Tach,
schon ganz lustig, das Ganze.
Nichtsdestotrotz doch noch ein paar ernsthafte Gedanken zu PTFE-haltigen Öladditiven, wie sie ja nicht nur unter der Bezeichnung SLICK50 angeboten werden/wurden.
Ich habe mich schon in den 80er Jahren in meiner Motoren-Studienzeit an der RWTH Aachen zusammen mit befreundeten Chemikern mit den Herstellern dieser "Wundermittelchen" und deren Versprechungen angelegt bzw. auseinander gesetzt. Unsere diesbezüglichen Veröffentlichungen fanden die gar nicht lustig.
Die Fachleute aus der Kunststoffchemie waren unisono der Meinung, dass die PTFE-Moleküle unter motorischen Bedingungen die versprochenen Wirkungen nicht entfalten können; ihre Kernkritiken:
- Die enorme Dynamik der Bauteilbewegungen plus die sehr hohe Geschwindigkeit auch des Spritzöls lassen eine stabile und dauerhafte Anhaftung eines geschlossenen PTFE-Films zur Verschleiß- und Reibungsminderung kaum zu.
- Die thermische Stabilität der PTFE-Moleküle ist den Temperaturen im Motorinneren nicht gewachsen. Sprich: Es findet je nach Bauteilkontakt eine mehr oder weniger schnelle thermische Molekülzersetzung statt, wodurch die Wirkung des Produkts - sofern überhaupt nachweisbar - rasch nachlässt.
- Wir waren damals alle frisch "grün" angehaucht, weshalb die Hauptkritik in eine andere Richtung zielte. Wenn diese Mittelchen schon keinen oder kaum nachweisbaren technischen Nutzen bringen sollten sie wenigstens keine Belastung für Mensch und Natur darstellen. NUR: Wie das Motoröl nehmen auch dessen Additive selbst bei völlig intakten Motoren in - wenn auch geringen - Mengen an der Verbrennung teil. Und die Schädlichkeit und Giftigkeit der Verbrennungsprodukte von PTFE - speziell des "F"s - übertrifft die der anderen Abgasbestandteile; so die damals gerade aus Chemikersicht durchaus begründeten Bedenken. Und ich habe bis heute nichts zu deren Zerstreuung gefunden. Vielleicht weis ja jemand dazu mehr.
Also: Wir fanden, dass das Zeug zumindest in Motoren nichts zu suchen hat.
Da PTFE sich aber als Reibungs-und Verschleißminderer sowie als Anti-Haft-Mittel in anderen Technikbereichen durchaus zu bewähren schien kam im Fahrzeugbereich eventuell ein Einsatz im Getriebe in Betracht.
Deshalb: Selbstversuch. Ich habe dann das Öl eines meiner 2V-Getriebe mit SLICK50 "veredelt" (by the way: Viel zu teuer). Und: Der Effekt war - wenn überhaupt - so winzig, dass ich nicht in der Lage war zwischen Plazebo oder nicht zu unterscheiden; und das weder bei der Geräuschkulisse noch bei der Schaltbarkeit. Jede andere Behauptung würde man heute wohl als "postfaktisch" bezeichnen.
Nach Jahren und vielen Kilometern konnte ich nach der Getriebeöffnung keinen Verschleißvorteil gegenüber einem "nicht behandelten" Getriebe feststellen. Es waren zwar alle Innereien nebst Gehäuseinnenseite komplett mit einem klebrigen grau-braunen Film regelrecht zugekleistert, aber dadrunter sah's genauso aus wie bei jedem anderen auch. Das Entfernen dieses "Schutzfilms" war obendrein eine ziemlich eklige und mühselige Angelegenheit. Zumindest mein Fazit: Auch für's Getriebe kann man sich das viele Geld sparen.
Ich weis nicht, ob die's heute noch so machen, aber Moto Guzzi hat mal die Beimischung eines MOS2-Additivs zum Getriebeöl bei den V2's vorgeschrieben. Und DAS habe ich jüngst in meinem Dreiradgetriebe ausprobiert:
https://shop.liqui-moly.de/additive/getriebeoil-additiv.html
Die Tube ist nicht teuer und passt vom Inhalt gut zu einer Füllung.
Und es funzt: Läuft leiser und lässt sich leichter schalten.
Gruß Werner