Original von Euklid55
Hallo Hubi,
die meisten Axialkräfte kommen vom Vorspannen der Lager. Selbst mit dem Anzugsmoment von 10 Nm verformt sich der hintere Rahmenteil erheblich. Das mit den Scheiben unterlegen gefällt mir schon besser. Hatten übrigens die Modelle /2 so an der Vorderradschwinge. Nur müssen dann die Auflageflächen plan sein.
Gruß
Walter
Guten Abend,
das Beispiel R 50/2 - R 69 S stimmt in diesem Zusammenhang definitiv nicht. Die Scheiben zu beiden Seiten der Vorderradschwingen-Lager dienen n i c h t dazu, ein "Axialspiel einzustellen"!
Sie haben ausschließlich zwei Aufgaben, nämlich 1., als Füllstücke Fertigungstoleranzen auszugleichen, damit die "Ohren" (für die Steckachse) parallel zu den Lagerringen bleiben (und beim anschließenden Einstellen nicht gewaltsam und schräg zusammengezogen werden). 2., mit ihnen kann man gfls. die Stellung der Vorderrad-Schwinge zur Lenkachse bzw. Mitte hin korrigieren, indem man unterschiedlich dicke Scheiben verwendet.
D a n a c h wird die Vorspannung der Kegelrollenlager (ein Axialspiel darf hier nämlich überhaupt nicht vorhanden sein!) mit der durchgehenden Steckachse eingestellt, welche alles bis zum gewünschten Wert zusammenzieht und dann mit Kontermutter gesichert wird.
Genau die entgegengesetzte Situation liegt an der Hinterradschwinge vor. Hier gibt es keine durchgehende Achse. Die Vorspannung wird über 2 Gewindebolzen eingestellt, welche sich im Rahmen abstützen und diesen in der Tat (m.E. mehr theoretisch, als praktisch) auseinanderdrücken können. Bei der R 60/2 ist mir das nur schwer vorstellbar, da ober- und unterhalb der Lagerung Querrohre eingeschweißt und noch zusätzlich mit Knotenblechen versteift sind (wohl nicht zuletzt im Hinblick auf Gespanntauglichkeit).
Den Aufbau der Rahmen ab /5 an dieser Stelle habe ich nicht vor Augen; möglich, daß er von Hause aus etwas labiler ist. Dennoch würde ich auch hier die Lagerung als Ursache von Pendelneigung ziemlich zuletzt verdächtigen (bei intakten Lagern und korrekter Einstellung). Umbau auf Rollenlager mit Kunstgriffen, um das Axialspiel zu begrenzen, würde ich als Verschlimmbesserung ansehen bzw. als Kurieren am Symptom, ohne die eigentliche Ursache zu beseitigen.
Wenn es schon handfeste Indizien für andere Ursachen gibt, wäre dem zuerst nachzugehen. 2-Personenbetrieb bewirkt Absinken des Hecks, damit vergrößerten Nachlauf und etwas mehr Richtungsstabilität; zugleich werden jedoch auch etwa zu lockere bzw. verschlissene Lager im Lenkkopf und auch der HR-Schwinge etwas "gespannt", was Besserung der Pendelneigung bringen kann. Wenn mit einem anderen Vorderrad ebenfalls Besserung eintritt, ist das ja deutlich genug. Das kann am Rundlauf liegen, an den Radlagern, falscher Auswuchtung und an evtl. zu niedrigem Druck. BMW´s sind da recht empfindlich! Unter 2,5 bar würde ich am Vorderrad
n i e gehen (experimentell und reproduzierbar ermittelter Erfahrungswert incl. Bodenkontakten; pfeift auf Werksempfehlungen!)
Größere Massenträgheit des Vorderrades bringt vielleicht theoretisch mehr Stabilität, praktisch m.E. aber nicht. Was sie jedoch definitiv tut, ist eine drastische Verschlimmerung der Situation, wenn es dann trotzdem zum Pendeln kommt. Je größer die pendelnden Massen sind, umso gewalttätiger und unbeherrschbarer wirken sie sich aus! Felge und Reifen haben einen langen Hebelarm zur Rad- bzw. Lenkachse und erzeugen so ein viel höheres Drehmoment, als ein gleiches Gewicht nahe dieser Achsen. Nicht umsonst bin ich bekennender Breitreifenverweigerer und fahre sogar schlauchlos (500gr weniger an dieser Stelle sind schon ein Wort).
Desgleichen entferne ich prinzipiell allen unnötigen Klimbim von Gabel und Lenker (auch zu breite Lenker), um das Massenträgheitsmoment um die Lenkachse niedrig zu halten. Lenkerfeste Verkleidungen bringen Unruhe ins Fahrwerk; wenn es trotzdem gutgeht, ist halt der Rest optimal in Schuß. Oft ist Pendelneigung kaum auf eine Einzelursache zurückzuführen, sondern eine Summe mehrerer, nachteiliger Einflüsse.
Die VR-Schwinge der R 60/2 ist für diese Probleme eine Art Vergrößerungsglas, weil original mit hohem Massenträgheitsmoment behaftet und sehr empfindlich auf kleine Fehler. Trotzdem konnte ich im Lauf etlicher Jahre das Teil so hintrimmen, daß es auch bei nunmehr weit über 190 km/h wie das sprichwörtliche Brett liegt. Ganz verkehrt kann ich also nicht liegen. Einiges, was hier steht, wurde oben schon von Anderen erwähnt; ich kann es aus meiner Erfahrung nur bestätigen.
Gute Nacht,
Fritz
