Endantrieb Verschleisskontrolle akustisch?

[Kairei]

Hallo Mitforisten,

ich bin gerade dabei meinen kompletten Abtriebsstrang zu wechseln.
Nun habe ich das altgediente Gelerch im Keller liegen....Getriebe, Kardan, Endantrieb... und ich hätte ein paar Fragen.
Mein Endantrieb (R80 G/S) hat jetzt ohne Öffnung rund 230 000 km gehalten, genauso wie der Kardan.
Am Kardangelenk sind die üblichen Ribbelstellen wo es etwas schwergängiger läuft... das war auch mit dem etwas ausgeleierten Ruckdämpfer der Grund zum Tausch, so weit alles ok und nachvollziehbar.

Das Getriebe ist vor rund 100 000 km mal gemacht worden (Lager), hat sich noch sehr gut geschaltet, wurde nur langsam etwas lauter. Ich vermute Pitting, es muss also aufgemacht werden. Metallischen Abrieb war nur einmal zu sehen, da hatte ich mich aber vorher blöd verschaltet (wenn halt so ne blöde Monster die Kurve zuparkt ). Ansonsten aber unauffällig.

Nun zum Endantrieb: Ich habe beide (befüllte) Antriebe mal gedreht und mir ist aufgefallen, dass der von mir 30 Jahre genutzte beim Rückwärtsdrehen rau läuft, sozusagen ganz leicht klackert, so als würden die Zähne nicht richtig eingeifen. In Fahrtrichtung des Rades hört man gar nichts, der Antrieb läuft auch sehr leicht. Beim letzten Ölwechsel war auch überhaupt kein Abrieb zu sehen.
Können die Zähne im Kegelrad dünn geworden sein oder ist das mit Einschränkungen normal?
Ich hab das Ding noch nicht geöffnet (muss erst noch den Ersatz einbauen).

Gruß

Kai

[Wilhelm]

Hi,

vorab gesagt: ich kenne nur Endantriebe der Paralever und der K-Modelle. Vieles ist allerdings sehr ähnlich (z. B. die Dimensionierung der Lager).

Ohne Öffnen kann man m. E. nur zwei Sachen checken: Eingebaut das Radlagerspiel (Rad 11 Uhr / 5 Uhr anfassen und auf Spiel prüfen). Außerdem kann man durch Drehen versuchen, Laufgeräusche zu finden. Letzteres ist aber kaum aussagefähig, weil da ja der Kardan + Getriebeabtriebswelle (+ einige ZR auf der Zw-Welle) mitgedreht werden.

Deshalb besser: am ausgebauten HAG drehen. Und danach einfach aufmachen (und am besten schon vorher den großen Rundschnurring zur Abdichtung neu besorgen).
Und dann einfach kucken: mahlt das große Kugellager auf der Tellerradwelle? Lagerkäfig ok? Wie sieht der Außenring des Kegelrollenlagers der Welle aus (sitzt im Gehäuse)? Druckspuren wie bei Lenkkopflagern? Und natürlich: Wie sieht das Tragbild der Verzahnung Kegelrad-/Tellerrad aus? (Nach meiner bescheidenen Erfahrung sind die Lager eher gefährdet als die Verzahnung),

Reparieren ist übrigens so eine Sache: Bei Lagertausch soll ausdistanziert werden. Das nötige Equipement hat (fast) kein Mensch. Man kann aber auch..., was tun, was ich hier nicht hinschreiben werde.

Just my 2 cents. Vielleicht schreibt hier ja nochmal wer was, der schon 100 Endantriebe überholt hat.

[Kairei]

Danke Wilhelm,

Um das Öffnen werde ich wohl nicht herumkommen.
Es hat mich einfach mal interessiert ob das ein bekanntes Schadensbild ist.
Ich hatte halt jetzt zwei Antriebe nebeneinander auf der Werkbank, da fallen solche kleinen Unterschiede auf.
Über 200 000 km sind auch kein Pappenstiel.
Dass da nicht alles wie neu ist wundert mich nicht.
Ich habe auch nicht vor den selbst neu zu lagern, dazu fehlt mir die Erfahrung. Ich möchte aber den Umfang der Reparatur vorher abschätzen.
Der Antrieb ist bislang gut gelaufen, das Rad hatte aber schon im Neuzustand etwas Spiel.
Okay, ist 30 Jahre gelaufen, da muss man nicht meckern.

Gruß

Kai

[o.technikus]

Hallo Kai,

bei 200000km...Traum Laufleistung....dürfte der Umfang der Überholung schon klar sein...

Prognose:

- Öffnen und reinigen
- Tragbild und Zahnflankenspiel prüfen
Wenn die Zähne keine Auffälligkeiten zeigen..
- Lager des Tellerrades erneuern (Wenn das große Kugellager das so lange ausgehalten hat, dann hat es mit Sicherheit keinen zu großen axialen Druck ertragen müssen...zu stramm eingestellt ist wohl die häufigste Ursache eines kurzen Lagerlebens)
- Kegelrad ausbauen und Lagerung kontrollieren (ich würde die bei der Laufleistung immer mit wechseln, mindestens aber das Nadellager)
- Tellerrad neu ausdistanzieren und Montage mit neuen Dichtungen.

Die Prüfung der Vorspannung des Tellerrades mache ich vor dem Einbau des Kegelrades, dann lässt sich das Tellerrad ohne zusätzliche Widerstände drehen...also erst einmal nach handbuch messen (oder vorhandene Scheiben nehmen). Deckel mit Tellerrad einlegen und langsam , mit Gefühl anziehen. Dabei immer wieder drehen. Man merkt deutlich die sich die Lagerung mit der Vorspannung ein wenig strammer drehen lässt. Zu stramm darf es nicht werden!

Gruß
Volker

[Wilhelm]

Nur ein kleiner Nachtrag zum Thema Laufleistungen:
ich habe hier ein HAG liegen, das soll 500 tKm gelaufen haben.
Sicher weiß ich, daß das HAG an meiner GS 350 tKm gelaufen ist. Erneuert worden sind zwischenzeitlich nur die WeDis. Sonst nix.

Sehr viel krasser - und häufiger - sind die Schadensbilder bei HAGs der Vierventiler. Die haben nämlich, mindestens teilweise - dieselben Lagertypen (bei wesentlich höheren Drehmomenten). Und die G/S hat ja nicht gerade monströse Leistungswerte.

[Kairei]

Das gibt ja Hoffnung, dass "nur" das Kegel- oder Tellerradlager etwas rau geworden ist.
Ich bin mal gespannt was ich nach dem Öffnen finde.
Das "tuschen" und Einstellen werd ich wohl nicht selbst machen. Ich bin aber schon neugierig was ich so mit der Zeit verjagt habe.

Gruß

Kai

[Wilhelm]

Nachtrag #2

Man soll ja keine Mühe scheuen, der Gemeinde technische Beobachtungen anzuliefern - deshalb hab' ich eben mal das 500-tKm aufgemacht. Das HAG von meiner K100 liegt daneben, ebenfalls geöffnet (mindestens 165 tKm):

An dem 500er HAG ist das Tragbild von Teller- und Kegelrad fast gut (!), an dem von der K ist es nahezu neuwertig - völlig frei von Druckstellen;

die großen Kugellager sind beide reif für die Tonne, das von der K wesentlich angegriffener als das 500er (Lagerkäfig tw. defekt);

das Kegelrollenlager an dem 500er ist ebenfalls fast "gut" zu nennen (erneuert??), das von der K hat deutliche Laufspuren.

Ich möchte darin eine Bestätigung der Vermutung sehen, daß das HAG v. a. bei den Modellen mit höherer Motorleistung zum Problemteil werden kann.

[Kairei]

Danke an euch,

ich werde das Ding, wenn die G/S erstmal wieder fahrbereit ist öffnen, ein paar Bilder machen (hoffentlich nicht für den "Schwarzen Kanal") und berichten!

Gruß

Kai