Alu(legierung) vs. Stahlschraube

[Wilhelm]

HI,

gibt es für Stahlschrauben in Alu(guss)-Gewinden bzw. die Korrosion zwischen den beiden Metallen (also das weiße, pulverige Zeugs) eine Art 'Rostlöser'?

Ich hatte kürzlich das Vergnügen, eine Schraube auszubohren, die mit der Alu-Bohrung nicht einmal durch ein Gewinde verbunden war, sondern nur durchgesteckt. Konkret: Schraubenkopf und Mutter als Fixierung des Kundstoff-Schutzblechs am Gabel Gleitrohr. Die Stahlmutter von der Stahlschraube abzudrehen war völlig unproblematisch, die durch die Bohrung nur durchgesteckte Schraube ging absolut nicht raus. (Heißmachen war nicht, wg. des Kunststoff-Schutzblechs).

Das Beispiel zeigt übrigens, daß für das Problem das Anziehen der Mutter (Drehmoment) vollkommen wurscht war: Die Mutter ging ja problemlos ab, der Schraubenbolzen saß in der glatten Alu-Bohrung wie eingeschweißt.

Der langen Rede kurzer Sinn: gibt es für solche Fälle ein wirksames Lösungsmittel?

[Euklid55]

Hallo,

ich nehme ein Ravenol Marinefett zum Einbau. Das soll die elektrochemische Korrosion unterbinden.

Gruß
Walter

[Reinhard]

Doppel!

[Reinhard]

War es eine VA Schraube?
Wenn ja dann ist das normal.
Es sollte auch viel ausmachen das Loch 0,5 größer zu bohren als normal und wie Walter schon sagte..........

[GdG]

Moin,




...

Der langen Rede kurzer Sinn: gibt es für solche Fälle ein wirksames Lösungsmittel?

Theoretisch: Ja - warme, konzentrierte Natronlauge. Aber die löst dir das Umfeld (Aluminium) gleich mit.
Von daher: praktisch nein.

Grüße,
Jörg.

[mfro]

Ein Lösungsmittel für Aluminiumoxid gibt's nicht. Man kann höchstens versuchen, es in seine Bestandteile zu zerlegen (Natronlauge, z.B. in WC-Reiniger), die greift aber auch alles andere ziemlich aggressiv an.

Das Problem ist (ähnlich wie bei Rost, bloß schlimmer) die Volumenzunahme durch die Oxidation. Die Bohrung "wächst zu" und die Schraube passt eigentlich gar nicht mehr rein (obwohl sie drin ist). Zusätzlich ist das Zeug enorm hart (anderswo wird's Korund genannt und in Schleifscheiben gepresst). Wenn's mal soweit ist, hilft meist tatsächlich nur Bohren.

Verhindern läßt sich das nur, wenn man schon bei der Montage dafür sorgt, daß für den für die Korrosion notwendigen, dritten Reaktionspartner (Salzbrühe) zwischen den beiden Metallen kein Platz ist: also - wie schon angesprochen - mit Fett oder irgendeiner "Anti-Seeze"-Paste auffüllen.

[GdG]

Moin,

ein Nachtrag zum obigen 'Praktisch nein' noch:

Wenn es sich bei der Schraube um eine Edelstahlschraube handelt ,das Aluminiumteil hinreichend 'unersetzbar ist' und ausbohren keine Option lohnt sich ggf. ein Versuch mit konz. Schwefelsäure (Schutzkleidung !!). Mit einer Spritze mit Kanüle tropfenweise in in den zuoxidierten Spalt dosieren. Die Löslichkeit ist allerdings so gering, daß hierbei viel Geduld gefragt ist.
Das Gleiche gilt natürlich auch wenn es um die Entfernung enes abgerissenen Schraubenrestes aus 'normalem' Stahl geht. Wobei sich dabei der Schraubenrest eher als das Aluminiumoxid löst.

Grüße,
Jörg.

Nachtrag:
@mfro
Korund ist zwar das gleiche Aluminiumoxid aber in anderer struktureller Modifikation. Das 'berüchtigte' weisse Oxidationsprodukt um das es hier geht ist die sogenannte Gamma-Modifikation mit kubischer Kristallstruktur und bei weitem nicht so hart wie die rhomboedrischen Struktur des Korunds (Alpha-Modifikation).

[Wilhelm]

Na dann,

vielen Dank für die kompetenten Desillusionierungen.

Es hilft also nix, außer roher Gewalt. Mit der man bei den unsäglichen Inbusschrauben sowieso nix ausrichtet. Denen kann man ja nicht mal den Kopf abreißen. :D

Anti-Seeze-Paste benutze ich häufiger (die Vorbesitzer allerdings leider nicht). Dann passen allerdings die Drehmoment-Angaben nicht mehr, soweit ich sehe. Was ich bei Klemmschrauben von Gabelbrücken für eher unangenehm halte.

[Breattle]

Für solche problematische Verbindungen gibts ein einfaches Mittel:

Unschlitt, Rindertalg, da kann man Schrauben nach "ewig und drei Tagen" noch lösen.

[hubi]

Tja, lieber Wilhelm, als alter VW- und Audimechaniker (ich sag nur obere Achsschenkelschraube bei allen Audi mit Aluachsschenkel :schimpf:) muss ich Dir jede Hoffnung auf eine halbwegs schnelle sanfte Methode nehmen. Oder kurz gesagt: Arschkarte gezogen! Was eventuell hilft, ist, den Schraubenkopf abzuflexen (oder einfach gleich abzureissen) und dann am überstehenden Gewinde mit einer Mutter versuchen, den Rest rauszuziehen. Wenns nur M6 ist, dann gleich die Bohrmaschine herrichten, ab M8 aufwärts bestehen Chancen (keine Garantien!). Wenn Du dazu noch eine Mutter in Überlänge hernimmst (hab ich in M8 "rein zufällig da, wird an diversen luftgekühlten Deutz-Motoren verbaut), dann erhöhen sich diese Chancen nochmal. Drehunterlage dicke Scheibe, gut gefettet oder gleich ein Axiallager. Und dann Geduld und Hitze/Kälte, dann kanns gehen.

[Wilhelm]

Tja, lieber Hubi,

"Arschkarte" trifft's schon fast exakt. Noch genauer wäre Plural, denn an dem bunten Zirkuspferd habe ich mindestens drei "Arschkarten" dieses Typs.

Es sind alles M6. Rausziehen mit ner langen Mutter ist ne hübschere Idee als ich hatte.

Ich hatte es etwas anders versucht: Mit ner Hutmutter auf dem vorstehenden Teil des Gewindebolzens, dann gedreht bis zum Anschlagen der Hutmutter, und dann weiter gedreht, in der Hoffnung, daß dann vielleicht der Bolzen sich in der Bohrung dreht, die ja kein Innengewinde hat.
Ich hatte mit einem geplätteten Gewinde gerechnet, Ergebnis war aber, daß die Hutmutter den Gewindebolzen abgeschert hat => Kobaltbohrer besorgt => Bwrm, Bwrm.

PS - der Hinweis auf den Audi kommt derzeit besonders gut. Dabei habe ich mit dem Ding noch nichtmal angefangen.
Außer präventive Trockenübungen in 'Contenance bewahren'. :D

[hubi]

PS - der Hinweis auf den Audi kommt derzeit besonders gut. Dabei habe ich mit dem Ding noch nichtmal angefangen.
Außer präventive Trockenübungen in 'Contenance bewahren'. :D

Ich nehm mal an, dass das noch ein B4 ist, oder? Der ist harmlos, weil McPherson-Federbeine. Das Elend ging mit dem A4 los und findet seinen Kumulationspunkt in den Aluausführungen.