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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Aldi Standbohrmaschine verbessern



Fritz
30.04.2010, 20:15
Hallo,

hier etwas für den Bastler, der keinen prall gefüllten Geldbeutel aufmachen kann oder will. Eine gute Bohr-Fräs-Maschine ist mein bislang noch zu teurer Traum. Zum Bohren hatte ich bislang einen Ständer für Handbohrmaschinen; war nicht so das Gelbe vom Ei.

Bei Aldi gab es vor 2 J. mal eine Standbohrmaschine um 50.- Teu; bei dem Preis mußte die mit. Von den Komponenten her sehr preiswert und sogar mit einem 16 mm-Bohrfutter. Durch die lodderige Pinolen-Lagerung war das Ding aber selbst für simpelste Bohrarbeiten unbrauchbar. Fühlbares Spiel schon in der O-Stellung und bei ganz ausgefahrener Pinole erschröckliche 3-4 mm!! "Geführt" wird sie oben und unten im Gußgehäuse auf jeweils nicht einmal 10 mm und schon serienmäßig mit sattem Klapperspiel.

Also habe ich mir als zusätzliche Führung eine 30 mm lange Alu-Hülse gedreht und mit 2 K-Epoxid am Gehäuse befestigt, innen mit einer auswechselbaren Messingbuchse, deren Bohrung dem Pinolendurchmesser entspricht, s. Bilder 1 & 2. Seitlich erkennt man noch eine Sechskantschraube aus Messing. Diese dient als Ersatz für die ursprüngliche Verdrehsicherung, s. Bild 3. Die neue Schraube ist vorn rundgedreht und kann im Gegensatz zum Originalteil stufenlos in die Führungsnut eingedreht werden. So läßt sich evtl. Restspiel bzw. beginnender Verschleiß ausgleichen oder die Pinole festklemmen (zum Fräsen, s.u.).

Die Säule hat einen guten, großen Durchmesser und ist erstaunlich gerade angesichts ihrer dürftigen Materialstärke. Darum habe ich sie inwendig mit auf Maß gedrehtem, eingepreßtem Hartkunststoff verstärkt (seitlich mit von Hand eingefräster Nut, weil das Säulenrohr nicht nahtlos ist und diese Naht innen liegt), Bild 4.

Dem Bohrtisch hat der Chinamann eine Fläche verpaßt, indem er mal kurz den ganz großen Fräser hat darüberrattern lassen, Bild 5. Ich habe die Fläche mit Naßschleifpapier auf einer ebenen Meßplatte abgezogen, bis wenigstens an den Rändern spiegelnde Planflächen erkennbar waren, die als Auflagepunkte für Maschinenschraubstock usw. taugen. Um den Tisch zu stabilisieren, habe ich noch eine verstellbare Stütze gebaut, Bild 6.

Auch der Maschinenkörper selbst mußte oben auf auf der Säule besser befestigt werden, als mit den zwei witzigen, seitlichen Schräubchen. Die lassen sich jetzt wegen der "Füllung" der Säule, s.o., immerhin fest anziehen, ohne diese zu verformen oder einzudrücken. Ich habe den Maschinenkorpus dann mit Lagerkleber auf die Säule gestülpt, das Ganze auf den Kopf gestellt und zusätzlich Kleber nachlaufen lassen.

Besserer Rundlauf ergab sich, nachdem ich die Antriebswelle in der Drehbank gerichtet und deren Lager in der Pinole auch eingeklebt habe (zuvor Wurfpassung, mit dem Finger demontierbar!).

Die Mühe hat sich gelohnt! Kein fühlbares Spiel mehr selbst bei maximal ausgefahrener Pinole, und der erste Dauertest verlief erfolgreich, nämlich ein regelrechtes Bohrmassaker - 120 Löcher in Stahl-Vierkantrohr (Stäbe für Gartentreppe), Bild 7. Viel angenehmeres Arbeiten als früher mit dem Bohrmaschinenständer, allein schon wegen der schön leisen Maschine! Durch den Erfolg mutig geworden, habe ich den Kreuztisch (Wolfcraft) abgesägt und auf den neuen Bohrtisch umgestrickt - nach vorheriger Generalüberholung mit Abziehen aller Gleitflächen, Schmieren usw.. Ein leichter Fräsversuch in Alu ist so schon gelungen, Bild 8. Für größere Fräser bzw.Zustellung muß der Bohrtisch noch mehr stabilisiert werden, weil er sich dann verdreht. Kriege ich auch noch in den Griff; der Tisch wird in 0-Grad-Stellung verstiftet und bekommt links und rechts verstellbare Stützen.

Grüßle, Fritz. ::-))

Karl
30.04.2010, 20:53
Guten Abend :D
also, gesehen und gehört hab ich ja schon von deinem Vorhaben*
Nur dass Du das SO umsetzt*
hätt ich mir ja denken können :schock:
Fritz halt.
:applaus:

dan-bike
30.04.2010, 20:59
Hallo Fritz,
aus neu und schlecht mach besser )(-:

Aber sag mal, warum hast du statt der Messing Buchsen für die Pinolenführung denn keine Lagerbronze genommen? -weil Messing grade da war ;;-)

Joerg_H
30.04.2010, 20:59
Hei,

"Man" könnte jetzt sagen, das Du für den Aufwand an Zeit und Material auch gleich was richtiges hättest kaufen können ... :aetsch:

Und dennoch, der Bastel-Ansatz gefällt mir! Fritz - wenn Du irgendwann mal ein Buch schreibst, in dem Du Deine Tuningvorschläge für Rasenmäher, Bohrmaschinen etc sammelst, dann lass es mich wissen :sabbel:

Hofe
30.04.2010, 21:06
Hier (http://dietmar-schroeder.de/) ist noch so ein Bastler, auf der Seite bin ich nen ganzen Abend festgeklebt.

Fritz sollte wirklich mal ein Buch verfassen, in der Art "Was die Großmutter noch wußte" ;)

Karl
30.04.2010, 21:06
Original von Joerg_H
Hei,

"Man" könnte jetzt sagen, das Du für den Aufwand an Zeit und Material auch gleich was richtiges hättest kaufen können ... :aetsch:

Und dennoch, der Bastel-Ansatz gefällt mir! Fritz - wenn Du irgendwann mal ein Buch schreibst, in dem Du Deine Tuningvorschläge für Rasenmäher, Bohrmaschinen etc sammelst, dann lass es mich wissen :sabbel:

:oberl:ObIKEA* nicht vergessen! :oberl:
:D

mfro
01.05.2010, 07:43
Gibt mir leise Hoffnung für die deutsche Wirtschaft, wenn ich sehe, was die Chinesen für einen Mist zusammenzimmern, wenn sie doch mit relativ wenig zusätzlichem Aufwand und Hirnschmalz auch gleich was Anständiges hätten bauen können.

Nutzt ihr nur leider nichts, wenn sich findige Menschen ein Hobby draus machen, den Chinesenmist trotzdem zu kaufen und das Hirnschmalz selber reinstecken :&&&:

Reinhard
01.05.2010, 07:48
Was willst e für 50€ verlangen.
Es wird auch kaum einer Privat ca. 1000€ für ne ordentliche Bohrmaschine zahlen können oder wollen.
Die gelbe Gefahr liegt wohl mehr darein das die Chinesen sich heute immer mehr auf hochwertige Produkt spezialisieren die sie in riesigen Stückzahlen günstig verkaufen.

Wenn das stimmt was ich gehört habe, ich kann es eigentlich nicht glauben, arbeiten in China mehr Ingenieure an der Entwicklung von Elektrofahrzeugen als in Deutschland insgesamt jährlich die Uni verlassen.
Da kann ich nur sagen gute Nacht liebs Abendland. :schock:

jan der böse
01.05.2010, 10:04
hi fritz
was mache ich falsch?
ich hab zwar eine halbwegs vernünftige ständerbohrmaschine,aber keine drenbank.
bei aldi wurde soweit mir bekannt auch noch keine angeboten.soll ich mir doch eine drehbank kaufen um das ganze billiggeraffel aufzuhübschen?
)(-:vor deiner arbeit,aber normales wergzeug möchte ich nicht selbst verbessern müssen.
jan der böse,der jetzt auf der suche nach einer nicht zu großen drehbank ist...
ps:spitzen höhe vor spitzen weite;-)

Fritz
01.05.2010, 11:36
Hallo,

ein paar Antworten zu aufgeworfenen Fragen:

Messing habe ich in der Tat deshalb genommen, weil reichlich vorhanden und für diese Beanspruchung sicher voll ausreichend. Habe inzwischen ein kleines Lager an Alu, Messing, Kupfer, div. Kunststoffe, Stahl, Edelstahl, lauter Verschnittstücke, die anderswo in den Schrott fliegen, aber für meine Projekte genau richtig sind.

Materialkosten also Null, desgleichen meine Arbeitszeit, die als Ruheständler in spe bald reichlich verfügbar sein wird. Außerdem habe ich meinen Spaß dabei gehabt und nicht für sauer dazuverdientes Geld Steuern für die Konkursmasse BRD abdrücken müssen.

Die Drehbank habe ich mir vor ca. 20 J. zusammengespart; sie ist das Herzstück der Werkstatt und ermöglicht zahllose Basteleien und eben auch die hier beschriebene. Handwerker brauche ich daheim nahezu nie, ein gutes Stück Autarkie, das wiederum viel Geld spart und für die kommenden, zweifelhaften Zeiten sicher auch kein Fehler ist.

Grüßle, Fritz. )(-:

Fritz
24.05.2010, 17:10
Hallo,

hier nun der letzte Stand.

Das Maschinengehäuse ist nun mittels einer Stützstrebe sowohl mit dem Ständerrohr als auch der Werkbank fest verbunden. Der Bohrtisch ist verstiftet und wird von zwei verstellbaren Stützen festgehalten, um Verbiegen nach unten und Verdrehen zu verhindern. Netterweise hängt der Tisch etwas nach vorn unten. So läßt er sich mit den Stützen schön in genau rechtwinklige Position zum Bohrer/Fräser hochdrücken.

Das Arbeiten mit dem Maschinderl macht jetzt tatsächlich Spaß und ist hinreichend genau. Fräsen in Alu und Kunststoff geht prima, natürlich nicht in Stahl. Auf dem letzten Bild das Ergebnis eines kleinen "Härte"-Tests (Profis bitte nicht lachen; es geht um Kleinteile-Heimwerkerei !): 10-mm-Fräser mit reichlich 4 mm Tiefe in einem Arbeitsgang durchgezogen, klappt!

Grüßle, Fritz. )(-:

en tigerente
24.05.2010, 18:28
Moin!

Ganz nett das Spielzeug, aber hast Du keine Angst das das Bohrfutter vom B16(?) fällt? Ist doch für seitliche Drücke garnicht ausgelegt.
Oder habe ich mich da verguckt?

Gruß, André

Fritz
24.05.2010, 20:55
Hallo André,

die Sorge hatte ich auch. Funktioniert bislang aber bestens. Und wenn doch noch das Bohrfutter abfallen sollte, habe ich auch noch Gegenmittel in petto: Ankleben (ja, pfui, aber so doll ist die Welle ohnehin nicht, baut man halt gfls. eine bessere, neue ...) oder eine Anzugschraube improvisieren.

en tigerente
24.05.2010, 23:41
Moin!
Eine neue Spindel, vieleicht mit ´nem kleinen MK und Anzugsstange wäre bestimmt eine Lösung. Sollte doch ins Gehäuse passen.
Aber sooooo aufwändig... :rolleyes:

Gruß, André

Jürgen
12.09.2010, 18:57
Moin Fritz,

wir hatten ja bereits das Vergnügen am Telefon.

Ich habe jetzt eine Firma gefunden, deren "Chefdreher" (ein Pole) die Idee hatte, es so zu machen,
wie es die Profi-Herstellerfirmen machen.
Die haben meist eine Klemmschraube, die der Pinole im unteren Bereich nur noch soviel Spiel lässt,
dass sie sich gerade noch abwärts bewegen kann.
Bei mir hat er dafür einen waagerechten Schnitt unmittelbar über dem inneren Führungsrohr im
Gehäuse (darüber ist nix mehr mit Pinolenführung :( ) angebracht.
Damit die ganze Geschichte jetzt als Klemme funktioniert auch noch einen senkrechten Schnitt.
Zum Einstellen hat er auf der rechten Seite zwei M 5er Gewinde geschnitten. An diesen beiden Schrauben
lässt sich jetzt wunderbar das Spiel der Pinole einstellen.
Selbst wenn die Pinole ganz ausgefahren ist, spürt man kein Spiel mehr.
22071220722207322074 22075 22076
Zur Verbesserung der Genauigkeit habe ich alle China-Lager gegen FAG getauscht und mir ein Röhm Bohrfutter gegönnt.
Desweiteren habe ich -wie du- die seitliche "Führungsschraube" der Pinole getauscht gegen eine mit rundem Ende. Mangels Drehmaschine mit der Feile hergestellt.
Die original hatte ja quasi einen Schlitz und ließ sich somit bei installierter Pinole nicht einstellen
bzw als zusätzliche "Klemmschraube" zu fungieren.

In diesem Sinne, noch mal vielen Dank für deine Tip`s am Telefon.

Fritz
15.09.2010, 18:00
Hallo Jürgen,

eben erst gesehen - freut mich, daß Du jetzt auch ein brauchbares Arbeitsgerät hast! Wie man sieht, es führen oft viele Wege zum gleichen Ziel.

Grüßle, Fritz.

Fritz
13.07.2012, 23:20
Hallo,

kleiner Erfahrungsbericht:

Kurz, nachdem ich die Aldi-Standbohrmaschine optimiert habe, ist mir ja seinerzeit eine (für meine Verhältnisse) große Fräsmaschine mit 0,75 to Lebendgewicht günstig zugelaufen.

Dennoch hat der kleine, chinesische Baumarkt-Krüppel seine Daseinsberechtigung nicht verloren. Für Feinarbeiten in Alu oder Kunststoff ist er weiterhin Maschine der Wahl.

Für einen Freund habe ich darauf gerade eine Zielfernrohr-Montageschiene mit zwei zusätzlichen Nuten versehen - für einen 100-jährigen Mauser-Karabiner. Ging astrein und präzise; wenn man bedenkt, daß vor dem "Tuning" nicht einmal zielgenaues Bohren möglich war, doch ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis!


Grüßle, Fritz. )(-:

traebbe
14.07.2012, 00:20
Hallo Fritz,

Deine Berichte sind immer wieder interessant und inspirierend.
Auch meine "Werkstatt" wird so langsam.
Ene (ebenfalls chinesische) Rotwerk Bohr-/Fräsmaschine mit elektronischer Drehzahlregelung wartet auf die Aufstellung, demnächst kommt evtl. noch eine CNC-Gravieraschine, bei der die Steuerung defekt ist.
Sie schreit geradezu nach de Umbau auf eine 2D/3D Fräsmaschine.
Die Steuerungmodule aus China, natürlich, sind schon da :D
Leider hab ich nur begrenzte Platzerhältnisse :(