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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Stärkere Ventilfedern ??



northpower
27.10.2010, 20:48
Moin allerseits
ich bin ja gerade dabei meiner G/S ´ne kleine Leistungskur zu verpassen. Neben 7-Rock 1000ccm Satz, höherer Verdichtung und R100 GS Köpfen ( haben gerade das 2- Kerzengewinde:] bekommen und neue Führungen , frisch gestrahlt und einegschliffen) kommt ja auch eine asymetrische Scheffer-Nocke rein.

Wie is da so die Vorgehensweise bei euch, habt ihr andere Federn, die originalen vorgespannt, leichtere obere Teller ?

Ne höhere Vorspannung zwingt das Ventil zwar eher in den Sitz, kostet aber auch Kraft.

seriennah
27.10.2010, 21:23
Hallo,

das wichtigste bei dem Thema Ventilfedern scheint mir das Zusammenspiel mit der Nocke zu sein. Ich würde an Deiner Stelle den Dirk fragen, der sollte wissen, was seine Nocke für Drehzahlen fertigbringt und ob hier härtete Ventilfedern nötig sind.
Ich fahre auch eine Nocke von ihm mit Serienfedern, bei Seriendrehzahlen und etwas Drehzahlreserve keine Probleme.

Luftgekühlte Grüße
Klaus

mk66
27.10.2010, 21:53
Hallo,

die Herausforderung sind nicht nur die höheren Drehzahlen, auch die Gestaltung der An- und Ablauframpen spielt eine Rolle weil diese die Ventilbeschleunigung, den Aufsetzvorgang des Ventils auf dem Sitz und den Aufsetzvorgang des Nockens auf dem Stößel beim Öffnen definiert

Ich habe in einer BMW die EM2V1 und mich vor Montage mit mit mehreren erfahrenen BMW-Tunern unterhalten. Einer hat die Nocke "abgerollt" und mit andern Profilen verglichen. Die Form des Einlassnockens entsprach dabei weitgehend der 324er Nocke (Schleicher RO 270.6). Diese hat beim Schließen des Ventils eine deutlich höhere Negativ-Beschleunigung als die Seriennocke.

Von härtern Ventilfedern würde ich aber eher abraten, weil damit wieder die mechanischen Belastungen der Stößel höher wird. Wir haben damals (für den normalen Toureneinsatz) Erleicherungen am Ventiltrieb (leichte Stößel, leichte Ventileinstellschrauben, Kipphebel dezent erleichtert) vorgenommen. Das erleichtert dann der Serienfeder das Schließen des Ventils. Bei den Stößeln würde ich wie schon mehrfach empfohlen zu den einteiligen Stahl-Stößeln vom Wank raten. Prima Teile: Gut verarbeitet und pro Stück ca. 20-30 Gramm leichter als die Serienstößel. Das ist eine Menge. Bei den anderweitig angebotetenen Stößeln mit Alu-Kappe löst sich letztere ganz gerne mal.

Grüße
Marcus

Fritz
27.10.2010, 21:55
Ne höhere Vorspannung zwingt das Ventil zwar eher in den Sitz, kostet aber auch Kraft.

Hallo,

so ist das, und darum fahre ich wieder mit normalen Federn. Soll keine Pauschal-Aussage sein; hängt natürlich vom Einzelfall ab!

Meine Hartgummikuh hat die 336°-NoWe von BMW und wird auch ordentlich gedreht. Beim Ersteinbau habe ich die empfohlenen, stärkeren Federn eingesetzt. Aber man kann auch über heilige Kühe mal nachdenken.

Von daher war mir die höhere Belastung (Kraftverlust und Verschleiß, letzteres besonders bei t i e f e r Drehzahl!) unsympathisch. Und bei genauerer Betrachtung halte ich den Reflex "scharfe NoWe - härtere Federn" für zu kurz gedacht.

1. Zutreffend ist, daß die im Zaum zu haltenden Massenmomente mit der Drehzahl wachsen, was sich auch berechnen läßt. In Apfelbecks "Wege zum Hochleistungsmotor" ist das breit dargelegt. Habe ich nicht gemacht :&&&: , sondern es einfach ausprobiert, und das mit Erfolg bzw. ohne Schäden.

2. Aaaber! Ketzerische Aussage: Die hohe Drehzahl ist ein Problem, nicht jedoch die schärfere Welle! Ganz im Gegenteil: Diese hat eine fülligere, rundlichere Form als die spitzige, "harmlose" Tourenwelle. Der Umkehrpunkt oben ist bei der "brutalen" Sportnocke also deutlich gnädiger zum Ventil, einfach deshalb, weil sich dort Beschleunigen und Abbremsen auf einen längeren Weg verteilen. Umsonst ist nichts; irgendwo muß dieser Weg herkommen. Tut er, und zwar auf Kosten der Anlauf- und Ablauframpen am Nocken. Das Ventil wird also plötzlicher geöffnet, ein Grund mehr gegen eine zu harte Feder (wiederum Verschleiß). Den einzigen kritischen Punkt sehe ich darin, daß nach Ventilschluß der Kontakt zum Grundkreis gewahrt bleibt. Hier kommt wieder die Drehzahl und die träge Masse ins Spiel.

Soweit meine hoffentlich einigermaßen richtigen Überlegungen. Für mich war das Fazit, mit der Höchstdrehzahl (halbwegs :D ) auf dem Teppich zu bleiben, wenngleich schon über dem werksseitig empfohlenen Maximum - man möchte die theoretisch mögliche, erhöhte Leistung ja ein bißchen nutzen - und gleichzeitig die Vorteile nicht zu harter Federn mitzunehmen. Ergänzend habe ich den Ventiltrieb ein wenig erleichtert (Kipphebel, Stellschrauben) und versteift (Balsaholz-Füllung der Stoßstangen).

Grüßle, Fritz. )(-:

northpower
27.10.2010, 22:13
Ich hatte auch eher an Ventilbeschleunigung gedacht als an Drehzahl. OK, ich muss noch lernen im Rahmen zu bleiben, von meinen 4-Ventilern bin ich etwas anderes gewohnt ;;-):gfreu:,da gehen schon mal 8 1/2 und mehr, je nach Software.

Die Idee Dirk zu fragen hatte ich auch, aber ich bin immer etwas zögerlich mit solch banalen Fragen viel beschäftigte Leute zu belästigen.

OK, alles leichter machen leuchtet ein.

Hat einer Bilder oder ´ne Anleitung die Kipphebel zu bearbeiten ?

Fritz
28.10.2010, 07:57
Guten Morgen Achim,

Kipphebel-Bilder habe ich im Fred über meine Maschine eingestellt. Da ich noch immer Verlinkungs-Dilettant bin, gib in die Suche "Rennfahrertrick" ein und gehe im Fred auf Seite 9.

Am ventilseitigen Hebelende steht jeweils eine "Nase" unmotiviert in der Gegend herum, die man wegschleifen kann. Freundlicherweise ist das auch die gewinnträchtigste Erleichterungsstelle, da am weitesten vom Drehpunkt entfernt. Ausprobieren, bis wohin Material da sein muß, damit auch in der tiefsten Stellung (Ventil voll auf) noch Gleitbahn zum Ventilende hin da ist.

An den Übergängen der Hebel zum Grundkörper sind scharfkantig auslaufende "Flügel", die ich zurückgeschliffen und verrundet habe (sonst m.E. Sollbruchstelle). Die empfindlichen Bereiche sind poliert, besonders der lange Hebel. Von dessen Höhe darf nichts weg, abgesehen vom Glätten und Polieren. Von der Breite habe ich ein wenig weggenommen, aber nur als leichte Einbuchtung in der Mittellinie (im Querschnitt also , weit übertrieben gesagt, wie ein Doppel-T-Träger). Auch hier wirkt die geringere Belastung durch eine nicht verstärkte Ventilfeder wohltätig.

Der kurze Hebel mit der Stellschraube ist rundherum abgeschliffen und die Schraube hohlgebohrt (nicht bis in die Kugelpfanne hinein!) und angesenkt. Damit beim Bearbeiten die Nadeln nicht herausfallen und kein Schleifdreck in die Lager kommt, habe ich statt der Achse ein Stück Gewindestange mit Karo-Scheiben verschraubt.

Man kann natürlich alles noch besser machen; auch gibt es diverse, käufliche Spezialteile (Stößel, Ventilteller usw.). Ich schaue halt auf' s Budget und will zudem möglichst alles selbst machen. Bringt einen auch ganz schön weit! :]

Grüßle, Fritz. )(-:

northpower
28.10.2010, 08:54
Moin Fritz

vielen vielen Dank für Deine Ausführung.
Genau sowas ist nach meinem Geschmack.
Ich will schrauben und lernen. Dann mit zufriedenem Gewissen sagen: selbst gemacht ! Jo.

Ich werd´s mal angehen :gfreu:

Q-treiber
28.10.2010, 09:32
Wie is da so die Vorgehensweise bei euch, habt ihr andere Federn, die originalen vorgespannt, leichtere obere Teller ?
Hallo Achim,

bei den höheren Beschleunigungen der 324er Nockenwelle (oder asym.) würde ich den Ventiltrieb, wie auch schon Marcus so treffend bemerkte, erleichtern.

Hintergrundinfos ? Kannst Du auf meiner Seite (http://www.wanderbaustelle.eu/nockenwelle.html) ein wenig nachlesen.

2VClassic
28.10.2010, 10:19
Die Kurve der asymetrischen Nocke kann man sich auch bei SH ankucken:

http://www.silent-hektik.com/Boxer_All_2.jpg

das mit den leichteren Kipphebeln und Einstellschrauben wird ja oft praktiziert - weil einfacher zugänglich und weniger (ab) bauaufwand. Wenn man aber den Einfluss und Gewichtersparnis (effektive massenträgkeit) betrachtet sind leichte Stößel und leichtere Ventilteller wohl zuerst ziehlführend, da ein deutlich höheres Verbesserungspotential gegeben ist.

Fritz
28.10.2010, 12:42
Hallo Achim,

bei den höheren Beschleunigungen der 324er Nockenwelle (oder asym.) würde ich den Ventiltrieb, wie auch schon Marcus so treffend bemerkte, erleichtern.

Hintergrundinfos ? Kannst Du auf meiner Seite (http://www.wanderbaustelle.eu/nockenwelle.html) ein wenig nachlesen.

Hallo,

das ist eine sehr schöne und vor allem wegen der diversen Kurven äußerst anschauliche Darstellung! :applaus:

Für mich natürlich sehr beruhigend die Aussage, daß die 336° -NW k e i n e höheren Belastungsspitzen produziert als die Serie, somit hier (trotz Empfehlung in der Werksanleitung) verstärkte Federn überflüssig sind. :] Die Praxis bestätigt das; an den Nockenflanken sind nach weit über 100 Tkm keine nennenswerten Verschleißspuren, dsgl. an den vorsorglich (und unnötigerweise) gewechselten Stößeln.

Grüßle, Fritz. )(-:

laulabiber
28.10.2010, 15:58
Hallo Achim,

leichtere Kipphebel und leichte Einstellschrauben. An letzteren kannst du auch noch erleichtern.

That's all. Kurt.