Nun hab ich gelesen, dass bei falschem Wärmewert eh kein deutbares Kerzenbild zustande kommt
Mit den heutigen Bleifrei-Treibstoffen sind die Kerzenbilder wesentlich weniger eindeutig als früher. Viele Abbildungen in Fachbüchern und im I-Net zeigen noch Kerzenbilder, die mit verbleiten Kraftstoffen gefahren wurden. Die erreicht man mit den heutigen Treibstoffen nicht mehr, weil die Rückstände aus den Bleiverbindungen im Sprit dazu beigetragen haben. Die Abbildungen führen daher teilweise zu Fehlinterpretationen. Diejenigen, die noch in der "vor-Bleifrei-Ära" motorisiert unterwegs waren, kennen sicher noch die hellgrau bis weiße Färbung die man mit beherzter Fahrt in das Auspuffendrohr des Bikes oder auch des Autos zaubern konnte. Auch dies geht heute aus dem genannten Grund nicht mehr. Daher Abbildungen und Ratgeber von Kerzenbildern mit Vorsicht genießen!
Egal was ich an den Vergasern verdrehe, das Kerzenbild ändert sich nicht
An einem intakten Vergaser gibt es eigentlich nichts zu drehen, was das Kerzenbild ändern könnte. Vielleicht in ganz geringem Umfang die Leerlaufgemischschraube. Im Teil- und Vollastbereich wird die Gemischbildung im wesentlichen von der Hauptdüse, der Nadeldüse und der Position der Düsennadel bestimmt. Das Leerlaufsystem (Düse, Schraube) hat auch noch einen geringen Einfluss.
meine Q (R100GS, Bj. 89, alles Serie) hat seit einiger Zeit Doppelzündung. Ich fahre noch die Kerzenkonfiguration für Einfachzündung (NGK BP6ES).
Das ist grundsätzlich nicht verkehrt! Der Wärmewert hängt nicht so sehr von der Frage ob Einfach oder Doppelzündung ab. Viel wichtiger sind andere Faktoren (Verdichtung, Steuerzeiten, Luftfilter/Ansaugkasten). Ich hab einen recht hoch verdichteten und stark modifizierten 1043cc - Motor, in dem ich Bosch W5DTC (oben) und X5DTC (unten) fahre. Der Motor läuft auch recht heiß. Wenn deine Q sonst Serie ist, sind die Serien Wärmewerte nicht verkehrt!
Wer kann mir (Laie) das mit den Wärmewerten mal verständlich erklären?
Das ausführlich zu erklären würde hier den Rahmen sprengen. Das ist auch im Netz teilweise recht gut beschrieben. Nur soviel: der Wärmewert gibt an, wie viel Wärme von den Elektroden über das Zündkerzengewinde und den Isolator abgeführt werden kann. Ziel: eine optimale Temperatur der Elektroden in allen Lastbereichen. Nicht zu kalt, da sich die Kerze dann nicht "freibrennen" kann und verrußt. Aber auch nicht zu heiß, weil es dann zu unkontrollierten "Glühzündungen" des Gemisches an den zu heißen Elektroden kommen kann. Da die Anforderungen und Gegebenheiten der Motoren unterschiedlich sind, gibt es Kerzen mit unterschiedlichen Wärmewerten die mehr oder weniger Wärme von den Elektroden abführen können.
Wichtig noch: Die Wärmewertkennziffern der Hersteller sind nicht vergleichbar! Teilweise ist die Logik, welcher Wärmewert für eine "warme" und welcher für eine "kalte" Kerze steht, sogar genau umgekehrt (z.B. bei Bosch und NGK).
Grüße
Marcus