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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Einbauanleitung Sportnockenwelle



scooter
12.11.2007, 11:02
Vielleicht ist diese Information nicht für jeden in diesem Forum interessant. Aber der, der doch mal Hand an seine BMW anlegt, gibt sie die Gewissheit nach fundierter Anleitung gearbeitet zu haben. Jetzt kann man natürlich über die Qualitäten der 336° Welle streiten. Sicherlich gibt es nach 25 Jahren Entwicklung schon besseres auf dem Markt. Die Vorgehensweise und was beachtet werden muss bleibt jedoch das Gleiche.


Sportnockenwelle 336° für BMW R 50/5 ... R 100 RS

Service-Information Juli 1980.

...... in letzter Zeit mehren sich die Anfragen zwecks Leistungssteigerung unserer Motorradmotoren.

Für diese Fälle empfehlen wir den Einbau der vom Teiledienst angebotenen 336°-Sportnockenwelle, sowie Sportkolben mit höherer Verdichtung (nur für R 75/5, /6, /7-Modelle).

Wie bei allem leistungssteigerndem Zubehör setzt auch in diesem Fall der Einbau der Nockenwelle Sachkenntnis und hohe handwerkliche Fähigkeiten voraus.

Die Sportnockenwelle – ursprünglich für den BMW R 75/5-Motor entwickelt, wurde nachträglich für alle Motoren mit dem 40 mm Auslaß-Ventil (R 90/6, R 90 S und R 100/7 – bis August 1978 -) werksseitig freigegeben.

Bei den Motoren mit 44 mm Einlassventil (R 100 S, T, RS, RT und R 100/7 – ab Modelljahr 79 -) besteht ebenfalls die Möglichkeit des Einbaues, jedoch sind hier aufgrund der größeren Ventile noch zusätzliche Arbeiten, wie in der Einbauanleitung beschrieben, notwendig.

Nachfolgend die verschiedenen Ausführungen der 336°-Sportnockenwelle.

BMW Teile-Nummer Modell
1. 11 31 1 258 053 R 50/5 ... R 90 S bis Modell 76
(kleiner Dichtring)
2. 11 31 1 263 412 R 60/6 ... R 100/7 bis Modell 79
(großer Dichtring)
3. 11 31 1 336 393 R 80/7 ... R 100 RS ab Modell 79

Von den unter Punkt 1. und 2. genannten Nockenwellen gibt es je zwei Ausführungen, die sich in der Anordnung der Nut für die Scheibenfeder unterscheiden. Bei der älteren Ausführung befindet sich die Nut bei 0° Nockenwellenwinkel. Bei den ab Baujahr 1978 verbauten, ist die Nut um 3° versetzt angeordnet. Da diese Nockenwellen nicht zu unterscheiden sind, können sie nur durch Messen der Steuerzeiten (siehe hierzu nachfolgende Tabelle) identifiziert werden.

Nockenwelle 0° Nockenwelle 3°
Einlaß öffnet 32° vOT Einlaß öffnet 38° vOT
Einlaß schließt 52° nUT Einlaß schließt 46° nUT
Auslaß öffent 52° vUT Auslaß öffnet 58° vUT
Auslaß schließt 32° nOT Auslaß schließt 26° nOT

Gemessen wird ventilspielfrei (Einstellschraube eine ¼ Umdrehung vorspannen). Messuhr (Skala auf Nullstellung) auf Kipphebel. Nach 2 mm Ventilweg können auf der Gradscheibe die o. g. Steuerzeiten (+/- 2°) abgelesen werden.

Einbauanleitung:

Bei den R 50/5 --- bis R 100/7 (bis Modell 79) –Motoren (Einlassventil 42 mm, Auslassventil 38 bzw. 40 mm) müssen aufgrund des größeren Ventilhubes der 336° NW = 10,68 mm, (8,62 mm = 284° NW, 9,40 mm = 308° NW) die Ventiltaschen in den Kolben am Rand tiefer gesenkt werden.(siehe hierzu nachfolgende Tabelle sowie Abb. 1, Einzelheit „B“)

Abstände zwischen Ventil und Kolben im Überschneidungs-OT
Ventil in °KW gemessen Abstand Nachfräsmaß Ventiltaschengrund
Auslaß 3° vOT 2,3 mm 0,4 mm
Einlaß 3° nOT 2,3 mm 0,4 mm

Nockenwelle mit 3° versetzter Nut
Auslaß 3° nOT 2,7 mm ---
Einlaß 9° nOT 2,0 mm 0,7 mm

Die Einbaulänge der Ventilfedern darf maximal 36 mm betragen. (Vorspannung = 290 N). Bei nachbearbeiteten Ventilsitzen sind – um die Federspannung zu erhalten – diese so unterzulegen, dass die Einbaulänge von 36 mm wieder gewährleistet ist.
Vorzugsweise sollten Ventilfedern mit grüner bzw. braunem Farbpunkt verbaut werden. Federn so einbauen, dass der Farbpunkt unten ist (zum Brennraum).

Bei den 1000 ccm-Motoren (R 100 T, R 100/7 – ab Modell 79 – R 100 S, R 100 RT und R 100 RS) müssen die Ventilteller im Durchmesser der Zeichnung entsprechend nachgearbeitet werden (siehe Abb. 2, Einzelheit „D“). Die Ventiltaschen sind genauso wie bei den R 50/5 ... R 100/7-Motoren tiefer (nach Tabelle *) zu senken.

Bei gleichzeitiger Erhöhung der Verdichtung (max. 10:1) – bei R 75/5, /6, /7 durch Einbau der Sportkolben – ist folgendes zu beachten:

Brennraum auslitern und das sich daraus ergebende Maß am Zylinderfuß abdrehen*. Aufnahmebohrung für O-Ringe nacharbeiten ( 15,6 + 0,3 mm Tiefe 1,7 + 0,075 mm).

Abstand zwischen Ventil und Taschengrund (nach Tabelle*) ggfs. berichtigen.
Der Abstand zwischen der „Quetschkante“ des Zylinderkopfes und dem Kolben muss mindestens 2 mm betragen (siehe Abb. 1, Einzelheit „A“). Kontrolle mittels Knetmasse durchführen.

Achtung:
Bei Erhöhung der Verdichtung ist das abgedrehte Maß vom Zylinderfuß zu dem Nachfräsmaß der Ventiltaschen zu addieren.

Weiter sind noch folgende Maßnahmen zu empfehlen:

1. Auslaß- Einlasskanal im Zylinderkopf nacharbeiten. D.h., evtl. überstehende Kanten beseitigen.
2. Steuerkette bei Sporteinsatz alle 10.000 km tauschen.
3. Gewichtsanteil des kleinen Pleuelauges einschließlich Kolben und Kolbenbolzen sowie Anteil des großen Pleuelauges rechts- und linksseitig ausgleichen. Beim polieren „Längsschliff beachten“!
4. Stößelstangen auf Schlag kontrollieren (max. 0,01 + 0,05 mm),
Kolbeneinbauspiel (0,04 ... 0,05 mm) bzw. Gesamtverschleiß Kolben und Zylinder (0,12 mm) prüfen.


Anmerkung von Scooter:

Habt ihr euch einmal entschlossen euerer Q etwas mehr Dampf einzuhauchen, egal mit was für einen (Sport-) Welle sind generell folgende Punkte zu beachten
1. Freiraum zwischen Kolben und Ventilen muss immer überprüft und angeglichen werden (setzt eine Fräs- oder Drehmaschine und eine Spannvorrichtung voraus - p.s der Ventilwinkel beträgt 33°)
2. In der Regel muss auch die Quetschkante nachgearbeitet werden.
3. Eine neue NW bringt nur wirklich etwas mit einer gleichzeitigen Verdichtungserhöhung. Der (BMW) Maximalwert vom 10,5:1 wird allerdings von vielen Tunern (im Sporteinsatz) gewaltig überschritten. Nach einer Verdichtungserhöhung braut,s dann wieder eine Doppelzündung………
4. Der org. Ventiltrieb braucht Federkraftunterstützung. Sonst können die Ventile der Nockenbahn nicht mehr folgen.
5. Das Brennraumvolumen und das Gewicht des Kurbeltries muss immer überprüft und ggf. angeglichen werden.
6. Alle Bauteile müssen in einem vernünftigen Zustand sein. Unsere V2 sind ja alle nicht mehr die Jüngsten. Einem Motor mit >80.000 km mittels NW und Sportkolben die Sporen zu geben, quittiert er in der Regel mit dem Exodus!
7. Wer „mehr Dampf aus dem Keller“ will soll sich einen Lanz Bulldog und keine Sportnockenwelle kaufen. Es gibt keine Sport-Nockenwellen (weder symmetrisch noch asymmetrisch) bei der ab 2500 U/min die Post abgeht. In Gegensatz dazu gibt es sog. Drehmomentnockenwellen – meist für den Cross-/ Enduroeinsatz entwickelt. Diese Wellen haben > 308° Öffungszeiten.


Boxergrüße aus Franken - Scooter

Fritz
12.11.2007, 13:25
Doch, das ist mehr als interessant!

Grüße und vielen Dank,

Fritz.

MM
12.11.2007, 13:33
...und weil es so interessant ist, nun auch in der Datenbank (http://www.2-ventiler.de/board/jgs_db.php?action=show&eintrags_id=60&sid=) zu finden...

Danke, Scooter ! :applaus: :rotwein:

Frommi
12.11.2007, 15:47
:applaus: Danke Euch beiden ! :applaus:

eruzo
12.11.2007, 15:56
Finde ich sehr interessant.Vielen dank
Gruss, Emilio

Hobbel
12.11.2007, 16:30
Original von manzkem
...und weil es so interessant ist, nun auch in der Datenbank (http://www.2-ventiler.de/board/jgs_db.php?action=show&eintrags_id=60&sid=) zu finden...

Danke, Scooter ! :applaus: :rotwein:

Interessant wäre in diesem Zusammenhang auch mal eine Auflistung, aus der erkennbar ist, welche Originalnockenwelle in welchem Motor steckt. Vlt auch mal was für die Datenbank?

MM
12.11.2007, 18:21
Hallo Hobbel,

nach meinem Kenntnisstand ist das für die 2V ab 69 schnell beantwortet:
R 50 und R 60 = 284°, Rest = 308°.
:rotwein:

wurzel19
21.01.2008, 12:10
Hallo zusammen,
Ich habe da ein kleines Problem mit der Einbaulänge der Ventilfedern.
Die Federn haben eine Blocklänge von 25mm laut BMW.
Wenn ich von den 36mm Einbaulänge 10,68mm Nockenhub abziehe komme ich auf 25,32mm. Dann ist die Feder also 0,32mm vor Block. Ist das nicht ein wenig stramm? :nixw:

Gruß wurzel19

edelweiss
22.01.2008, 22:59
Test123...

HM
22.01.2008, 23:45
moin dirk

nicht gerade sehr textlastig dein post
möchtest du dem geneigten leser nicht noch ein wenig info dazu geben ;)

HM

edelweiss
23.01.2008, 00:47
Hey Hans Martin,

ja gern - wollte vorab mal testen ob sich die Diagramme einstellen lassen. Sobald ich dazu komme werde ich mal kurz über Nockenwellen und periphere Umstände wie z.B Pleuelverhältnisse - also konkret das Verhälnis von Pleuellänge zum Kurbelwellen Hub , den Unterschied zwischen statischem und dynamischem Verdichtungsverhälnis und deren elementare Auswirkungen auf Ladungsgrade und somit Leistungen und Drehmomente berichten. Das alles anhand von Diagrammen dokumentiert und im Ergebnis erkennbar gemacht.

Ich war hier auf den Eingangsbeitrag gestoßen - und die Aussage über Sportnockenwellen, Lanz Traktoren und sonstige Drehmomentmysterien aller Art ab 2500U/min fand ich wäre der Berichtigung wert.

Die vorab eingestellten Diagramme gehören zu 2V BMW Motoren. Diese sind mit Sportnockenwellen bestückt deren Steuerzeiten deutlich länger als 320° sind. In beiden Fällen liegen über 100Nm an - und das recht früh. Wenn das System richtig verstanden, in einem entsprechenden Konzept eingebettet zum "pumpen" gebracht wird - dann liefert es auch verwertbar und in ordentlichem Maß ab.

Siehe nun im Anhang ein 1040`er - Einstiegsdrehmoment bei 2500U/min größer 85 Nm gemessen am Hinterrad; Steuerzeit > 330°

Später mehr zum Thema und zur Korrektur der mangelden Textlastigkeit - bis dahin fröhlichen Gruß aus Essen

Dirk