Ein spezieller Anlasser

Detlev

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Heute hatte ich mal was anderes auf dem Tisch, ein Anlasser für unsere 2-Ventiler ohne Kennzeichnung, diese Bauform wird als Toyota oder Hitachi Anlasser benannt.

20191009_132208.jpg

Die Dinger gelten als unzerstörbar und so war ich natürlich neugierig, wie so ein Teil aufgebaut ist.

Das zerlegen gestaltet sich als nicht besonders schwierig, im hinteren Bereich ist er ähnlich aufgebaut wie ein Boschanlasser. Also mit Bronzebuchse im Deckel, Kohlenträger mit 4 radial angeordneten Kohlen, Feldgehäuse mit 4 Wicklungspaketen.
Alles allerdings deutlich zierlicher als im Boschanlasser, denn zusätzlich findet sich im vorderen Teil ein Planetengetriebe, ähnlich wie im Valeo. Hier allerdings deutlich kräftiger ausgeführt, das Außenrad auch hier aus Kunststoff, die Planetenräder auf Bronzebuchsen fliegend (einseitig) gelagert.
Dazu Anlaufscheiben (Vorsicht beim zerlegen) , Bronzebuchsen, alles sehr schön ausgeführt.
Dann ein Magnetschalter mit Gummimanschette zum Schutz des Zugankers gegen Verschmutzung.

20191009_124202.jpg

Alles in allem ein Haufen Teile.

Dieser Anlasser war ein paar Jahre im Einsatz, auch unter schwierigen Bedingungen, und äußerte sich jetzt nach dem Anlassvorgang lautstark zu Worte.
Er war ziemlich stark verschmutzt und das Fett im Inneren war auch nicht mehr da, wo es hingehört. Aber es war zum Glück noch nichts verschlissen und so konnte ich ihn nach gründlicher Reinigung unter Verwendung von frischem Fett wieder komplettieren und er lief dann auch zur Zufriedenheit auf meinem Prüfstandmotor.

Fazit:
Auch bei diesem Anlasser sollte man sich nicht auf ein ewiges Leben einstellen sondern ihn ruhig nach einigen Jahren mal in die Inspektion einbeziehen.
 
:fuenfe:, Top gemacht,
wieder was gelernt.
Bin mal gespannt wie Suzuki Anlasser nach 19 Jahren aussieht.
Beste Grüße Beem. ;)
 
Die japonesischen Motorradanlasser sind zumeist sehr einfach aufgebaut. Die drehmomentfördernde Untersetzung und der Freilauf liegen zumeist unabhängig von ihm im Motorgehäuse, leider aber auch häufig nicht dauerbetriebssicher, so dass der eigentliche Anlasser nur aus Feldgehäuse und Rotor besteht. Aber auch die freuen sich nach vielen Jahren über eine Reinigung und etwas frisches Fett.
 
Hallo Detlev,
sehr interessant. Bei dem Preis aber, der aufgerufen wird und der denoch notwendigen Wartung, würde ich beim Valeo bleiben - gleicher Aufwand, deutlich günstiger, weil vorhanden.

Hans
 
Also lohnt das alles wahrscheinlich nicht,dann doch lieber den guten Valeo?:nixw:
Lieben Gruß und gute Nacht Frank)(-:
 
Würde ich nicht unbedingt sagen, es ist alles recht stabil und passgenau ausgeführt. Japanisch eben! Ob es einem das Geld wert ist, muss man für sich entscheiden.
Was ich sagen will, ist dass es mit einbauen und vergessen hier leider auch nicht getan ist.

Meine Empfehlung zum Thema Anlasserrevision:
Beim Boschanlasser sollte man, sobald er schlapp wird, die Lagerbuchse(n) erneuern, den ganzen Anlasser reinigen und vorsichtig fetten. Das kann nach 10 oder auch erst nach 40 Jahren notwendig sein, je nach Anzahl der Startvorgänge. Nach meiner Einschätzung so etwa nach 150.000km.

Beim Valeo sollte man alle 10 Jahren, mit geklammerten Magneten vielleicht alle 15 Jahre, das Feldgehäuse erneuern und in dem Zuge natürlich alles reinigen und neu fetten. Reinigen und fetten wird aber bei starker Nutzung durchaus auch vorher notwendig, am besten auf Geräusche (Nachlaufen) achten. Sonst kommt es zu übermäßigem Verschleiß. Beim Valeo tritt zusätzlich zur Magnetlöseproblematik auch das trocken laufen des Getriebes als Fehlerquelle auf. Letzteres tritt altersmäßig nach ca 25 Jahren auf, dann kann man die Fettreste nur noch mit mechanischer Gewalt aus dem Getriebe lösen.

Zum Hitachi kann ich da nicht viel beitragen, da fehlt mir die Langzeiterfahrung. Auch hier auf Geräusche zu achten erscheint mir aber notwendig zu sein.

Man kann also keine allgemeingültige Empfehlung geben, es sind einfach zu viele Faktoren.
Eine rechtzeitige Wartung kann ich aber nur jedem ans Herz legen, die notwendigen Anleitungen stehen in der Datenbank.

Noch eine Beobachtung: Bitte versucht nicht, auch wenn es immer mal wieder empfohlen wird, einen vorgeschädigten Anlasser, egal ob Bosch, Valeo oder Hitachi mittels Starthilfekabel und dicker Autobatterie zur Arbeit zu überreden.
Es gibt fast immer teure Folgeschäden, beim Bosch durch zerstörte Motoranker und/oder Feldwicklungen immer ein Totalschaden, beim Valeo vulkanisieren die Dichtungsgummis zusammen und häufig sind die Kohlenträger hinüber. Es fließen einfach extrem hohe Ströme.
 
...Bauform wird als Toyota oder Hitachi Anlasser benannt.

Anhang anzeigen 241602

Die Dinger gelten als unzerstörbar ....

Wirklich Hitachi? Ich dachte immer NipponDenso. Aber egal, eigentlich interessiert mich, welchen Anlaufstrom der Anlasser hat.

Der Nachteil des Bosch ist ja, dass er durch die Feldspulen einen ziemlich hohen Strom zieht. Ich habe selbst mal 312 Ampere Kurzschlussstrom gemessen. Der Valeo hat anstelle der Feldspulen Dauermagnete (solange, bis sie abfallen) und zieht deshalb deutlich weniger Strom.

Hast Du mal Vergleichswerte an Deinem "Prüfstand" aufgenommen?

EDIT (Off-Topic)

Zur Ehrenrettung von Valeo fallen mir zweckentfremdete Scheibenwischermotoren dieses Herstellers ein. Diese wurden vom "OEM" mit 24 V anstelle 12 V betrieben und regelmäßig für längere Zeit festgehalten. Die Dinger haben diese Quälerei trotzdem lange durchgehalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mag sein, dass es Nippon Denso ist, wie gesagt, an und in dem Anlasser sind keinerlei Hinweise auf den Hersteller (wie bei den chinesischen Valeoclones).

Den Strom habe ich nicht gemessen, ich vermute schon, dass er etwas höher als beim Valeo ausfällt. Wobei ich an einem blockiertem Valeo schon mal 600 Ampere gemessen habe.:entsetzten:

Zur Ehrenrettung von Valeo fallen mir zweckentfremdete Scheibenwischermotoren dieses Herstellers ein. Diese wurden vom "OEM" mit 24 V anstelle 12 V betrieben und regelmäßig für längere Zeit festgehalten. Die Dinger haben diese Quälerei trotzdem lange durchgehalten.

Ja, die elektrischen Komponenten des Valeo-Anlassers sind auch extrem robust, da ist der Bosch empfindlicher. Verschmorte Feldspulen und durchgebrannte Läuferwicklungen habe ich bei Bosch schon öfter erlebt. Deswegen mein Hinweis auf die Starthilfekabelmordversuche.
 
Ich benutze dies in meiner GS seit 10 Jahren. absolut problemlos. nach 4 valeos mit problem magneten war ich fertig damit
 
10 Jahre ist ja nun auch für einen Valeo keine besonders lange Zeit, normalerweise hielt die Verklebung der Magnete (inzwischen gibt´s ja zusätzlich geklammerte) nach meiner Statistik im Durchschnitt über 20 Jahre (ganz wenige Ausreißer gab´s, wo sie schon nach etwa 10 Jahre abfielen).
Von den Valeos mit geklammerten Magneten bzw. nachgerüsteten Feldgehäusen mit solchen, habe ich noch keine Ausfälle daran gesehen.
Dafür ist bei einigen jüngeren Baureihen das Außenrad des Planetengetriebes verschleißanfällig. Das wiederum ist bei dem ND Anlasser sehr kräftig ausgeführt.

Aber um Deine Aussage in Frage zu stellen: Valeos gibt es bei den 2-Ventilern seit 32 Jahren. Die letzten 10 Jahre abgezogen bleiben 22 Jahre. Wenn in der Zeit 4 Valeos mit Magnetschäden bei Dir vorgelegen haben bedeutet das ja, dass im Durchschnitt alle 5,5 Jahre so ein Schaden vorliegt.
Tut mir leid, das kann ich nicht nachvollziehen.
 
....Ich habe selbst mal 312 Ampere Kurzschlussstrom gemessen. ....

...Wobei ich an einem blockiertem Valeo schon mal 600 Ampere gemessen habe. ..

Wahrscheinlich habe ich mich etwas unsauber ausgedrückt:

Mit Kurzschlusstrom meinte ich den maximalen Strom den der Anlasser bei drücken des Startknopfs zieht. Er war dabei nicht blockiert. Möglicherweise wäre der Messwert mit einer kräftigeren Batterie als der KL noch etwas höher ausgefallen. In der Beschreibung von Bosch sind nach meiner Erinnerung 360 A Kurzschlussstrom angegeben - vermutlich dann mit blockiertem Anlasser.
 
Ich denke schon. Die Messung des Anlaufstromes dürfte zum einen von Motor zu Motor unterschiedlich ausfallen (Hubraum, Verdichtung) und zum anderen nur mittels Shunt und Oszilloskop zu erfassen sein, da ein Digitalmessgerät wie die heutigen Zangenamperemeter dafür zu träge sind.
 
Um nochmal auf den oben zerlegten Anlasser zurück zu kommen bzw. ihn zu bewerten:

Ich finde ihn in der Ausführung klasse. Relativ leicht zu zerlegen und alles recht robust ausgeführt.
Aber eben auch nicht dauerwartungsfrei.

Daher auch hier nochmal meine Empfehlung:
Nehmt die Anlasser, egal ob Bosch, Valeo oder ND mit in das Wartungsprogramm eurer Maschinen auf, genauso wie z.B. das "staburagsen" der Längsverzahnung der Paraleverkardanwellen.
 
Guten Tag BMW Freunde

Für mich sieht dieser Anlasser aus , als wäre der vom
Fernreiseteile Andreas .

Grüße Roter Werner
 
Darf ich fragen, wie die Anschlussmaße (Halsdurchmesser, Bohrungsabstand) des für unsere BMWs passenden Anlassers sind? Klar könnte ich meinen ausbauen, aber vielleicht hat ja jemand die Daten "auf Tasche".
 
Danke für die interessante Sezierung dieses Typs.
Er verbindet sozusagen die Konstruktion des Bosch mit der des Valeo. :D
 
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