Hinterradbremsen bei den Monolevern

Vix_Noelopan

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Hallo,

aktuell besitze ich nun, abgesehen vom Mopped meines Sohnes, dessen offizieller Halter ich ebenfalls bin, zwei Monolever unterschiedlicher Baujahre, nämlich '87 und '95 - beides RTs :D:hurra:)(-::bitte::aetsch:.

Angeregt durch eine Suche von Patrick »Elefantentreiber« neulich nach einem Bremsschlüssel inspizierte ich gestern die Fußbremsen der beiden Fahrzeuge und stellte mit Erstaunen fest, dass sie sich deutlich unterscheiden: Während die ältere einen S-förmigen Nocken auf dem Bremsschlüssel und zwei unterschiedliche Backen (Bild 1) haben, scheinen die Backen der neueren identisch zu sein und ihr Bremsschlüssel besitzt eine aufgenietete Scheibe (Bild 2), wohl um das Wandern der Backen in Richtung Radnabe zu vermeiden - ein Phänomen, das kennenzulernen ich im Frühjahr auch bereits das zweifelhafte Vergnügen hatte.

Gut, wir wissen, dass die BMW-Fußbremsen (zumindest die mit Trommeln) im allgemeinen ihren Namen eigentlich nicht verdienen. So konzentrierte ich mich bei der kurzen Probefahrt der 95er R 100 RT Classic viel mehr auf den Unterschied der serienmäßigen Handbremsanlage zur nachgerüsteten RxxR-Anlage meiner älteren RT, mit der ich angereist war. Mit anderen Wortern: Ich könnte nun nicht beschreiben, ob die neuere Fußbremse besser bremst als die alte. Ihr Hebelweg scheint jedoch größer zu sein.

Im Zuge der Vereinheitlichung meines Ersatz- und Verschließteilbestandes spiele ich nun mit dem Gedanken, die Fußbremsanlagen der Fahrzeuge einander anzugleichen, um lediglich eine (!) Bremsbacken-Ausführung bevorraten zu müssen. Einen zweiten S-Bremsschlüssel hätte ich, so läge es nahe, das jüngere Fahrzeug auf die ältere Ausführung rückzurüsten.

Was denkt Ihr dazu? Wäre das ein Gewinn - oder zumindest kein Verlust - im Hinblick auf die Bremsleistung, oder soll ich besser einen neuen Bremsschlüssel fürs ältere Fahrzeug suchen?

Beste Grüße, Uwe
 

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Danke für diesen Hinweis, Ingo!

Da muss ich doch gleich das Hinterrad der Jüngeren nochmals ausbauen und messen.

Beste Grüße, Uwe
 
Hallo Uwe

Ich habe auch zwei Modelle mit den unterschiedlichen Bremsschlüsseln und verschieden breiten Backen.

Würde ich nicht ändern.
Wie oft werden die Backen auch schon gewechselt dass sich da ein einheitlicher Lagerbestand rentiert?

Bei meinen BMW`s halten diese durchschnittlich 65.000 km.
 
Versteh ich jetzt grade nicht?! Soll das heißen, das die Hinterrad Trommelbremse an Monolever Maschinen normalerweise nicht gut bremst?
 
Hallo Uwe,
ich würde immer auf die letze Version wechslen, da die Beläge breiter sind (wurde ja schon angemerkt). ABER: Den Wechsel würde ich nur dann machen, wenn die Trommel nicht eingelaufen ist, d.h. der schmale Belag sich schon eingearbeitet hat.

Zum Bremsschlüssel: Da es eine Reihe unterschiedlicher Bremsschlüssel in Bezug auf die innere Abdichtung gibt (2 oder 4 O-Ringe), weiss ich leider nicht, ob man die ohne weiteres austauschen kann.

Hans
 
Wenn ich mich recht erinnere kann man die neuen, breiteren Beläge nicht in den alten Felgen verwenden, weil auch der Bremsring der alten Felgen schmaler ist.

Aber ich stimme da dem Fritz zu: so selten wie neue Beläge gebraucht werden, würde ich da nix umbauen
 
Ich würde an beiden Bremsen folgende Servicearbeiten durchführen:

- Alles zerlegen und gründlich reinigen
- Teile prüfen, ggf. instandsetzen oder ersetzen
- alle bewegten Teile gering schmieren
- Beläge neu kleben (Jurid 111) und am besten gleich an den Trommeldurchmesser anpassen lasse.

Hilfestellung dazu gibts hier: :db:
Wenn das konsequent gemacht wird, ist die Bremswirkung immer ausreichend.
Dieser Aufwand lohnt sich immer und ist m. E. sinniger als irgendein Umbau.
 
Tach Uwe,
da die Bremswirkung ja auch von der Belaglänge/breite abhängt würde ich hier dem System mit der größeren Auflagefläche den Vorzug geben.

Hallo Ingo,
das ist ein Irrglaube. Die Bremsleitung ist abhängig vom Reibwert, Anpresskraft (senkrecht zur Umfangskraft) und dem Reibradius. Wenn Du die Bremsleistung erhöhen willst, musst Du an den drei Faktoren drehen.
Der Reibwert (meist 0,3 - 0,5) hängt vom Belag und dem Werkstoff der Gegenfläche ab. Die Anpresskraft wird von der Betätigungsgeometrie bestimmt. Der Reibradius vom Trommeldurchmesser.
Die Größe der Reibfläche hat nur Einfluss auf die Flächenpressung (Belastung des Reibbelages). Eine größere Fläche vebessert auch noch die Wärmeabfuhr auf das darunter liegende Trägermaterial.
Hier ganz gut erklärt:
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....das ist ein Irrglaube. Die Bremsleitung ist abhängig vom Reibwert, Anpresskraft (senkrecht zur Umfangskraft) und dem Reibradius. Wenn Du die Bremsleistung erhöhen willst, musst Du an den drei Faktoren drehen.
Der Reibwert (meist 0,3 - 0,5) hängt vom Belag und dem Werkstoff der Gegenfläche ab. Die Anpresskraft wird von der Betätigungsgeometrie bestimmt. Der Reibradius vom Trommeldurchmesser.
Die Größe der Reibfläche hat nur Einfluss auf die Flächenpressung (Belastung des Reibbelages). Eine größere Fläche vebessert auch noch die Wärmeabfuhr auf das darunter liegende Trägermaterial.

Tja,

soweit die schöne Theorie, wie sie als "reine Lehre" auch im Schul-Physikunterricht gelehrt wird: "Die Größe der Reibfläche hat keinen Einfluss auf die Reibkraft"

Um einer befriedigenden theoretischen Beschreibung physikalisch-technischer Phänomene näher zu kommen, werden fast immer Vereinfachungen der Ausgangsbedingungen vorgenommen.

Im Falle des Phänomens "Reibung" besteht diese Vereinfachung in der Annahme, dass die Kraftübertragung zwischen zwei Reibpartner AUSSCHLIESSLICH über Kraftschluss funktioniert. Nur unter dieser Prämisse sind obige Aussagen zutreffend. Wenn BEIDE Reibpartner vergleichbar harte und sehr, sehr glatte Oberflächen haben kommen die Beobachtungen in Praxis / Experiment den berechneten Vorhersagen der Theorie auch relativ nahe.

Spätestens aber, wenn einer der Reibpartner weicher ist als der andere kommt zum Kraft- der Formschluss als Kraftübertragungsmethode hinzu. D.h. es gibt einen Verzahnungseffekt; für unsere Sinne kaum erfassbar, weil im mikroskopischen Bereich. Vermeintlich spiegelglatt sehen unter einem Solchen sowohl die Bremsbelag- als auch die Trommel- oder Scheibenbremsoberflächen wie die Dolomiten aus.

Und je größer die Reibfläche, desto größer die Zahl und damit die reibkraftsteigernde Wirkung der Verzahnungen zwischen den Reibpartnern.

Heißt im Klartext: Eine Verbreiterung und damit Vergrößerung der Trommelbremsbelagfläche erhöht sehr wohl die Bremswirkung; unter ansonsten gleichen Randbedingungen.

Und das ist weder Irrglaube noch reine Theorie, sondern beobacht- und belegbare Praxis (anderes Beispiel: Reifen vs. Asphalt).

Der Breitenunterschied von gerade mal 2 mm zwischen den "alten" und "neuen" Bremsbacken macht jetzt allein aus einer eher mäßigen Bremse noch kein renntaugliches Aggregat; sind ja auch "nur" + 8%. Ist aber immerhin ein Schritt in die gewünschte Richtung.

Wer mehr will muss also an die anderen der drei oben genannten Faktoren ran.

1) Der Reibradius, sprich Trommeldurchmesser fällt aus naheliegenden Gründen flach.

2) Der Reibwert ist durch Bekleben der Belagträger mit entsprechendem Material deutlich erhöhbar.

3) Die Anpresskraft der Beläge gegen die Trommel kann - bei gleicher Fusskraft - durch Optimieren der Hebelverhältnisse zwischen den Übertragungsbauteilen erheblich gesteigert werden.

Ich habe bei meinem auf einer 86er Monolever basierenden Gespann von den schmalen auf die breiteren Beläge umgerüstet sowie die Punkte 2 + 3 realisiert. Danach starb der Umrüstungswunsch auf Scheibenbremse einen schnellen Tod. Obwohl über ein zweites Parallelpedal die Seitenwagenbremse mit betätigt wird bringe ich auch beladen und bei trockenem Asphalt das Hinterrad mit ganz normaler Fusskraft zum Pfeifen. Und das will angesichts der deutlich höheren (Gespann-)Radlast und des 155er Reifen was heißen. Für ein Solo-Motorrad wäre diese Hinterradbremse schon fast zu scharf.

Bei meiner Solo-Monolever habe ich deshalb auf die breitere Variante und bessere Belagqualität verzichtet und nur Punkt 3 umgesetzt (kost ja auch nix). Damit bekomme ich auch deren Hinterrad unter allen Umständen und ohne Muckibude zum Blockieren.

Mehr geht nicht. Die Grenzen der Bremswirkung setzen bei beiden Maschinen die Reifenhaftung und nicht die Bremsanlage. Und so sollte das ja auch sein.

VG dabbelju
 
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Erlaubt mir eine Anmerkung für die wohl Wenigen, die mit Cross-Stiefeln unterwegs sind.
Es ist wenig Platz unter dem Vergaser um das Bremspedal überhaupt betätigen zu können. Derbe Cross-Stiefel sind allein dafür schon hinderlich. Wenn dann noch die sehr unbeweglichen Stiefel mit dem Schienbeinschutz am Vergaser bzw. am Ansaugstutzen anstehen, dann wird es im Sitzen fast unmöglich, das Bremspedal weit genug nach unten zu drücken, so dass wenigstens eine Bremswirkung ensteht. Der Fahrer drückt wie wild gegen den Ansaugstutzen aber nicht auf die Bremse..... und die Stiefel geben nicht nach- wie Skischuhe.

Stellt mal einen klobigen Motorradstiefel auf die Fußraste und versucht damit von Hand das Bremspedal zu betätigen und beobachtet, ob der Stiefel mit der Vorderseite am Vergaser oder Ansaugstutzen ansteht.

Abhilfe schaffen tiefere Fußrasten und ein Anpassen der Bremspedalhöhe an diese neue Ebene, so dass auch die Hebelverhältnisse der Kraftübertragung stimmen. Meine R 80 GS-Bremse lässt das Hinterrad bei Bedarf auch auf trockenem Teer blockieren.

31074534ab.jpg
 
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3) Die Anpresskraft der Beläge gegen die Trommel kann - bei gleicher Fusskraft - durch Optimieren der Hebelverhältnisse zwischen den Übertragungsbauteilen erheblich gesteigert werden.

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Bei meiner Solo-Monolever habe ich deshalb auf die breitere Variante und bessere Belagqualität verzichtet und nur Punkt 3 umgesetzt (kost ja auch nix). Damit bekomme ich auch deren Hinterrad unter allen Umständen und ohne Muckibude zum Blockieren.

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VG dabbelju

Und wie genau hast du Punkt 3 umgesetzt??
 
Und wie genau hast du Punkt 3 umgesetzt??

Hallo,

ich habe die ursprüngliche Antwort wieder rausgenommen, weil ich nach einiger Überlegung zu dem Schluss gekommen bin, dass eine Anleitung für eine nachträgliche Bearbeitung / Veränderung des Serienzustandes von sicherheitsrelevanten Baugruppen und - teilen wie z.B. Bremse nicht für alle einfach so zugänglich sein sollte.

Die Vorstellung, dass ein technisch völlig Unbeleckter das nicht sachgerecht nachmacht und dadurch sich selbst und andere evt. gefährdet hat mir keine Ruhe gelassen.

Wer sich sowas nachweislich zutraut bzw. kann und wissen will wie's geht kann mir gerne eine PN senden.

VG dabbelju
 
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