R90S Wiederinbetriebnahme

Servus Wolfgang,

ja mein Fersenbein ist ja fast schon wieder grad - blos in den Skischuh komm ich nicht mehr gscheid rein!

Ist schon klar mit den Sturzbügeln - aber irgendwie haben sie mir gefallen ;)
 
Ich habe Ende 2011 eine R75/5 wieder in Betrieb genommen, die 1989 mit 78tkm vom Erstbesitzer hinterm Schuppen unter einer (zum Glück luftigen) Plane abgestellt wurde. Vorher hat er den Motor noch randvoll mit Motoröl gefüllt, welches er von seinem PKW beim Ölwechsel abgelassen hat, und den Tank randvoll gemacht. Hier meine Erfahrungen:
Gabel: Die Ölfüllung in der Gabel war matschig, und die zuvor erwähnten Anschläge zerbröselt, also alles zerlegen, reinigen, progressive Federn, neue Simmerringe und Fuchs Silikolene 5W Gabelöl rein (gibt es im ebay) - wenn ich die Karre auf den Seitenständer kippe, federt sie ganz langsam hoch, ohne dass man ziehen muss.
Motor: da natürlich das Öl ablassen, Filter neu, LuFi neu, Ölwanne runter und den ganzen Schmödder raus, zusammenbauen und 20W50 Öl rein. Ventile einstellen. Die Zylinder oder Köpfe hatte ich noch nicht runter, das mache ich aber noch.
Getriebe: Ölwechsel
Kardan: Ölwechsel
Achsantrieb: Ölwechsel
Reifen: neue BT 45, Schläuche, Felgenbänder
Auspuff: Krümmer ab und auf dem Polierbock aufgehübscht, Dämpfer waren total zerfault und mussten neu.
Fußrastengummis neu, Ständeranschlag etc auch.
Tank - das war ein größeres Ding. In nur 22 Jahren war der halbe Inhalt verflüchtigt. Da, wo noch Sprit war, sah es ok aus, da wo kein Sprit war, war der Tank verrostet. Also die Brühe abgelassen und bei der Sonderdeponie entsorgt, Split und Schrauben rein und im Betonmischer festgespannt 2h rotieren lassen. Danach entfettet, entrostet (chemisch) und mit der braunen Innenversieglung innenlackiert. Neue Dichtungen im Deckel und neue Dichtungen unten.
Vergaser: die waren ziemlich vergammelt, neue Hauptdüsen, Düsennadel, Nadeldüse, Schwimmer, Schwimmernadeln, Dichtungssatz, und alles peinlich saubergemacht.

Räder und Bremsen wurden nur gereinigt, und die Bremsfedern vorn richtig eingesetzt - da hatte die Niederlassung Bonn (mit Beleg!) die Federn vertauscht eingebaut...

Der äußerliche Zustand - das ist so ei Ding. Ich wollte das Motorrad technisch ordentlich aufbereiten, aber nicht restaurieren. Deswegen habe ich Chrom und Lack so gut aufpoliert wie es ging, aber Macken bewusst so gelassen. Das Motorrad hat eine Historie (alle Unterlagen vom Kaufantrag beim Händler vom 2.1.1973 bis zum letzten TÜV sind da) und dazu gehören auch die kleinen (und ein paar große) Macken. Technisch wird natürlich alles gemacht. Das Alu von Motor und Antrieb werde ich noch nach und nach schön sauber machen, aber es wird nichts gestrahlt oder so.

Das Thema Bremsen ist an Deiner Kiste anders. Ich habe noch eine 100S von 1977, da ist de Bremse wie bei Deiner 90S: da gab der Bremshebel langsam nach, wenn man mit wenig Kraft gezogen hatte. Bei viel Handkraft war der Hebel bocksteif. Ursache: Korrosion des Hauptzylinders. Da gibt es einen Rep-Satz (Rabenbauer), mit neuem Kolben und Dichtungen, den also rein. Der Zylinder hatte leichte Korrosion, da habe ich ein Rundholz geschlitzt, in den Schlitz 1000er Schleifleinen rein und mit Öl benetzt, das ganze ich die Drehbank gespannt und dann mit mittlerer Drehzahl den Hauptbremszylinder sanft ausgeschliffen. Hat super funktioniert, der Handbremshebel hat einen knackigen Druckpunkt und funktioniert ganz einwandfrei. Vorher hatte ich bereits Stahlflex eingebaut, und die Kolben / Manschetten in den ATE Bremssätteln erneuert.

Das war's schon - schöne Arbeiten, macht Spaß, man kommt gut voran und Teilesuche ebenfalls kein Problem.
 
Tolle Tips - vielen Dank )(-:

Bin grad noch anderweitig beschäftigt. Ich habe mir eine Drehbank gekauft und richte sie gerade her und statte sie mit einem FU aus.
Im Anschluss gehts an die R90S :]
 
AW: R90S Wiederinbetriebnahme -- ICH AUCH !!! -

Hallo!
Ich bemerkte eben erst deine Beiträge und muss nun einfach schreiben,
dass mir ähnliches passiert ist.

Im vergangenen Jahr fand ich eine seit 1990 in einem Pferdeverschlag abgestellte 75er R 90 S. Ich war und bin darüber total happy. Auch wenn es sich bei dem Fund um eine "Brandleiche" handelte. Sie war mit 28 tkm und im sehr guten Zustand in einer Werkhalle abgestellt worden, die in Brand geriet. Hierbei fiel eine mineralischen Isolationsplatte der Decke auf die vordere Hälfte des S und glühte aus.

Anschließend wurde die Maschine am späteren Fundort abgestellt. Da konnte ich dann schon von Anfang an tolle Bilder "vom Ausgraben" schießen.

So nahm ich sie voller Stolz vom Erstbesitzer aus 1. (seine) Hand in 2. (meine) Hand und erhielt noch alle Originalunterlagen ab dem damaligen Kaufvertrag. Dann zog sie bei mir ein.

Seit diesem Zeitpunkt beschäftige ich mich mit ihr und fand hier im Forum eine Fülle von Informationen zu meiner Maschine.

Die 90 S wird nicht total restauriert, sondern "nur" das gemacht, was auch zwingend notwendig ist und zerstört war. Das ist auch Arbeit genug.

Patina muss einfach sein.

Ich freue mich schon heute auf den Tag im Frühjahr, an dem ich mit ihr zum Erstbesitzer und seiner Frau fahren kann. Denn schon bei Abholung wurde ich aus diesem Grund zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was dem damaligen Besitzer bei der Motorradausgrabung alles für Motorradstorys einfielen. Das war ein riesiger Nachmittag. Nicht nur für mich.

Einfach nur eine tolle Sache, denn ich bin mir nahezu sicher, so etwas passiert mir wahrscheinlich nie mehr wieder. Irgendwann schreibe ich das als bebilderte Story für euch auf.

Aber erst dann, wenn sie fährt.

Gruß
Werner
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo zusammen,
zuerst noch mal Danke für die ganzen Ratschläge. Ich hab jetzt mal begonnen die Gute zu zerlegen:
R90S1.jpg
R90S2.jpg

Bisheriges Fazit:
- linker Zylinder und Kolben super Zustand
- rechter Zylinder und Kolben leider Standschaden (angegammelt) :(
- Hauptbremszylinder sehr guter Zustand

Jetzt werd ich erst mal alle abgebauten Teile sauber reinigen und herrichten und die Zylinder dann wohl zum Ausschleifen bringen.
Ich halte euch auf dem Laufenden.

Gruß aus Garmisch,
Markus
 
Sorry - mal eine Frage auf die Schnelle. Komm grad aus der Garage. Ich hab festgestellt, dass vorne im Bereich der Drehzahlmesserwelle Öl gekommen ist.
Kann das sein? Ist die mit einem O-Ring abgedichtet?

Schraubergrüße vom Markus
 
Hallo Markus,
hast Du die DZM-Welle vielleicht so gut gemeint geölt das es jetzt unten aus der Schneckenaufnahme raussuppt? Ist dann bis aufs saubermachen nicht weiter tragisch.
Oder ist es definitiv Motoröl was rauskommt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würde mal auf Motoröl tippen. Ist zwar die letzten 20 Jahre nicht mehr bewegt worden, deswegen ist es ziemlich festgebacken mit Dreck, aber meines Erachtens hat es hier leicht rausgesuppt.
 
Hallo,

da geht die Drehzahlmesserwelle durch.
Zum Ausbauen musst du die Schraube Nr. 10 rausdrehen. Dann kannst du die Drehzahlmesserwelle raus ziehen. Dann musst du die Buchse Nr. 9 und den Wellendichtring raus popeln. Den neuen einfach mit einem passenden Dorn oder einer Nuss eintreiben.

Gruß
Berthold
 
noch ne Frage:

Bin grad am Zerlegen des Vorbaus. Ich hab den Lenkungsdämpfer abgebaut und bin mir nicht sicher, ob der noch vernünftig funktioniert. Wie kann ich die ordnungsgemäße Funktion prüfen?

Merci für die Infos im Voraus )(-:
 
so - ich hab mal wieder ein bißchen weitergemacht. Und wieder das alte Lied: schraub mal da was ab und das könnte auch noch weg und wenn das schon weg ist dann mach ich das auch noch mit....... :---)


R90S3.jpg
 
noch ne Frage:

Bin grad am Zerlegen des Vorbaus. Ich hab den Lenkungsdämpfer abgebaut und bin mir nicht sicher, ob der noch vernünftig funktioniert. Wie kann ich die ordnungsgemäße Funktion prüfen?

Merci für die Infos im Voraus )(-:

Der Dämpfer muss auf Zug und Druck gleichmäßig kräftigen Widerstand bieten auf dem gesamten Weg. Wenn die Stange zwischdrin durchfällt oder hakt, ist er hin.
 
So wie der auf dem Bild ausschaut würde ich den nur sauber machen und evtl. vorhandene kleine Schadstellen nur ausbessern.

Is dann zwar nicht wie neu, aber ich finde man sollte einen guten Originalzustand wenn möglich erhalten.
 
Bernhard,

das war auch mein erster Plan. Ich werd ihn jetzt mal am Montag in der Teilewaschanlage schön sauber machen, und dann sehe ich mal weiter.
Im Bereich der Batteriehalterung und in den Biegungen unten am Rahmen ist halt der Lack ab. Da müsste ich halt dann beilackieren. Und da hab ich mir dann schon überlegt ob ich ihn nicht komplett machen soll???mmmm
 
So wie der auf dem Bild ausschaut würde ich den nur sauber machen und evtl. vorhandene kleine Schadstellen nur ausbessern.

Is dann zwar nicht wie neu, aber ich finde man sollte einen guten Originalzustand wenn möglich erhalten.

Meine Rede,
zu hochglanz restaurierte 90S en gibt es zuhauf.
Original gepflegte unrestaurierte nur selten.
----Nur meine Meinung ----
 
Moinsen
Nim 1Z Lackreiniger und sieh was bei rauskommt.Kannst ja immer noch entscheiden was dann kommt.Zum nachpolieren geht Perl Cout wunderbar(mal googeln vertreibt jemand in der Nähe von Bremerhafen).Ansonsten kann ich nur sagen gepulvert wird schnell blind und hat nie den schönen Glanzdes Orginallacks.Aber für ne Lackierung finde erstmal einen der auch Lust hat einen Motoradrahmen mit Acryl zu lackieren.Ansonsten binn ich auch der Meinung es gibt leider selte 90essen mit einem sichtbaren Leben welches ise mit Ehre tragen.Die sturzbügelsind zwar autentischaber ich finde sie machen die schöne Siluette kaputt.Schau dir mal ein Frontfoto mit und ohne Sturzbügel an.Mach sie nicht zu perfekt sie verliert den Karakter.Wenn die Technik Top ist verstärkt das nur den Spaßfaktor. Also mach die Gabel ordentlich(auch Dämpfer reinigen)neue verstärkte Federn und von Herrn Hoffmann überarbeitete Ikonfederbeine.
Gruß Thomas aus Lüdersen
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn die Kist so zerlegt ist, würd ich auch gleich die Lenkkopflager wechseln.Ich hab mir jetzt Lager beim Emil Schwarz bestellt, kann aber noch nix sagen, da ich erst in3-4 Wochen zum Einbau kommm.

Gruss Bernd
 
Sodele ich gehe nun langsam an eine sehr ähnliche Arbeit.
Bestellung beim Rabenbauer ist eben raus.
Danke allen hier im Thread und dem Threadstarter.
Ich kann mir hier die Tipps holen die ich für genau das selbe Projekt brauche.

Link zur Galerie mit Detailfotos der gewaschenen Maschine.
http://forum.2-ventiler.de/vbgallery/v/Benutzergalerien/2V_Fredo/R90S/

Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:

Was ist denn das für eine olle Möhre? An der Gabelbrücke blättert der Lack, die Instrumentengläser sind trüb, Gummiteile rissig. Und dann ist sie noch nicht mal Orange. Am besten wegtun! Du weißt ja, ich kann mit den ollen Stereoschwingen-Kisten und ihrem seltsamen Fahrverhalten und den Fahrradbremsen wenig anfangen. In dem Fall würde ich mich unter Stammtischbrüdern großzügigerweise aufopfern....



















Pornöse Bilder ;;-):sabber:

Grüße
Marcus
 
Hallo Bernd,

viel Freude bei der Inbetriebnahme. Bloß nicht besser wie neu machen, Patina erhalten !

@ Marcus

für dich ist das nichts, Garage schon voll, Steroschwinge, miese Bremse und italienische Einfachstvergaser. Da nehm ich sie lieber, ergänzt die Orangene bestens :aetsch:.
 
Ich melde mich mal wieder - grausames Wetter heute - so eine Art Schneefall :(

Der Motor ist gereinigt und hat leuter neue Seegeringe erhalten.

Die Zylinder sind frisch gehohnt und mit neuen Kolben versehen. Die Zylinderköpfe hab ich auch fertig (frisch gestrahlt und neue Auslassventilsitze für bleifrei).
Das passende Getriebe zerlegt warte noch auf die Lager und einen Getriebedeckel.
Beim Rahmen hab ich mich fürs Lackieren mit 2K Lack entschieden, da doch einige Roststellen drauf waren und es mich ewig ärgern würde, wenn ich alles wieder zusammengebaut habe und ein rostiger Rahmen drinnen wäre.

Ich habe entdeckt, dass die Uhr vom Cockpit nicht mehr funktioniert. Mir war, als hätte ich im Forum mal was gelesen, dass es jemanden gibt, der einen da weiterhelfen kann?

Schönen Sonntag wünsch ich euch,
Markus
 
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