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Thema: Instrumente + Cockpit
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24.07.2008, 12:06 #1
Instrumente + Cockpit
Einige von euch haben ja schon mitbekommen, dass ich mich ab und zu mit den Instrumenten der /6 und /7
beschäftige, um ihnen wenn möglich wieder das Laufen beizubringen.
Hier möchte ich mal ein paar Erfahrungen damit kundtun.
Ein typisches Problem, dass das Gehäuse ab einem gewissen Alter befällt, ist das Ausbrechen der Gewinde-
buchsen.
Im Anfangsstadium reißen die Kunststoffstege ein, dann sprengt es sie regelrecht auseinander.
Die Ursache ist aber weniger eine Materialschwäche als die Schrauben.
Bekanntlich wächst Stahl auf ein vielfaches Volumen an, wenn er rostet. Und das tun die Schrauben irgendwann
trotz Verzinkung. Es entsteht massiver Druck auf die Messingbuchsen, die im Kunststoff eingespritzt sind
und der Schwächere gibt bekanntlich nach.
Es lohnt sich also, mal in das Gehäuse zu schauen und die Schrauben (M3x8, DIN 84) zu tauschen.
Mit Zwei-Komponenten-Kitt lässt sich die Gewindebuchse wieder an ihrem Platz fixieren.
Ein weiteres häufiges Problem ist der Ausfall des Wegstreckenzählers bei funktionierender Tachoanzeige.
Ich habe schon viele Ursachen dafür gesehen; meist ist aber das Schaltrad lose
oder das Axialspiel der Zahlenrollen stimmt nicht.
Manchmal ist auch ein Schaltrad kaputt, weil ein Fremdkörper durchgelaufen ist.
Diese Probleme kann man fast immer beheben.
Altersbedingt sind oft die (roten) Zeiger nur noch blassgelb. Mit Leuchtfarbe kann man die wieder
auffrischen; das Verfahren ist aber zeitaufwändig, weil mindestens 6x gestrichen werden muss
(2x Grundierung, 3x Leuchtfarbe, 1x Klarlack).
Wenn der Zeiger mal ganz hin ist, wird die Bastelei richtig lustig. Sind noch alle Bruchstücke vorhanden,
wird der Zeiger geschient und mit 2-Komponenten-Kleber zusammengesetzt.
Fehlende Teile muss man nachschnitzen. So ist dieser DZM ein Unikat:
Die Krönung der Bastelei ist es, wenn man solches findet:
Eigentlich sollte es so aussehen:
Mit viel Geduld, Vorsicht und gefüllter Gebrauchtteilekiste ist auch das wieder zu richten.
So sieht eine Magnetkupplung aus, die es hinter sich hat:
Was wie eine Drahtbürste aussieht, sind Eisenspäne.
Euer UhrmacherGruß
Michael
Ich danke allen, die zur Sache nichts zu sagen hatten und trotzdem geschwiegen haben.
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24.07.2008, 15:57 #2
Das ist aber mehr was für den stillen Winterabend, oder?
Grüße aus dem Münsterland
Benno aus Dülmen
Frohes G(r)asen
Was für die Seele gut ist, kann der Leber nicht schaden.
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24.07.2008, 16:16 #3
Im Prinzip hast du recht.
Aber z. B. das Zeiger-Renovieren mit 6x 5 Minuten pro Abend geht auch im Sommer klaglos. :)
Vor zwei Jahren hatte ich mal einen Großauftrag mit 14 Instrumenten; das mach ich dann nicht
mehr nebenbei mal schnell.Gruß
Michael
Ich danke allen, die zur Sache nichts zu sagen hatten und trotzdem geschwiegen haben.
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24.07.2008, 16:18 #4
- Registriert seit
- 12.02.2008
- Beiträge
- 271
Hallo Michael,
eine sehr gute Dokumentation.
Ich hoffe das Du bei meinen Teilen nicht allzuviel Probleme hast...
gruss
Lars
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24.07.2008, 16:47 #5
RE: Instrumente + Cockpit
Hallo Michael,
vielen lieben Dank für die Doku.
Hast du eine Idee, wie man den Tages- und den Gesamt-Kilometerzähler
synchronisieren kann? Ich habe hier einen Tacho bei dem der Gesamt-
Kilometerzähler bei Tageskilometerstand xxx,7 hochzählt.
Das ist nicht dramatisch, lenkt aber ab, denn man guckt alle 1000m
automatisch auf den Zähler. :]
Beim Auswechseln der Schrauben sollte man vielleicht Edelstahlschrauben
nehmen. Zink und/oder Eisen in Messing führen zwangsläufig zu Gammel,
weil sie ein elektrochemisches Lokalelement bilden.Gruß
Reinhard
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24.07.2008, 22:54 #6
Hallo Reinhard,
danke für den Hinweis mit den Edelstahlschrauben; das wollte ich eigentlich auch so schreiben...
Dein Problem verstehe ich noch nicht ganz. Wenn du den Tageszähler nullst, steht er auf 000,7 ?
Oder lässt er sich korrekt auf 000,0 setzen und du möchtest, dass der Hauptzähler bei 001,0
weiterdreht?
Beides lässt sich sicher regulieren, aber der Aufwand dafür steht eigentlich in keinem Verhältnis.Gruß
Michael
Ich danke allen, die zur Sache nichts zu sagen hatten und trotzdem geschwiegen haben.
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24.07.2008, 23:04 #7...eine sehr gute Dokumentation...
Grundsätzlich habe ich hier nur mal einige Beispiele dargestellt, was bei den Instrumenten häufiger ausfällt.
Eine Dokumentation müsste noch vieles mehr enthalten wie z. B. den Primärtrieb, die verschiedenen Übersetzungen, den Rücksteller des Tageszählers usw.
Eine Sache ist vielleicht noch erwähnenswert. Ich habe einige Male Tachos in Händen gehabt, die ganz
offensichtlich vorher von einem Grobmotoriker geöffnet worden waren.
Es ist unglaublich, was manche Menschen mit altem Universalfett alles beschmieren können.
Auch wenn man gute Absichten unterstellt: solche Schmiermittel gehören nicht in ein feinmechanisches
Instrument -und schon gar nicht auf Zahlenrollen und Zifferblätter.Gruß
Michael
Ich danke allen, die zur Sache nichts zu sagen hatten und trotzdem geschwiegen haben.
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25.07.2008, 00:09 #8
Danke Michael ;-JJJ,
wieder mal perfekte Fotos und Statements!
Ich möchte nur noch ergänzen, dass die Kunststoffstege auch reissen, wenn die Schrauben nicht rosten. Die sind m. b. M. einfach zu filigran ausgelegt und die Verzahnung zum Messing ist nicht optimal.
Klaus, der nur sehr wenig Ahnung von Kunstoffdruckguss hat, obwohl er in so einem Betrieb mal gearbeitet hatKlaus der Franggnsagg
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25.07.2008, 00:21 #9Ich möchte nur noch ergänzen, dass die Kunststoffstege auch reissen, wenn die Schrauben nicht rosten. Die sind m. b. M. einfach zu filigran ausgelegt und die Verzahnung zum Messing ist nicht optimal.
Aber ich will ja auch nicht alles schlecht machen.
Wenn die Schrauben aber mal rosten, ist alles zu spät.Gruß
Michael
Ich danke allen, die zur Sache nichts zu sagen hatten und trotzdem geschwiegen haben.
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25.07.2008, 00:30 #10Original von manzkem
Ich möchte nur noch ergänzen, dass die Kunststoffstege auch reissen, wenn die Schrauben nicht rosten. Die sind m. b. M. einfach zu filigran ausgelegt und die Verzahnung zum Messing ist nicht optimal.
Aber ich will ja auch nicht alles schlecht machen.
Wenn die Schrauben aber mal rosten, ist alles zu spät.
Was ich ja absolut gut finde ist, dass es sich ja um Messingeinsätze und metrische Schrauben handelt und nicht um Blechschrauben direkt im Kunststoffkörper. Damals halt.
So wird's nie wieder
PS: ausser man tut was dagegenKlaus der Franggnsagg
Krezgelenk / Schwingenlager...
26.04.2024, 22:02 in Mechanik