Vorsicht beim Ziehen von Kerzensteckern (Doppelzündspule)

hg_filder

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Hallo in die Runde
Normalerweise gehöre ich ja nicht zu den Leuten, die den mahnenden Finger heben. Aber nach ein paar Versuchen möchte ich euch meine Erkenntnisse nicht vorenthalten.

Es geht um die Doppelzündspulen, wie sie ab 81 bei den G/Sen, ab 88 bei den GS und ab 91 an allen BMW eingesetzt sind. Natürlich sind auch alle anderen Doppelspulen betroffen.

Ich hatte in einem Beitrag folgendes geschrieben:

Da der Stromkreis über die Zündkerzen bzw. Motorblock läuft: Wenn eine Seite gezogen wird, MUSS der Motor aus gehen. Wenn nicht, hat die Spule mit hoher Sicherheit einen weg (siehe auch Beitrag von Detlev).

Hans

Darauf hin wurde ich angeschrieben, dass man doch über die Methode wunderbar die Vergaser synchronisieren könnte und das meinem Statement entgegen stehen würde. Also ran an den Prüfstand. Ich war ja der Meinung, dass der Motor ausgehen muss. Im Prinzip ja, aber ...

So sieht es mit den Stromflüssen einer Doppelspule aus

Zuendung-Schemabild_Doppel-Spule.jpg

Die Doppelspule hat im Gegensatz zu einer Einfachspule intern keine Verbindung zwischen der primären und der sekundären Spule. D.h., so meine Schlussfolgerung, kann kein Stromfluß sich einstellen und der Motor muss mangels Zündfunken aus gehen. So die Theorie. Die Praxis macht einem aber einen Strich durch die Rechnung. Kerzenstecker abgezogen und die Schose angeworfen. Ein sehr lautes Knattern und wilde Blitze ist das Resultat (und einen sehr erschrockenen Hans). Gleich alles aus gemacht, meine Frau kam gleich hoch, sie hat mittlerweile ein geschultes Gehör, was meine Experiment angehen, um nach dem rechten oder ggf. verkohlen Resten nachzusehen. Es gab einen Funkenschlag zwischen der "funktionierenden" Zündkerze und dem metallischen Rahmen der Zündspule. D.h. durch die sehr hohe Spannung konnte der Zündfunke den Weg Kerze - Spule überwinden.

Aber wie konnte die eine angeschlossene Kerze denn dann zünden? Heute dann ein zweites Experiment. Alle Komponenten weit auseinander gestellt, zusätzlich noch isolierende Elemente zwischen Spule, Zündsteuergerät und Kerzen aufgestellt. Einmal gut Luft holen und einschalten. Wieder ein Knattern, wieder Blitze; aber diesmal zwischen den Hochspannungsanschlüssen - ein Zündkabel war an einer Kerze angeschlossen, das andere Zündkabel hing in der Luft - an der Spule. Die Gummi-Isolierung an den Zündkabeln waren für die Funken kein Problem. Beide Kerzen diesmal ohne Funken. Warum beim ersten mal? Vermutlich von der funkenden Kerze über das Gehäuse der Spule zum Anschluss des Zündkabels, dass nicht mit der Kerze verbunden war.

Also meine Bitte: Synchronisieren der Vergaser oder testen, welche Kerze defekt ist, bitte nicht mit der Methode "Kerzenstecker ziehen" durchführen. Wenn, dann auf jeden Fall eine Zündkerze an den offenen Kerzenstecker anschließen und auf Masse legen.

Hans
 
...und nach solchen "Experimenten" bitte nicht wundern, wenn die Zündspule anschließend empfindlich auf Regenfahrten reagiert. Gerne zerschießt man dabei die Isolierung der Sekundärwicklung.
 
Ich kann es zwar nicht beweisen, aber ich behaupte es: in der Zündspule muss eine an Funkenstrecke sein, die bei diesem Fall zündet. Und zwar nach Masse. Sonst wär ja sofort bei einem Kabel was abgeht die Spule kaputt
 
Nehmen wir mal an eine Kerze oder ein Stecker stirbt, so dass kein Funke mehr springen kann, geht die Spule dann gleich mit hops?


Nö.

Gruß
Willy
 
Nehmen wir mal an eine Kerze oder ein Stecker stirbt, so dass kein Funke mehr springen kann, geht die Spule dann gleich mit hops?


Nö.

Gruß
Willy

Aber die Spule wird ungeheuer heiß. Ich hatte den Fall eines defekten Zündkabels (oder Stecker) mit zeitweise Zündaussetzer auf einem Zylinder. Nach 30 min Fahrt zu Hause den Tank abgenommen, konnte man die Spule (MP 08) nicht mit der Hand anfassen. Kabel und Stecker habe ich dann gewechselt, die Spule läuft immer noch.

Gruß
Peter
 
Bei elektronischen Zündung wird ja auch davor gewarnt, die Stecker im Betrieb abzuziehen. Einerseits ist die hohe Spannung lebensgefährlich, andererseits wird die Schädigung u. a. der Spule genannt.
 
Gnamend,

manchmal bin ich froh das unser Hans Elektroingenieur ist und nicht Fahrwerkskonstrukteur gelernt hat...
Was er da wohl so alles im heldenhaften Selbstversuch ausprobieren würde....
:&&&::D:D:D

Gruß

Kai
 
Ich denke auch, dass in der Spule bei einem solchen »Experiment« ein Funke zwischen Sekundär- und Primärwicklung überspringt und im Ergebnis die Isolation dazwischen und möglicherweise auch das Zündmodul zerstört.

Beste Grüße, Uwe
 
Ich denke auch, dass in der Spule bei einem solchen »Experiment« ein Funke zwischen Sekundär- und Primärwicklung überspringt und im Ergebnis die Isolation dazwischen und möglicherweise auch das Zündmodul zerstört.

Beste Grüße, Uwe

So ist es. Habe ich bei einem Beratungsresitenten schon mal erlebt. Er wollte die Warnung nicht hören. Resultat: Spule und Modul kaputt.
 
Hallo,

das man das iehen der Kerzenstecker bei laufendem Motor, im Gegensatz zu den vorherigen Kontaktzündungsanlagen vermeiden soll, hat mir meine Werkstatt schon 1987 bei Übergabe des Moppeds gesagt.
Wie spektakulär das enden kann war mit bis jetzt aber nicht klar.
Was mich aber interessieren würde wäre die Frage was bei defekten Kerzen und Stecker passiert.
Wobei im vermute, dass in diesem Fall irgendwas immer auf Masse liegt.

Gruß

Kai
 
Ich weiß ich hab mehr als einmal davon gehört/gelesen, dass Leute das Leerlaufgemisch einstellen indem sie abwechselnd die Kerzenstecker ziehen und an den Gemisch-Schrauben stellen bis sich Zustand X einstellt.

Ich finde leider nix :nixw:
 
Ich weiß ich hab mehr als einmal davon gehört/gelesen, dass Leute das Leerlaufgemisch einstellen indem sie abwechselnd die Kerzenstecker ziehen und an den Gemisch-Schrauben stellen bis sich Zustand X einstellt.

Ich finde leider nix :nixw:

Habe ich früher auch gemacht.
Aber den abgezogenen Kerzenstecker mit Masse verbunden.
 
Ich kann es zwar nicht beweisen, aber ich behaupte es: in der Zündspule muss eine an Funkenstrecke sein, die bei diesem Fall zündet. Und zwar nach Masse. Sonst wär ja sofort bei einem Kabel was abgeht die Spule kaputt

Wir hatten in den 70 igern in der Opelwerkstatt einen riesen Kasten (Oszilloskop). Den hat nur einer verstanden. Aber wenn ein Motor nach Kerzen und Unterbrecherwechsel nicht richtig lief, konnten wir da sehen, an welcher Kerze/Kabel das Problem war. Es wurde vermutlich eine Spannungskurve angezeigt.

Kann das mit der Funkenstrecke so bewiesen werden? Es sollte doch mit abgezogenem Stecker ein andere Kurve geben?
 
Ich weiß ich hab mehr als einmal davon gehört/gelesen, dass Leute das Leerlaufgemisch einstellen indem sie abwechselnd die Kerzenstecker ziehen und an den Gemisch-Schrauben stellen bis sich Zustand X einstellt.

Ich finde leider nix :nixw:

Hallo Achim,
machte in den 70ern Sinn, als es a) noch keinen Unterdruckanschluss gab und b) die Uhren noch Sack-teuer waren. Und nicht vergessen, die Spulen hatte in Reihe über 3,x Ohm und keine extreme Hochspannungsspulen, d.h. die waren durch die Belastung deutlich weniger gefordert. Aber die Methode ist sehr archaisch - wäre so, als ob man die Spannung am Akku per Säureheber messen wollt. Gibt jede Menge Videos dazu im Netz, vor allem beliebt bei den Ami's. Ich würde es so nicht machen, egal wie viele Menschen damit schon sehr gute Erfahrung gemacht haben.

Hans
 
Nehmen wir mal an eine Kerze oder ein Stecker stirbt, so dass kein Funke mehr springen kann, geht die Spule dann gleich mit hops?


Nö.

Gruß
Willy

Hi,
wenn die Kerze stirbt, dann springt innerhalb der Kerze der Funke auf das Kerzengewinde über und der Stromkreis wird geschlossen. Kein Problem (ausser, dass der Motor sch... läuft). Stirbt der Stecker und isoliert komplett, ist es wie abgezogen.

Hans
 
Aber die Spule wird ungeheuer heiß. Ich hatte den Fall eines defekten Zündkabels (oder Stecker) mit zeitweise Zündaussetzer auf einem Zylinder. Nach 30 min Fahrt zu Hause den Tank abgenommen, konnte man die Spule (MP 08) nicht mit der Hand anfassen. Kabel und Stecker habe ich dann gewechselt, die Spule läuft immer noch.

Gruß
Peter

Hi,
genau so eine Hitzeeinwirkung würde ich nach dem Gebritzel hier erwarten (ich habe so lange nicht gewartet). Nun die die MP08 eine hochohmige Doppelspule mit recht wenig Leistung - die kann sicherlich mehr ab, als eine deutlich performantere Bosch-Doppelspule.

Hans
 
Gnamend,

manchmal bin ich froh das unser Hans Elektroingenieur ist und nicht Fahrwerkskonstrukteur gelernt hat...
Was er da wohl so alles im heldenhaften Selbstversuch ausprobieren würde....
:&&&::D:D:D

Gruß

Kai

Stimmt, so mit einem nicht angeschraubten Federbein rum zu fahren ... die Elektrik bietet da ja genügend Spielraum.


Allgemein zum Test: Mir geht es weniger darum, ob eine Spule oder ein Zündsteuergerät stirbt, denn das ist für mich der kleinere Schaden. Da sich die Spule aber eine Verbindung abseits des vorgegebenen Wegs sucht, kann ggf. schon recht beachtliche Schäden (thermische Verformung) auftreten, die man nicht unbedingt auf dem Radar hat. Ggf. eben auch mit einem heftigen elektrischen Schlag, der hoffentlich nicht bei Fahrt passiert. D.h. leider geht der Motor nicht einfach aus, sondern tuckert ggf. noch lange mit nur einem Zylinder weiter. Ich kann nur anraten, in solche einem Fall nicht zu lange mit der Reparatur zu warten.

Hans
 
Interessanter Ansatz:
Die Zündspule für die Synchronsierung zu nutzen? Es gibt ja auch Kollegen, die an Batterien schlecken um zu prüfen, ob nach Strom drin ist.
Persönlich habe ich gelernt, dass Zündspulen sensibel sind und einen Funken auch loswerden wollen.
Auf jeden Fall vielen Dank für den erinnernden Finger.
AgF
 
Interessanter Ansatz:
Die Zündspule für die Synchronsierung zu nutzen? Es gibt ja auch Kollegen, die an Batterien schlecken um zu prüfen, ob nach Strom drin ist.
Persönlich habe ich gelernt, dass Zündspulen sensibel sind und einen Funken auch loswerden wollen.
Auf jeden Fall vielen Dank für den erinnernden Finger.
AgF

Stammt aus dem WHB für /5:

:bitte:

IMG_5222.jpg
 
Stimmt Matthias, kenne ich auch so. Warum auch immer hat man den entscheidenden Satz "vergessen", dass man natürlich mit einem Metallstück o.Ä. die Mittelelektrode des Zündkerzensteckers auf Masse legen muss, damit die Zündspule sich entladen kann.
AgF

So gibts bei laufendem Motor keinen Wackler.
 

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Motor mit einem abgezogenen Kerzenstecker laufen zu lassen, ist wirklich nicht empfehlenswert, rächt sich nicht sofort, erst einige tsd km später.
bei abgezogenem Kerzenstecker sucht sich der Zündfunke einen neuen Weg (der reguläre über die abgezogene Kerze ist ja nicht mehr da), der geht in der Zündspule von der Hochspannungsseite auf die Niederspannungsseite und von dort auf Masse. Diese Überschläge beschädigen die Isolierung der Wicklung, es ist ein zunehmender Schaden - auch wenn der Kerzenstecker wieder drauf ist. Dadurch reduziert sich zunehmend die Zündspannung, bis dann beim Starten nix mehr geht.
Erkennen kann man den Schaden, wenn man den Innenwiderstand der Hochspannungsseite mißt: es sollten etwa 10kohm sein, wenn nix mehr gemessen wird, ist die Wicklung unterbrochen (durchgebrannt). die ersten grauen GS-Zündspulen waren für solche Schäden sehr anfällig, die späteren sind deutlich besser.
Ganz abgesehen, daß so ein elektrischer Schlag von der Zündspule nicht wirklich empfehlenswert ist - und zum Sychronisieren gibt´s Unterdruckuhren, die kosten weniger wie eine neue Zündspule.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi

Diese Diskussion hatte wir auch schon mal als Nebenschauplatz:
Sie HIER Post #9 - 15

Es ist so, dass die Sekundärwicklungen von Werk aus keine internen Verbindungen zu Masse haben. Ein abgezogenen Kerzenstecker und die daraus resultierenede nicht abfliessende Spannung können die Isolierungen eine Zeit ab, aber wenn Sie das länger machen sollen, werden Sie warm und irgendwann schlägt es durch die Isolierung durch.
Die "guten" BMW Zündspulen halten das eine Weile länger aus als diverse Japanerzündspulen (bzw Zündtrafos von CDIs). Die machen da deutlich schneller schlapp.


mfg GS_man
 
Zuletzt bearbeitet:
So gibts bei laufendem Motor keinen Wackler.
Hab ich so ähnlich gemacht, aber mit Gewindestange als "Zwischenstück" zwischen Stecker und Kerze, und dann gleich in zweifacher Ausfertigung. So kann ich immer wieder abwechselnd einen Zylinder stilllegen und muss nicht zwischendrin den Motor ausmachen. Erleichtert die Arbeit an den Zergasern sehr.
 
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