Hallo Roger,
bei den Drehmomentschlüsseln gibt es, wie schon mehrfach erwähnt, große Qualitätsunterschiede. Die betreffen, neben der mechanischen und der Materialqualität, die Auslösegenauigkeit (ich rede jetzt nur von den auslösenden Schlüsseln, bei denen der Auslösewert vorher eingestellt wird und die dann hör- und fühlbar klicken, bei manchen springt auch zusätzlich noch ein farbiges Knöpfchen in eine andere Position).
1. Kriterium: Kalibrierbarkeit
Die ganz billigen sind nicht kalibrierbar - siehe Anleitung/Produktbeschreibung: Wenn nicht ausdrücklich die Kalibrierbarkeit erwähnt ist - Finger weg.
2. Kriterium: Kalibrier-Zertifikat mitgeliefert
Die grundsätzliche Kalibrierbarkeit ist das eine - das andere ist, ob sich der Schlüssel der Wahl sich auch tatsächlich innerhalb der maximal 4% Abweichung bewegt, die die DIN 6789 vorschreibt. Dies erkennt man an dem mitgelieferten Zertifikat, das sich auf dieses spezielle Werkzeug bezieht (Seriennummer, Datum, Auslösewerte etc.).
Damit Du siehst, wie sowas aussieht, habe ich Dir die Zertifikate meiner Drehmos mal eingescannt und angehängt.
3. Kriterium: Genauigkeit
Nach Deiner Beschreibung des Einsatzzwecks bist Du sicher mit den oben erwähnten +/-4% aus der DIN 6789 gut bedient. Es gibt auch Schlüssel, die nur um +/-2% abweichen (z.B. 6000er Serie von Hazet).
4. Kriterium: Drehrichtung
Wenn nichts anderes erwähnt ist, arbeiten Drehmos nur beim Festziehen von Rechtsgewinden exakt (und sind auch meistens mit einem entsprechenden Drehrichtungspfeil gekennzeichnet). Sollten in Deinem Einsatzspektrum auch Linksgewinde liegen, muß der Schlüssel entweder einen Knarrenkopf mit Durchsteckvierkant haben, oder eine entsprechende Konstruktion des Auslösemechanismus' aufweisen (einige Stahlwille-Drehmos können das wohl auch ohne Durchsteck-Vierkant).
5. Kriterium: Skalenteilung
Je höher das maximal einstellbare Drehmoment eines Schlüssels ist, desto größer wird typischerweise die Skalenteilung (= kleinster einstellbarer Schritt zwischen zwei benachbarten Drehmomenten). Verbreitet und praxisgerecht ist eine Teilung von 0,5-1 Nm bei den kleineren Schlüsseln (5-60 Nm bis 40-200 Nm) und eine Teilung von 2-5 Nm bei den größeren (60-320 Nm bis x-1000 Nm).
Günstigere Drehmos weisen manchmal auch bei den kleinen Schlüsseln eine Teilung von 2 oder gar 5 Nm auf. Zumindest von letzterem würde ich dringend abraten: Ein Blick auf die vorgeschriebenen Anzugsmomente unserer BMWs zeigt Dir, warum.
Gruß,
Florian
PS: Die unter 4. erwähnten Stahlwille-Drehmos sind m.W. auch die einzigen, die man _nicht_ entspannt lagern muß. Andersrum: alle anderen Schlüssel müssen direkt nach Gebrauch auf das niedrigst mögliche Drehmoment eingestellt und so gelagert werden, da sonst die Auslösegenauigkeit zu schnell ungenau wird.