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  1. #1
    Admin Avatar von Detlev
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    Ein Ersatzmotor?

    Hallo Leute,
    wie das immer so ist, man fängt irgendwas an und später erst bemerkt man, dass es für Fotos (fast) zu spät ist.

    Zur Vorgeschichte:
    Anfang Dezember sprach mich ein Bekannter an:" Du fährt doch BMW, mein Nachbar hat noch einen Motor rumliegen, wäre der was für Dich?"
    Klar war das Interesse geweckt, und so bin ich dann ein paar Tage später nach Pinneberg gefahren um mir dort das Objekt der Begierde anzuschauen.

    Was ich dort vorfand, war ein reichlich eingesiffter 2-V-Boxer unbekannten Typs und ein sehr freundlicher Besitzer. Er hatte den Motor selbst vor einigen Jahren für seine BMW R100RS als Reserve gekauft, wusste aber nicht viel zum Motor zu sagen.
    Er hat mir dann aber die Möglichkeit eingeräumt, den Motor mitzunehmen und zuhause in Ruhe zu öffnen um eine Bestandsaufnahme zu machen. Danach könnten wir ja noch mal nachverhandeln, eine Preisvorstellung hatte er mir schon genannt.
    Zum eigentlichen Motor dazu gabs noch ein Rundluftfiltergehäuse, den Stirndeckel und die Anlasserabdeckung, Lima und Diodenplatte waren dran, Anlasser fehlt.

    Zuhause angekommen konnte ich es kaum erwarten, den Motor auseinander zu reißen.
    Folgendes fand ich vor:
    Die Motornummer gehörte zu einer 1979er R100RT, somit praktischerweise gleichbauend zu meinem 78er RT-Motor in meinem Caferacer! Er ist genauso auch mit 51KW gestempelt. Sehr schön.
    Der rechte Zylinderkopf wies nahezu neuwertige Ventile und Bleifreisitzringe vor. Die Führungen waren aber m.E. nicht mehr ok.
    Der linke Kopf sah aus, als hätte er erst höchstens 1000km gelaufen. Ein anderer Guss wies auch auf einen neuen Kopf hin. Ventile, Bleifreisitzringe und Führungen alles neuwertig. Die Köpfe sind "RS" gestempelt und weisen 44mm Einlassventile auf.
    Die Zylinderlaufbahnen lassen die angegebene Laufleistung von 80.000km glaubwürdig erscheinen, es handelt sich um Verbundzylinder, kaum Laufspuren und maßhaltig.



    Die Koben dazu wiesen wenig Ölkohle auf und ebenso kaum Laufspuren.



    Die Kubelwelle samt Pleuel sind ok, ebenso die Nockenwelle.
    An einem Stößel habe ich deutliche Materialausbrüche (Pitting) festgestellt, eine Stößelstange hatte einen losen Stahlpilz, ein Kipphebel leichtes Pitting.

    Mit dem Verkäufer konnte ich mich nun auf einen mir angenehm erscheinenden Preis einigen, so dass ich mit dem Wiederaufbau beginnen konnte.

    Der rechte Zylinderkopf ging dann erstmal zwecks Einbau von neuen Ventilführungen in die Fachwerkstatt. Für Stößel und Co. wurden von netten Forenkollegen und aus der Bucht Ersatzteile beschafft.

    Nun musst der reichlich verdreckte Motorblock gereinigt werden. Dampfstrahler schied aus, da der Motor ja mit ungeschützten Öffnungen vor mir lag.
    Ölwanne, Zylinder und Köpfe sowie alle Deckel konnte ich ja glasperlstrahlen, aber wie sollte ich das nahezu schwarze Motorgehäuse sauber kriegen?!?

    Nun, Versuch macht kluch, Fette löst man am Besten mit Fetten, also habe ich dem Motor ordentlich mit WD40 eingesprüht und mit einer in eine Bohrmaschine eingespannten Messingtopfdrahtbürste bearbeitet. Immer wieder zwischendurch WD draufgejaucht und hinterher mit Bremsenreiniger abgesprüht und Druckluft trocken gepustet.
    Das Ergebnis war wesentlich besser, als ich es je erhofft hatte:



    Nach dem Glasperlstrahlen der anderen Teile mussten diese noch gründlich gereinigt werden, Druckluft alleine reicht dazu nicht aus. Mit dieser Bürste aus einem Waffenreinigungsset lassen sich die Bohrungen für Stehbolzen, Ventilführungen, Stößelstangenhüllrohre usw. prima reinigen.



    Anschließend noch mit Bremsenreiniger ausspühlen und mit Druckluft trocknen.

    Zum Einbau der Ventile habe ich mir vor vielen Jahren mal ein Stück Alurohr aufgesägt und an der Unterseite innen leicht angeschrägt, zusammen mit einer Schraubzwinge montiere ich damit die Ventilfedern. Das Einlegen der Ventilkeile wird übrigens deutlich erleichtert, wenn man den Ventilschaft am oberen Ende mit Fett einschmiert. Dann kleben die Ventilkeile dran und fallen nicht herunter.



    Die Koben montiere ich nicht am Motor. sondern auf dem Tisch in die Zylinder. Dann habe ich auch keinen Stress mit den Kolbenringen und kann in aller Ruhe vorgehen. Die Zylinderlaufbahn öle ich vorher leicht ein.
    Die Dichtfläche des Zylinderfußes zum Motorgehäuse hin, dichte ich zusätzlich zu den O-Ringen mit Loctite 510 "Marsmännchensperma" ab. Das Zeugs überbrückt Spalten bis 0,4mm und soll bis 300° funktionieren. Es härtet "anaerob" aus, d.h. unter Luftabschluss (muss nicht ablüften) und kann sofort montiert werden.
    Die Dichtflächen der Stößelrohrgummidichtungen im Motorgehäuse bekommen bei mir eine dünne Fettschicht, damit die Gummis leichter an ihren Platz rutschen. Die Öffnung für den Zylinder im Motorgehäuse ebenso, damit der große O-Ring leichter reinflutscht. Die Dichtfläche selber wische ich mit einem mit Bremsenreiniger benetzten Tuch trocken.



    Nun können die Zylinder über die Stehbolzen geschoben werden und die Pleuel mit den Pleuelbolzen wieder verheiratet werden.
    Neuen!!!! Bolzensicherungsring verwenden. Danach den Zylinder bis zum Motorgehäuse schieben.
    Vor der Kopfmontage noch die Kopfdichtung richtig herum auflegen, hier zeige ich mal warum:



    So herum, mit der bedruckten Seite nach Außen, ists richtig:



    Nun die Stößelstangen nicht vergessen, Kipphebelböcke montieren und alles vorschriftsmäßig dem Drehmomentschlüssel anziehen.
    So quetscht sich das "Marsmännchensperma" aus der Fuge am Zylinderfuß:



    Ventile einstellen, Kopfhauben montieren, Deckel an den Motor und:



    Fertig!

    Und nun? Eingebaut werden muss der Motor nicht, um in der kalten Werkstatt einzustauben ist er mir auch zu schade, vielleicht baue ich mir ein Holzpodest und stelle ihn in mein Arbeitszimmer. Zur Inspiration so zu sagen...
    Grüße,
    Detlev

    „Verzweifle nicht, wenn Du kein Profi bist. Ein Amateur hat die Arche gebaut, Profis die Titanic.“

  2. #2
    Avatar von KalleWattCux
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    <<..., vielleicht baue ich mir ein Holzpodest und stelle ihn in mein Arbeitszimmer. Zur Inspiration so zu sagen... >>

    .....da bietet sich doch ein schöner alter Holzbierkasten an .
    Alle Sachverhalte und Personen sind von mir frei erfunden.
    Ähnlichkeiten sind rein zufällig.
    Keine Garantie, Gewährleistung, oder Umtausch möglich.

    Gruß Kalle


  3. #3
    ehemals redb@ron, † 17.06.2022 Avatar von Desmo56
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    Hi Detlev,

    sehr schöner Bericht - klasse Bilder. So etwas steht bei mir auch an ...

    Gruß, Andreas
    Miniaturansichten angehängter Grafiken Miniaturansichten angehängter Grafiken IMG_0100.jpg  

  4. #4

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    was noch auffällt...

    Schön Detlev , schön Roter Baron, die flasche Bier (siehe bilder) scheint ja ein have must zu sein bei solchen beschäftigungen.. nunja, da haben wir zumindest doch ne weitere gemeinsamkeit.. - grins.
    Osman

  5. #5
    Admin Avatar von Detlev
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    Die Flasche "Berliner Kindl" stand auf der Werkbank in der Ecke. Und da ich den Brauereinamen passend zum Motor fand, habe ich sie davor gestellt!
    Ich schraube ausschließlich nüchtern!
    Grüße,
    Detlev

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  6. #6

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    Na aa Detlev, gegen ein genuss bier ist doch nun nichts einzuwenden!?
    Bei deiner lebenserfahrung solltest du doch nun damit umgehen und einzuschätzen gelernt haben. Ein schönes gepflegtes bier hat doch was .
    Und ich für meinen teil wüsste auch nach dem 5ten noch dass rechts rum fest ist...
    Grüße Os

  7. #7
    ehemals redb@ron, † 17.06.2022 Avatar von Desmo56
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    Hi Leutz,

    den August (Augustiner hell) trank ich während der Gabelholm-
    überholung. Irgendwie schaffe ich es nie, die Flasch leer wegzu-
    räumen.

    Detlev's Berliner Kindl ist ja noch ungeöffnet ... tztztz

    Andreas

  8. #8
    Avatar von brainstorm79
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    RE: Ein Ersatzmotor?

    Hallo detlev,

    danke für die bilderstrecke..seeehr hilfreich. Sach ma, ist dein MARSMÄNNCHENSPERMA wirklich so gut wie du sagst? Ich hab sonst immer Hylomar benutzt...

    gruss,
    der Jonny
    Das Motorrad ist eine permanente Herausforderung des Mannes; eine Herausforderung zum Abenteuer der Beherrschung der Maschine durch den Menschen - unmittelbar, unverfälscht. Wind, Wetter und Straße sind immer wieder neu zu erfassen und abzuschätzen - zu beherrschen. Dazu die Maschine.

  9. #9
    Admin Avatar von Detlev
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    Hallo Jonny,
    ich hatte den Tipp von einem befreundeten BMW-Meister.
    "Wenn nichts mehr dichthält, nimm Loctite 510"!
    Grüße,
    Detlev

    „Verzweifle nicht, wenn Du kein Profi bist. Ein Amateur hat die Arche gebaut, Profis die Titanic.“

  10. #10
    R100RScrambler Avatar von eruzo
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    Schöne fotos Detlev, beruhigt viel einen Ersatzmotor unterm Tisch zu haben
    Das orangene zeug heisst bei uns Nural, habe es an meiner Ölwanne dran, hoffe es ist auch schön dicht



    Gruss, Emilio
    http://www.eruzo.com/mediapool/77/773816/resources/logo_125_21562766.jpg

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