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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vergasereinstellung leicht gemacht



Euklid55
18.01.2009, 12:02
Sicherlich hat sich schon mancher gefragt, die das maximum an Vergaser herauszuholen ist. Hat man jedoch keinen Prüfstand ist es ein Verfahren das Geduld und eine gewisse Aufzeichnung voraussetzt. Man kann sich nicht alles merken. Die alten Vergasertabellen von BMW sind nicht unbedingt hilfreich. So wird die R75/5 damals mit einer Nadeldüse 2,73 betrieben. Da läuft der Motor seidenweich und säuft vor sich hin.

R 75/5 800ccm 9,2:1 Verdichtung
Vergaser 32mm Nadel Hauptdüse Leerlauf Nadel v. o.
2,64 145 45 2 gut 07.08.2008
2,64 145 45 3 gut, etwas fett 1/4 08.07.2008
2,66 135 45 2 gut, zu mager beim beschleunigen
2,66 140 45 3 gut, etwas fett 24.06.2008
2,66 145 45 2 05.02.2007
2,66 145 50 2 gut, normal mager beim beschleunigen Leistung?
2,66 145 50 1 18.07.2007 offener Luftfilter
2,68 135 45 2 gut, etwas fett offener Luftfilter
2,68 135 45 3 gut, etwas fett

Zunächst müssen die Randbedingungen erfüllt sein, sonst ist alle Arbeit für die Katz. Der Tank ist rostfrei, gesäubert und ohne Benzinfilter. Das Schwimmkammerniveau beträgt auf beiden Seiten 13-16mm Füllhöhe vom Benzin. Der Vergaser ist gereinigt und zumindest mit einer neuen Nadeldüse versehen. Bei mir hatte eine Nadeldüse nach 42000 km keine 2,66 mm Bohrung mehr sondern 2,72. Ventilspiel und Zündung sind neu eingestellt. Ich nehme immer A=0.20 E=0.15. Eine knappere Einstellung geht auch, muß aber nicht sein. Ist das Ventilspiel zu knapp wird sich kein Leerlauf mehr vernünftig einstellen lassen.

Ein Teststrecke zum Fahren sollt zur Verfügung stehen. Am Besten mit einem Hubbel, damit der Motor voll zu ziehen hat und ohne Geschwindigkeitsbeschränkung. Die ideale Temperatur liegt zwischen 10°-20°C. Im Hochsommer wird der Motor dann automatisch fetter laufen mit höherer Temperatur und größere Höhe.
Zunächst muß die magerste Vergasereinstellung ermittelt werden. Ich höre schon den Aufschrei von Forum” Der Motor wird verheizt” wird aber nicht so sein. Die Düsennadel dazu einfach einmal 2 Stufen niederer hängen, oder die Nadeldüse um 0,02 verkleinern. Der Motor sollte jetzt merklich sich schwer tun einen Beschleunigung bei 3000 U/min umzusetzen. Nicht mit ruckeln, sondern es ist ein Loch vorhanden. Wenn der Fall noch nicht Eintritt dann nochmals magerer einstellen. In einer Tabelle aufschreiben was passiert. Dafür reichen 5 km Fahrt und schaden dem Motor nicht. Im Endergebnis sollte der Motor nur noch mit Chock anspringen. Die Nadel dann 1 Stufen höher hängen und die Motor sollte ohne Loch beschleunigen. Beim gaswegnehmen wird es in Auspuff patschen. Nicht schlimm, sondern das Gemisch ist jetzt mager.

Die Ermittlung der Hauptdüse wird wir folgt vorgenommen. Das besagte Straßenstück befahren im 5. Gang und einem Punkt, den man ist merken sollte bei 4000 U/min Vollgas. Nach 500m oder 1km eine weiter Markierung merken da sollte der Motor min. 6500 U/min erreicht haben. Motor abkühlen lassen und die Kerzen überprüfen. Sollten in Richtung hell werden. Bei weißen Kerzen viel zu mager. Das Ganze mit mehreren größeren HD wiederholen. Bei meinen Motorrädern ist es so, dass nach Ende des Buckels (Meßstrecke) so um die 7000 U/min anstehen und der Motor auf der Geraden dann etwas über 7000 U/min hinaus dreht.

Den Tank füllen und eine gemütlich Kaffeefahrt beginnen, so mind. 120-150km. Danach den Spritverbrauch ermitteln. Hier muß sich zeigen, dass der Motor willig hochdreht ohne Loch und dein zügiges Reisen möglich ist. Danach die Kerzen überprüfen. Sollten nicht zu hell sein, am Besten leicht bräunlich.

Für die max. Leistung ein flaches Autobahnstück aussuchen mit wenig Verkehr. Die Hauptdüse für die max. Leistung wird im Bereich von -0,05 bis +0,05mm zu finden sein. Jetzt ist eine gewisse Vorsicht geboten, erstens wegen der Geschwindigkeit, zweitens das der Motor keinen Schaden erleidet. Immer das Kerzenbild betrachten, nie zu weiß.

Gruß
Walter

Kuhhirt
18.01.2009, 12:36
Hallo Walter,

schöne anschauliche Anleitung! Muß aber punktuell widersprechen:



Original von Euklid55
...

Die ideale Temperatur liegt zwischen 10°-20°C. Im Hochsommer wird der Motor dann automatisch fetter laufen mit höherer Temperatur und größere Höhe.

...

:oberl: Die Kraftstoffzumessung in der Düse erfolgt abhängig vom Luftmassenstrom, nicht vom Volumenstrom. Im Sommer oder bei größerer Höhe hat die Luft eine geringere Dichte (weniger Masse bei gleichem Volumen), so daß ein geringerer Massenstrom durch den Vergaser fließt (das angesaugte Volumen ändert sich ja nicht). Somit ist das Gemisch dann magerer. Ein bei 20°C noch gerade eben fahrbarer Motor fängt bei höherer Temperatur dann an zu zicken. Oder in den Bergen.:oberl: ende

Ist auch in einem der Sonderhefte beschrieben mit einer für die Testfahrten herunterladbaren Tabelle. Die haben sogar die Düsennadeln geändert. Hat verbrauchstechnisch wohl richtig was gebracht.

klotz
18.01.2009, 16:38
Hallo Walter, Du schreibst, das Du den Benzinfilter nicht verwendet hast. Meinst Du den im Tank oder den Filter zwischen dem Benzinhahn und dem Vergaser. Was kann man damit erreichen.

Bernd

Euklid55
18.01.2009, 16:47
Hallo Bernd,

ich meine einen zusätzlichen Filter in der Leitung nach dem Benzinhahn. Kommt Dreck aus dem Tank so ist der zu sanieren und nicht über einen Krückenlösung das Problem anstehen zu lassen.

Was die Anreicherung von Kraftstoff in Höhenlage betrifft so habe ich eine gegenteilige Meinung. Bei 1000m NN ist bereits über 10% weniger Sauerstoff in der Verbrennungsluft. Mit was soll die Sprit dann gezündet werden? Mein Schlüsselerlebnis war in Andalusien auf 3000 m NN. Da qualmt es nur noch schwarz aus den Rohren hinten. Die HD von 145 auf 130 geändert und das Motorrad war ganz normal fahrbar. Unten in Sevillia kamen dann wieder die 145 HD rein. Das Ganze gilt für die BING Gleichstromvergaser.

Gruß
Walter

MM
18.01.2009, 17:35
Original von Kuhhirt
Hallo Walter,

schöne anschauliche Anleitung! Muß aber punktuell widersprechen:



Original von Euklid55
...

Die ideale Temperatur liegt zwischen 10°-20°C. Im Hochsommer wird der Motor dann automatisch fetter laufen mit höherer Temperatur und größere Höhe.

...

:oberl: Die Kraftstoffzumessung in der Düse erfolgt abhängig vom Luftmassenstrom, nicht vom Volumenstrom. Im Sommer oder bei größerer Höhe hat die Luft eine geringere Dichte (weniger Masse bei gleichem Volumen), so daß ein geringerer Massenstrom durch den Vergaser fließt (das angesaugte Volumen ändert sich ja nicht). Somit ist das Gemisch dann magerer. Ein bei 20°C noch gerade eben fahrbarer Motor fängt bei höherer Temperatur dann an zu zicken. Oder in den Bergen.:oberl: ende

Ist auch in einem der Sonderhefte beschrieben mit einer für die Testfahrten herunterladbaren Tabelle. Die haben sogar die Düsennadeln geändert. Hat verbrauchstechnisch wohl richtig was gebracht.

Das stimmt so leider nicht; Walter hat recht.
Das angesaugte Luftvolumen bleibt immer gleich, die Luftmasse nimmt mit steigender Höhe ab.
Die Kraftstoffmenge ändert sich aber nicht, also wird das Gemisch in den Bergen fetter.
Du kannst hier (http://www.bing.de/german/service/datenblaetter.html) in einer Publikation der Fa. Bing entsprechendes nachlesen.
Die müssen es wohl wissen. ;)

Kuhhirt
18.01.2009, 19:53
Mmh, da habt ihr recht! Man lernt nie aus. Ich kram nochmal in meinen alten Unterlagen. Solche Zusammenhänge interessieren mich immer.

Dann streicht mal das Geschriebene! :nixw:

klotz
20.01.2009, 09:28
Hallo Walter, vielen Dank für die Info. Diesen Gedankengang hatte ich auch. Spielt bei der ganzen Thematik nicht auch der verwendete Sprit- Super oder Normal- ein Rolle.

Bernd

MM
20.01.2009, 09:36
Original von klotz
Hallo Walter, vielen Dank für die Info. Diesen Gedankengang hatte ich auch. Spielt bei der ganzen Thematik nicht auch der verwendete Sprit- Super oder Normal- ein Rolle.

Bernd
Eher nicht.
Wenn du -statt vorgesehenem Super- Normal fährst, beginnt der Motor frühzeitig zu klingeln (fehlende
Klopffestigkeit). Das ist beim Beschleunigen gut zu hören; gefährlich ist das Hochgeschwindigkeits-
klopfen, das man kaum hört.
Umgekehrt machts auch keinen Sinn. Einen nachweisbaren Einfluss würde ich ausschließen.

Harlok
15.02.2009, 11:03
Hallo zusammen,

gibt es eigentlich eine Möglichkeit, die Stellung der Düsennadel zu ändern, ohne den Vergaser auseinander zu nehmen ?

Gruß
Ewald

hubi
15.02.2009, 11:25
Original von Harlok
Hallo zusammen,

gibt es eigentlich eine Möglichkeit, die Stellung der Düsennadel zu ändern, ohne den Vergaser auseinander zu nehmen ?

Gruß
Ewald
Nein, der Schieber muss dazu immer raus.

Harlok
15.02.2009, 11:40
Original von hubi

Original von Harlok
Hallo zusammen,

gibt es eigentlich eine Möglichkeit, die Stellung der Düsennadel zu ändern, ohne den Vergaser auseinander zu nehmen ?

Gruß
Ewald
Nein, der Schieber muss dazu immer raus.

Hatte ich befürchtet, aber man weiss nie ob es nicht doch irgendeinen Trick gibt ...

Danke + Gruß
Ewald

Euklid55
15.02.2009, 15:17
Hallo,

solange die Nadel nur nach unten muß geht es auch anders. Düsenstock herausschrauben und mit einer Zange die Nadel fassen. Unter leichtem Zug 90° drehen. Dann sollte die Nadel um eine Stellung weiter noch oben sein. Geht allerdings nur bei den älteren Vergasern. Die neueren mit geschraubten Nadel muß alles auseinander. Beim anderen Fall einfach die Schraube vom Chockzug lösen und herausziehen. Gaszug aushängen. Zum Einstellen nicht erst wieder den Chockzug einfädeln. Solange der Motor warm ist geht es auch so.

Gruß
Walter

Toyo - Joe
16.02.2009, 22:12
Hallo Walter,

die Feder des Chocke nicht vergessen :oberl:
ist mir am Freitag passiert :lautlachen1:
jetz brauche ich zwei neue, da die alte Feder
jetzt 20cm lang ist mmmm
die neuen sollen am Freitag beim freundlichen sein ::-))

mfg
Jochen

Euklid55
17.02.2009, 07:44
Hallo,

dieser neumodische Kram. Feder am Chockzug! Beider Betätigung vom Chock am runden Luftfilterkasten ist keine Feder erforderlich. Die Seele vom Kabel ist so steif das er immer der Bewegung des Hebels folgt.

Gruß
Walter

gruenemuh
17.02.2009, 21:59
Hi,

um bei den Gleichdruck Bing's nicht immer die Züge aushängen
zu müssen kann man auch die Blechdeckel in der mitte entfernen.
Diese dann mit einem Alustopfen dicht ( O-Ring ) verschliesen und
seitlich mit einer Inbusmadenschraube sichern.
Dann muss man allerdings die verbindungsrohre zwischen
Vergaser und Lufi abschrauben um den Schieber beim lösen
der Nadel festzuhalten.

DerOlli

heiter
18.03.2009, 18:34
Im Sonderheft von MO "BMW" gibt es zwei sehr ausführliche Artikel zum Vergaser einstellen. Heft 19 und Heft 22 wenn intresse besteht kann ich die paar Seiten mal einscannen und als pdf schicken.

Luggi
18.03.2009, 18:40
Original von heiter
Im Sonderheft von MO "BMW" gibt es zwei sehr ausführliche Artikel zum Vergaser einstellen. Heft 19 und Heft 22 wenn intresse besteht kann ich die paar Seiten mal einscannen und als pdf schicken.

Interesse besteht.:oberl:

heiter
18.03.2009, 18:48
Dazu gibt es noch diese Exceltabelle, keine Ahnung ob die dem einen oder anderen bekannt ist.
Edit vom Admin:Ich hab die Datei wegen Copyright entfernt. Dafür ist hier (http://www.mo-web.de/index.php?id=82) der Direktlink dahin.Grüsse, Hubi

Euklid55
18.03.2009, 20:56
Original von heiter
Dazu gibt es noch diese Exceltabelle, keine Ahnung ob die dem einen oder anderen bekannt ist.
Edit vom Admin:Ich hab die Datei wegen Copyright entfernt. Dafür ist hier (http://www.mo-web.de/index.php?id=82) der Direktlink dahin.Grüsse, Hubi

Hallo,

oh je, hoffentlich versucht keiner mit der Tabelle die Vergaser zu optimieren. Der Vergleich der Querschnitte ist hier völlig fehl am Platz. Wir leben ja nicht nach Bernoulli. Der hat für die Praxis die Mantelreibung vergessen. Wichtig ist bei so kleinen Größen das Verhältnis des benetzten Umfanges zu Durchlaßfläche. Außerdem ist die Rauhigkeit an der Wand von entscheidender Bedeutung.

Gruß
Walter

heiter
18.03.2009, 21:39
Original von Euklid55
Hallo,

oh je, hoffentlich versucht keiner mit der Tabelle die Vergaser zu optimieren. Der Vergleich der Querschnitte ist hier völlig fehl am Platz. Wir leben ja nicht nach Bernoulli. Der hat für die Praxis die Mantelreibung vergessen. Wichtig ist bei so kleinen Größen das Verhältnis des benetzten Umfanges zu Durchlaßfläche. Außerdem ist die Rauhigkeit an der Wand von entscheidender Bedeutung.

Gruß
Walter


Jetzt wäre nur noch interessant zu erfahren ob das schon jemand von hier probiert hat. Ich denke so ganz aus der Luft gegriffen wird er sich das wohl auch nicht haben.
Und so wie es im MO-Heft beschrieben steht wurde das anscheinend so durchgeführt.