Tagebuch

Angefangen hat das Ganze damit, das ich mich dazu entschloss, an der EnduroClassix teilzunehmen. Dazu braucht man ein europäisches Motorrad das mindestens 20 Jahre alt ist. Ich suchte zuerst nach einer G/S aber die Preise und Zustände der Maschinen die ich mir ansah gefielen mir nicht. Dann wurde mir über einen Stammtischkollegen dieses Bastelobjekt angeboten. Nach einer harten aber fairen Preisverhandlung kaufte ich das Motorrad.

18.12.2004 Kauf der Maschine R 80 ST
Nach dem ich das Motorrad, mit einen Stammtischkollegen per Anhänger in die „Halle“ gebracht hatte, gingen die Überlegungen los, was zu tun sei. Nach vielen Stunden des Überlegens, langer Beratungen mit meinem Kumpel Andre, stand der Schlachtplan fest. Wir bauen einen Scrambler im Stil der 80er Jahre. Farbgebung in den alten BMW-Rennsportfarben. Als erstes wurde jetzt eine Bestandsaufnahme gemacht, eine Ersatzteilliste angefertigt und die Teile bestellt. Da der Motor nicht ansprang kam hier einiges auf uns zu, das wussten wir aber zu dem Zeitpunkt noch nicht.



08.01.2005 Lenker eingebaut, Heckrahmen gekürzt und angepasst
Der Lenker ist ein Fehling Endurolenker, den ich bei Polo kaufte. Der original Heckrahmen mit der Doppelsitzbank gefiel mir von Anfang an nicht. Da die original ST oder G/S Heckrahmen aber nicht so leicht zubekommen sind, wollte ich meins auch nicht unwiederbringlich ändern. Es wanderte in den Fundus. Stattdessen nahm ich den Rahmen einer Paralever GS aus dem Fundus. Zuerst trennte ich den Gepäckträger und die Blinkerhalter ab, danach kürzte ich das Ganze um die Länge des Gepäckträgers und schweißte den Bügel wieder an.


17.01.2005-22.01.2005 Motorrad bis auf Gabel und Vorderradbremse auseinandergebaut, Motor zerlegt, Köpfe zur Reparatur gegeben, Frontkotflügel, Gabelfaltenbälge eingebaut, Rahmen entrostet und mit Rostschutzfarbe gestrichen.

Um den Rahmen zu lackieren nahmen wir den Motor heraus, außerdem ließen sich so die Arbeiten am Motor leichter ausführen. Zuerst wollten wir nur die Kupplung und die Steuerkette ersetzen. Als wir dann die Ventildeckel abnahmen traf uns der Schlag. Durch die gerissenen Deckeldichtungen war Wasser in den Ventiltrieb gelaufen, es hatte sich Rost gebildet. Nach dem wir die Zylinderköpfe ab und die Ventil ausgebaut hatten, merkten wir das die Ventilführungen und die Ventile verschlissen waren. Auch die Kipphebel hatten Abplattungen an den Stossflächen. Nach diesen Erkenntnissen entschlossen wir uns zu einer kompletten Motorrevision. Die Köpfe ließen wir aufarbeiten, mit neuen Sitzringen, Führungen, Ventilen u.s.w. Außerdem hatten wir beim Abbauen der Auspuffanlage ein Sternmuttergewinde ruiniert. Kolben und Zylinder waren noch OK. Hier wurden nur neue Kolbenringe eingebaut, ebenso neue Pleuellager und Schrauben. Die Stossflächen der Kipphebel wurden mit einem Abziehstein von Andre wieder in Form gebracht.

Als Frontkotflügel verwendeten wir den der R 80 G/S, da er sehr schmal baut und gut zu dem 19“ Vorderrad passt. Die untere Gabelbrücke ist dieselbe wie die der G/S, also brauchte der Kotflügel nur angeschraubt werden. Er wurde zusätzlich mit einer Buzzetti-Verstärkung versehen.
Die Faltenbälge wurden nach dem Säubern der Standrohre eingebaut.
Nun entrosteten wir den Rahmen, schliffen ihn an und versahen ihn mit Rostschutzfarbe.

29.01.2005 Rahmen grundiert
Nachdem die Rostschutzfarbe eine Woche durchgetrocknet war trugen wir zwei Schichten Grundierung auf.

03.02.2005 Rahmen lackiert
Als auch die Grundierung richtig durchgetrocknet war lackierten wir den Rahmen in Lichtblau RAL 5012. Da es ein Enduromotorrad werden sollte lackierten wir mit dem Pinsel, so ärgert man sich nicht wenn mal Macken am Rahmen entstehen. Außerdem lassen sie sich mit einem Pinsel sehr schnell wieder ausbessern. Hinzu kommen noch die Kosten die bei einer Pinsellackierung deutlich geringer sind und die Durchführbarkeit. Verwendet wurde ein Kunstharzlack aus dem Baumarkt.

05.02.2005 Lampenhalter angefertigt und angepasst
Die ST hat die Instrumente der R65/45, einen fürchterlichen Plastikklotz und einen sehr schweren Halter an dem Blinker, Instrumente und der Scheinwerfer befestigt ist. Da wir etwas Gewicht einsparen wollten ging das hier ganz gut. Wir entfernten das Ganze einfach. Zum Einsatz kam nun eine klassische Lampenmaske der Firma Ufo, dazu ein selbstgebauter Halter aus Aluminium inklusive Instrumentenblech. Auf diesem wurde dann ein Tachogehäuse mit ABE mit einem Digitaltacho, sowie die Ladekontroll- und Öldruckleuchte angebracht. Den Digitaltacho wählten wir weil er klein, leicht und einfach anzubauen ist. Außerdem spart man die Tachowelle, was den Lenker weniger starr macht. Die „Miniblinker“ stammen von einer Yamaha TT 350/600. Diese Blinker haben den Vorteil, das sie mit Gummiblöcken an einem Winkel befestigt werden und für Fahrten im Gelände schnell entfernt werden können.

Während ich noch mit dem Lampenhalter beschäftigt war, reparierte Andre den Kabelbaum und verpasste ihm wo es nötig war eine neue Isolierung. Anschließend verlegte ich ihn an der Maschine. Steckte die Relais und den Regler, sowie das Zündsteuergerät auf. Danach wurde alles angeschlossen.

18.02.2005 Vergaser gereinigt und abgedichtet
Die Vergaser wurden, bis auf die Drosselklappe zerlegt, gesäubert und alle Dichtungen und die Membrane ersetzt. Hierbei bauten wir die Chokezüge aus und ersetzten sie durch VA-Speichen, so das die Chokebetätigung nun direkt am Startvergaser erfolgt. So können sich die Chokezüge nicht mehr verstellen und künftig entfällt auch diese Einstellarbeit.

19.02.2005 Generator und Steuerkette ausgebaut
Heute begannen wir mit dem interessanten Teil des Neuaufbaus. Unter Andres fachkundiger Anleitung baute ich den Generator aus. Wir säuberten den Rotor, kontrollierten die Kohlen. Danach bauten wir den Kettenkasten ab und entfernten die schwarze Farbe. Die Steuerkette nahmen wir samt Spanner und Druckzylinder ab. Bis auf den Duckzylinders wurden die Teile entsorgt. Zum Schluss bauten wir noch den Hallgeber aus.

26.02.2005 Zündspulenhalter angefertigt, Getriebe zerlegt, Steuerkette eingebaut
Bei der Zündanlage interessierte uns der immer wieder empfohlene Umbau auf die Zündspule der 4-Ventiler. Die Zündspule sieht komplett anders aus, deshalb fertigte ich aus Aluminium einen Halter an und befestigte damit die Spule am Rahmen. Dann nahm ich mich der Steuerkette an und die Fummelei ging los. Die Kette aufgelegt aber das mitgelieferte Kettenschloss ließ sich einfach nicht schließen, bis wir auf den Einfall kamen nicht das mitgelieferte Schloss zu benutzen, sondern das, das wir als Ersatz gekauft hatten. Ab da dauerte es noch genau 10 Sekunden und die Kette saß. Kettenspanner und Feder des Druckzylinders einbauen war einfach.
Während ich versuchte die Steuerkette einzubauen öffnete Andre das Getriebe. Zuerst zog er den Flansch ab, dann erwärmten wir den Getriebedeckel und entfernten auch diesen. Die Zahnräder sahen noch gut aus und so wurde das Getriebe neu gelagert.

02.03.2005 Stößelstangenrohr eingeschrumpft, Ölpumpe Kurbelwellendichtring Kolbenringe erneuert, Kolben, Pleuel, Zylinder, Zylinderköpfe, Wellendichtring in Kettenkasten, Kettenkasten eingebaut, O-Ring am Hallgeber erneuert, Rotor und Stator eingebaut, Generator angeschlossen
An einem Stößelstangenrohr zeigten sich Undichtigkeiten, also erwärmten wir den Zylinder und kühlten das Rohr ab um es anschließend in den Zylinder einzuschrumpfen. Das Rohr trieben wir mit einem extra dafür angefertigten Treibdorn ein, dies klappte ohne Schwierigkeiten. Danach wurde von mir die alte Ölpumpe gegen eine neue ausgetauscht und der Kurbelwellendichtring erneuert. Andre zog die Kolbenringe auf die Kolben und baute dann mit neuen Lagerschalen und Schrauben die Pleuel ein. Jetzt kamen die Zylinder mit allem was dazu gehört an die Reihe, mit reichlich Öl wurden sie auf die Kolben geschoben. Die Zylinderköpfe aufgesetzt und der Motor sah schon wieder nach Motor aus.
Da wir den Motor heute komplettieren wollten erneuerten wir nun den Wellendichtring der Kurbelwelle im Kettenkasten. Anschließend bauten wir den Kettenkasten, Rotor und Stator der Lichtmaschine ein und schlossen die Lichtmaschine wieder an. Zuletzt wurde der Hallgeber mit einem neuen Dichtring eingebaut.


06.03.2005 Kupplung eingebaut, Motor eingebaut, Rahmenheck, Schwinge, Endantrieb eingebaut, Anlasser eingebaut, Ölwanne abgebaut und gereinigt
Heute sollte der Motor zurück in den Rahmen, Deshalb wurde zuerst die neue Kupplung eingebaut. Um uns Fummelei zu ersparen setzten wir auch den Anlasser und die Diodenplatte sowie die Verbindungskabel in den Motor ein. Dann war es soweit der Herz der Trailmaster 800 SC wurde in den Rahmen eingesetzt. Die Ölwanne ließ sich jetzt leichter abbauen und reinigen. Der fertiglackierte Heckrahmen wurde mit dem Hauptrahmen verschraubt. Andre schlug vor den Antrieb seiner Trailmaster 800 M einzubauen da dieser kürzer übersetzt ist, was sich für das Fahren im Gelände besser eignet. Den Antrieb der Trailmaster 800 SC wollten wir als Ersatz behalten. Nachdem ich die Antriebe ausgetauscht hatte, stellte ich fest, das schon ein 37:11 Antrieb eingebaut war und wir uns das Ganze hätten sparen können. Die neu abgedichtete Einheit aus Schwinge und Endantrieb setzten wir in den Rahmen ein.