Moin,
ich hol den Fred noch einmal aus der Versenkung und häng mal einen Test- resp. Erfahrungsbericht nach den ersten 2500km Winterbetrieb mit dem guten Teil dran:
Vorab: es wird lang, wer es kurz und knapp zusammengefasst haben möchte springe bitte ans Ende. Wer weitere (technische) Details wissen will frage hier im Fred oder ggf. (Forenregeln) per PN.
Teil 1 - mechanischer Einbau & elektrischer Anschluß:
Ich hab die blue im u.a. Zuge des Neuaufbaus meiner Kampfkuh als Ersatz für die m.unit V2 verbaut. Ich hatte weiter oben geschrieben:
Wobei 'ne blue damit rein vom Einbaumaß her als Ersatz für 'ne V2 wohl immer paßt und sich die notwendigen mechanischen Anpassungsarbeiten auf's bohren eines neuen Befestigungsloches beschränkt. (Es sei denn die 2mm mehr Höhe sind das K.O. Kriterium.)
Das war die erste Fehleinschätzung meinerseits: es bleibt nicht bei den 2mm, es kommt auch noch die geänderte Kabeleinführung - von oben statt wie bisher von den Seiten - dazu und damit reichte der bisherige Platz unterm Tank nicht mehr und es mußte zusätzlich ein neuer Halter her. War im konkreten Fall nicht ganz trivial, weil es bei mir unterm Tank mit Ignijet, Zeitronix(Lambdasondenansteuerung), LiMa-Kontroller, Öldruckgeber, Relais-/Elektronikbox und zwei Doppelzündspulen recht eng zugeht, letzten Endes aber ein lösbares Problem. Da es bei einem 'Neuverbau' eher keine Rolle spielt bleibt der Punkt wertungsfrei.
Die Federklemmen anstelle der Schraubanschlüsse haben aus meiner Sicht Vor- und Nachteile:
Vorteil ist die sicherere und auf dauer vibrationsfeste Kontaktierung.
Nachteil: mit Blick auf den Winter- und Allwetterbetrieb habe ich bei der V2 alle Anschlüsse mit Flüssigisolierung und/oder Flüssiggummi isoliert gehabt. Ließ sich im Bedarfsfall problemlos wieder abziehen und die Anschlüsse darunter sahen auch nach mehreren Jahren Winterbetrieb noch aus wie neu. Das ist mit den Federklemmen leider nicht mehr möglich bzw. es wäre dann eine finale Lösung weil: aus den Tiefen dieser Klemmen bekommt man den Kram nicht wieder rückstandsfrei heraus.
Nachtrag: Mir war entgangen, daß die Klemmenleisten abziehbar/austauschbar sind von daher in Summe ein Pluspunkt. Siehe weiter hinten im Thread.
Ansonsten macht das neue Gehäuse einen robusteren Eindruck als die alte V2.
Teil 2 - Hardware/Funktionen:
Die grundsätzlichen Eigenschaften haben sich ja nicht grundlegend geändert, daher hier nur zu den Änderungen & Neuerungen:
* Man kann die Standlichtfunktion jetzt deaktivieren, was vor allem in Verbindung mit LED Hauptscheinwerfern von Bedeutung ist, da die auf eine externe PWM Ansteuerung in aller Regel nicht sonderlich gut reagieren dürften. Von daher:
PLUSPUNKT
* Der neue Tachoeingang ist nicht als separater Eingang ausgeführt sondern wird am AUX2 Eingang angeschlossen, so daß bei Nutzung des Tachosensors der AUX2 Ausgang nicht mehr extern ansteuerbar ist sondern nur noch über die interne Logik geschaltet werden kann.
Außerdem ist der Tachosensor ausschließlich zur Datenerfassung für die App nutzbar, eine Wegstrecken abhängige Abschaltung der Blinker o.ä. ist nicht möglich =>
MINUSPUNKT
* Der neue AUX2 Ausgang kennt unter anderem die Option 'Ein nach Motorstart' - schön denkt man sich da, kann ich meine Hochstromverbraucher (Griffheizung, Ausgang für Visierheizung etc.) dran hängen und muß mir bei Zündung an und Motor aus keine Sorgen um die Batterie mehr machen. Weit gefehlt: es heißt ja in den Optionen nur 'EIN' nach Motorstart und auch nur das meint es. Da ist mitnichten eine Rippleerkennung o.ä. als 'Motor läuft' Erkennung verbaut sondern der Augang verhält sich dann halt so wie es der Lichtausgang schon immer getan hat: Ein nach Druck auf den Anlasserknopf und in dem Zustand bleibt er bis zum Abschalten der Zündung - von daher außer bei externer Ansteuerung - dann geht aber wie gesagt kein Tachosensor - vollkommen sinnlos. Da für den ein oder anderen der zusätzliche Schaltkanal ohne Tachosensor interessant sein dürfte stell ich den Punkt mal wertungsfrei.
Nachtrag: Für die angedachte Verwendung in Verbindung mit Hochstromverbrauchern nutzt man ggf. besser die Licht- und Fernlichtausgänge in Verbindung mit einer zusätzlichen Relaislogik, da man hier zumindest die Variante 'An mit Motorstart und aus mit Kill' programmieren kann.
* Der Bremslichtausgang läßt sich u.a. auf 'Gefahrenbremsung' konfigurieren und steuert dann im Falle einer erkannten Gefahrenbremsung das Bremslicht als Blinklicht und zusätzlich die Blinker als Warnblinker an. So weit so gut - aber die Funktion ist wie vieles Andere leider nicht zu Ende gedacht: zum einen kann ich bei aktivierter Funktion 'Gefahrenbremsung' keinen Einfluß mehr auf die 'normale' Ansteuerung des Bremslichtes nehmen und so meine frühere Standardeinstellung "erst 1s mit 8Hz blinken, dann Dauerlicht" nicht mehr nutzen und zum anderen ist eine Einstellung des Schwellenwerts ab wann eine Bremsung als Gefahrenbremsung erkannt wird leider nicht möglich - wäre insbesondere in Verbindung mit der Konfigurationsmöglichkeit über die m.Ride App problemlos realisierbar gewesen.
Teil 3 - Bluetooth / Software / App:
Und hier sind wir bei dem Punkt den man kurz mit 'Dealbreaker' beschreiben könnte. Um hier Regelkonform im Sinne der letzten Beiträge zum Thema Dienstleister zu bleiben beschränke ich mich mal auf Stichpunkte:
* die (im stationären Handel gekaufte) Hardware trägt auf ihrer Verpackung den Aufdruck 'Android ab Version 5.0' - nix ist:
Nachdem der Versuch des App Downloads aus dem Playstore erfolglos blieb erfährt man: Pustekuchen, minimal Android 6.0 und auch nur ausgesuchte Samartphones, für alle anderen wird der Download künstlich verhindert.

Mein Note 4 steht zwar auf der Liste der kompatiblenn Modelle, aber da ich aus verschiedenen Gründen bis dahin einen Android 5 Custom ROM genutzt habe war erstmal nichts mit App-Download. Hat mich geärgert, zum Einen beherrscht Android spätestens ab Version 5.0 das verwendete Bluetooth LE Protokoll zuverlässig und zum Anderen ist eine (nachträglich) erfolgte Beschränkung auf einige wenige getestete Modelle komplett indikutabel. (Insbesondere wenn sie - wie bei Google Play nachzulesen - nur erfolgt ist weil man mit den Negativbewertungen weil die App nicht läuft nicht umgehen kann.)
* Die Konfiguration über die App ist komfortabel - und das ist dann leider auch das einzige, was vom Bluetoothgedöns effektiv übrig bleibt.
Die im Folgenden blau markierten Punkte sind offenbar vom verwendeten Smartphone, dessen Betriebssystemversion und der App-Version abhängig und nicht zu verallgemeinern - siehe weiter hinten in diesem Thread:
* Die Keyless Ride (KLR) Funktion ist schlicht und ergreifend im Alltagsbetrieb nicht nutzbar:
- um KLR zu nutzen muß die m.Ride App laufen
und das Handy darf nicht gesperrt sein => im Alltag ein no go, zumal die App keinen Mechanismus mitbringt, der sie vor dem automtischen Schliessen im Hintergrundbetrieb schützt. Hier ist ggf. Handarbeit und das entsprechende Wissen gefragt.
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die Erkennung des Handys ist unzuverlässig und extrem träge außerdem ist die 'Verbindung' ausgesprochen instabil: ich kann - bei gesetzter Erkennungsentfernung von 2m . direkt neben dem Mopped stehen und die m-unt schaltet nach ordentlich erfolgter initialer Erkennung nach Lust und Laune zw. 'aktiv' und 'inaktiv'.
Der 'normale' Keylessbetrieb wie beim Auto - hinkommen (mit Schlüssel resp. hier Handy in der Tasche), draufsetzen, Knöpfchen drücken, losfahren - ist so nicht realisierbar. Dicker
Minuspunkt und für mich der erste Grund das Teil die Tage wieder auszubauen und durch die F-Box Bluetooth Lösung zu ersetzen.
* Die Fernschaltfunktion ist ein netter Gimmick aber nicht mehr,
insbesondere da sie zum Einen extrem träge reagiert und zum Anderen zu inkonsistenten Zuständen führt: Ein über die Fernschaltfunktion aktivierter Eingang bleibt nach Abschalten der Zündung schon mal weiter aktiv - führt zu 'netten' Effekten, wenn es sich um den Ign-Ausgang handelt.

* Die App setzte bis zur Version 1.0.3 für die Nutzung mit mehr als zwei Moppeds eine Registrierung und Anmeldung bei Motogadget voraus - incl. dann zwangsweiser Übertragung der/aller Daten - sorry, absolutes no go.
* Seit dem letzten App Update auf die Version 1.1.0 am 14.03.18 ist eine
kostenpflichtige Registrierung für
9,90 € pro zusätzlichem Mopped bereits ab dem zweiten Mopped notwendig. Das nach dem App-Update die Hardware neu angelernt werden muß fällt da schon fast unter Kleinkram.
Liebe Leute bei Motogadget habt ihr den Schuss nicht gehört? Nein, ich will keine Onliendatensammelschnüffelapp die meinen 'Funfaktor' mit irgendwem sonst vergleicht - ich will meine erworbene Hardware mit ihren beworbenen Features wegen denen ich sie gekauft habe nutzen. Ich hab > 0,5k€ in eure Hardware investiert (Kuh, 1x Sachs) und ihr macht mir - abgesehen von den eh schon bestehenden Problemen selbiges unmöglich? Ich fürchte, daß Thema werden wir an anderer Stelle klären lassen.
Last but not least:
Auf eine Antwort auf entsprechende Kritik per mail warte ich bis heute, die einzige Reaktion im Playstore auf die Kritik hinsichtlich der Diskrepanz zwischen Verpackung und realen Voraussetzungen lautete sinngemäß: 'Man könne sich ja vorher online schlau machen'.
Kurz und knapp:
Die Hardware bietet sowohl kleinere Vorteile gegenüber der alten V2 als je nach Einsatz auch Nachteile, die Bluetoothfunktion ist in ihrer derzeitigen Form außer zur Konfiguration ein kaum sinnvoll nutzbares Gimmick und sowohl die App als auch die Geschäftspolitik sind schlicht indiskutabel. Wer aktuell eine m-Unit verbauen will sollte sich den Aufpreis für die 'blue' sparen und zur 'Basic' greifen.
Grüße,
Jörg.