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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : R60/5 Schiebervergaser Bing Typ 53 einstellen



Ersechzig Strichfünf
20.05.2024, 15:21
Moin zusammen, in die 2V-Gemeinde,
(in diesem Fall vielleicht besser an die /5-Schiebergemeinde)

dieses Forum hat mir schon in sehr (!) vielen Fragen weitergeholfen. Nur beim Thema Einstellen der Bing Typ 53 Vergaser an der R60/5 habe ich nur recht wenig gefunden. Vielleicht liegt es daran, dass nur wenige Fahrer hiermit ein Problem haben. Sie sind im Prinzip auch nicht schwierig einzustellen.
Ich wollte daher meine Erfahrungen hier einmal kundtun und vielleicht ebenfalls jemandem helfen, der gerade an dieser Sache verzweifelt...

Grundsätzlich gibt es ja nur drei Dinge einzustellen bei den Schiebervergasern der 50/5 und 60/5:

1. Leerlaufluftmenge
2. Schieberanschlag
3. Gaszugspiel

Nur das muss eben so erfolgen, dass man das korrekte Gemisch, den korrekten Leerlauf und eine synchrone Leistungsentfaltung in beiden Zylindern erhält.
Bei all meinen Einstellversuchen habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein im Stand in der Werkstatt bei einigen Minuten vor sich hintuckernder Maschine, sozusagen unter Klinikbedingungen, eingestellter Vergaser sich im Einsatz beim Fahren und im Zurückfallen in den Leerlauf dann wieder anders zu verhalten scheint.
Also hab ich mir irgendwann gedacht, ich schnappe mir den 9er Maulschlüssel und einen Schraubendreher und meine Leerlaufluftschraubeneinstellscheibe (dazu weiter unten mehr) und nehme die Einstellungen auf kleinen Zwischenstopps bei einer Fahrt vor.

VOR allen Einstellungen setze ich hierbei voraus, dass alle anderen Dinge wie Zündzeitpunkt, Ventilspiel, Kompression, Schwimmerstand und und und perfekt stimmen, dass der Tank halbvoll ist und man das Motorrad mit voreingestellten Vergasern ans Laufen bekommt und auch warmfahren kann.

Nach 20 oder auch gerne 30 km bin ich auf einem Parkplatz angehalten und habe mit den Basics angefangen. Der Motor wurde hierbei nicht abgestellt. Zunächst ein großes Spiel in den Zügen einstellen, damit die Schieber auf den Anschlagschrauben liegen und nicht an den Zügen hängen.
Die einzige "zählbare" Angabe, die man von Anfang an hat, sind die Umdrehungen der LLLS lt. WHB. Bei meiner 60/5 sind es 1/4 bis 1 1/4. Was bleibt einem also anderes übrig als hiervon den Mittelwert zu nehmen? Also eine LLLS bis auf den Sitz reindrehen und 0,75 Drehungen wieder heraus. Wenn man das zügig macht, humpelt der Motor zwar etwas aber er geht nicht aus. Das also links und rechtsdurchführen.

Jetzt die Leerlaufdrehzahl und die Synchronität im Leerlauf.
Die Methode, bei der man einen Kerzenstecker abzieht, funktioniert bei mir nicht, da ich meine elektronische Zündanlage nicht beschädigen möchte. Also ist hier etwas Gefühl gefragt.
Ich habe nun bei einem Vergaser die Schieberanschlagschraube soweit herausgedreht, bis der Motor deutlich zu "humpeln" anfängt, da ich mich nun sozusagen "von unten" an die Einstellung herantasten möchte. Die Anschlagschraube des anderen Vergasers lasse ich unangetastet. Die Anschlagschraube langsam wieder reindrehen bis man merkt, dass der Motor schön gleichmäßig seidenweich läuft. Man kann es tatsächlich sehr gut merken, wenn man eine Hand auf die Sitzbank legt. Die Vibrationen nehmen spürbar ab, wenn die Einstellung stimmt. Zudem hört sich der Motor irgend wie „zufriedener“ an.
Damit hat man also den einen an den anderen Vergaser angeglichen.
Nun kann man darauf achten, ob evtl. die Leerlaufdrehzahl zu hoch oder zu niedrig ist.
Durch Verdrehen der Anschlagschrauben beider Vergaser um das gleiche Maß kann man die Leerlaufdrehzahl ändern/korrigieren.

Nun die LLLS aus ihrer Grundeinstellung herausdrehen. Grundsätzlich wird’s linksherum magerer, rechtsherum fetter.
Die LLLS an einem Vergaser nun herausdrehen bis die Drehzahl zunimmt. Dann ¼ Umdrehung wieder eindrehen (so schreibt es übrigens auch Bing selber in seiner Beschreibung zu diesem Vergasertyp). Damit ist man eher auf der fetten Seite und der Übergang aus dem Leerlauf heraus, beim Aufziehen der Vergaser geschieht schön geschmeidig.
Das Gleiche am anderen Vergaser durchführen.
Damit hat man sehr wahrscheinlich die Synchronität im Leerlauf wieder leicht verstellt. Daher nochmal die Einstellung über die Anschlagschrauben vornehmen, indem man sich bei einem Vergaser „von unten“ an den anderen herantastet, wie bereits oben beschrieben.
Danach nochmal wieder die Einstellung der LLLS vornehmen wie oben beschrieben.
Da sich die Einstellung der LLLS und der Anschlagschraube gegenseitig beeinflussen kann man das theoretisch endlos machen, nur die erreichbaren Unterschiede werden immer kleiner und sind dann vollkommen irrelevant.
Wenn man das also zweimal macht, sollte das vollkommen ausreichen.
Nun kann man den Motor abstellen und ihn etwas abkühlen lassen.

An einem Vergaser das Spiel des Gaszugs nun so einstellen, dass es noch leicht spürbar ist. 0,5 bis 1 mm. Oder eben nach persönlichem Geschmack.
Den anderen Gaszug auch „von unten“ herantastend einstellen. Also von großem Spiel immer kleiner werdend. Da der Motor aus ist, herrscht nun Ruhe. Und die braucht man hierfür auch. Ich achte nun darauf, wenn nach Auf- und Zudrehen des Gasdrehgriffes das Anschlagen der Schieber auf den Anschlagschrauben zu EINEM „klick“ verschmilzt.
Zunächst wird bei dem Vergaser mit dem einzustellenden Gaszug das „klick“ als erstes zu hören sein. Man hört also „klick … klick“. Das Gaszuspiel soweit verkleinern, bis man nur noch ein „klick“ hört.
Zum Checken kann man nun den Motor starten und durch ganz langsames Aufziehen der Vergaser prüfen, ob der Motor aus dem Leerlauf heraus sanft und sauber, ohne zu schütteln hochdreht.
Nun habe ich noch beim weiteren Fahrversuch an der LLLS-Einstellung herumprobiert.

Auch wenn es „nur“ eine 60/5 mit 40 PS ist, erwarte ich von dem Boxer, dass er schön von unten heraus anschiebt. Darauf hat tatsächlich spürbar die Einstellung der LLLS Einfluss.
Um nun herauszufinden, ob ich eher in Richtung mager oder fett einstellen sollte, habe ich von der gerade gefundenen Einstellung ausgehend die LLLS beider Vergaser jeweils mithilfe meiner Leerlaufluftschraubeneinstellscheibe mal in Richtung fetter und mal in Richtung magerer gestellt.
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Mit dieser Scheibe kann ich in einer für mich gefühlt wichtigen Präzision die LLLS auf 1/16 genau einstellen. Ich weiß, es klingt etwas pingelig, aber mir gibt es irgendwie eine Sicherheit, die Einstellung nicht aus dem Bauch heraus, sondern kontrolliert gemacht zu haben.
Ich bin hier mit 1/8 Umdrehungs-Schritten vorgegangen, um überhaupt einen Unterschied spürbar zu machen. Mit der Einstellscheibe ist hier ein sehr genaues und kontrolliertes Einstellen möglich, und nur dazu soll sie dienen. Und immer wieder fahren, gucken ob es besser oder eher schlechter geworden ist. Anhalten, Motor laufen lassen, 1/8 Umdrehung verstellen, wieder fahren... usw.

Ich hatte hierfür eine schöne kurvige Strecke herausgesucht, um auch immer wieder das Beschleunigen ausprobieren zu können. An dieser Strecke lag eine alte Bushaltestelle, an der ich dann immer wieder anhielt, um Veränderungen an der Einstellung vorzunehmen.
Natürlich immer an beiden Vergasern die gleiche Einstellung vornehmen, um die Synchronität nicht zu verlieren. Wenn man meint, kann man auf 1/16 genau einstellen.

Nach dem Feierabendbier kann man natürlich auch mal die Kerzen herausdrehen und das Kerzenbild begutachten. Meine waren übrigens nach Lehrbuch rehbraun. Sowas kannte ich von meinen moderneren Maschinen gar nicht. Da redet man immer über verschiedene Abstufungen im Weißton...


Ganz zum Schluss sei gesagt, dass die „Schwierigkeit“ diese Vergaser einzustellen wohl daran liegt, dass man anders als bei den Vergasern mit Unterdruckanschluss, keine Instrumente, Anzeigen oder Uhren hat, die einem Werte vergleichbar und einstellbar machen. Daraus entsteht permanent die innere Verunsicherung, dass doch bestimmt irgendetwas wieder nicht richtig war.
Aus dieser Unsicherheit heraus habe ich weiter recherchiert.
Ich hatte ein „Messinstrument“ ganz vergessen, dass ich vor Jahren mal in der Bucht gefunden hatte. Ein Synchrotester von Motometer.
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Bei abgebauten Ansaugschnorcheln drückt man den Tester an den Ansaugflansch des jeweiligen Vergasers und versucht bei beiden Vergasern den Anzeigekolben im Glasröhrchen auf die gleiche Höheeinzustellen. Ich hatte das Gerät wohl vergessen, da die Anzeigeextrem zappelt und somit ziemlich ungenau ist.
Aber das Prinzip, den Unterdruck VOR dem Schieber des Vergasers zu messen, haben modernere Messinstrumente ebenfalls.
Ich hatte im Internet den Synchrotester SK 1-30/1 von STE gefunden.
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Dessen Anzeige funktioniert vollkommen zappelfrei und exakt. Herrlich.
Durch Verdrehen der Ansaugschnorchel an den Vergasern um ca. 90° kann der Synchrotester einfach auf diese aufgesetzt und abgelesen werden. Hierbei ist der absolute Wert vollkommen egal es geht nur um den Unterschied zwischen linkem und rechtem Vergaser.
Und was soll ich sagen? Bei meinen im Fahrversuch eingestellten Vergasern lag die Abweichung der Anzeige links und rechts einmal im Leerlaufund einmal bei geöffnetem Gas auf ca. 2000 1/min innerhalb einer halben Strichbreite der Anzeige. Ich war erstaunt! Und natürlich zufrieden!


Und noch was! Für die, die gerne nach der „Eine Zündkerze aussetzen“-Methode arbeiten, hatte ich mir mal eine Hilfe gebaut, die auch für elektronische Zündungen verträglich ist, da die jeweilige auszusetzende Zündkerze einfach gegen Masse ausgeschaltet wird (Hierfür übernehme ich keine Gewähr! Meine hat's aber überlebt). Durch die angeschlossenen Kabel und die „Masse-Kontakt-Hilfe“, kann man hiermit sehr leicht gegen Masse überbrücken, indem man die Kontakte auf den Zylinderkopf oder Ventildeckel drückt.
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Hiermit hatte ich auch einige Einstellversuche vorgenommen. Da aber in den Zylinder, dessen Kerze gerade nicht arbeitet, trotzdem Gemisch angesaugt und nicht verbrannt wird, gefiel mir diese Methode nicht so wirklich. Denn jedes Mal, wenn man die Kerze dann wieder in Betrieb nahm, verbrannte das im Krümmer befindliche Gemisch lautstark. Ich hatte Angst, dass mir die Flügelmuttern von den Krümmern fliegen!


Also alles in allem kann ich für mich festhalten, dass es wohl einige viele Methoden gibt, diese alten Vergaser einzustellen. Und genau das war es auch, was mir den Anschein gab, dass das alles auch sehr schwierig sei und irgendwie kaum zufriedenstellend zu bewältigen. Man ist es wohl einfach heutzutage nicht mehr gewohnt Dinge nach Gefühl und mit Erfahrung, nach Gehör und nach Erfühlen von Vibrationen einzustellen.


Sehr viel Text, ich weiß, aber vielleicht hilft es ja jemandem. Dies sind auch nur meine Erfahrungen oder Einschätzungen oder Versuche, die Vergasereinstellung an den Bing Typ 53 möglichst gut vorzunehmen. Andere mögen es anders, besser, oder auch schlechter machen.


Also, viel Spaß beim /5-Schiebern!


Grüße aus dem Friesischen

Nichtraucher
20.05.2024, 15:46
Hi,

da machst du dir aber ordentlich Arbeit.
Mit einer funktionsfähigen Kerze im abgezogenen Stecker die dann ihre Masse von den Kühlrippen bezieht, kannste schon mal etwas abkürzen ohne die Zündanlage zu gefährden.

Gruß
Willy

MM
20.05.2024, 15:53
Wenn man doch eine so ausführliche und fundierte Hilfe zum Einstellen schreibt, muss man doch wirklich nicht seinen Klarnamen verbergen... :rolleyes:

Eine Anmerkung zu dem alten Motometer-Tester:
Wenn man den zu lange aufsetzt, sorgt der Widerstand für eine Anfettung und damit Verfälschung.
Das gezeigte moderne Instrument scheint dieses Problem aber nicht zu haben?

Gerne würde ich deinen Aufsatz in die DB nehmen.
Dazu würde ich den Text in unsere Vorlage anpassen und dir dann noch mal als pdf zeigen.

Ersechzig Strichfünf
20.05.2024, 16:43
Moin Michael,
ehrlich gesagt, bin ich nicht wirklich sehr firm im Umgang mit diesem Forum. Zu verbergen hab ich nichts. Ich habe in meinem Profil Daten nachgetragen...
Wenn aber mein Beitrag jemandem hilft, kannst Du gerne die von Dir vorgeschlagenen Dinge tun. Bin Dir sehr gern hilfsbereit.

Die Firma STE schreibt über diesen Synchrotester, dass der Wiederstand, der bei Aufsetzen dieses Messinstruments entsteht, sehr gering ist und eben KEINE Anfettung des Gemisches erfolgt.
Zudem hat man ja vorher den Wiederstand sogar etwas verringert, da man ja jetzt ohne Luftfilter die Luft ansaugt. Also nur durch das Messinstrument.

/5-Grüße von
Bernd aus Ostfriesland

Ersechzig Strichfünf
20.05.2024, 16:52
Moin Willy,


Hi,

da machst du dir aber ordentlich Arbeit.
Mit einer funktionsfähigen Kerze im abgezogenen Stecker die dann ihre Masse von den Kühlrippen bezieht, kannste schon mal etwas abkürzen ohne die Zündanlage zu gefährden.

Gruß
Willy

Du hast Recht. So kann man das auch machen. Nur das umschalten zwischen "Kerze überbrückt" und "Kerze arbeitet" ist mit meiner Vorrichtung quasi zwischen zwei Verbrennungstakten möglich. Ein Umstöpseln des Kerzensteckers dauert sehr viel länger... :rolleyes:
Und vielleicht ist dann ja auch schon die elektronische Zündeinheit durchgeschmurgelt. ?(

Nichtraucher
20.05.2024, 17:34
Hi,

ich stelle den Motor zum umstöpseln natürlich etwa 20-30 Sekunden ab.
Einem Kurzschluss zwischen Spule würde ich eher eine gewisse Zerstörungskraft zutrauen als einem Funken der nicht weg kann. Allerdings dürften die NGK Stecker einen 5k-ohm Widerstand inne haben. Die Kerzen, wenn sie ein R in der Bezeichnung tragen, übrigens auch.

Aber deine Anleitung ist sonst OK, (immer schön wenn sich jemand die Mühe macht sie zu schreiben) wahrscheinlich mache ich es auf meine Art schon zu lange und sehe es dadurch zu einfach.

Gruß
Willy

Ersechzig Strichfünf
20.05.2024, 18:01
Diesen Eindruck hatte ich ja auch am Anfang...

Hi,


wahrscheinlich mache ich es auf meine Art schon zu lange und sehe es dadurch zu einfach.

Gruß
Willy

Ich hatte das Gefühl, der einzige zu sein, der es nicht auf die Reihe bekommt. Alle anderen sahen hier vielleicht kein Problem. Oder sie schrieben nicht von Ihrem Problem. Oder nicht von der Lösung... :D

Nichtraucher
20.05.2024, 19:30
Diesen Eindruck hatte ich ja auch am Anfang...


Ich hatte das Gefühl, der einzige zu sein, der es nicht auf die Reihe bekommt. Alle anderen sahen hier vielleicht kein Problem. Oder sie schrieben nicht von Ihrem Problem. Oder nicht von der Lösung... :D

So wird es sein.

Meine erste 2V war eine 90/6, muss so 40 Jahre her sein und da gab es keine Foren, keine Synchro Tester*, die Rep.-Anleitungen kosteten Geld und Vater wie Onkel fuhren in jungen Jahren Motorrad. Da kamen gute Ratschläge und den Rest, zusammen mit dem Kumpels, fand man dann selbst heraus.

Darüber vergisst man schnell dass viele erst später zu den 2V und anderen Motorrädern gekommen sind und vielleicht auch nicht die Truppe drumherum hatten, mit denen zusammen man halt lernte.

Wie auch immer, ich habe deinen Artikel mit Interesse gelesen!

*jedenfalls kannte ich keinen.

Gruß
Willy

MM
20.05.2024, 23:32
Schau mal, ob das deiner Intention entspricht: :db: (https://forum.2-ventiler.de/vbboard/showthread.php?115566-Vergaser-Typ-53-einstellen)

Wolfram2
21.05.2024, 10:11
Hallo Bernd,

vielen Dank für Deine interessanten und sehr ausführlichen Bericht!

Du hast Dir sehr viel Mühe gemacht.

Zu Deinen Bedenken bezüglich übertriebener Genauigkeit: Du hast alles richtig gemacht. Du musst ja mit Deiner Vorgehensweise und mit dem Ergebnis zufrieden sein. ;)
Pfuschen ist einfacher und geht schneller.

Ersechzig Strichfünf
21.05.2024, 10:41
Moin Michael,


Schau mal, ob das deiner Intention entspricht: :db: (https://forum.2-ventiler.de/vbboard/showthread.php?115566-Vergaser-Typ-53-einstellen)

Würde mich freuen wenn es so in der Datenbank landet.

Wolfram2
21.05.2024, 11:19
... Eine Anmerkung zu dem alten Motometer-Tester:
Wenn man den zu lange aufsetzt, sorgt der Widerstand für eine Anfettung und damit Verfälschung.
Das gezeigte moderne Instrument scheint dieses Problem aber nicht zu haben? ...

Genau das war das Problem mit dem MotoMeter Synchrotester. Man hatte nicht viel Zeit zum Ablesen. Sonst ist durch die Anfettung sofort die Drehzahl hoch gegangen.

Hatte mit dem Synchrotester immer wieder die Doppelvergaser (Weber 40 IDF) bei meinem leicht entdrosselten Käfer eingestellt. Zur besseren Anpassung und sicheren Abdichtung an die Ansaugtrichter hatte ich noch einen Adapter angefertigt.

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Der von Bernd angeführte Tester muss diesen Nachteil nicht gehabt haben. Kam allerdings erst später auf den Markt und war damals recht teuer. Heute ist er für recht wenig Geld erhältlich.
Eine ausführliche Anleitung zu diesem Gerät habe ich hier (https://okp.de/wp-content/downloads/Anleitungen/Synchrometer_D.pdf) gefunden.

bratoletti
21.05.2024, 20:04
Hallo Bernd, wunderbar beschrieben. Ich bin 60/5 schon im Studium 1977 bis zuletzt 1990 gefahren und hab die dann mit 75/7 Motor und Gleichdruckvergasern gefahren. Ca. 100 Tkm.
Aktuell habe ich den Plan, meine spätere 2. 60/5 (gekauft ca 1986) um zubauen auf 800 cm Nikasil bei Belassung der Schiebervergaser.
Die Bing 26 sind sehr sparsam und einfach einzustellen Ich machs gemäss 1000 Tipps erst eine Seite dann die andere. Man muss dann nur das Standgas-Niveau ggfs reduzieren, da ein Pott nur mir höherem Standgas bei rausgedrehter Kerze gern tuckert ohne abzusterben.
So und wie Du es beschreibst und ich es mach, kann man auch die PHB 38 Dell Orthos prima einstellen.
Michael

Ersechzig Strichfünf
21.05.2024, 20:21
Moin Michael,

...
Aktuell habe ich den Plan, meine spätere 2. 60/5 (gekauft ca 1986) um zubauen auf 800 cm Nikasil bei Belassung der Schiebervergaser.

Es freut mich, dass diese Beschreibung scheinbar gerne gelesen wird.

Ich hatte vor ca. 12 - 15 Jahren auch schon mal eine 60/5, die ich auf 800 ccm aufgerüstet hatte. Ich war der Überzeugung, das würde es jetzt bestimmt wirklich bringen! Wenn man aber die Endübersetzung nicht mit ändert, zieht sie beim Beschleunigen immer sehr schnell in Drehzahlbereiche, in denen man dann wieder schalten muss. Die abgestimmte Harmonie des gesamten Antriebsstranges war ein wenig dahin...
So hab ich es empfunden. Aber das mag Geschmacksache sein.
Viel Spaß auf jeden Fall mit deiner /5!

Nichtraucher
21.05.2024, 21:10
Die abgestimmte Harmonie des gesamten Antriebsstranges war ein wenig dahin...
So hab ich es empfunden. Aber das mag Geschmacksache sein.
Viel Spaß auf jeden Fall mit deiner /5!

Genauso habe ich es auch empfunden, schon mit 600ccm fand ich die 11:37 sehr hektisch, mit 800ccm ist es ein Stadt oder Gebirge Motorrad.
Bei 6000U/min sinkt die Leistung wieder, es sind dann etwa 145m/h, mit der 11:34 knapp 160Km/h. Ich denke dass sie mit 11:33 noch etwas schneller würde aber Autobahn fahre ich nicht und für erlaubtes Landstraßentempo passt es ganz gut.

Gruß
Willy

bratoletti
24.05.2024, 14:38
.........Ich hatte vor ca. 12 - 15 Jahren auch schon mal eine 60/5, die ich auf 800 ccm aufgerüstet hatte. Ich war der Überzeugung, das würde es jetzt bestimmt wirklich bringen! Wenn man aber die Endübersetzung nicht mit ändert, zieht sie beim Beschleunigen immer sehr schnell in Drehzahlbereiche, in denen man dann wieder schalten muss. Die abgestimmte Harmonie des gesamten Antriebsstranges war ein wenig dahin...
So hab ich es empfunden. Aber das mag Geschmacksache sein.
Viel Spaß auf jeden Fall mit deiner /5!

Hallo Bernd,
magst Du näheres schreiben zu Deinem Umbau?
Klar ist die kurze 60/5 Übersetzung rasant, aber echte 50 PS sind es nicht bei den 60/5 Vergasern. Alle 80GS fuhren mit der Übersetzung. Aber mit Gepäck zu zweit und in den Bergen ist es doch herrlich, oder?!

Meine Erfahrung mit Drehzahlen: wenn ich unter 6.000 U/min bleibe bei 60/5 und später auch mit dem 75/7 50PS Motor in der 60/5 dann braucht man kaum Ventile verstellen...Hatte allerdings die 34:11, 1:3,09 Übersetzung der 100/7 gefahren...

Ich plane, die 26er Bing zu lassen und alles andere auch.
Hast Du auf Scheibenbremse(n) umgebaut? Hast Du die 800 ccm eintragen lassen?
Michael

krippekratz
25.05.2024, 11:56
Als jemand, der erst die 60/5 original, dann mit 800er Zylindern (600er Köpfe und Schiebervergaser) und schließlich mit 800er Köpfen und Gleichdruckvergasern seit ca. 100tkm fährt, hier meine Erfahrungen dazu:

600er original: fährt sich schon ganz ok, als Hänfling

800er Zylinder only: Durch die Hubraum und vor allem auch Verdichtungserhöhung in Verbindung mit weiterhin kleinen Vergasern und Ventilen ein Treckermotor der ab 2000 schon richtig kommt, dem dafür aber bei 6000 richtig die Luft ausgeht - und dem ich trotz SuperPlus nie das Klingeln abgewöhnen konnte. Bei einer Leistungsmessung kamen 41PS am Rad bei 6000 zu Stande. Drehmomentverlauf am Rad siehe Bild.

800er Komplettsatz: Problemlos, lineare Leistungsentfaltung, nicht so spektakulär untenrum wie die hochverdichtete Version mit 600er Zylinderköpfen. Dafür lässt er sich etwas höher drehen und spuckt dann auch die 2-3-4PS mehr aus - von großem Vorteil wenn der TDI Fahrer beim Überholtwerden meint auch Gas geben zu müssen.


Eins gemeinsam hatten alle Konfigurationen bei mir - die 37/11er Übersetzung der 600er blieb drin. Ich empfand sie immer als einen perfekten Kompromiss zwischen Spritzigkeit (man Baut sich ja nicht mehr Hubraum ein, nur um sich das Drehmoment dann mit längeren Gängen direkt wieder zu kastrieren) und schaltfaulem Landstraßengefahre (einfach einmal bis in den 4. hochschalten und drin lassen, bis man wirklich mal deutlich unter 50 abbremsen muss). Es bleiben eben wegen der kürzeren Übersetzung genügend Reserven um auch im 4. Gang noch zu beschleunigen.
Längere Übersetzungen machen meiner Meinung nach nur Sinn wenn man vor hat ausschließlich geradeaus zu fahren oder auf der BAB deutlich über Richtgeschwindigkeit. - letzteres tue ich mir mit der /5 nicht mehr an, zu windig. Dauerhaft 120-130 gehen auch entspannt mit 37/11.

Verbrauch in beiden 800er Varianten war bei mir quasi gleich: 5l +/-0,5 je nach Streckenprofil und Fahrweise

Grüße,
Steven

berndr253
25.05.2024, 12:07
Auch ich hab meine 50/5 mit 800er Nicasilsatz, einem 37:11er Antrieb und den originalen Schiebervergasern aufgebaut. Der Motor hat auch Köpfe von der 60/5 bekommen.

Hab die Änderungen am Motor dann vom TÜV abnehmen und eintragen lassen. Gefordert war eine Leistungsmessung auf dem Rollenprüfstand die eine Leistung von 50PS brachte.

Auf dem Lima-Deckel habe ich mir einen Schriftsatz BMW R80/5 machen lassen und den aufgeklebt.
Dieser Motor ist nun auch in den Papieren vermerkt - mit den Änderungen Schiebervergaser und Hinterradübersetzung.

Ach ja - ein H-Kennzeichen hab ich für den Bock auch.

Bin mit den Fahreigenschaften und der Leistung sehr zufrieden - brauche nichts anderes mehr

Grusz

Bernd

Nichtraucher
25.05.2024, 12:13
Muss wohl am Getriebe oder Fahrstil liegen, mit dem 5-Gang finde ich die 11:37 beim Umbau auf 800ccm aber auch schon als 600er ätzend. Da würden der 2. und der 5. Gang für alles passen.

Gruß
Willy

krippekratz
25.05.2024, 12:34
Gut möglich, 5 Gänge brauche ich in der /5 eher nicht - auch bei der R100GS muss man gefühlt einfach immer 1 mal zu oft schalten.
Noch dazu schaltet sich das 4-Gang in meinem Falle deutlich besser :applaus:

Nichtraucher
25.05.2024, 12:56
Da muss ich dir Recht geben, das 4-Gang fand ich für die BMW auch angenehmer.

Gruß
Willy

krippekratz
27.05.2024, 22:54
Halten wir also fest, du bist eher insgesamt mit dem 5-Gang Getriebe unzufrieden in der /5 und kaschierst das mit der geänderten Endübersetzung :aetsch:

Nichtraucher
28.05.2024, 07:23
Nö,

für meine Fahrweise mit der 2V fuhr sich das 4-Gang ruhiger, was mit der Endübersetzung nichts zu tun hat.
Die Endübersetzung senkt mir die Drehzahl bei 100Km/h um rund 500/U/min und auch bei 80 ist der ruhigere Lauf deutlich spürbar, kaum Sucherei nach einem höheren Gang.

Wenn ein Krad, wie in Testberichten behauptet, seine Höchstgeschwindigkeit bei Nenndrehzahl erreichen soll und ich meine 6000U/min, (da ist die Höchstleistung erreicht) nehme dann passt die 11:34 mit rund 160Km/h deutlich besser, als die 11:37 mit etwa 145Km/h.

Um nochmal auf die Vergaser zu kommen, darum ging es ja hier. Gestern mal die Kerzen raus gedreht, bei beiden gleich eine Farbe wie sie im Lehrbuch steht und knapp über 5L/100Km. Eingestellt mehr nach Gefühl als nach Handbuch :gfreu:.


Gruß
Willy