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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wartung R 80 RT



pelle136
29.08.2008, 02:04
Hallo, ich weiss ja nicht, ob ihr eure regelmäßigen Wartungsarbeiten beim "freundlichen" machen laßt aber wenn ich mich hier so durchlese, scheint da kaum einer dabei zu sein der diesen Weg geht. Nun habe ich schon recht offt gelesen, dass es recht wichtig zu sein scheint neben Ölwechel und den normalen Dingen regelmäßig die Ventiele einzustellen. Nun meine Frage, erstens: warum ist das so wichtig, zweitens: kann man das selbst lernen?
Gruß pelle

Detlev
29.08.2008, 06:51
Moin Pelle,
neben regelmäßigen Ölwechseln ist ein exaktes Ventilspiel eine Grundvorraussetzung für ein langes, problemloses Motorleben. Die Vorschrift bei BMW sieht starre Intervalle vor, eine Erstinspektion nach 1000km und dann alle 7500km.

Die Erstinspektion bei neuen Motoren oder (teil-) überholten Motoren ist wichtig, damit mit dem Öl Bearbeitungsspäne aus dem Motor gespült werden und ein sich setzen der Dichtungen am Zylinderkopf (Kopfschrauben nachziehen), und damit verbunden eine Verringerung des Ventilspiels ausgeglichen wird.
Nach dieser Inspektion passiert dann nicht mehr so viel und man kann deshalb die Intervalle verlängern (BMW sagt 7500km). Heute sind die Öle so gut, dass man, ohne das Nachteile zu erwarten sind, den Öl- und Filterwechsel deutlich herauszögern kann, ich mache ihn einmal im Jahr zum Saisonende. Und das können auch mal 15000km sein.

Aber:
Ich wechsel das Öl auch einmal im Jahr, wenn ich deutlich weniger Kilometer gefahren haben sollte. Das Öl nimmt im Betrieb durch die Kraftstoffverbrennung Wasser und Säuren auf, die ich nicht gerne über Winter im Motor lassen möchte. Und gerade im Kurzstreckenbetrieb wird das Öl nicht so warm, dass diese unerwünschten Nebenprodukte aus dem Öl verdampfen und den Weg ins Freie suchen.

Zum Ventilspiel:
Hier liegt tatsächlich eine Schwachstelle des 2-V-Motors. Die Werksangaben für das Ventilspiel mit 0,1mm Einlass und 0,15mm Auslass dienen der Verringerung des Geräuschpegels, bergen aber auch die gefahr, dass durch eine Verkleinerung das Spiel irgendwann nicht mehr ausreicht und dann die Verweildauer der Ventile auf den Sitzen so kurz wird, bzw nicht mehr vorhanden ist, dass die Ventile überhitzen, die Dichtflächen der Ventilsitze durchbrennen oder sogar die Ventilteller abreißen können, was einen erheblichen Motorschaden nach sich ziehen kann.
Während der Betriebsdauer des Motors wird man feststellen, dass das Ventilspiel sich in immer geringerem Rahmen verändert. Irgendwann meint man dann, dass man überhaupt nicht mehr zu kontrollieren braucht. Also kann man auch hier, mit Augenmaß, die Intervalle deutlich heraufsetzen.

Ich halte es so, dass ich einen neu abgedichteten Zylinder schon nach einer einzigen Tour, bei dem der Motor allerdings auch gut warm geworden sein sollte, nachziehe und die Ventile neu einstelle. Dabei wähle ich auch immer ein höheres Ventilspiel als vorgeschrieben, also 0,15mm und 0,2mm, was für den Motor und die Leistung keinen Nachteil bedeutet.
Danach kontrolliere ich aber anfangs öfter mal das Spiel, um dann später, wenn ich sicher sein kann, dass es sich nicht mehr groß verändert, auf die gleichen Zeitintervalle von einem Jahr wie beim Öl zu kommen. Das mag bei einem Motor, der nur wenige 1000km im Jahr läuft übertrieben sein, aber für mich bedeutet das auch sowas wie eine "Beziehungspflege"!

Das Ventile einstellen selber ist eine einfache Tätigkeit, die man mit Anleitung schnell lernen kann. Am Besten suchst Du Dir jemanden in Deiner Nähe, der das schon öfter gemacht hat und bei dem Du mal über die Schulter schauen kannst und der dann Dir zusieht, während Du die Ventile selbst einstellst.

Apropos Öl:
Die BMW hat nicht nur Motoröl (Ölfilterwechsel nicht vergessen), sondern auch noch Getriebe-, Hinterachsgetriebe- und bei einigen Modellen auch Kardantunnelöl sowie Gabelöl. Diese sollten auch gewechselt werden, ich mache das allerdings nur alle zwei Jahre.

Die Zündkerzen:
Drehe ich bei der Kontrolle des Ventilspiels heraus um den Motor leichter von Hand auf OT drehen zu können, dabei schaue ich sie mir kurz an um Ablagerungen zu begutachten und den Kontaktabbrand zu kontrollieren. Heutzutage könne Kerzen durchaus problemlos 30.000km halten.

Den Zündzeitpunkt:
Kontrolliere ich mit einer Stroboskoplampe und sollte sich bei einer kontaktlosen Zündung nicht verstellen. Die BMWs ab Modelljahr 1981 habe eine Kontaktlose Zündung. Bei den älteren Modellen mit Zündkontakten müssen diese eingestellt, auf Kontaktabbrand kontrolliert und ggf ausgetauscht werden.

Ansonsten:
Regelmäßig Reifendruck und Ölstand prüfen, Tanken und Spaß haben!

Noch Fragen?

MM
29.08.2008, 08:07
...Ölfilterwechsel nicht vergessen...
Der ist eigentlich noch wichtiger als der Ölwechsel selbst. ;)

Detlev,
da hast du eine wunderbare Auflistung für den normalen Wartungsbedarf verfasst. :applaus: ;-JJJ

Für Fortgeschrittene kann man noch ergänzen:


Bremsbelagverschleiß kontrollieren
Spiel an den Hand- und Fußhebeln gelegentlich prüfen und bei Bedarf korrigieren
Nippel der Seilzüge schmieren (Drehbewegung in der Aufnahme)
Lager von Kupplungshebel und Bremspedal schmieren
Luftfilter bei Bedarf wechseln


Ergänzt um übliche Funktions- und Sichtprüfungen, die jedes Fahrzeug braucht, haben wir damit
schon fast alles zusammen, womit einen die Werkstatt ohne Not arm machen könnte. ;)
All die Dinge lassen sich ohne spezielle Werkzeuge oder Kenntnisse selbst machen. ;-JJJ

kwm67
29.08.2008, 11:03
Original von manzkem

Nippel der Seilzüge schmieren (Drehbewegung in der Aufnahme)


Ein Tipp zum Schmieren der Nippel: Kettenspray verwenden, der haftet besser und wäscht sich nicht so schnell aus!

Kurt

Uli
29.08.2008, 12:45
Original von detlev
Ich halte es so, dass ich einen neu abgedichteten Zylinder schon nach einer einzigen Tour, bei dem der Motor allerdings auch gut warm geworden sein sollte, nachziehe und die Ventile neu einstelle.

Noch Fragen?

Bei meiner R100R wurde vor ca. 3.500 km wg. Ölverlust der Zylinderfuß neu gedichtet. Ich erhielt von der Werkstatt keinen Hinweis auf eine Nachkontrolle. Wäre eine solche empfehlenswert?

Gruß, Uli

Detlev
29.08.2008, 12:49
Nicht zwingend, wenn der Zylinderkopf zusammen mit dem Zylinder gezogen wurde, das geht ohne sie zu trennen, dann brauchts das nicht.
Schau mal auf die Rechnung, wenn da ne Kopfdichtung bei ist besteht dringender Handlungsbedarf!

pelle136
29.08.2008, 19:34
Hallo, danke schonmal für die ausführlichen Ausführungen. Ich hoffe nur, ich lerne das auch recht schnell. Vieleicht finde ich ja jemanden, der mir beim "ersten Mal" hilft. Denn mit BMW fange ich leider ganz von vorn an. Die letzten Ventiele habe ich an ner KRASS und MAS eingestellt, ist 20 Jahre her!
Gruß pelle

Uli
29.08.2008, 20:01
Original von detlev
Schau mal auf die Rechnung, wenn da ne Kopfdichtung bei ist besteht dringender Handlungsbedarf!

Für diese Arbeit wurde vermerkt:
Zylinder abdichten und Zylinderkopfdichtung ersetzen (Arbeitslohn 128,70 €), 1 Dichtung (10,78 €), 1 O-Ring (3,04 €), 2 Dichtring (je 0,82 €), 2 Gummistopfen (je 1,37 €) = 146,80 € abzgl. 10% Winterrabatt, plus 19% Märchensteuer.

Ich werde gleich morgen früh dorthin fahren und von denen eine Stellungnahme erbitten! :schock:

Gruß, Uli

Detlev
29.08.2008, 20:28
Jau, Kopfschrauben nachziehen und Ventile einstellen!

Uli
30.08.2008, 12:19
Original von detlev
Jau, Kopfschrauben nachziehen und Ventile einstellen!

Ich war heute morgen in der Werkstatt. Der Meister war sichtlich iritiert, dass auf meiner Rechnung kein Hinweis auf die Kontrolle nach 1.000 km vermerkt war. Er wird den Verantwortlichen rüffeln. Er meinte, ich müsse nicht in Panik geraten. Ich dürfe das schöne Wochenende ruhig noch geniessen, solle die Gute aber in der nächsten Woche vorbeibringen. mmmm

Da bin ich aber froh, dass ich hier angefragt habe! :)

Danke und Gruß, Uli