stelle lohnt das IMHO nicht.

Edit: noch vergessen: es macht Sinn, die Teile vorher mit Glasperlen zu strahlen, dann ist die Oberfläche nachher fein seidig glänzend. Ich schneide auch alle Gewinde einmal nach, was mehr ein auskratzen der Gewindegänge ist, dann sind diese ebenfalls sehr schön verzinkt. Inbus-Schraubköpfe müssen innen sauber sein, da kommt sonst die Entfettung nicht ran. Und wenn Lack an den Teilen ist, solltest Du Laufschuhe bei der Abgabe anhaben: der Cheffe kommt noch hinterhergerannt, weil Du gerade dabei bist, ihm das Zinkbad zu versauen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin,

wenn man einen Galvanikbetrieb vor Ort hat, der sich auch mit Klein(st)teilen abgiebt und dafür keine exorbitanten Aufschläge berechnet - schön. Abgesehen davon, daß ich hier vor Ort (Oberzentrum !!) überhaupt keine taugliche Galvanikbude habe, hat für mich selber machen - neben dem Spaß an der Freude - aber auch immer noch den Vorteil, daß ich die Teile so wegarbeiten kann, wie ich sie brauche. Und das kann dann auch schon male ein einzelnes Blech ein einzelner Getriebeschalthebel sein. Aber das nur am Rande - ich hatte letzte Woche Bilder versprochen:

Bremsgestänge:
Anhang anzeigen 169279

Flügelmutter vom Bremsgestänge (Messing):
Anhang anzeigen 169280
(Die rechte Mutter ist ein schönes Beispiel was so alles schief gehen kann: dunkelgraue, schwammige Abscheidung wegen zu hoher Stromdichte.
Bei der linken Mutter ist die Schichtdichte am Bund grenzwertig dünn.)

Stößelstangenrohre:
Anhang anzeigen 169281
(Die Rostnarben am unteren Rohr verraten wie die teile vorher ausgesehen haben.)

Anhang anzeigen 169282
(Links frisch verzinkt, rechts frisch aus der Strahlkabine [Glasperlen])

Anhang anzeigen 169285
Wieder eingebaut schaut's so aus.

Getriebeschalthebel:
Anhang anzeigen 169283 Anhang anzeigen 169284

Seitenständer:
Anhang anzeigen 169286

Alle Teile:
* gereinigt
* Glasperlen gestrahlt
* alkalisch (NaOH) entfettet
* verzinkt nach Rezeptur aus meinem ersten Beitrag
* kurz (!) sauer (Zitronensäure) gespült (=> Aktivierung der Zinkschicht)
* in Natronwasserglas passiviert

Die Teile sind bis auf die Flügelmutter im Interesse der Originaloptik bewußt nicht auf Hochglanz getrimmt worden. Der Glanzgrad ist über die Stromdichte , Badtemperatur und mechanische Bearbeitung steuerbar - wobei ein Glanzgrad wie bei Ladenneuen blauverzinkten Schrauben o.ä. mit der genannten Methode nur unter optimalen Bedingungen zu erreichen ist.

Grüße,
Jörg.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben Unten