75/5: Vergaserproblem?

​Hallo zusammen,


kurz zur Einleitung: Ich schraube erfolgreich seit rund 45 Jahren, bin aber nicht mit allen Boxer-Wassern gewaschen. Habe eine 75/5 (Bj. 1973) aufgebaut, die noch nicht so richtig will, wie sie soll.
Es scheint ein Vergaser-Problem zu sein. Das äußert sich wie folgt:

• Vergaser: Bing, 64/32/9, Typ 64-1, Original 1973
• Sie springt sehr schlecht an (50 mal treten), wenn sie kalt ist, wenn sie einmal lief und noch etwas Restwärme hat, startet sie gut. Ich habe nur den Kickstarter.
• Wenn sie kalt ist, läuft sie einigermaßen ... Sobald sie warm ist, hat sie entweder einen Leerlauf bei ca. 3.000 U/min, geht dann meistens von selbst runter auf normale Leerlaufdrehzahl, nimmt aber dann nicht mehr vernünftig Gas an (verschluckt sich) oder aber schüttelt sich gewaltig, hat Fehlzündungen und will auf dem rechten Zylinder kaum Gas annehmen. Dann kann auch selbstständig die Leerlaufdrehzahl wieder hoch gehen und das Spiel beginnt von vorne.
• Im Fahrbetrieb zieht sie wohl recht normal. Die linke Kerze (NGK BP6ES) wird zu hell. Die rechte Kerze ist meist normal, wenn nicht dann eher zu dunkel. Gemischschraube ist auf Grundeinstellung (ca. 1 Umdrehung heraus). Drosselklappenanschlag ebenso. Drehen der Gemischschraube bringt komischerweise keine Veränderung. Sie kann auch nur auf einem Zylinder laufen, das macht sie auch brav so wie sie es eigentlich können müßte.
• Ich habe den Vergasern einen neuen Dichtungssatz und neue Leerlaufdüsen verpaßt, sie ultraschallgereinigt und alles soweit ersichtlich überprüft.
• Ansaugstutzen sind neu. Falschlufttest mit Bremsenreiniger ergab nichts auffälliges.
• Die Zündung ist einwandfrei. Elekronische Zündung von Ulis Motorradladen, neue Kabel, neue Stecker. Mit Stroboskop geprüft. Ventilspiel frisch eingestellt. Öltemperatur steigt im Warmfahrmodus binnen 6 - 7 Km auf 85° bis 90°. Ich denke, das ist eigentlich zu schnell. Über 100 Km mit Sozia Landstr. bleibt die Temperatur dann stabli bei gut 100°. Ich denke, das ist eigentlich auch recht hoch für etwa 20° Außentemperatur.

​Jetzt meine Frage: Solltet Ihr auch der Meinung sein, daß die Vergaser Ursache des Problems sind, gibt es jemanden von Euch, der mir einen Satz Vergaser sicherheitsbalber für eine kurze Testfahrt zur Verfügung stellen könnte? Komme gerne mit meiner Gummikuh auf'm Hänger vorbei, baue sie beim Spender gegebenenfalls gerne selber aus (mit eigenem Werkzeug), fahre Probe, und baue danach wieder ein.
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Oder habe ich etwas übersehen? Habt Ihr noch einen Tip für mich?
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Danke im voraus für Eure Nachrichten und
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die Linke zum Gruß

Hast Du auch die Gummimembranen oben in der Glocke der Vergaser erneuert? Auseinander ziehen, dann sieht man ob sie einen Riss haben. Das Ganze erinnert mich an meine 5 er. Ich hoffe Du verstehst was ich meine. Mein Deutsch ist nichtmer was es sein sollte nach fast 50 Jahren hier oben.

Zitat:

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Zitat von s.kobra

​ Solltet Ihr auch der Meinung sein, daß die Vergaser Ursache des Problems sind, gibt es jemanden von Euch, der mir einen Satz Vergaser sicherheitsbalber für eine kurze Testfahrt zur Verfügung stellen könnte? Komme gerne mit meiner Gummikuh auf'm Hänger vorbei, baue sie beim Spender gegebenenfalls gerne selber aus (mit eigenem Werkzeug), fahre Probe, und baue danach wieder ein.
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Bei aller Hilfsbereitschaft im Forum: ich glaube nicht, dass das so laufen wird!
Ersteinmal selbst machen, nach Empfehlungen...
Deine Öltemperatur ist sicher nicht zu hoch. Schau, ob die Drosselklappen richtig zentriert sind, sonst wird das Leerlaufgemisch nicht korrekt zu dosieren sein. O-Ringe auf der Drosselklappenwelle OK?
Wenn du eine nicht-elektronische Zündung hast, dann kann man sehr schön durch Abziehen der Kerzenstecker (schnell mit einem Selbstnachbau der Beru-Entstörpatronen auf Masse legen, damit nichts durchschlägt!) feststellen, welcher Zylinder gut läuft und wie kräftig. Bei meiner Strichfünf ist der Einstellunterschied der Leerlaufgemischschrauben rechts und links erheblich, wenn der Motor rund läuft!

Jan

Das Thema Öltemperatur ist auch für mich keins.

Zur Vergaserfrage:
Ich hatte ein mal einen Vergaser mit einem Haarriss im Gehäuse. War auf den ersten Blick nicht erkennbar, aber Einstellen ist damit unmöglich.
Von daher ist die Idee, mal andere Vergaser zu testen, ein guter Ansatz.

Hallo,

Wenn ich dich richtig verstehe, dann hast du ein Problem im Leerlauf und im Teillastbereich, richtig?

Ich würde auch am Vergaser suchen, vorher jedoch testhalber zumindest das Zündgeschirr re/li tauschen, Ventile & Zündung korrekt einstellen. Hast du aber sicher schon alles gemacht.

Also Vergaser:
Membranen würde vernachlässigen, Defekt würdest du bei Volllast merken.
Chokesysteme hast du auf beiden Seiten korrekt zusammengebaut?

Beide Gemischschrauben reagieren nicht – oder nur eine? Welche? Welches ist das dazugehörige Kerzenbild? Deine Angaben sind hier unpräzise.
Die Gemischschraube MUSS reagieren. Wenn nicht, dann kontrolliere nochmal ob die feinen Querkanäle hinter der Gemischschraube nicht verstopft sind. Das kann Dreck sein oder Reste des alten O-Ringes und geht nicht unbedingt beim Ultraschallen raus.
Ist das der Fall, dann läuft der eine Zylinder über weite Lastbereiche (und zwar den unteren) nicht richtig mit. Einstellen kannst du dann weitgehend vergessen und die Karre läuft in Stand und Teillast wie ein Sack Nüsse.
Hast du ne Temperaturpistole, dann kannst die die re/li Differenz auch am Krümmerrohr messen. Kalt läuft nicht mit!

Hallo,

offensichtlich ist das Chocksystem nicht in Ordnung. Letztes Jahr bekam ich eine R75/5 mit den gleichen Symptomen. Komplett gereinigt, neue Dichtungen und nun springt sie auf Anhieb an. Der ExBesitzer konnte es nicht glauben.:schock: Kann natürlich auch noch an der neuen Zündung liegen. Zündet die Zündung bei jeder Umdrehung auch am Anfang (kickstarterfähig?).

Gruß
Walter

Hallo Leute,

danke für Eure Antworten.
Vergaser wollten nicht richtig. Habe sie komplett zerlegt und über Nacht in Aceton "eingeweicht" und dann in's Ultraschallbad. Alle Dichtungen neu. Alle Teile überprüft. Alle Kanäle mit Druckluft durchgeblasen.
Zündung ist einwandfrei. Zeitpunkt ok (Stroboskop), jeder Takt zündet (Stroboskop). Zündgeschirr neu.
Motor läuft auch mit 1 Zylinder.
Die Gemischschraube zeigt, wie gesagt, nach alle dem komischerweise immer noch keine Wirkung. Ich werde nochmal mit einem Gummiaufsatz und einem kleinen Schlauch JEDEN Kanal im Vergaser, besonders den der Gemischschraube, durchblasen. Wenn auch diese Kontrolle nichts ergibt, muß ich wohl einen Haarriß annehmen .... oder hat noch jemand eine Idee?

Zitat:

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Zitat von s.kobra

Hallo Leute,

danke für Eure Antworten.
Vergaser wollten nicht richtig. Habe sie komplett zerlegt und über Nacht in Aceton "eingeweicht" und dann in's Ultraschallbad. Alle Dichtungen neu. Alle Teile überprüft. Alle Kanäle mit Druckluft durchgeblasen.
Zündung ist einwandfrei. Zeitpunkt ok (Stroboskop), jeder Takt zündet (Stroboskop). Zündgeschirr neu.
Motor läuft auch mit 1 Zylinder.
Die Gemischschraube zeigt, wie gesagt, nach alle dem komischerweise immer noch keine Wirkung. Ich werde nochmal mit einem Gummiaufsatz und einem kleinen Schlauch JEDEN Kanal im Vergaser, besonders den der Gemischschraube, durchblasen. Wenn auch diese Kontrolle nichts ergibt, muß ich wohl einen Haarriß annehmen .... oder hat noch jemand eine Idee?

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Hallo,

mit Aceton wird das Gehäuse nur entfettet.
Das Problem bei einer elektronischen Zündung kann sein, das zunächst ein Umlauf ohne Zündung ist um das System zu initialisieren. Dann geht der Kickstarter nicht.

Gruß
Walter

Das mit dem 50* treten, bis sie über den Kickstarter kommt, erinnert mich an meine /5. Da war letztendlich auch der eine Startvergaser falsch rum montiert. Da musste ja eh reingucken. Damit würde ich anfangen.

Man tritt den Motor kwasi warm. Aber da waren wir, mein Kumpel und ich, noch deutlich jünger.


Stephan

Auch die Düsen/Bohrungen unten in der Schwimmerkammer, die den Startvergaser mit Sprit versorgen, können zugammeln..
Wenn die Kiste nicht auf die Leerlaufgemischschrauben reagiert, sind die Bypassbohrungen verstopft (eigentlich bei 32ern eher selten) oder die Grundeinstellung hinsichtlich Drosselklappenanschlag stimmt nicht (zu weit geöffnet)



Gruß, Hendrik

Hallo, das von dir beschriebene Laufverhalten kommt mir bekannt vor als ich letztes Jahr meine /6 restauriert habe. Vergleiche Mal die neuen Leerlaufdüsen mit den alten, die du hoffentlich noch hast. Bei mir waren diese neuen Düsen von der Geometrie und den Bohrungen fehlerhaft und somit nicht zu gebrauchen. Den entscheidenden Hinweis gab mir der rote Baron, die Düsen reklamierte ich erfolgreich in Frankfurt/Main.
Gruß Bernhard

Das Laufverhalten hat sich deutlich verbessert, nachdem ich eindeutig feststellen konnte, daß der rechte Vergaser anders reagierte als der linke. Ich habe sie dann nochmals einzeln eingestellt und, anders als bisher, auf einen entsprechenden Hinweis hin, die Gemischschrauben des linken und des rechten Vergasers deutlich unterschiedlich eingestellt, etwa um eine volle Umdrehung voneinander abweichend. Von meinen bisherigen Motorrädern kannte ich das nicht; deren Vergaser mußten immer fast gleich eingestellt sein, damit der Motor ruhig und stabil lief.

Das schlechte Startverhalten hat sich als ein Problem der elektronischen Zündung herausgestellt: Meine ist nicht kickstartergeeignet, weil das erste Zündsignal erheblich zu früh kommt. Bei kaltem Motor schaffe ich mit dem Kickstarter kaum mehr als eine Kurbelwellenumdrehung. Das reicht für die Zündanlage nicht zur Einjustierung.

Danke für Eure Hilfe. Ich denke ich habe die Sache jetzt im Griff. Probefahrt und Feinjustage stehen noch aus. Es sollte aber jetzt klappen.