Guten Abend,
Ich würde gerne auch mal meinen Senf dazu geben:
1. Stimmt das so mit dem Flatterventil als Unterdruckventil nicht. In unserem Boxer baut sich kein Unterdruck auf, schon gar nicht durch besagtes Ventil. Ich hatte in einem anderen Thema schon etwas dazu geschrieben, dort ging es um die Kurbelgehäuseentlüftung, wie eigentlich hier auch (wenn man die Bohrung als Teil dieses Systems sieht).
http://forum.2-ventiler.de/vbboard/showthread.php?48439-%D6lme%DFstab-%F6lt&p=600859#post600859
Kurz gesagt: Unser Motor ist eine Luftpumpe. Gehen die Kolben Richtung OT, baut sich ein 'Unterdruck' (den Begriff gibt es eigentlich gar nicht, aber ich verwende Ihn selber gerne, weil es einfacher ist) auf, bei UT ein Überdruck. Erschwerend hinzu kommt der sogenannte 'Blowby', also Verbrennungsgase, die an den Kolbenringen oder durch die Ventilführungen der Auslassventile und dann durch die Stößelrohre vorbei in das Kurbelgehäuse kommen und nochmal zusätzlich 'Druck machen'. Bietet man keine Möglichkeit des Druckabbaus, gibt es Pumpverlußte. Der Motor arbeitet gegen sich selber. Die beste Lösung gegen diese Druckspitzen im Motor wäre eine riesengroße Bohrung (etwa 12cm) im Kurbelgehäuse. Da aber im Motor während des Betriebes ein richtiger Orkan herrscht (Druckspitzen und überall Ölnebel), wäre das eine blöde Idee, und riesen Sauerei. Man käme mit dem Ölauffüllen nicht mehr hinterher.
Bei der Lösung mit dem Flatterventil hat das Ventil die Aufgabe, dem Luftstrom (entstanden durch den Druckabbau aus dem Kurbelgehäuse) Zeit zu geben, sich zu beruhigen, damit sich mitgerissenes Öl (wir erinnern uns, Ölnebel im Kurbelgehäuse + Schleuderöl) Zeit hat, sich abzusetzen. Alles nur, damit so wenig Öl wie möglich nach Außen gelangt. Die Beruhigungskammer erfüllt den gleichen Zweck, sie kam ja auch erst spät an den Boxer.
Die Bohrung würde ich auch nicht vergrößern, hat keinen Sinn nach meinem Verständis.
2. Wenn ein Motor jetzt ziemlich viel Schnodder (Öl) über die Entlüftung nach Außen haut, und das auch schon deutlich am Ölpeilstab messbar, so hat er meist ein ganz anderes Problem. Einmal kann das Ventil defekt sein, erfüllt seine Beruhigungsfunktion also nicht mehr. Es kann aber auch an verschlissenen Kolbenringen und Ventilführungen liegen. Der Motor baut zu hohen Druck auf und das Ventil kommt an seine Grenzen. Hab ich ganz deutlich an meinem eigenen Motor gesehen: Vor der Überholung hat er Öl rausgehauen ohne Ende, nach 600km musste Öl nachfüllen. Kolbenringe waren völlig verschlissen (1,0mm Stoßspiel) und die Führungen völlig ausgeschlampert. Jetzt bin ich 2400km gefahren und der Peilstab zeigt immer noch genau 'Mitte' an. Und nein, mein Öl stinkt nicht nach Sprit!
Wenn man also ein Problem mit zuviel Öl hat, dass durch die Kurbelgehäuseentlüftung entweicht, dann würde ich mal nach den Ringen und Führungen sehen...vorher natürlich nach dem Ventil (Entlüftungsventil), ist einfacher.
3. Es gibt tatsächlich die Möglichkeit, das Motorgehäuse Innen um das hintere Hauptlager herum zu bearbeiten (Material abtragen), um zu verhindern, dass die Kurbelwelle sich als Ölpumpe nützlich macht (durch geringen Abstand zwischen Wange und Gehäuse + ungünstiger Oberflächenform des Gehäuses) und nochmal zusätzlich Öl auf den Weg bringt. Die Meisten Boxermotoren mögen keinen Ölstand, der bei 'Max' liegt, also an der oberen Markierung des Peilstabes. Genau aus dem Grund. Alles bis 'Mitte' wird rausgeschleudert (Richtung Flatterventil und natürlich ist der Ölnebel im Kurbelgehäuse 'dichter'), Rücklaufbohrung eher weniger), danach ist Ruhe.
Meiner Meinung nach taugt diese Bearbeitung nur für Boxermotoren (BMW), die im Hochleistungseinsatz, also Rennbetrieb sind. Bei Straßenmotoren würde ich davon abraten (die Drehzahlen sind einfach niedriger). Wer es trotzdem haben will, macht nix falsch.
So, eigentlich wollte ich gar nicht so viel schreiben, aber jetzt isses passiert. Man verzeihe mir Schrift und Ausdruck, ich bin kein Schreiberling und auch kein Freund von Fachwörtern (siehe Überdruck).
Und jetzt bitte nicht hauen...
