Qman

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Hallo Zusammen,
ich brauch mal wieder Euren Rat.
Gestern gab es kurz vor meinem Heimatort Schlaggeräusche aus dem Kardanbereich. Hab sofort angehalten und das Mopped nach Hause geschoben - zum Glück nur ein paar hundert Meter.
Fazit: das Kardangelenk hängt getriebeseitig nur noch locker an einer Schraube.X(!!
Da hat wohl ein Vorbesitzer Mist gebaut bei den Anzugsmomenten!
Ich könnte aus dem Gummibalg nur einen Federring entfernen - die restlichen Schrauben sind wohl im Kardantunnel verschwunden.
Mein Plan ist nun die Schwinge auszubauen und die alten Schrauben und Federringe da rauszuholen.
Meine Frage an Euch: Wenn ich die Schwinge schon ausbaue - was soll ich gleich noch mitmachen bzw. tauschen?

Danke und Viele Grüße!
Jürgen
 
Hallo,
das habe ich an der 75/5 meines Kumpels auch erlebt. Drei Schrauben waren rausgefallen. Die hatte 24000 km drauf, war 31 Jahre gestanden und war in dem Bereich Antrieb noch original und unangetastet. Diese Sprengringe zur Schraubensicherung sind von BMW als Problem erkannt worden. Für die Flanschverbindung hat man dann eine um die Sprengringdicke reduzierte Schraubenlänge eingeführt Es wird kein Sprengring mehr verwendet. Gehe zu BMW und kaufe dort die original Ersatzteile.
Gruß Hans-Jürgen
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Sprengringe zur Schraubensicherung sind von BMW als Problem erkannt worden. Für die Flanschverbindung hat man dann eine um die Sprengringdicke reduzierte Schraubenlänge eingeführt Es wird kein Sprengring mehr verwendet. Gehe zu BMW und kaufe dort die original Ersatzteile.
Die sehen dann so aus (eine der alten Schraube zum Vergleich):

DSC_2927.jpg

Und ich empfehle dringend, sie mit dem Drehmomentschlüssel anzuziehen. Ich war erstaunt, wie viel Kraft diese 40 Nm benötigen.

Mit dem normalen Drehmomentschlüssel geht es hiermit: Adapter Drehmomentschlüssel für Schrauben Kardanflansch

Wie man den Umrechnungsfaktor für das einzustellende Drehmoment ermittelt, findest du hier: Berechnung Drehmoment - DMS mit Adapter
 
...Danke für die Infos.... wusste ich bisher nicht , ja sind noch Schrauben mit Sprengring! Gut zu Wissen das dass die Schwachstelle ist. Besorg mir auf jeden Fall neue Schrauben und mach gleich noch nen neuen Gummibalg rein.
 
Da hast Du noch Glück gehabt. Wenn die Schrauben richtig doof da reinrutschen kann die Welle blockieren und das Hinterrad steht! Zumindest bei den R50 bis R69S Modellen wurde immer wieder davon berichtet.

Helmut Heusler hat das in seinem Buch (Band 3) auch gut beschrieben.
 
Hallo,
ich habe das vor Jahren an einer 100S auch schon unterwegs gehabt.

Wir haben dann das Hinterrad soweit angehoben, bis die 3 Schrauben mitsamt dem Öl rausgekullert sind. Schrauben wieder eingesetzt und an der nächsten Tanke etwas Öl nachgefüllt, und weiter ging`s.
 
Servus,

mir auch vor Jahren unterwegs passiert... 3 Schrauben habe ich raus bekommen und wieder eingeschraubt.. die 4. ist dann irgendwann vom Kardan hochgeschleudert worden und hatte dabei ein kleines Loch in die Gummimanschette gebohrt. Da ich 400km von zuhause weg war und das ganze am WE, wanderte das Öl dann langsam über Kardan, HAG auf meinen Hinterreifen und benetzte die rechte Flanke, wanderte dann zusehends zur Reifenmitte.

Ich dann die Linkskurven ganz normal gefahren und die Rechts mit extrem "hanging-off". :lautlachen1:

Die anderen haben mich für eine totalen Idioten gehalten, auf den Kurven, diese Kurventechnik der Moto-GP zu nutzen. :&&&:

Aber nu, ich kam gesund heim und konnte alles reparieren. Waren auch die Sicherungsringe. Neue Schrauben rein und gut wars.

Gruß
der Indianer
 
Hallo Jürgen,

im Bild des Beitrags #5 sieht man sehr gut, was BMW hier geändert hat.

Der "Belag" auf den neuen Schrauben ist ein verkapselter Klebstoff (Loctite). Diese Mikrokapseln platzen beim Einschrauben auf und die Flüssigsicherung kann reagieren.

Man sollte dann auch die Innengewinde im Abgangsflansch möglichst gut fettfrei machen.
 
Klugscheißermode an: :oberl:

Diese Erkenntnisse sind 50 Jahre alt! Mir ist unbegreiflich, dass das die BMW-Leute nicht wussten. Im Lehrbuch Decker:Maschinenelemente ist ein Diagramm im Schraubenkapitel, das die völlige Nutzlosigkeit von Federringen, Zahnschreiben etc. anhand von Schwingversuchen zeigt. Im Gegenteil: Federringe etc. schaden sogar, weil sie eine weitere Teilfuge mit Setzverlusten hinzufügen.

Auch Kronenmuttern mit Splint oder Schrauben mit Drahtsicherung oder Sicherungsblechen sind reine Verliersicherungen! Sie verhindern kein Lockern.

Es gibt nur genau drei Schraubensicherungen, die wirklich halten, d.h. die Vorspannkraft aufrechterhalten:
1. Schraubenkleber. Ob der wie hier in den Bildern als Mikrokapseln auf der Schraube sitzt oder ob flüssiges Loctite verwendet wird, spielt keine Rolle.
2. Schrauben, die unterm Kopf eine Art Werwolf-Verzahnung haben, die sich in die Auflage formschlüssig verbeißt.
3. Dehnschrauben wie z.B. die Pleuelschrauben der 2V (und aller anderen): Die beste Sicherung überhaupt.

Viele Grüße
Frank
 
Den Gummibalg nur wechseln wenn notwendig, die Gummiqualität ist bei den neuen Gummimischungen nicht mehr so gut. :oberl:

Viel Erfolg
Horst
 
Eine Frage an die Schraubensicherer....

wollt ihr heute tatsächlich die Herren Ingenöre von BMW belehren, die vor 50 Jahren das so konstruiert haben und eingebaut?

Weil spätestens nach dem x-ten Beitrag, dass Federringe böse sind, hats wohl jeder der hier reinschaut kapiert.


Wenn die überhaupt noch leben, werden sie sicher keine Federringe in irgendwelche Konstruktionen planen.

Es wurde halt so gemacht und irgendwann ja auch durch den Hersteller verbessert. Aber es scheint, dass immer noch Mopeds mit den Federringen im Kardan rumfahren und nicht geändert wurden.

Gruß
der Indianer
 
Tach Jürgen,

bei der Bestellung der Schrauben darauf achten, das du die kürzeren Schrauben ohne Federing bestellst. Wenn es die mit Federring noch gibt. Sonst gibt es Schaden am Wedi der Getriebeausganswelle, wenn du die längeren Schrauben ohne Federring einschraubst.

Schrauben Gelenkwelle-Getriebe.jpg

Wünsche dir weiterhin viel Spass/Erfolg beim Basteln:bitte:
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine Frage an die Schraubensicherer....

wollt ihr heute tatsächlich die Herren Ingenöre von BMW belehren, die vor 50 Jahren das so konstruiert haben und eingebaut? ...

Hallo Harald,

lass den Plural weg! ;)

War doch nur einer, der sich über die Vorgehensweise der BMW-Ingenieure echauffiert hat. Und der hat auch noch vergessen, den Klugscheißer-Modus auszuschalten, bevor er abschließend gegrüßt hat.

Ich sehe das wie Du, Fehler können passieren. In diesem Fall können die Konsequenzen zwar erheblich sein, aber ... .

Gibt ja irgend so ein Sprichwort mit "fehlerfrei" und "Stein" und "werfen".
Diesen Stein können tun wir alle wohl besser nicht aufheben, geschweige denn werfen.

War das jetzt klug geschissen?

PS: die Entdeckung, die zu den anaeroben Klebstoffen geführt hat, wurde sogar schon 1953 gemacht.
 
Die sehen dann so aus (eine der alten Schraube zum Vergleich):

Anhang anzeigen 325775

Und ich empfehle dringend, sie mit dem Drehmomentschlüssel anzuziehen. Ich war erstaunt, wie viel Kraft diese 40 Nm benötigen.

Mit dem normalen Drehmomentschlüssel geht es hiermit: Adapter Drehmomentschlüssel für Schrauben Kardanflansch

Wie man den Umrechnungsfaktor für das einzustellende Drehmoment ermittelt, findest du hier: Berechnung Drehmoment - DMS mit Adapter


Dank dir für das Bild, was ich gerne klauen würde. Bedeutet, dass BMW heute dort gerne Schraubensicherung sehen würde. Nehme ich mal in meine Anleitungen mit auf.

Hans
 
Hallo Zusammen,
eine kleine Erfolgsmeldung möchte ich Euch nicht vorenthalten: Ich hab heute die verbliebende Schraube gelöst und hab mir gedacht ich probier mal die geflüchteten Schrauben und Federinge mit einer Magnetsonde aus dem Kardantunnel herauszufischen. Wenn man das Kardangelenk nach oben zieht und in der Position befestigt hat man gerade soviel Platz das die Sonde unterhalb des Gelenks reingeht - und - es hat funktioniert!!
 

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Hallo Zusammen,
eine kleine Erfolgsmeldung möchte ich Euch nicht vorenthalten: Ich hab heute die verbliebende Schraube gelöst und hab mir gedacht ich probier mal die geflüchteten Schrauben und Federinge mit einer Magnetsonde aus dem Kardantunnel herauszufischen. Wenn man das Kardangelenk nach oben zieht und in der Position befestigt hat man gerade soviel Platz das die Sonde unterhalb des Gelenks reingeht - und - es hat funktioniert!!

So konzentriert zählt man selten auf drei! ;)

Schön, dass es so einfach funktioniert hat.

Habe ein fast identisches Werkzeug in meiner Asservatenkammer. Schon oft erfolgreich angewendet. Zum Glück noch nie bei dieser Anwendung.

Weiß garnicht, ob ich nach dem Ausbau der Schwinge vor ca. 35 Jahren Loctite an die Schrauben gemacht habe. Schon wieder eine unruhige Nacht! :D
Bis gestern Abend haben die vier Schrauben auf jeden Fall gehalten.
 
[...]

Weiß garnicht, ob ich nach dem Ausbau der Schwinge vor ca. 35 Jahren Loctite an die Schrauben gemacht habe. Schon wieder eine unruhige Nacht! :D
Bis gestern Abend haben die vier Schrauben auf jeden Fall gehalten.

Also,
meine GS ist ja von 92, alle KM (also fast alle) selber gefahren. Beim ersten Ausbau 2013 hatte ich mir die Schrauben ganz genau angesehen, da war nichts drauf zu erkennen:

BMW_R100GS_2013-12-02_11.jpg

Und es waren die "kurzen" Schrauben. Da weder im WHB noch in der Praxis dies vorhanden war, habe ich auch immer geschrieben, die ohne Sicherungskleber einzubauen. Und genau so auch wieder eingebaut.

Die Bilder von Stefan sind aber sehr überzeugend, d.h. da hat wohl BMW etwas geändert. Drum werde ich diesen Hinweis auch mit in meine Anleitungen aufnehmen. Frage ist nur, welche Loctite dann das richtige wäre - für Ideen bin ich zu haben.

Hans
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Harald und Wolfram,

ich brauche keine früheren BMW-Ingenieure „belehren“ - was die damals beim Kardan konstruiert haben, war einfach Pfusch und technische Ignoranz. Oder warum haben sich bei euch die Kardanschrauben gelöst ? Weilˋs so ˋne tolle Konstruktion war, oder was? Bei mir ist das mit den lockeren Schrauben nie passiert, und meine 100 RS ist immerhin meine 9. BMW.

Vor fünf Jahren habe ich einen Rückruf vom KBA bekommen, dass sich das Hinterrad meiner 1200 GS Baujahr 2005 während der Fahrt lösen könne! Das ist genauso lebensgefährlich wie ein blockierender Kardan - und nicht irgendein lustiger Fehler, „der mal passieren kann“. Kein japanischer Konstrukteur würde sich eine solche Kamikaze-Konstruktion erlauben, der würde sich eher ins Kurzschwert stürzen!

so, jetzt könnt ihr weiter eure Beleidigungen abfeuern - ich bin raus. Ohne Gruß.