Sprit in den Zylindern

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14. Jan. 2011
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Ostbelgien
Hallo zusammen
Meine BMW: R100R mit leicht erhöhter Verdichtung, Doppelzündung, leergeräumtem Mitteldämpfer und bearbeiteten Quetschkanten. Hauptdüsen 160 (fast neu). Zwei dicke Schnorchel. Die Vergaser zickten im letzten Herbst, ließen sich nicht recht einstellen. (sollte im Winter gemacht werden, ist aber wieder mal liegen geblieben) Aber sie sprang immer an und lief.
Ich habe heute nach der Winterpause versucht zu starten. Zuerst dachte ich, die Batterie (Kungfu) sei zu schwach, weil der Anlasser nicht drehen wollte. Dann dreht er doch und sie springt nach einigem Orgeln auch ein wenig an, raucht aber wie die Sau und geht direkt wieder aus. Kurze Pause. Beim zweiten Versuch das gleiche Ergebniss: weißer Rauch ohne Ende und Absterben nach einigen Sekunden. Dann merke ich, dass sie aus den Auspuffverbindungen kleckert. Zuerst denke ich an Öl, weil die Pampe schwarz ist. Ist aber Sprit. Also Kerzen raus. Es kleckert aus den unteren Kerzenlöchern. Die Kerzen sind ziemlich verrust und klatschnass. Alles sauber gemacht und zusammen gebaut. Beim erneuten Versuch springt sie an, will aber mit Gas am Leben gehalten werden, weißt wie Sau und geht direkt wieder aus. Also Kerzen wieder raus. Diesmal ein regelrechter Sturzbach aus den unteren Kerzenlöchern. Das ganze noch ein paar mal wiederholt, und jetzt ist erst mal die Batterie leer...
Die Bezinhähne waren den Winter über natürlich zu. Allerdings habe ich noch nicht kontrolliert, ob sie okay sind. Ich habe ja schon davon gehört, dass beim Abstellen auf dem Seitenständer der linke Zylinder volläuft, wenn das Schwimmerventil nicht richtig arbeitet. Das habe ich aber noch nie selber erlebt.
Kann es sein, dass die Auspuffanlage so zugelaufen ist, dass ich sie reinigen muss, bevor die Karree anspringt?
Auf jeden Fall werde ich die Gaser abnehmen und prüfen. Aber wieso tritt das Phänomen auf beiden Seiten auf? Es ist unwahrscheinlich, dass beide Schwimmerventile gleichzeitig verrecken! Und wieso laufen die Zylinder bei jedem neuen Startversuch direkt wieder voll? Hat jemand neben "Vergaser abbauen und prüfen" und "Auspuff auf vollgelaufen checken" eine weitere Idee? Oder eine erste Erklärung?
Zündfunken ist übrigens da!
Ratlos in Ostbelgien ...
Zoltán
 
Hallo,
was Du beschreibst, könnte mit dem EU-Bio-Kraftstoffzusatz zusammenhängen. Vergaser-Schwimmerkammerdeckel abnehmen, Benzinhahn öffnen und mit auf- und abbewegen des Schwimmers checken, ob das Schwimmernadelventil li und re funktioniert und nicht festsitzt.
Der Kraftstoffzusatz wirkt wie Klebstoff und kann den gesamten Vergaser lahmlegen. Besonders, wenn die Q über Winter lange steht und die leichtflüchtigen Kraftstoffanteile verdunsten.
Da hilft nur abbauen und alle Bohrungen und Düsen reinigen und ausblasen.
Am besten ist zum Winter hin die Q mit dem teuersten Super zu betanken. Das enthält keine Bio-Pampe und der Stress im Frühjahr bleibt aus.
Bio ist eben nicht immer gesund, nicht mal für 'ne Q ;)

Bei meiner Q leckten auch die Benzinhähne nach innen - aber nicht nach außen -, so dass ständig Kraftstoff nachfloss. Bei meiner Q klebte ein Schwimmernadelventil in der geschlossenen Position (deshalb sprang sie nur auf einem Zylinder an) und auf der anderen Seite suppte es langsam aber unaufhörlich durch eine am Überlaufröhrchen undichte Schwimmerkammer.

In Deinem Fall ist alles geflutet mit Sprit. Ich würde erst mal den Nadelventiltest machen, die Vergaser reinigen, die Kerzen rausnehmen, trockenmachen und säubern, den Motor ohne Zündung mit eingelegtem 2. oder 3. Gang am Hinterrad etliche Male ohne Kerzen durchdrehen(einige Spritzer Öl durch die Kerzenlöcher) und dann alles wieder zusammenbauen. Sollte noch Sprit im Auspuff sein (eher unwahrscheinlich, weil schräg und Ablauf an der Krümmerschelle möglich) musst Du mit einer Verpuffung rechnen, sobald der Auspuff richtig heiß wird.

Was Dir passiert ist, ist alles andere als gut für den Motor! Ist der Brennraum voll mit Sprit, kann der Anlasser den Motor nicht durchdrehen, weil Flüssigkeit nicht kompressibel ist. So presst der Druck den Sprit an den Ringspalten durch und das Benzin gerät auch in den Ölkreislauf.
Sobald alles wieder normal läuft, würde ich deshalb auch das Öl wechseln wollen !
Viel Erfolg und liebe Grüße :wink1:
Martin
 
Glück auf

Klingt danach, wie oben bereits geschrieben, dass die Benzinhähne nicht dicht sind, und ein Schwimmer hing. Dann läuft kontinuierlich Sprit nach. Mit etwas Pech auch am Kolben vorbei ins Öl. Vor jedem weiteren orgeln würde ich auf jeden Fall das Öl wechseln!

Ich hatte das mal genau wie von dir beschrieben bei einer R45. Scheinbar hatte ich Glück; der Motor läuft nach wie vor klaglos. Denkbar wären aber auch Lagerschäden etc. gewesen, weswegen mir damals hier jemand riet, den Motor in Augenschein zu nehmen. Ich war mutig (oder faul) und hab´s nicht gemacht. Der Rat war aber nicht ohne Grund, daher erwähne ich das hier. Öl ablassen aber in jedem Fall!

Gruß aus´m Sauerland
Torsten
 
Der moderne Sprit ist für Fahrzeuge, die nur gelegentlich bewegt werden, eine echte Herausforderung. Ich ziehe vor der Winterpause alle Schläuche von den Sprithähnen ab, lasse ein rest im Tank (sonst trocknet der Benzinhahnkork aus) und entleere die Vergaser. Das ging bislang immer recht gut. Läßt man das Zeugs über den Winter im Vergaser, klebt es die kleinen Bohrungen insbes. im Leerlaufsystem zu.

Wäre Sprit an den undichten Hähnen vorbei in den Vergaser nachgelaufen, und das Schwimmerventil dichtet nicht, sollte durch den Überlauf Sprit auf dem Boden liegen, und die Garage stinkt wie eine Großtankstelle.

Sollte Benzin das Öl stark verdünnt haben, siehst Du das am Ölstand. Ist der plötzlich richitg hoch, dann weißt Du, was los ist. Die leichtflüchtigen Anteile sind sicherlich verdunstet, aber es bleiben immer 50-60% höher siedener Sprit übrig.

Schau mal genau nach, dann wirst Du herausfinden, was los ist.
 
Der moderne Sprit ist für Fahrzeuge, die nur gelegentlich bewegt werden, eine echte Herausforderung. Ich ziehe vor der Winterpause alle Schläuche von den Sprithähnen ab, lasse ein rest im Tank (sonst trocknet der Benzinhahnkork aus) und entleere die Vergaser. Das ging bislang immer recht gut. Läßt man das Zeugs über den Winter im Vergaser, klebt es die kleinen Bohrungen insbes. im Leerlaufsystem zu.

Mache ich seit Jahren genau andersrum: Tank voll (E10) und Vergaser voll.
Bei Saisonstart leere ich die Schimmerkammern, damit dann frisches Benzin in die Vergaser kommt. Habe keine Probleme der oben beschriebenen Art bis jetzt feststellen können.

Merkwürdig dieses unterschiedliche Verhalten.

Gruß Bernhard
 
Tank voll funktioniert nur dann gut, wenn die Tempüüeraturschwankungen über den Tag gering sind. Bei einer freistehenden Garage oder Laternenparker ist ein signifikanter Anteil der flüchtigen Bestandteile durch die Tankbelüftung und 'Pumpeffekt' weg.

Dasselbe in den Schwimmerkammern. Da klumpt der Sprit heute viel schneller zu Pampe als früher.
 
Vielen Dank für eure Ratschläge und Hinweise
Obwohl ich erst am WE Zeit haben werde, mich der Sache eingehend zu widmen, habe ich auf die Schnelle schon ein paar Dinge gecheckt: Die Sprithähne schließen, die Schwimmerventile auch. Alles scheint normal. Ich kann die Ursache des Problems auf die Schnelle nicht erkennen. Der Sprit in den Kammern war ein wenig rötlich, aber vielleicht spinne ich ja auch...
Der Hammer kommt im Motor: der Ölprüfstab war bis 9 cm (etwa Ende der Beschriftung) über max. feucht, mit einer klaren Flüssigkeit, wie Wasser. ich wollte es nicht glauben und habe ein wenig abgesaugt. Die Pampa war dann eher grau (wegen Öl) aber immer noch extrem flüssig und: sie brennt wie Sau: also Sprit! Der Motor ist total vollgelaufen, müssen mehrere Liter sein!!!
Hier meine Fragen:
1) Ölwechsel ist klar! Der Motor hat ja bei meinen Startversuchen etliche Kurbelwellenumdrehungen gemacht. Muss ich befürchten, dass die Pampe sich im ganzen System verteilt hat?
2) Wie groß ist das Volumen des Kanalsystems? Hintergrund: Wenn ich das Öl wechsele, wieviel von der Mischpampe verbleibt im System?
3) Sollte ich nach einigen Minuten mit dem neuen Öl (Spülung des Systems) noch mal alles ablassen, um alle Reste auszutauschen? Mit Filter oder ohne?
LG
Zoltán
 
......lass die Suppe über Nacht ablaufen und gut austropfen und rauch nciht dabei :pfeif: .
Nächster Tag: neues Öl und starten. Nach Warmlauf nochmal wechseln und dazu auch den Filter. Das Öl kostet nichts im Vergleich zur Motorüberholung.
Dann bist Du dem Motorentod hoffentlich von der Schüppe gesprungen.

Das Benzin kann ja nur durch die Vergaser zugelaufen sein. Das die jetzt unauffällig sind, sollte Dich nicht verwirren und mach halt in Zukunft sicherheitshalber immer die Hähne zu nach dem Abstellen.
Liebe Grüße :wink1:
Martin
 
Moin,

bei mir (mit den Acerbis-Hähnen) war ja nur der eine Zylinder abgesoffen und kein Sprit im Öl. Daher nehme ich an, dass die Undichtigkeit eher kurz aufgetreten ist.

Grüße
Rick
 
Ich weiß nicht, was Acerbis Hähne sind. Es sind die originalen Hähne der R100R, Bj. 92. sollte ich sie tauschen, obwohl sie jetzt unauffällig sind?
LG
Zoltán
 
Hallo Hans
Das habe ich gemacht. Alles dicht. Aber der Motor ist trotzdem abgesoffen. Es war also definitiv undicht.
Ich habe gerade die Ablassschraube aufgedreht: Sprit ohne Ende, Öl gefühlt kaum noch. War alles total flüssig wie Wasser und nicht wie zähes altes Öl.. Bestimmt 5 Liter. Ich messe morgen nach, wenn alles abgetropft ist.
LG
Zoltán
 
Das ist gut möglich. Aber der Motor hätte ohne Schmierung wohl die Warmlaufphase nicht überlebt. Da die Suppe bei den Startversuchen aus den Auspuffverbindungen gesifft ist und der Mittelschalldämpfer leer geräumt und somit eine Art Badewanne ist, habe ich beschlossen, ihn auszubauen. Ich befürchte, dass sich dort einiges angesammelt hat. Und ich habe keine Lust darauf, dass mir der Kram bei heißem Auspuff mit einem lauten Knall um die Ohren fliegt.
LG
Zoltán
 
Genau das ist mir vor langer Zeit mal mit einer R25 passiert. Mein erstes "richtiges" Motorrad.
Ich bin damit gefahren, völlig naiv und unbedarft, und hatte mich gewundert, warum das Öl wirklich überall rauskommt. Da war ebenfalls literweise 2-Taktgemisch aus der Ölwanne gelaufen... Das Motorrad fuhr unauffällig (vom Ölverlust abgesehen). Es ist auch nichts weiter passiert.
 
Habe heute Hand angelegt. Die Q läuft wieder. Es waren tatsächlich fünf Liter in der Ölwanne. Ich habe zwei mal das Öl und den Filter gewechselt. Jetzt scheint alles wieder okay. Morgen mache ich die erste längere Tour.
Vielen Dank für eure Ratschläge.
Liebe Grüße
Zoltán
 
Na ist doch prima. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Wäre trotzdem mal interessant zu wissen, wie es da zu kommt.
 
So rätselhaft ist das auch wieder nicht.
Der Weg vom Tank in den Motor führt über Benzinhähne und Vergaser -soweit unstrittig?
Die Geschichte muss nicht zwingend während der Winterpause passiert sein, vielleicht schon unmittelbar davor oder danach. Da hat man die Benzinhähne (noch oder schon) offen; wenn in der Zeit die Schwimmer hängen, reichen wenige Minuten für das Szenario.
 
Ich bin eigentlich sehr pingelig und mache immer die Benzinhähne zu. Ich glaube auch nicht, dass das ein wenigen Minuten passiert. Da sind fast drei Liter Sprit in den Motor gelaufen. Die Suppe muss durch das undichte Schwimmerventil, in den Brennraum und dann zwischen Kolben und Zylinder an den Ringen vorbei. Das ist ein weiter und enger Weg!
Es wundert mich, dass jetzt alles zu funktionieren scheint. Nichts ist undicht. Ich kann mir das nicht erklären.
 
Ist mir auch schon des öfteren passiert.
Und zwar meistens auf Tour,wenn die Automatismen des abstellens unterbrochen werden.Bei mir ist es immer der linke Vergaser der den Brennraum volllaufen lässt.
Von Vorteil ist dann die Doppelzündung,untere Kerze raus und Saft ablassen.
Manne
 
Hallo Manne
Die Suppe war nicht nur im Zylinder, sondern in der Ölwanne und hat sich da mit dem Öl zu einer wasserdünnen Brühe vermischt, die wahrscheinlich keinerlei Schmierfunktionen mehr hatte. Mit Ablassen des linken Zylinders ist es da nicht getan. Der Spuk ist nun vorbei und ich habe etwa 600 problemlose km zurück gelegt.
Letzter Hinweis: die beiden Gummiringe am Ölfilter sind beträchtlich aufgequollen und haben ihren Radius deutlich vergrößert. Sie waren nach der Demontage nicht mehr in ihre Nut zu pressen, auch nicht mit Gewalt. Zunächst hatte ich Angst, dass vielleicht auch andere Dichtungen oder Simmeringe aufgequollen und damit undicht geworden sein könnten. Aber bislang ist alles dicht! Kennt sich jemand mit der Spritverträglichkeit solcher Dichtungen und Simmeringe aus?
Schöne Grüße aus Ostbelgien
Zoltán
 
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