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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Druckausgleichsbohrung im Vergaserdom



Vix_Noelopan
09.04.2015, 12:38
Hallo,

seit der Hubraumaufstockung in Verbindung mit weiteren Arbeiten ist meine R 80 RT mit einem Vergaserpaar 94/40/109 bzw /110 bestückt. Diese Vergaser besitzen die »runden« Vergaserdome, neuere dagegen, wie die bekannten 94/40/123A bzw. /124A, die eher kegeligen. Es besteht jedoch ein weiterer Unterschied: Die Bohrung zwischen dem Raum oberhalb der Membran und dem Inneren des Kolbenschiebers, die die neueren Typen haben, fehlt den älteren. Wozu dient sie? Was wäre zu erwarten, wenn ich meinen Domen solche Bohrungen nachrüste?

Nachtrag: Zusätzlöich fiel mir auf, dass zu den älteren Domen ohne Bohrung andere Schieberfedern gehören als zu den neueren. Erstere sind, bei gleicher entspannter Gesamtlänge, weicher und haben mehr Windungen. Muss ich beim Nachrüsten der Bohrungen als auch die Federn gegen die härteren mit weniger Windungen tauschen?

Noch etwas: Wie ist die Schwimmernadel im Kolbenschieber der älteren Vergaser gelagert? Wie bekommt man sie heraus?

Beste Grüße, Uwe

Roland
09.04.2015, 14:33
Hallo Uwe,

zu deiner letzten Frage:
Nadel um 90 Grad drehen, eine Stufe nach unten ziehen, das dann wiederholen, bis die Nadel raus ist.

Grüße
Roland

Reimund
09.04.2015, 17:36
Hallo,

...

Die Bohrung zwischen dem Raum oberhalb der Membran und dem Inneren des Kolbenschiebers, die die neueren Typen haben, fehlt den älteren. Wozu dient sie?

...




Uwe,
meinst du diese Bohrung hier? Das wäre die, über die der Unterdruck aus der Mischkammer oberhalb der Membran gelangt. Aber ich glaube, du meinst noch eine andere, richtig?



120321



Gruß
Reimund

Vix_Noelopan
09.04.2015, 17:54
Hallo Reimund,

ja, das dürfte sie sein. Weshalb hatten sie die alten Vergaser mit kuppeligem Dom nicht? Wie gelangt bei ihnen der Unterdruck des Venturis auf die Membran-Oberseite?

Beste Grüße, Uwe

hubi
09.04.2015, 18:13
Uwe,
meinst du diese Bohrung hier? Das wäre die, über die der Unterdruck aus der Mischkammer oberhalb der Membran gelangt. Aber ich glaube, du meinst noch eine andere, richtig?



120321



Gruß
Reimund
Nein, diese Bohrung ist nicht dazu da, den Unterdruck durchzustellen, sondern sie bedämpft den Kolben in seiner Aufwärtsbewegung. Der Unterdruck gelangt über die beiden Löcher im Boden des Schiebers an die richtige Seite.
Mit der Bedämpfung kann man spielen. Kein Loch bewirkt eine starke Bedämpfung und damit auch in der Beschleunigungsphase eine stärkere Anfettung (wenn der Schieber langsam hochgeht, steht darunter länger ein stärkerer Unterdruck an, der mehr Benzin aus dem zerstäuber zieht). Ein loch bewirkt hingegen ein schnelleres Hochgehen des Schiebers und damit eine geringere Anfettung. Allerdings sollte eine Abstimmung an der Stelle mit der Lambdasonde erfolgen, ideal abgestimmt ist die Fuhre dann, wenn während der Beschleunigung ein Lambdawert von etwa 0,88 und in der Konstantfahrphase entsprechend magerer (so wie der Motor eben damit klarkommt) zu messen ist.

hubi
09.04.2015, 18:15
Hallo Reimund,

ja, das dürfte sie sein. Weshalb hatten sie die alten Vergaser mit kuppeligem Dom nicht? Wie gelangt bei ihnen der Unterdruck des Venturis auf die Membran-Oberseite?

Beste Grüße, Uwe

Die runden Dome waren an Motorrädern mit schwerem Schwung verbaut, die für die Beschleunigung länger brauchten und deswegen eine längere Anfettungsphase nötig hatten (siehe Beitrag von mir weiter oben). Kisten mit leichtem Schwung haben das Loch, weil eben schneller hochgedreht werden kann und der Schieber dadurch schneller nach oben gehen darf.

Vix_Noelopan
09.04.2015, 18:50
Hallo Hubi,

danke für Deine Infos :gfreu:!

Ich verstehe Dich richtig, dass ich also ohne die nötigen Messmittel alles am besten so lasse, wie es ist, also die Dome ohne Bohrung trotz des leichten Schwungrades meiner Monolever-RT belassen soll? Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Federkonstante der Schieberfeder?

Ich habe ja nun, wie bereits geschrieben, die Typen 94/40/109 bzw. /110 mit rundem Dom ohne besagte Bohrung und mit weichen Federn. Meines Wissens hatten alle R 100 bis Mj. 1984 94er Vergaser mit rundem Dom (oder manche auch 64er, von denen hier jedoch nicht die Rede sein soll). Die leichtere Schwungmasse wurde jedoch früher, *afaik* zum Mj. 1981, eingeführt. Die Vergaser mit kegeligem Dom der Typen 94/40/123(A) bzw. /124(A) kamen erst mit der Wiedereinführung der 1000er Boxer, also mit der R 100 GS. Woran erkenne ich nun demontagefrei, ob der Vergaser einen (runden) Dom mit oder einen ohne Bohrung hat (Serienzustand mal angenommen)? Und überhaupt: Zu welcher Mopete gehören meine 94er eigentlich? Ich konnte bislang keine Info hierüber finden, und meine Vergaser waren beim Kauf fabrikneu und lediglich gut abgehangen :D.

Beste Grüße, Uwe

hubi
09.04.2015, 19:08
Ups, was die Verwendung der runden Dome betrifft, so muss ich Dir Recht geben, die wurden bis 84 verwendet (was ein Indiz auf geänderte Abgasgrenzwerte sein könnte oder auf die geänderten Druckverhältnisse im Ansaugkanal durch Verkleinerung des Einlassventils). Ob jetzt ab 81 da Bohrungen drin waren, weiss ich aber nicht auswendig, ich kenn die nur ohne, hab aber gerade nichts da, wo ich eben nachsehen könnte. Realoem sagt jedenfalls, daß eine Version Deckel an 78 zum Einsatz kam, die ist aber dann auch die einzig lieferbare Variante für alle 40er vergaser, die ältere Version ist nicht mehr lieferbar. Bei der Feder gibts wiederum unterschiedliche Varianten lt. ETK. Einen geringen Einfluss auf die Hebegeschwindigkeit des Schiebers hat die Feder sicherlich auch (den grösseren Einfluss sehe ich aber bei der Bohrung).

Reimund
09.04.2015, 19:23
Hubi,
ich war immer davon, ausgegangen, dass diese Bohrung lediglich für die Druckverteilung oberhalb der Membran zuständig wäre. Danke für die Richtigstellung.

Habe dann mal zur Verdeutlichung dieses Bild hier eingestellt:

gelber Pfeil:
Bohrung für Unterdruck aus der Mischkammer Richtung Membranoberseite.

roter Pfeil:
Bohrung zur Dämpfung der Aufwärtsbewegung Unterdruckkolben



120339





Gruß
Reimund

MM
09.04.2015, 19:46
...Zu welcher Mopete gehören meine 94er eigentlich? Ich konnte bislang keine Info hierüber finden, und meine Vergaser waren beim Kauf fabrikneu und lediglich gut abgehangen :D.

Beste Grüße, Uwe

Dann frag mal hier (http://forum.bingpower.de/viewforum.php?f=1).

Vix_Noelopan
09.04.2015, 21:19
Danke für die Schnittzeichnung, Reimund!

Jetzt ist mir der Sinn der Bohrung völlig klar, es ist so, wie Hubi schrieb: Die ominöse Bohrung ermöglicht eine schnellere Reaktion des Schiebers auf sich ändernde Druckverhältnisse im Venturi. Bei Vergasern, die sie nicht besitzen, muss der Ausgleich zwischen dem Innern des Schiebers und der Mischkammer über Nebenluft durch konstruktionsbedingte Spalten, z.B. dem Ringspalt zwischen Düsennadel und deren Befestigungsbohrung, erfolgen, was die Schieberbewegung mehr oder weniger deutlich dämpft.

Interessant auch (Dank @ Hubi!), dass lt. ETK nur noch Deckel mit Bohrung lieferbar sind, unde zwaro für alle Mopeten mit 94er Vergasern. Daraus könnte man schließen, dass es ziemlich gleichgültig ist, ob eine solche vorhanden ist oder nicht.

Ich habe jetzt mal keine irreversible Veränderung durchgeführt, sondern die Deckel der /123A bzw. /124A montiert, zusammen mit den härteren Federn. Schaun mer mal, was sich tut - wenn überhaupt.

Btw, die Bohrung hat einen Durchmesser von 2 mm.

Beste Grüße, Uwe

Ottomotor
10.04.2015, 06:47
Hi Uwe,

hab die selben Vergaser auf meiner Monolever und hatte damals mich von Redbron (Andreas) beraten lassen.

Andreas hat mir damals geschrieben
"Hallo Christof,

man braucht eigentlich nur die Federn und Domdeckel tauschen. Die Bedüsung muß auch noch angepasst werden.

Eventuell muss man die Hebel für den Startvergaser auf Bowdenzug ändern.

2V-Gruß,
Andreas"


Hab dann die Teile von Ihm gekauft und jetzt läufst ohne Probleme:-)

Gruss

Christof

Desmo56
10.04.2015, 08:22
Die Führungshülse des Domdeckels und das Führungsrohr des Schieberkolbens
ergeben eine "Luftfeder".
Die frühen 64ger (/5) hatten nur diese Luftfeder, alle späteren zusätzlich die weiche Gegendruckfeder.

Das Loch dient jetzt als Bypass und die frühere Luftfeder wirkt nun als
Dämpfer, der die Schwingneigung der Schieberkolben bekämpft.

So long,

Andreas

Vix_Noelopan
10.04.2015, 09:55
Hallo zusammen,

wie gesagt, fahre ich seit gestern mit den Deckeln und den Federn der 123A bzw. 124A herum und beobachte. Mich dünkt bereits jetzt, dass die Drehmomentdelle im - leider - meist genutzen Bereich zwischen 4000 und 4500/min, die der größte Tuner aller Zeiten mit seinem Umbau hineinzauberte, nun zumindest etwas abgemildert ist und die Karre besser am Gas hängt als zuvor. An der Bedüsung fummle ich mal lieber nicht herum, zum einen, weil ich nicht weiß bzw. beurteilen kann, wo und in welche Richtung, zum anderen, weil der gr. usw. mich, bewusst oder auch nicht sei mal dahingestellt, völlig im Unklaren über von ihm vorgenommene Modifikationen dieser Vergaser gelassen hat.

Alle Hebel sind bereits zu den Zügen passend umgebaut, die Gashebel sind die kürzeren von den 64ern.

Beste Grüße, Uwe

Vix_Noelopan
11.04.2015, 19:37
Ich hab's getan!

120473

Die Mopete fuhr sich gestern mit den 123/124A-Deckeln dermaßen gut, dass ich beschloss, den originalen Kuppeldeckeln die Bohrung nachzurüsten.

Dankenswerter- und seltsamerweise ist ein Anguss zu sehen (linker Dom, unterhalb des Führungsrohrs), der sogar eine kleine Delle trägt, sodass man noch nicht mal ankörnen muss. Im rechten Dom sieht man, nach unten weisend, den langen 2-mm-Bohrer, mit dem ich die Ausgleichsbohrung nachrüstete. Die härteren Federn aus den 123/124ern verbleiben, da ich nicht abschätzen kann, was mit den weichen Originalfedern geschieht bzw. wie sich die Mopete hiermit verhält.

Ach ja, selbstverständlich wanderten die Dome nach dem Bohren zunächst ins Ultraschallbad :D.

Beste Grüße, Uwe