Hallo Herbert Kurvenfieber,
das ist natürlich schade, dass Du seit Teenager-Zeiten der Erfahrung des verschärften Kaffe-Schürbelns entsagen musstest. Hierzu meine mitfühlende Anteilnahme.
Durch den von Dir dargestellten Sachverhalt erklärt sich dann auch die offensichtlich nicht vollumfänglich vorhandene Kenntnis zu Inspiration und Einsatzweck von Motorrädern, die als Cafe Racer bezeichnet werden.
Wohl dem, der 2 ventiler de kennt, hier wird Bedürftigen wirklich Hilfe zuteil. So auch Dir:
Cafe Racer ist ein
englischer Ausdruck.
"Cafe" wird ohne accent (café) geschrieben. Umgangssprachlich ist "caff" weit verbreitet. Damit sind
"road side cafes" gemeint, die ein schnelles An- und Abfahren von der jeweiligen location ermöglichen. Die Verweildauer vor Ort war häufig eher kurz. Oder es wurde an solchen Orten zu Treffen aufgerufen oder Parties veranstaltet.
Weiterhin waren / sind lange Öffnungszeiten (in UK wg 'last call' seit jeher ein Thema) typisch für solche Standorte.
"Racer" bezeichnet jemand oder etwas
Schnelle
s. Es hat wenig mit dem Verzehr von Eiscreme, Muffins, etc. zu tun. Auch die in unseren Gefilden populären "BMW"- oder "Ducati-Schnitzel" finden in diesem Kontext keinerlei Verwendung. Schnell zurück gelegte Strecken können hierbei ein "race track" oder aber auch nett zu fahrende Straßen zB entlang der Küste, in den Midlands, natürlich auch außerhalb des Vereinigten Königreiches die Alpen oder das Elsass sein. Die zurückgelegten Strecken variieren mit den jeweiligen Örtlichkeiten, von 1h Rennstrecke über 24h Endurance oder Streetsurfing von den Ardennen bis zum Valle Cannobio.
Soweit so gut. Jetzt wird es etwas komplexer, beide Begriffe werden zusammen geführt. Keine Panik, wir sind schon auf einem guten Weg zur finalen Erkenntnis:
CAFE RACER
In den 50ern gab es in UK schon feine Kräder. Speed Twins, Domi 88, BSA, to name but a few. Man fuhr "edwardiansich gesittet", nahm seinen 5`o clock tea ein und pröttelte mit Schirmkappe und Gamaschen umher.
Für die Kids der Nachkriegsgeneration war das so aufregend wie heute ein HOG-Meet auf Denta-Glide für die aktuelle Generation Jugendlicher. Also so ziemlich gar nicht.
Zudem gab´s da noch diesen verrückten Ami, dessen Hüftschung eine Welle in Gang setze, die auch an europäischen Gestaden für erhöhte Wallung sorgte.
Wie bei allem Neuen stieß dies erst mal auf eine gewisse "Reserviertheit". RnR wurde nicht von der BBC gespielt, US-Prediger brachten den Teufel in´s Spiel, die Kids rissen Lenker, Komfortsitzbänke und alles nicht zum Fahren Notwendige von ihren Bantams oder T 100 ab, bauten Stummel an, schmale Tanks, Mehaphone, Fussrastenanlgen und ballerten zu den locations, die eine Wurlitzer mit RnR hatten.
Nach den "ad on´s" kamen dann die Motoren, mit überarbeiteten ports, größeren Vergasern und schärferen Nocken dran. Dazu noch standfeste Bremsanlagen und leichte Alu-Räder.
Leute wie Phil Read, ein Dave Degans, etc, haben ihre Inspiration aus dieser Zeit und Umgebung. Immerhin hat´s für ein paar WM Titel und Rennsiege gereicht.
Ob Dave nacheinander alle
cafés in Hampstead angefahren und dort den jeweils größten erhältlichen Eisbecher vertilgt hat, ist nicht verbrieft. Vielleicht ist er auch mal auf einer seiner hochfeinen Dresdas zum Kegeln gefahren. Oder hat an einer öffentlichen Toilette halt gemacht. Who knows...
Belegt hingegen ist, dass Dave den Barcelon GP 71 auf seinem selbst gebauten Speed Twin gewonnen hat. Ebenso haben viele #caff aficionados' auf ihren fahrten zu road side cafes in Blackpool, Margate, Edinburgh oder Southgate über hunderte von Meilen reichlich Gas gegeben.
Das ist ein, so baut, so fährt
Mann CAFE RACER. Ob 1959 auf einer Triton oder 2011 auf einem fein umgebauten 2 OHV Flat Twin.
Wenn zukünftig also jemand über seine Tourenstange hinweglächelnd zwischen Pott Biker Kaffe und Schwarzwäder Kirsch Torte vermeintliches Wissen kund tut, weisst Du es jetzt schon mal besser.
Ob jemandem ein Cafe Racer gefällt oder nicht, liegt Gottseidank im Auge des Betrachters. Jeder wie er mag.
Insofern bekennen sich sicherlich nicht wenige gerne "schuldig", mit ihrem eigens kreierten Cafe Racer zum Geburtsort des Cafe Racing - aka Ace Cafe - gefahren und dort auf weitere, wahrscheinlich noch "Schuldigere" getroffen zu sein -
Rock you Sinners!
Es würde mich auch nicht sonderlich überraschen, wenn dies auch in den nächsten 50 Jahren noch so sein wird.
Wer weiß, vielleicht probierst Du es ja selber irgendwann mal aus...
Rev it up!
MfG
caffbeemer