Hidda

Einsteiger
Erstmal möchte ich alle hier begrüßen, da ich neu im Forum bin.

Ich muss sagen, dass ich überwältigt bin über die vielen Restaurationsberichte hier.

Ich habe mir vorgenommen die BMW R75/5 von meinem Vater zu restaurieren. Dazu muss ich sagen, dass der Motor schon seit ca 10 Jahren auseinander gebaut ist. Im Detail: Zylinder und Zylinderköpfe beide ab, Pleuel und Kolben sind noch dran; Ölwanne ab, Getriebe ab (aber geschlossen). Grund dafür war, dass eine der Gewindestangen der Zylinder samt Gewinde aus dem Motor gerissen ist. Ein neues Gewinde wurde gebohrt und eine neue Gewindestange gefertigt. Mein Vater ist der Meinung, dass die Schmierung auch durch die Gewindebohrungen erfolgt, ist das richtig ?

Nachdem ich das gesamte Motorrad zerlegt hatte, habe ich mit der Gabel angefangen: Neue Lenkkopflager, alle Dichtungen gewechselt, neue Federn, neues Gabelöl. Alles gereinigt und wieder dran gebaut.

Als nächste große Baustelle kommt der Motor und damit komme ich zu meinem Anliegen: Es ist meine erste Motorradrestauration, deshalb könnte ich Ratschläge gebrauchen bezüglich was ich beim Motor beachten muss bzw. wo überall verschleiss auftreten kann und ich überprüfen muss.

Grundsätzlich habe ich vor die Zylinder auf das nächste Übermaß honen zu lassen. Weiß zufällig jemand das erste Übermaß ? Dann brauche ich natürlich neue Kolben und Kolbenringe. Soweit so gut.
Desweiteren will ich die Ventile neu machen lassen (auf bleifrei umrüsten), was muss ich dazu alles beachten ? kennt vielleicht jemand eine gute Adresse, wo ich die Ventile umrüsten lassen kann ?

Für weitere Ratschläge wäre ich sehr dankbar!

Gruß Hidda
 
Hallo Hidda,

erst mal Willkommen!
Für die Schmierung gibt es an den oberen Stehbolzen zwei kleine Bohrungen diese müssen unbedingt offen bleiben.
Woher bist du denn? Für die Rhein Main Region kann ich dir Tips für eine gute Werkstatt geben.

Gruss
Berthold
 
Moin Hidda,

Hier gibt es nicht nur tolle Restaurierungsberichte, sondern auch eine tolle Datenbank.
Dort finden sich neben vielen Tips auch Original BMW Dokumte und WHb.

WHB/5

Dort stehen auch die Maße für die Übermaßkolben drin.

Der Verschleiß hängt hauptsächlich auch von der Laufleistung ab.
Habe vor 2 Jahren den Motor meiner 75/5 wegen äusseren Undichtigkeiten und etwas höherem Ölverbrauch, (0,6/1000Km) mal gegen einen anderen ausgetauscht.
Der ausgebaute Motor lief noch gut.
Jetzt im Winter habe ich den Motor mal zerlegt. Bis auf leichtes Pitting an den Kipphebeln und etwas ausgelutschten Ventilführungen, habe ich kaum sichtbaren Verschleiß vorgefunden. Ventile, und Kolben hatten ca 160000km, der Rumpfmotor(Kurbelwelle/Nockenwelle) 260000 hinter sich.
2mal hab ich die Steuerkette gewechselt.

Also wenn nicht offensichtlich irgendetwas defekt ist, und alles sich noch in den Toleranzen bewegt würde Ich da nichts machen.
Ausser Steuerkette vielleicht und neue Dichtungen.

Viel Spass mit deiner /5

Heiko
 
Hi Hidda,

wieviel ist denn die Kuh geritten und wieviel Öl hat sie gebraucht?
Hohnen und auf Übermaß schleifen sind nämlich erstmal zwei unterschiedliche Dinge.

Und was ist das Ziel deiner Überholung? Originaltreue oder Langlebigkeit für grössere Touren?

Ich würde das nämlich so machen wie Heiko schrieb: erstmal fahren und wenn dann nach 100.000 km der Ölverbrauch über 1Liter steigt .....
 
mit dem Fahren ist das so ein Problem, da eben alles auseinander gebaut war. Gerade da liegt ja auch das Problem gegenüber einen komplett zusammengebauten Motorrad. Ich würde ungern alles erst zusammenbauen um zu schauen, wie der Motor läuft. Zumal manche Dichtungen dann zweimal gewechselt werden müssten.

Somit komme ich auch zu meiner Absicht, ich will eigentlich die BMW möglichst original getreu aufbauen, sie ist nunmal da ;-). Es bietet die Möglichkeit für mich mir für weitere Projekte erste "Restaurationserfahrung" anzueignen.

Ich will die Zylinder auf das nächste Übermaß schleifen lasse, man merkt mit den fingern einen Absatz in den Zylindern, zudem waren sie über Jahre mehr oder weniger in einer Garage gelagert. Die Stehbolzen muss ich mir nochmal genau anschauen, dass die Schmierungsbohrung nicht verdeckt wird.

dann nochmals vielen dank für die schnellen antworten, ich bin echt begeistert. Für die Datenbank habe ich hoffentlich morgen ein wenig zeit. Auch nach dem Kilometerstand will ich morgen schauen.

Ach ja, ich bin aus dem Saarland, aber auch viel in Kaiserslautern. Soweit wäre das Rhein Main Gebiert also auch nicht entfernt.
 
Hi,

auch wenn's nicht Deinem geplanten Vorgehen entspricht, schreib ich Dir mal kurz, was ich machen täte :]:

Ich würde die Zylinder wieder dranbauen. So ein Akt ist das nicht, Dann den Motor per Anlasser drehen lassen und dabei checken, ob an den Kipphebelblöcken Öl rausläuft.

Anschließend warm laufen lassen, auf Öllecks prüfen, dann Öldruck messen und die Kompression. Dann hast Du ein paar brauchbare Daten, um zu beurteilen, wie verschlissen der Motor wirklich ist.

Ne Totalrestauration eines Motors ist nämlich kein Pippifax - da kommst Du mit Sicherheit an Deine Grenzen - , aber eben oft auch gar nicht notwendig. Außerdem: wenn's dann mit dem Ersetzen des Dichtkrams, vielleicht nem Kipphebel, Ventilesitze überschleifen in etwa getan ist, und Du vielleicht nicht mehr als 10 000 km pro Jahr fährst, dann hast Du erstmal einige Jahre Spaß an der Maschine - statt ein angefangenes Restaurierungsprojekt über Jahre im Keller stehen.


Aber wie auch immer: Viel Spaß mit dem Teil.


PS. - Ich habe an meiner GS erst bei weit über 200 000 km angefangen, einige Teile der Mechanik zu ersetzen.
 
Dann geb ich auch mal meinen Senf dazu.
Der Kurbeltrieb gilt als unauffällig; daher würde ich dort erst mal gar nichts machen. Und ehe ich die alten Zylinder aufbohren ließe, würde ich gebrauchte 800er Nikasilzylinder nehmen. Die werden aus Umbauten immer mal wieder günstig angeboten. Die Leistung und die Optik bleiben, aber die Verschleißfestigkeit ist viel höher.
Wenn du Fan des originalen bist, hebst du die 750er Zylinder auf und kannst sie immer noch mal verwenden.
 
Hallo,

um mich meinem Vorschreiber anzuschließen. Mach 800er Zylinder auf den Motor, den Rest hebe auf. Wichtig, noch vor jeder Überholung ist, sich ein 2. 4 Gang Getriebe zu besorgen. Die Innenteile gibt es teilweise nicht mehr und was zu Hause liegt geht nicht kaputt. Ansonsten fahren, fahren ...

Gruß
Walter
 
Hallo,
ich meine mich zu erinnern, dass die /5 einen kleineren Zylinderfussdurchmesser und kleinere Stösselschutzrohre hat.
Somit ist ein Zylindertausch nicht so einfach,

Gruss
Detlev
 
danke für die ratschläge.

Wenn ich heute oder morgen Zeit habe, werde ich mal Bilder machen. Ich denke auch nicht, dass am Motor soviel verschlissen ist, außer Zylinder und Bleifrei-umbau der Ventile wollte ich eigentlich auch nicht mehr machen (und die notwendigen Dichtungen). Deshalb bin ich ja froh, dass man hier nachfragen kann.

Wenn ich den Motor drehen lassen will muss ich ihn in den Rahmen einbauen, Anlasse dran, Ölwanne dran ... Aber wie oben erwähnt will ich mal Bilder machen.

Zum Getriebe noch:
Es ist zwar abgebaut, aber ansonsten in einem Stück. Da wollte ich eigentlich nur Öl raus und neues rein.
 
Zuletzt bearbeitet:
wie versprochen hier mal ein paar Bilder.


Ich werde zunächt den Motor mal zusammenzubauen und drehen lassen. Jedoch bin ich mir dabei wegen dem Zustand der Ventile nicht so einig!

Das mit eine komplette Restauration über den Kopf wächst und für mich als Anfänger zuviel ist ist mir klar. Ich würde das Motorrad trotzdem gerne herrichten und will nicht allen Mühen aus dem Weg gehen.
 

Anhänge

Hallo,
ich meine mich zu erinnern, dass die /5 einen kleineren Zylinderfussdurchmesser und kleinere Stösselschutzrohre hat.
Somit ist ein Zylindertausch nicht so einfach,

Hallo

doch, das abdrehen vom Fuß von 99mm auf 97mm ist einfach.
Die Kopfe sehen gut aus. Schlimm ist der Fliehkraftregler, der ist Schrott und teuer.

Gruß
Walter
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Walter,

Glasperlgestrahlt und Ballistolbehandelt sieht der bestimmt gleich viel besser aus.
Da habmer schon Schlimmeres wiederbelebt.
Ich würd ihn erstmal abbauen, zerlegen und aufbereiten. Wegschmeissen und neu kann man dann immer noch.
Neue Federn gibts ja noch, der Rest lässt sich mMn richten.
 
Hi,
und für die /5 gibts noch ne Boyer Zündung.
WD40 Messingbürste und viel Zeit :D
Gutes Gelingen
Karl
 
ok, also dann doch zerlegen!

Nocken- und Kurbelwelle lass ich aber besser drin oder sollte die auch raus?
 
Hallo Hidda,

die Wellen würd ich erstmal drinlassen.
Was aber sein sollte:
Ölpumpe aufmachen, nachmessen, ob sie gut ist und Deckel mit neuem Dichtring wieder drauf.
Dazu muss das Schwungrad abgemacht werden. Position merken ist ganz wichtig, damit du nachher die Zündung einstellen kannst!!
Auf dem Zahnkranz hats ja die Markierungen F, OT/0 und S oder so ähnlich.
Diese liegen im Bereich des oberen Umkehrpunktes der Kolben.
Und genau diese Markierungen brauchst du später, um die Zündung einzustellen, deshalb die Positionierung. Markierungen müssen bei der Montage (Kurbelwelle in OT, also Pleuel ganz draussen) zum Schauloch links am Motorblock zeigen.
Du solltest vorher die Kurbelwelle am Lichtmaschinenrotor vorne zum Motorblock hin sichern, die Welle darf nicht nach vorne rutschen.
Wenn die Ölwanne schon weg ist, Ölsieb abmachen, reinigen und die Ansaugglocke mit neuen Dichtungen wieder montieren.
Gleichzeitig kannst du nach dem Stift schauen, der das vordere Kurbelwellenlager fixiert.
Suchstichwort: Stift des Grauens.
Z.B. hier: http://forum.2-ventiler.de/vbboard/showthread.php?29681-88451-KM-jetzt-ists-passiert&highlight=Stift

Nockenwelle anschauen, ob sie gut ist, die Stösselbecher ebenfalls (Ausbrüche??)
Pleuellager würd ich, wenn schon auf, neu machen.
Alle Welendichtringe ebenfalls neu, Steuerkette und Kettenspanner ebenfalls.
Dann zusammenbauen und hoffen, dass die KW-Lager keinen Schaden haben.
Diese sind nicht so einfach zu wechseln, das kann man mit Hausmittel meiner Meinung nach nicht mehr machen.
Auch das Ausmessen derselbigen kann nur ein Instandsetzer oder eine BMW-Werkstatt, die sich mit sowas auskennt, die entsprechenden Messmittel und nicht zuletzt das entsprechende Personal hat.
 
Hallo traebbe,

vielen dank für diese ausführliche Anleitung! Ich werde demnächst damit beginnen und euch hier ein wenig auf dem laufenden halten bzw. nochmal nachfragen, wenn mir etwas unklar ist.

Zuletzt noch eine Frage: Wie lagere ich die teile am besten, damit sie nicht wieder verrosten? Trocken lagern, das ist klar. Aber reicht es aus, sie in einen Pappkarton zu legen und abzudecken oder gibt es da spezielle Möglichkeiten ?


KW-Lager haben hoffentlich keinen Schaden, glaub ich aber auch nicht, die Laufleistung laut km-Zahler knapp 42000 km.
 
Hallo Hidda,
gerichtete Teile, die nicht sofort verbaut werden, mit Ballistol oder WD40 oder oder ...... einsprühen.
Sobald sie mit dem Öl eingesprüht sind, hast du erstmal einen sehr guten Korrosionsschutz für ne gewisse Zeit.
Ansonsten frag mal Elmar, Herr F. oder Walter.
So wie es aussieht, haben die mehr Teile am Lager (teilweise über längeren Zeitraum), als sie jemals selbst brauchen werden ;).
 
Guten Tag, Sie sagen der Stehbolzen wurde angefertigt und Ihnen ist sicher nicht die Werkstoffqualität bekannt. Es sollten aber schon Stehbolzen mit gleichen Eigenschaften verbaut werden.
Bei einer Laufleistung von 42.tsd. Km. wurde ich die Ventile ausbauen und die Sitze prüfen, evtl. nachschleifen, auf die Sitzbreite nach dem schleifen achten und alles reinigen und wieder zusammenbauen. Zylinder durch Fachmann/fau prüfen lassen und evtl. die Kolbenringe ern. Ihre BMW ist ein Brot und Butter-Bike und keine italienische Diva. Wie schon gesagt 100tsd. fahren. Und wenn ich etwas empfehlen darf, bei den Voraussetzungen (40.tsd. Laufleistung) eine behutsamen Restaurierung. Sie haben wenig Erfahrung und bevor Sie scheitern, lieber erst zum laufen bringen. Meine erste Duc. liegt noch immer kaputt repariert in der Werkstatt.

Viele Meinungen, entscheiden müssen Sie!

Viel Spaß,

mfg. hanna