PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eine Frage der Identifikation



Vix_Noelopan
13.08.2021, 12:07
Hallo,

auf dem Titel der hiesigen heutigen Tageszeitung und vielleicht auch noch weiteren Blättern ist aus aktuellem Anlass dieses Foto (https://www.thelocal.de/20191101/berlin-wall-30-years-on-how-a-stasi-hero-saved-tunnel-diggers-life/)abgedruckt. Man erkennt am rechten Bildrand zwei bundesrepublikanische Polizisten auf BMW-Motorrädern. Anhand der (wunderschönen, btw) Form des Motorgehäuses, des zeitlichen Kontexts und der vier Längsrippen auf den Ventildeckeln sind die Mopeten als 600er Rollenboxer zu erkennen.

Meine Frage ist nun: Lässt sich anhand der Abbildung das genaue Modell bestimmen?

Beste Grüße, Uwe

Franky88
13.08.2021, 12:11
Hi Uwe,

ich würde auf R67/2 tippen. Grund: Telegabel, Halbnabenbremsen. So ein Gerät hatte ich mal vor Jahrzehnten.

Viele Grüße
Frank

Vix_Noelopan
13.08.2021, 12:12
Hallo Franky und danke :gfreu:!

Woran erkennst Du die Halbnabenbremsen bzw. differenziert Du sie von den Vollnabenausführungen?

Beste Grüße, Uwe

Franky88
13.08.2021, 12:19
Hi Uwe,

an der schwarzen Lackierung. Die Vollnabenbremsen waren aus Alu und silbern.

Viele Grüße
Frank

Vix_Noelopan
13.08.2021, 12:49
Hallo Franky,

bin ja nicht so der Exprete, deshalb frage ich weiter: Lässt sich das verallgemeinern?

Meine '54er DKW RT 175 zum Beispiel hat hinten die damals in Mode gekommene und auch bei BMW verbaute, wenn auch womöglich in ausgefeilterer Art, Geradweg-Wackelvorrichtung. Sowohl Vorder- als auch Hinterradnabe sind gegossene/geschmiedet/gefräste/gedrehte oder was auch immer Leichtmetallteile, keine Blechdosen mit Deckel. Die Bremsbelagstreifen sind vorne wie hinten vielleicht 20 mm breit, von Vollnabe kann also zumindest bei diesem Mopped nicht die Rede sein. Hinten trägt die Bremstrommel den Kettenkranz und läuft komplett außerhalb der Nabe im Kettenkasten. Die auf dieser Nabe dennoch vorhandenen Rippen sind somit Fake.

Beste Grüße, Uwe

JIMCAT
13.08.2021, 15:46
Stimmt, ist eine R 67/2.
Halbnaben aber schon mit den Faltenbälgen der Gabel.
Die R 67/3 hat Vollnaben und noch einige kleine Änderungen.


Uwe, seltsame Definition der Vollnabenbremse. :pfeif:
Die Bremsbelagbreite ist dafür unerheblich.

Und ja, die im Oktober 1953 vorgestellte DKW 175 hat Leichtmetall Vollnaben mit 150 mm Bremsdurchmesser. ;)

Vix_Noelopan
13.08.2021, 16:34
R 67/2. Danke, das wollte ich wissen. Hübsches Mopped :sabber:!

Beste Grüße, Uwe

BerndB
15.08.2021, 08:27
Tippe eher auf R 51/2 oder R 51/3, 500er mit 24 PS.

600er wurden damals von der Polizei nicht oder deutlich weniger gekauft. Und wenn, dann eher als Gespannmaschinen eingesetzt.

Man kann 500er und 600er sowohl bei den Geradeweg-Gefederten als auch bei den Vollschwingen (alles Rollenboxer) eigentlich nur unterscheiden, wenn man bei den Zylindern die "Finnen" der 600er Tourenmodelle sieht. In dieser Bildperspektive ist das nicht möglich. Und oder wenn man die Rippen abzählt, 500er haben acht Kühlrippen rundum, 600er haben neun, weil die Zylinder wegen des größeren Hubes ein Stück länger sind.

Sportmodelle sind es nicht - ausweislich der Ventildeckel, die bei der R 68 länger wären und nur zwei Rippen hätten statt der sechs, die man sieht.

Also bleibt der Fall im Detail wohl eher ungeklärt. Man müsste eine andere Foto-Perspektive haben, zum "Finnen-Sehen" oder Rippenzählen. Oder alte Bücher der Berliner Polizei einsehen. Und selbst dann ist das eventuell nicht klar, wenn die Polizei sowohl 600er als auch 500er gekauft hätte.

boxerliebe
15.08.2021, 08:47
Vielleicht gips da was in der Berliner Polizei-Historie ,:nixw:
weil die ja noch Jahrzehnte später auf den Dingern Ihre fahrenden Gruppenturnübungen machten !!!:D


Gruss im Umzugsgewühle ! Jörg

Vix_Noelopan
15.08.2021, 08:52
Hallo,

ich meine, bei Stefan Knittel (1983) gelesen zu haben, die 600er hätten sechs Längsrippen auf den Ventildeckeln, die 500er dagegen nur vier. Kann mich aber auch täuschen: Die Erinnerung muss weit zurückreichen, denn das Werk ist seit drei (Edit: Nein, vier!) Jahren immer noch in einer meiner zahlreichen Bücherkisten ausgelagert :rolleyes:.

Beste Grüße, Uwe

JIMCAT
15.08.2021, 09:17
R 67 und R 51/3 haben sechs Längsrippen.
R 68 nur zwei.

Die beiden Motorräder auf dem Foto könnten auch R 51/3 sein, obwohl ich mir nicht vorstellen kann dass die Polizei derart untermotorisiert unterwegs war. ;)
Viel Details sind ja auf dem Foto nicht erkennbar.

Dazu kann ich auch das tolle Buch von unserem Thomas @motoclub hier empfehlen. )(-:
* 288915

BerndB
15.08.2021, 10:57
Diese Buchempfehlung möchte ich dick unterstreichen. Ein wundervolles Buch.

Herrlich zu lesen und die Details zu inhalieren.

Irgendwie waren diese frühen Schweißrahmen-Mopeds 1936-1956 die schönsten aller. Von der R 5 bis zur R 68.

Vix_Noelopan
15.08.2021, 10:58
Tipp topp Tipp :schoppen:!
Super, das kannte ich noch nicht.

Uud es stimmt: Die Motorgehäuse waren nichts weniger als Augenweiden.

Beste Grüße, Uwe

Breattle
15.08.2021, 11:32
Vielleicht sind die angefügten Scans hilfreich, sie stammen aus dem von BMW neu überarbeiteten Sonderdruck aus der Zeitschrift "das Motorrad"1968
die techn. Entwicklung der BMW Serienmotorräder von der R32 bis zur R100RS.
Ich hoffe sehr, keine Urheberverletzungen begangen zu haben:oberl:288916288917

Q-Michael
18.09.2021, 07:36
hat nicht eine 51/2 geteilte Venildeckel mit der Brücke oben drüber so wie die R25?

Ob der jetzt ne R67/2,3 oder 51/3 ist kann man ja nur an den beiden Zipfeln an den Kühlrippen vom Zylinder erkennen.

VG Michael

Vix_Noelopan
18.09.2021, 09:06
Hallo Michael,

auf dem Foto sind solche feinen Details leider nicht zu erkennen ;).

Beste Grüße, Uwe

BerndB
18.09.2021, 13:22
hat nicht eine 51/2 geteilte Venildeckel mit der Brücke oben drüber so wie die R25?

Ob der jetzt ne R67/2,3 oder 51/3 ist kann man ja nur an den beiden Zipfeln an den Kühlrippen vom Zylinder erkennen.

VG MichaelDas ist so, Michael. Die R 51/2 ist ja noch die alte Motor-Grundkonstruktion mit zwei kettengetriebenen halbhoch seitlichen Nockenwellen wie bei der R 5 von 1936 (keine Hinterradfederung) und R 51 von 1938 (Geradwegfederung), die beide Haarnadelventilfedern hatten.

Zur Fertigungsvereinfachung und zur Kostenersparnis kam BMW nach dem Krieg - nur für gut ein Jahr - mit der R 51/2 ums Eck, die dann konventionelle Zylinderköpfe für OHV bekam wie die R 75 Wehrmacht. Mit Klammer über den zwei Einzelkappen per Seite, also vier Kappen, zwei Pratzen drauf.

Zuletzt habe ich solche Köppefür die R 51/2 beim Kollegen fabox nahe der Oder gesehen.

Die parallele 600er mit SV ( R 6) hatte aber schon den "moderneren" Motorkern, wie auch die R 66, mit EINER Nockenwelle, zahnradgetrieben.

Diese Kappengeschichte mit Bügel drauf wurde noch bei allen Einzylindermotoren R 25, R 25/3, R 26, R 27 und bei der Isetta beibehalten.

Die Touren-Zweizylinder hatten aber immer die gleichen Sechsrippen-Kappen, egal ob 500 oder 600 ccm. Bei Geradweg-Maschinen R 51/3, R 67 /2 /3, bei Vollschwingen R 50, R 60, R 50/2, R 60/2.

Hingegen haben die Sportmodelle zwei Rippen. Doch da gibts zwei Versionen..., die langen Kappen der R 68, R 69, R 69 S - und die kurzen Kappen der R 50 S.

Auch wieder selten, weil die R 50 S nur ca. drei Jahre lang gebaut wurde. Deren Zylinderköpfe sind im Prinzip R 50-Tourenköpfe, aber mit sechs statt vier Verschraubungen, und mit Anpassungen an die Kolbenerhöhungen für mehr Verdichtung, sind aber nicht so "lang" wie die 600er Sportmodelle. Die deswegen "lang" sein müssen, weil die Ventile einen stärkeren Winkel gegeneinander haben und damit flacher in Fahrtrichtung gesehen stehen, und dadurch längs mehr Platz brauchen.

Die Zweirippen-Kappen der R 50 S müssten die gleichen sein wie /5- und /6-Kappen, denke ich.

Vice versa passen die Rollenboxer-Sechsrippenkappen eben auch auf /5 /6 /7, meine ich. Werde ich noch ausprobieren. Bei Umbauern, Bobbermachern habe ich das schon gesehen, Sechsrippen-Rollenboxer-Kappen auf Gleitlager-Motor. Kommt ganz gut, wenn die alten Tourenkappen schwarz gemacht sind, und die sechs Rippen in Alufarbe herausgeschliffen sind.

Ob 500er oder 600er Rollenboxer, ist am einfachsten durch Abzählen der Zylinderrippen zu ermitteln. Die 500er haben acht Rippen, die 600er haben neun.

Und die 600er Touren-Zylinder haben diese "Finnen", diese kleinen fingernagelgroßen Verlängerungen nach vorn - die 600er Sportmodelle haben die Finnen jedoch wieder nicht.

Es ist kompliziert.

Dies nur für die, die sich von nicht ganz kurzen Erklärungen öfter mal belästigt zeigen.

Q-Michael
18.09.2021, 16:55
Das ist so, Michael. Die R 51/2 ist ja noch die alte Motor-Grundkonstruktion mit zwei kettengetriebenen halbhoch seitlichen Nockenwellen wie bei der R 5 von 1936 (keine Hinterradfederung) und R 51 von 1938 (Geradwegfederung), die beide Haarnadelventilfedern hatten.

Zur Fertigungsvereinfachung und zur Kostenersparnis kam BMW nach dem Krieg - nur für gut ein Jahr - mit der R 51/2 ums Eck, die dann konventionelle Zylinderköpfe für OHV bekam wie die R 75 Wehrmacht. Mit Klammer über den zwei Einzelkappen per Seite, also vier Kappen, zwei Pratzen drauf.

Zuletzt habe ich solche Köppefür die R 51/2 beim Kollegen fabox nahe der Oder gesehen.

Die parallele 600er mit SV ( R 6) hatte aber schon den "moderneren" Motorkern, wie auch die R 66, mit EINER Nockenwelle, zahnradgetrieben.

Diese Kappengeschichte mit Bügel drauf wurde noch bei allen Einzylindermotoren R 25, R 25/3, R 26, R 27 und bei der Isetta beibehalten.

Die Touren-Zweizylinder hatten aber immer die gleichen Sechsrippen-Kappen, egal ob 500 oder 600 ccm. Bei Geradweg-Maschinen R 51/3, R 67 /2 /3, bei Vollschwingen R 50, R 60, R 50/2, R 60/2.

Hingegen haben die Sportmodelle zwei Rippen. Doch da gibts zwei Versionen..., die langen Kappen der R 68, R 69, R 69 S - und die kurzen Kappen der R 50 S.

Auch wieder selten, weil die R 50 S nur ca. drei Jahre lang gebaut wurde. Deren Zylinderköpfe sind im Prinzip R 50-Tourenköpfe, aber mit sechs statt vier Verschraubungen, und mit Anpassungen an die Kolbenerhöhungen für mehr Verdichtung, sind aber nicht so "lang" wie die 600er Sportmodelle. Die deswegen "lang" sein müssen, weil die Ventile einen stärkeren Winkel gegeneinander haben und damit flacher in Fahrtrichtung gesehen stehen, und dadurch längs mehr Platz brauchen.

Die Zweirippen-Kappen der R 50 S müssten die gleichen sein wie /5- und /6-Kappen, denke ich.

Vice versa passen die Rollenboxer-Sechsrippenkappen eben auch auf /5 /6 /7, meine ich. Werde ich noch ausprobieren. Bei Umbauern, Bobbermachern habe ich das schon gesehen, Sechsrippen-Rollenboxer-Kappen auf Gleitlager-Motor. Kommt ganz gut, wenn die alten Tourenkappen schwarz gemacht sind, und die sechs Rippen in Alufarbe herausgeschliffen sind.

Ob 500er oder 600er Rollenboxer, ist am einfachsten durch Abzählen der Zylinderrippen zu ermitteln. Die 500er haben acht Rippen, die 600er haben neun.

Und die 600er Touren-Zylinder haben diese "Finnen", diese kleinen fingernagelgroßen Verlängerungen nach vorn - die 600er Sportmodelle haben die Finnen jedoch wieder nicht.

Es ist kompliziert.

Dies nur für die, die sich von nicht ganz kurzen Erklärungen öfter mal belästigt zeigen.

die Deckel 51/2 und R25 sind gleich. Ab 25/2 gab es höhere Ventildeckel.

290389

Das liegt am neuen Ventilsystem, weil die Einstellschraube R25 und 51/2 Ventilseitig war. Ab 51/3 und 25/2 ist es so wie man es normalerweise kennt (rechtes Bild)
290390290391

Die Einstellschrauben waren konvex:
290394

VG Michael