Nach erfolgreichem TÜV und Zulassung hab ich jetzt 500km Zweiventiler hinter mir. Da ich im Sommer mein "Notmopped" R1100R einige km bewegt hab, hier eine kurze Zusammenfassung und Vergleich.

Fahrwerk: Die 2V-Q lässt sich wie ein Fahrrad bewegen. Neue Reifen sind ja immer gut, aber die Michelin Pilot Activ machen den Dampfer wirklich handlich. Die R1100R, die ich bislang immer als durchaus handlich eingeschätzt hab, ist da ein unbeweglicher Klotz dagegen. Es macht maximale Laune, das Dickschiff durch den Odenwald zu schwenken! Ab 90-100 wird sie dann bisschen steifer, der Kreiselkräfte wegen. Trotzdem ausgezeichnet (ok, gebe zu, noch keine Supermoto oder sowas gefahren zu sein.... da geht sicher noch mehr).

Bremsen: bei der Q ist so ziemlich alles erneuert worden, was mit Bremsen zu tun hat (ausser den Bremszangen und dem Handbremszylinder). Innereien alles neu, Stahlflex, neue Beläge, hinten Jurid 111 auf die Backen aufgeklebt. Die Bremsleistung vorne ist durchaus gut, wenn auch die Gabel mächtig taucht (da ist man vom Telelever verwöhnt). Hinten hat es sich (trotz ausmessen der Trommel und angepassten Bremsbelägen) von "da bremst ja gar nix" zu "naja, wenn man sich auf den Bremshebel stellt..." entwickelt. Das Hinterrad konnte ich bislang nicht blockieren. Bei den Bremsen ist die R11 natürlich massiv im Vorteil. Trotzdem fühlt sich die Q nicht "unterbremst" an.

Motor: Mit den überholten Vergasern bester Motorlauf. Springt gut an, wenn auch der Anlasser erstmal eine "Denkpause" mit mächtigem Spannungseinbruch am Voltmeter einlegt, bevor er dann (problemlos) durchzieht. Keine Ahnung, ob das an der (neuen) Kung Long liegt oder der Anlasser mal überholt werden müsste. Warmlaufphase noch etwas gewöhnungsbedürftig. Alles frisch synchronisiert, beide Vergaser laufen sehr gut synchron. Stabiler, ruhiger Leerlauf bei knapp 1000/min. Was merklich anders ist als bei der R1100R (zugegeben, die hat 12er Einspritzdüsen von Tills drin, was einen gigantischen Vorteil ausmacht): bei Vollgas aus niedrigen Drehzahlen schüttelt die Kiste unterhalb von 3000 Umdrehungen derart, daß die Verkleidung dröhnt wie ein startender Doppeldecker, die Spiegel (die sowieso noch nie ein ruhiges Bild hatten) wirken wie "Bildstörung" früher und sich so ziemlich alle Teile in entgegengesetzte Richtungen bewegen. Ab 3000 wird das ganze dann ruhiger, und ab knapp 4000 (= Landstrassengeschwindigkeit) wird die Sache seidenweich und es macht richtig Spass, den Motor höher drehen zu lassen. Dieses Mopped kann ich mir problemlos für längere flotte Autobahnetappen vorstellen, aber wer macht das schon... Auf der Landstrasse muss man ständig den Blick auf dem Tacho haben, um teuere Portraits zu vermeiden. Das rausbeschleunigen aus niedrigen Drehzahlen und schaltfaules Fahren ist die Domäne der R11.

Verbrauch: beim ersten Mal Tanken waren 5.6l/100km durchgelaufen. Die R11 braucht ca. 5.4l/100km. Passt.

Kleinigkeiten: Der Voltmeter steht wie angenagelt auf 13.5V. An Ampeln geht er auf knapp über 12V runter und die Ladekontrolle kommt. Ist wohl normal. Die Coolride Heizpatronen (mit selbstgebauter stufenlosen Steuerung) heizen wie blöd. Was mir echte Probleme macht, ist die Schaltung. Von meinem schweren Unfall vor >30 Jahren habe ich als Andenken ein kaputtes linkes Sprunggelenk mit Arthrose behalten. Mit der Schaltung der R11 komme ich (inzwischen) klar. Mit der Schaltung der Q hab ich meine Probleme. Mit der stark eingeschränkten Beweglichkeit im Fußgelenk sind die beachtlichen Schaltwege kein Spass, vor allem beim Hochschalten. Blöde Sache, wenn man an der Ampel anfährt und ums Verrecken den zweiten Gang nicht reinkriegt... ich hab heute nur an der Verstellung des Ganghebels rumgeschraubt und eine Einstellung gefunden, die einigermassen geht. Gut geht es nicht!

Mit neuer Dichtung an der Ölwanne und (jetzt...) korrekt montierten Dichtungen am Ölfilterdeckel ist diese frühere Baustelle geschlossen. Allerdings kommt rechts immer noch irgendwo Öl raus, ein Tropfen hing an einer Ölwannenschraube. Da der rechte Rahmenunterzug feucht ist, vermute ich Stösselstangendichtung. Da man dank Verkleidung ohne Taschenlampe so gut wie nix sieht, wird das bei nächster Gelegenheit begutachtet. Allerdings hab ich keinerlei Bock auf Basteleien am Zylinder...

Fazit: beide BMWs machen Spass. Hoffentlich kriege ich Schaltproblematik in den Griff, das könnte langfristig ein Showstopper werden...

Martin