Hansjörg Znoj: Die Psychologie des Motorrades

GundS

Allrounddilettant
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19. Dez. 2012
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639
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Nähe Trier
Habe obiges Buch gerade gelesen.
Es ist wohl vom Autor als Ergänzung/Erweiterung von Bernt Spiegels "Die obere Hälfte des Motorrades" gedacht.
Meine Meinung:
Es ist streckenweise hochinteressant, was psychisch alles abläuft, sowohl im Bewusstsein, als auch im Unterbewussten - und es wird anhand fachlicher Untersuchungen und aus Publikationen der Hirnforschung einiges erklärt, was man sicherlich größtenteils noch nicht wusste.
Die Faszination Motorradfahren verfehlt er dennoch mMn. ein wenig; vor allem, weil er in ca. 90% des Textes eine Verallgemeinerung bezüglich Motivation begeht. Das reine "Lustbummeln" scheint nicht vorzukommen und stattdessen wohl primär von einem gewissen primären Optimierungsdruck überlagert zu sein, was Fahrtechnik, Reaktion und Speed angeht.
Das hochbegehrte "Flow"-Gefühl, um das es dem Autor wohl hauptsächlich geht, scheint seiner Meinung nach an die Verbesserung der Grenzbereiche des Fahrens gebunden - - das sehe ich etwas anders.

Allerdings bin ich auch ein älteres Semester und hätte ihm vor 35 Jahren vermutlich noch voll zugestimmt. Manches ist allerdings aus dieser Sicht heraus auch recht trivial dargestellt; scheinbar, um auch völligen Motorradlaien das Verfolgen des Themas zu ermöglichen.

Bei mir setzt der Flow hypothetisch schon bei Aufsitzen ein und sobald beim Rollen die Kreiselkräfte einsetzen, steigt die Laune. Maximale Schräglage scheint mir nicht mehr dazu vonnöten.

Hat's schon jemand gelesen?
und: lohnt das Buch von Bernt Spiegel?

Gruß und Guten Rutsch
Walter
 
die Optimierung der Fahrtechnik, sowas wie kurze Lenkbewegung gegen die Kurvenrichtung steht bei mir vor allem beim fahren mit der R12 im Vordergrund.

:lautlachen1:


VG Michael
 
Habe obiges Buch gerade gelesen.
Es ist wohl vom Autor als Ergänzung/Erweiterung von Bernt Spiegels "Die obere Hälfte des Motorrades" gedacht.
...
Hat's schon jemand gelesen?
und: lohnt das Buch von Bernt Spiegel?

Gruß und Guten Rutsch
Walter

Hallo Walter, willkommen im Forum :wink1:

Das von dir beschriebene Buch habe ich nicht gelesen.
Das vom Bernt Spiegel allerdings schon, und in einigen Bereichen fand ich es damals für mich sehr interessant und auch hilfreich - so als quasi Wiedereinsteiger.
 
Hallo Walter, willkommen im Forum :wink1:
Danke! :]
Bin zwar kein Wiedereinsteiger, da ich seit ca. '76 durchgehend Motorräder fahre, aber eigentlich muss ich sagen, dass mich die theoretische Betrachtung der Fahrpsychologie nicht sonderlich packt (interessant daran finde ich eher die auf alle Bereiche des Lebens übertragbaren Schemata von Bewusstsein und Unterbewusstsein); bei der Fahrphysik bildet man sich ja leicht ein, dass es da nix neues zu entdecken gibt.
- kann aber auch schwer täuschen.

Das gegensinnige Ziehen am Lenker bspw. habe ich früher auch nicht gekannt, bis mich mal jemand darauf hinwies. Bei einem R12 - Gespann weiss ich ja nicht, ob das funktioniert...:rolleyes:

Es passiert halt extrem vieles bei der Kombination Fahrer-Motorrad, worüber das exakte Wissen der Abläufe keinerlei Vorteil bringt.

Prost Neujahr übrigens.
Gruß Walter
 
Es passiert halt extrem vieles bei der Kombination Fahrer-Motorrad, worüber das exakte Wissen der Abläufe keinerlei Vorteil bringt.

Prost Neujahr übrigens.
Gruß Walter
Hallo Walter
Würde Dir auch das von Dietmar schon erwähnte Buch "Die obere Hälfte des Motorrads"von Bert Spiegel empfehlen.
Da würdest Du sicher deine Meinung schnell ändern. ;)

Ich dachte vor über 10 Jahren auch ich könnte nach damals 35 Jahren auf 2Rädern nichts neues erfahren,bis ich darin las.

Und auch heute noch schlage ich gerne darin nach.

Auf ein gutes 2013
 
""Es passiert halt extrem vieles bei der Kombination Fahrer-Motorrad, worüber das exakte Wissen der Abläufe keinerlei Vorteil bringt.""

das möchte ich mal in zweifel ziehen.

genaue kenntnisse über technische abläufe erleichtern das leben in der arbeitswelt.

genaue kenntnisse über zwischenmenschliche beziehungen erleichtern das leben.

ich gehe davon aus, dass
genaue kenntnisse über technische wie zeitgleich ablaufende kognitive prozesse, die wiederum die technischen proz. beeinflussen, das fahren- können deutlich erleichtern. dass ein grossteil dieser kognitiven prozesse unbewusst abläuft, ist erwünscht und notwendig. und verhilft, egal auf welchem geschwindigkeitsniveau zum funktionieren und zum flow.

der berndt spiegel hat mich hinsichtl. meiner möglichkeiten arg weitergebracht. man muss sich nur darauf einlassen, dass es da "etwas anderes" gibt.
 
Habe das Buch von H. J. Znoj gelesen und konnte wenig damit anfangen. Bernt Spiegel hingegegen - insbesondere auch sein Praxisbuch "Motorradtraining alle Tage... " - ist für mich absolute Pflichtlektüre, in die ich immer wieder reinschaue.

Grüße

Wolfgang
 
Muß man denn alles tiefenpsychologisch angehen und erklären?
Kann ich mich denn nicht einfach auf den Bock setzen und die Fahrt genießen ohne die Ideallinie zu fahren und ein paar Sekunden zu "gewinnen"??(
 
Muß man denn alles tiefenpsychologisch angehen und erklären?
Kann ich mich denn nicht einfach auf den Bock setzen und die Fahrt genießen ohne die Ideallinie zu fahren und ein paar Sekunden zu "gewinnen"??(

Darum geht es nicht.
Es geht darum Dinge zu verstehen, so man denn Freude daran hat.
Es geht darum zu verstehen, warum man z.B. in einer Schrecksituation das Vorderrad überbremst und dadurch gegebenenfalls Schaden nimmt.
( Weil es in der Entwicklungsgeschichte des Menschen meistens sinnvoll war, in Gefahrensituationen fest zuzpacken. z.B. die Keule oder die Wurzel, die vor dem Sturz in den Abgrund rettet.)
Es geht darum zu verstehen, warum sich der Blick in Gefahrensituationen in den Nahbereich verlagert, was nicht unbedingt sinnvoll ist, wenn man sich gerade mit 30m pro Sekunde fortbewegt.
Es geht darum, systematische Fehler bei sich selbst zu erkennen und Wege zu finden, diese abzustellen.

Manch einer will einfach nur fahren, der eine oder andere will mehr.

Gruß Ulli
 
Muß man denn alles tiefenpsychologisch angehen und erklären?
Kann ich mich denn nicht einfach auf den Bock setzen und die Fahrt genießen ohne die Ideallinie zu fahren und ein paar Sekunden zu "gewinnen"??(

Genau das meinte ich.
Bei Znojs Buch gewinnt man (ich) den Eindruck, man wäre im Motorradleben zur Erreichung eines "Flow"-Erlebnisses ständig mit der Optimierung der Grenzbereiche beschäftigt, anders wäre gar kein Flow möglich.
Das scheint mir anders zu sein. - der Flow stellt sich beim Gelingen der Abläufe ein. Das ist beim Musizieren nicht anders (ich spiele E-Bass). Das Level, oder die Komplexität, die herausgebildete Expertise spielt dabei (mal abgesehen von der reinen Anfängerphase) keine Rolle. Das Gelingen ohne analytische Hirnarbeit und das motivatorische Erreichen der Befriedigung sind die einzigen Voraussetzungen. Physikstudium ist nicht erforderlich, man muss auch nicht die komplexe Funktion des Kniegelenkes verstehen, um gehen zu können.

Andererseits will ich meinerseits nicht die Faszination an der Beobachtung der physikalische Abläufe verhehlen. Das ist aber eine andere Befriedigung, oder meinetwegen auch eine zusätzliche. Das Fahren erledigt der Körper, nicht der Denkapparat.
In der Schrecksituation ist kein geplanter Ablauf möglich.
Die aus Erfahrung gewonnene Einstellung, so umsichtig wie eben möglich zu agieren, um unnötige Schrecksituationen zu vermeiden (Gelassenheit) ist nicht unbedingt schlechter, als das Agieren im Reifenhaftgrenzbereich (mMn.) - im Hinblick auf gutes Gelingen. ;)
 
Genau das meinte ich.
Bei Znojs Buch gewinnt man (ich) den Eindruck, man wäre im Motorradleben zur Erreichung eines "Flow"-Erlebnisses ständig mit der Optimierung der Grenzbereiche beschäftigt, anders wäre gar kein Flow möglich.
Das scheint mir anders zu sein. - der Flow stellt sich beim Gelingen der Abläufe ein. Das ist beim Musizieren nicht anders (ich spiele E-Bass). Das Level, oder die Komplexität, die herausgebildete Expertise spielt dabei (mal abgesehen von der reinen Anfängerphase) keine Rolle. Das Gelingen ohne analytische Hirnarbeit und das motivatorische Erreichen der Befriedigung sind die einzigen Voraussetzungen. Physikstudium ist nicht erforderlich, man muss auch nicht die komplexe Funktion des Kniegelenkes verstehen, um gehen zu können.

Andererseits will ich meinerseits nicht die Faszination an der Beobachtung der physikalische Abläufe verhehlen. Das ist aber eine andere Befriedigung, oder meinetwegen auch eine zusätzliche. Das Fahren erledigt der Körper, nicht der Denkapparat.
In der Schrecksituation ist kein geplanter Ablauf möglich.
Die aus Erfahrung gewonnene Einstellung, so umsichtig wie eben möglich zu agieren, um unnötige Schrecksituationen zu vermeiden (Gelassenheit) ist nicht unbedingt schlechter, als das Agieren im Reifenhaftgrenzbereich (mMn.) - im Hinblick auf gutes Gelingen. ;)

Ach so, jetzt is klar! :pfeif:
 
Allerdings bin ich auch ein älteres Semester und hätte ihm vor 35 Jahren vermutlich noch voll zugestimmt.
Walter

Hi Walter,

willkommen im Forum ;-)

Wenn Du Dich zum älteren Semester zählst, gehörst Du hier zur Mehrheit der User, sind wohl größtenteils männlich und 50+ (und natürlich etwas verrückt):D.

Gruss auch aus der Nähe von Trier

Christof
 
Hi,
das o. a. Buch kenne ich nicht.
Vor ewigen Zeiten hab ich mal Klacks "Schnell auf zwei Rädern" inhaliert.
Is nicht psychlologisch, aber praktisch.

draufsetzen, fahren, 30er Schilder, bewohnte Gegenden achten*
Und auf der Landstrasse gilt immer noch 100 !
Viel Spass an der Freude!
Karl
 
Scheint an der Mosel zu sein, dein Avatar.
Gruß von der Sauer.
Walter

Stimmt, der Avatar ist an der Mosef photografiert worden, ich wohne aber genau so nahe an der Sauer wie an der Mosel :-)


Aber dafür gibts ja die Mitgliederkarte um das herauszufinden :D.

Gruss

Christof
 
So weit bin ich in das Innenleben des Forums noch nicht vorgedrungen :nixw:.

Ganz oben in der Hauptmenuleiste; da wirst du dann zu googlemaps mit den Einträgen weitergeleitet.

Ist im Pannenfall oft hilfreich. :oberl:

Falls du auch dort vertreten sein möchtest, schickst du eine PN an Herr F.

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