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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Valeo und Valeoclone, eine Gegenüberstellung



Detlev
02.11.2013, 18:39
Heute hatte ich die Gelegenheit, einen defekten Valeoanlasser, er hatte seine Magnete abgeworfen, und einen defekten Clone aus chin. Fertigung, Gehäuse gebrochen, zu vergleichen.

Der Valeo ist Bj. 1994 und hat in der Zeit 117.000km gelaufen, der Clone ist Bj. 2011 mit unbekannter Laufleistung.

Am Valeo sind die meisten Bauteile mit Herstellungsjahr gekennzeichnet, beim Clone nur das Getriebegehäuse.

Hier das äußere, offensichtliche Erkennungsmerkmal, der Schriftzug am Freilaufgehäuse

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Das Gehäuse des Nachbaus ist in einem deutlich gröberen Guss gefertigt und zeigt dazu auch einige Gussnähte. Beide Gehäuse tragen eine Bronzebuchse als Stützlager für die Starterwelle.

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Deutlich unterscheidet sich auch die Materialstärke, der Chinese ist um einiges dicker in der Wandung, was ihm allerdings nichts genützt hat.

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Das Planetengetriebe des Valeos hat beidseitig gefasste Wellen für die Planetenräder. Beim Clone laufen die immerhin mit Bronzebuchsen versehenen Räder (beim Valeo Stahl auf Stahl, macht bei Trockenlauf schaurige Geräusche) auf einer einseitig gehaltenen Welle die nur mit einer Presspassung gehalten wird. Bei diesem hats eine Welle herausgerissen und alle drei Planetenräder haben Zahnausfall.

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Das Außenrad des Clones hat es bei diesem Schadensbild zerrissen, den Anlass dafür dürfte der Bruch des Stützlagers der Starterwelle gewesen sein.

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Das Bronzelager in der Mitte des Getriebegehäuse des Chinesen fehlt auf diesen Fotos, es hat auf der Starterwelle gefressen und ist dort nicht mehr herunter zu bekommen.

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Der Freilauf dürfte die Ursache für den Defekt sein.
Die Anfasung am Valeozahnrad ist glatt und gerundet ausgeführt, beim Clone ist sie schärfer und gröber.

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Sowohl das Kernmaß als auch das Außenmaß des Zahnrades, das in den Zahnkranz auf dem Kupplungsgehäuse eingreift, sind bei beiden gleich, aber der Freiraum am Fuß der Zähne unterscheidet sich erheblich. Der Valeo hat ca 2,3mm Freiraum, der Clone nur 1,8mm. Dadurch kann ein starker Druck vom Zahnkranz des Kupplungsgehäuses auf die Anlasserwelle wirken die bei einigen Anlassern zum Bruch des Gehäuses führt. Bei einigen Guzzis ist es bei diesem Schaden darüber hinaus sogar noch zum Bruch des Motorgehäuses gekommen!

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Die Rotoren sind sich recht ähnlich, wobei beim Clone die Anlagefläche des hinteren Axiallagers recht schmal ausgeführt ist. Beide Hersteller wuchten die Anker aus, was beim Valeo tiefe Ausfräsungen im Blechpaket ergibt, beim Clone sind die Bleche einzeln ausgefräst. Die Welle des Clones ist aus deutlich weicherem Material gefertigt, sie lässt sich leicht verbiegen. Die Zahnräder haben das gleiche Modul und die sonstigen für den Einbau wichtigen Abmaße der Rotoren sind gleich, sie sind also austauschbar.

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Hier die Feldgehäuse. Links der "typische" Valeofehler, der Kleber der Magnete hat gelöst. Nach meiner Statistik passiert das unabhängig von der Laufleistung nach durchschnittlich 17 Jahren.
Das Feldgehäuse des Chinesen trägt die vielfach werbewirksam gelobte Klammerung, ob diese Blechlaschen die Magnete noch halten, wenn der Kleber sich löst oder sich durch die 1,2 PS des Motors verbiegen und dann den Motor blockieren, ist noch nicht bekannt, es gibt diese Feldgehäuse erst einige wenige Jahre auf dem Markt. Die Maße sind gleich, also untereinander austauschbar.

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Hier die Gummidichtungen und der Vortriebhebel des Magnetschalters. Die Dichtungen des Clones sind deutlich weicher, was möglicherweise am geringeren Alter liegt, ist aber weder ein Vor- noch ein Nachteil.
Der Vortriebhebel des Valeo passt nicht hinter den Freilauf des Clones, der Mitnehmer des Valeo ist deutlich stärker ausgeführt. Hier muss man also beim mischen der Teile aufpassen.

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Die Kohlenhalteplatte und die Kohlen passen ohne Probleme und sind frei austauschbar.

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Die Abmessungen der Magnetschalter sind identisch, auch die Eisenkerne passen in beide Versionen. Beim Valeo ist der Weicheisenkern verkupfert, der Kern des Clones ist nicht vor Korrosion geschützt. Die Teile sind austauschbar.

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Man kann sich jetzt gut ein Bild von den Unterschieden der Anlasser machen und hat vielleicht eine Entscheidungshilfe bei der Auswahl des teuren Valeos oder der teilweise extrem billig angebotenen Nachbauten.

Ich würde immer dazu raten, defekte Valeos zu reparieren und vorsichtigen Naturen den Tipp geben, nach etwa zehn Jahren einfach mal das Feldgehäuse zu erneuern und das Getriebe zu fetten. Dann ist auch nicht mit einem Ausfall des Valeos zu rechnen.

Gerd
03.11.2013, 17:44
Sehr schöne Gegenüberstellung. Da hattest du offenbar noch einen der besseren Clones: ich hatte mal einen kommen lassen, dessen Ritzel hatte keinerlei Fasen :entsetzten:...

Der ging noch am selben Tag wieder zurück. Foto hab ich vor lauter Wut vergessen zu machen.

MM
03.11.2013, 17:59
Man sieht mal wieder, das Kopieren nicht so einfach ist.
Was nützt das dickere Material, wenn der Guß schlechter ist oder durch andere Mängel überbeansprucht wird? ;)

hg_filder
03.11.2013, 18:00
Hallo Detlev,
wenn du mal einen Alanko erhälst, kannst du dann auch so eine Gegenüberstellung machen? Zumindest die Teile, die wirklich wichtig sind. Denn wenn eine Empfehlung abgegeben wird, sollte diese Hand und Fuss haben. Zur Zeit bin ich immer noch für ein Überholen, verstehe aber den ein oder anderen, den ein "Neuteil" haben will.

Hans

Detlev
03.11.2013, 18:30
Hallo Detlev,
wenn du mal einen Alanko erhälst, kannst du dann auch so eine Gegenüberstellung machen? Zumindest die Teile, die wirklich wichtig sind. Denn wenn eine Empfehlung abgegeben wird, sollte diese Hand und Fuss haben. Zur Zeit bin ich immer noch für ein Überholen, verstehe aber den ein oder anderen, den ein "Neuteil" haben will.

Hans
Wenn ich mal einen bekomme und der auch als "Alanko" deutlich zu erkennen ist, will ich das gerne tun. Tragen die Alankos, außer dem bedruckten Karton, eine Kennzeichnung?
Ich habe bisher erst drei Clones auf dem Tisch gehabt, bei allen dreien war übrigens das Gehäuse gebrochen.
Einen davon konnte mit einem Valeo-Gehäuse reparieren, bei diesem platzte aber nach einiger Zeit der Freilauf. Das Valeo-Gehäuse war stabil genug...
Möglicherweise war auch hier die nicht passgenau gefertigte Verzahnung die Ursache, nur konnte ich das damals nicht vergleichen.

hg_filder
03.11.2013, 19:26
Hi,


Wenn ich mal einen bekomme und der auch als "Alanko" deutlich zu erkennen ist, will ich das gerne tun. Tragen die Alankos, außer dem bedruckten Karton, eine Kennzeichnung?


Sieht schwierig aus, siehe Link auf HP Alanko DE (http://www.alanko.de/Anlasser/Anlasser::2270.html)

Hans
ps.: Es gab doch mal eine Aktion von Feuerfritz, welche meines Wissens nach Alako's waren. Vielleicht hat ja mal jemand solch einen zerlegt ...

Detlev
03.11.2013, 19:29
ps.: Es gab doch mal eine Aktion von Feuerfritz, welche meines Wissens nach Alako's waren. Vielleicht hat ja mal jemand solch einen zerlegt ...
Nö, das waren m.W. keine Alankos, die ersten beiden mit gebrochenen Gehäusen waren übrigens aus der damaligen Aktion...

Pjotl
03.11.2013, 19:31
Danke Detlev,

sehr aufschlußreich! :applaus:

Und ich dachte bisher Alanko=Clone. ;;-)

Herr F.
03.11.2013, 19:32
Tragen die Alankos, außer dem bedruckten Karton, eine Kennzeichnung?



Ich kuck morgen mal nach.

hg_filder
03.11.2013, 19:32
Ich kuck morgen mal nach.

an dich hatte ich gerade gedacht ....

Gruss Hans

ScottColumbus
03.11.2013, 20:05
Sehr interessanter, fundierter Fred, Detlev. :]

Danke schön.

Gruß

Dirk

Funkenschlosser
03.11.2013, 20:10
Hallo Detlev,
was Du anpackst, das machst Du gründlich.)(-:)(-:)(-:)(-:)(-:)(-:

Vix_Noelopan
03.11.2013, 20:15
Hallo Detlev,

danke für Deine Synopse!

Wen man nun einem Valeo-Original das Feldgehäuse eines billigen Chinesen verpasst, sollte man eigentlich des Valeo-Hauptproblems Herr sein, nicht? Bliebe nur noch das in beiden Fällen aus Plastik bestehende Außenrad :nixw:.

Beste Grüße, Uwe

Detlev
03.11.2013, 20:22
Und ich dachte bisher Alanko=Clone. ;;-)


Das denke ich auch, was aber nicht heißt, dass die Alankos aus der selben Produktion wie dieser hier stammen und damit auch die gleichen Probleme haben können.

Ich habe mal Google genutzt und nach D6RA7 bzw D6RA15 geschaut. Dabei bin ich auf eine Seite aus Hongkong gestoßen, wo die Nachbauten für 25(US)$ pro Stück angeboten werden. Aber wer legt sich schon gleich ne Palette von den Dingern hin...

Detlev
03.11.2013, 20:29
Hallo Detlev,

danke für Deine Synopse!

Wen man nun einem Valeo-Original das Feldgehäuse eines billigen Chinesen verpasst, sollte man eigentlich des Valeo-Hauptproblems Herr sein, nicht? Bliebe nur noch das in beiden Fällen aus Plastik bestehende Außenrad :nixw:.

Beste Grüße, Uwe

Ich behaupte immer noch, dass diese Klammerung nicht die Lösung des Problems bedeutet. Um das allerdings zu beweisen gibt es diese Ausführung noch nicht lange genug.
Das Außenrad des Planetengetriebes stellt im übrigen auch keine Schwachstelle dar, an der Stelle gibt es erst dann Schäden, wenn die Lager der Planetenräder schon lange völlig verschlissen sind und diese dann blockieren können. Bis dahin hat der betreffende Anlasser aber schon Generationen von Anwohnern durch markerschütterndes Gekreische geweckt.:schimpf:

Deswegen erwähne ich es auch immer wieder: Nach etwa 10 Jahren sollte man das Feldgehäuse prophylaktisch tauschen und bei der Aktion dann das Planetengetriebe neu fetten.))):

Herr F.
03.11.2013, 21:02
Aber wer legt sich schon gleich ne Palette von den Dingern hin...

Da fiele mir einer ein......:&&&:

gb500
03.11.2013, 21:48
Hi,



Sieht schwierig aus, siehe Link auf HP Alanko DE (http://www.alanko.de/Anlasser/Anlasser::2270.html)

Hans
ps.: Es gab doch mal eine Aktion von Feuerfritz, welche meines Wissens nach Alako's waren. Vielleicht hat ja mal jemand solch einen zerlegt ...


FF schrieb damals die Anlasser wären aus dem Hause Paris Rhone!

Meiner hat in der CS funktioniert und steckt jetzt in der Mystic, deren Valeo Anlasser kreischte aber mittlerweile überholt ist und auf den erneuten Einbau wartet.

Elefantentreiber
03.11.2013, 22:17
Mein letzter Alanco hatte den Namen im Feld-Gehäuse eingeprägt.

Meinen letzten aus der Feuerfritz Aktion habe ich gestern montiert, der hat diesen Schriftzug nicht.

Klaus S.
03.11.2013, 22:44
Da fiele mir einer ein......:&&&:


Jo, der hatte aber glaube zwei.

boxerhans
04.11.2013, 07:13
Mein letzter Alanco hatte den Namen im Feld-Gehäuse eingeprägt.



Stimmt, solche mit "Alanco" Einprägung im Feldgehäuse hab ich auch schon gesehen.

Schlingel
04.11.2013, 08:50
Hallo Detlev,
dass die Chinesen gut abkupfern können weis ja jeder. Mit dem abalumi´nn
scheints ja wohl noch zu hapern.

Du hast es echt drauf, den Leuten Einsicht in die Bauteile zu vermitteln, denen sie sich ahnungslos anvertrauen :respekt:.

Wenn ich die Bilder seh, bin ich froh, dass ich noch den Ex-Kadett-Langsamläufer in der 90/6 habe. Toi,toi,toi... der hat noch nie rumgezickt. Falls doch mal, überhole ich den nach Deiner Fotoanleitung aus der DB . Valeo - nein Danke!
Liebe Grüsse :wink1:
Martin

werni883
04.11.2013, 09:12
Servus. Diese Aufstellung finde ich echt klass. Also ist Valeo drin, wo Valeo draufsteht. UNDdem Valeo gehoert die Zukunft?!
werni883

tom1803
04.11.2013, 11:33
Maahlzeit!!!

Ja, hab mittlerweile den zweiten Alanko - der Schriftzug ist im Motorgehäuse eingeprägt. Allerdings ist der äußere Anschein so, wie ganz oben beschrieben, recht grober Guss, macht schlimmere Geräusche als der orig. Valeo und bei mir hat beim Starten eine Fehlzündung das Getriebe zerstört - bin mir aber nicht sicher, ob ein Valeo den Schlag des BBK nicht auch zerstört hätte.

Gruß - Thomas

Herr F.
04.11.2013, 11:41
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:bitte:

Schlingel
04.11.2013, 11:50
...gerade festgestellt, dass traebbe/Joachim den Bosch seziert hatte. Egal, die Datenbank ist voll guter Infos, die verhindern, dass man unwissend alles kaputtmurkst. Dicken Dank an alle, die daran beteiligt sind :applaus:.
Ist immer wieder klasse auf eine umfassende Bibliothek zurückgreifen zu können, die mit Text und Bild besser ist als jede käufliche Reparaturanleitung.
Liebe Grüsse
Martin

Detlev
30.11.2013, 20:33
Heute gabs wieder neue Erkenntnisse zu den Valeoclones und Valeos.

Ein Clone hat, nachdem der Motor angesprungen ist, nicht wieder aus dem Anlasserzahnkranz auf der Schwungscheibe ausgespurt.
In der Folge hat der Anlasserfreilauf starke Spuren am Ritzel bekommen und der Ausrückhebel des Magnetschalters hat sich aufgefressen. Grund dafür ist eine zu enge Passung des Freilaufs auf der Motorwelle. Ein wenig Dreck genügte, die beiden Teile in eine innige Verbindung zu bringen. Nur mit viel Kraft konnte ich das Ritzel dort abziehen. Rechts neben dem Freilauf der Ausrückhebel und ganz rechts sieht man wie er neu mal ausgesehen hat.

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Dieser Clone hat noch eine weitere Besonderheit: Das Planetengetriebe hat eine gröbere Verzahnung die ich in dieser Form bisher nur bei den 4-Ventil-BMWs gesehen habe.
Links die normale Verzahnung der original Valeos D6RA7 / 15 rechts die Cloneversion.

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Auf dem Feldgehäuse des Clones klebte ein Aufkleber mit "D6RA7".
Dass dieses Feldgehäuse geklammerte Magnete enthielt hat der Anlasserlebensdauer in diesem Fall nicht geholfen. Dem Kohlenverschleiß nach zu urteilen war auch diesem Clone nur ein sehr kurzes Leben beschert.

Aber auch bei den Original-Valeos gibt es Licht und Schatten.
Bei den späten Teilen aus polnischer Produktion lösen sich die Außenräder der Planetengetriebe gehäuft auf. Diese beiden Anlasser waren in 2004 und 2005 produziert. Die Planetenräder und ihre Lager waren übrigens neuwertig:

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Erkennen kann man die polnischen Valeos, die wie auch die französischen alle Teile gekennzeichnet haben, an den Aufklebern auf den Feldgehäusen und den hier verwendeten silberfarbenen Magnetschaltern:

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Nach meiner Beobachtung sind die ganz frühen Anlasser aus der Produktion 1988-89 die qualitativ hochwertigsten. Immer noch gut sind die Franzosen die bis etwa 2004 verkauft wurden. Offensichtlich wurden damals bessere Materialien verwendet als danach.


Alles was ich bisher an Clones auf dem Tisch hatte, taugte nur noch teilweise zur Ersatzteilbeschaffung, z.B. Kohlen und Kohlenhalter waren immer ok, eine Reparatur lohnt bei den massiven Schäden leider nicht mehr.