Namd zusammen,
nachdem ich ja erst mit diversen Fragen in diesem Thread genervt habe, habe ich mir auf gut Glück den TKC70 einfach bestellt und auf meine GQ geschnallt.
Fahrzeug: R60/5 @ 800ccm, Kurzschwinge, Telefix Gabelstabi, Konis
Bisher gefahrene Reifen auf der GQ:
- 60tkm Bridgestone BT45
- 6tkm Dunlop StreetSmart
- 7tkm Conti TKC70
Reifendimensionen:
- v. 100/90-19
- h. 4.00-18
Luftdruck:
- v. 2,2 - 2,5 bar
- h. 2,5 - 3,0 bar
Gefahrene Teststrecke:
- 200 km Einfahren Eifel
- 1000 km Anreise Eifel - Hunsrück - Schwarzwald, davon 150 km BAB
- 2000 km Alpen, Dolomiten, davon 200km Autostrada
- 2500 km Korsika, davon 50km OffRoad (Kies/Sand/Schotter/Felsen)
- 1300 km Vercors, Elsass/Vogesen, Hohes Venn, davon 250km AutoRoute
Restprofil:
- v. ca. 4mm (+ Sägezahnhöhe)
- h. ca. 4,5mm (am Mittelsteg, zum Rand hin etwas mehr + Sägezahnhöhe)
Zunächst zur ungewöhnlichen Entscheidung für diesen Reifen auf der /5:
Gesucht war ein Reifen für den mittlerweile absolvierten Korsikaurlaub, der hauptsächlich auf der Straße gut funktioniert, aber auch bei plötzlich auftretendem Dreck, z.B. Kuhfladen, Kieshaufen, etc., Reserven bietet. Neben erwarteten Vorteilen auf frisch gesplitteten Straßen, wollte ich mich auch kurze Schotterpassagen wagen. Außerdem sollte er die min. 6000+ km durchhalten, ohne dass man sich Gedanken machen muss.
Erfahrungen:
1. Eindruck:
Luftdrücke noch auf der niedrigen Seite.
Auf den ersten Metern dachte ich nur oh Gott wie wendig, fast kippelig. Auffällig vor allem, das fast nur die Hinterhand in Schräglage ging und das Vorderrad kaum. Die Anfahrspuren auf den Reifen bestätigten diesen Fahreindruck, ich fragte mich warum das Profil so weit um die Flanke herum geht.
Dabei war die Kuh aber spurstabil und zielgenau wie bisher kaum erlebt; sowohl bei schnellen Kurven auf idealem Asphalt, als auch bei auftretenden Längskanten oder -rillen von irgendwelchen Flicken. Nur bei Lastwechseln oder Zieländerungen fing sie dann ziemlich an zu wippen.
Von der vorher vorhandenen Hochgeschwindigkeitsnervösität war bis 150km/h nichts mehr zu merken.
Vom Blockprofil merkt man eigentlich nichts außer leichtes summen beim Bremsen vorn; unter 40km/h leichte Vibrationen vom Abrollen im Lenker.
2. Urlaubsanreise mit Gepäck (siehe erstes Foto)
Auf der Landstraße verfestigte sich der Eindruck des hauptsächlich lenkenden Hinterrads, aber ich gewöhnte mich langsam daran. Zum Ende der Etappe durch Eifel und Hunsrück standen noch einige Kilometer Autobahn auf dem Programm: Dort fühlte ich mich ab knapp über 100km/h dermaßen unsicher, dass ich mich nach kurzer Zeit mit 90 hinter einen LKW klemmte. Extreme Nervosität von hinten kommend, als würde ständig jemand von links das Hinterrad nach rechts wegschieben (vermutlich ungünstige Gewichtsverteilung im Gepäck). Die leichten Korrekturen fühlten sich aber dann an als würde man gleich nach links abbiegen.
3. nach 1200km - Alpen/Dolomiten
Nachdem sich die nervöse Hinterhand mit zunehmender Laufleistung immer mehr relativierte, den Luftdruck auf die höheren angegebenen Werte korrigiert. Danach waren diese Probleme Geschichte. Zumindest mit Gepäck sollte der Druck, meiner Meinung nach, eher etwas höher gewählt werden.
Im Alpenpassbetrieb, keine Nachteile gegenüber der anderen, mitreisenden, ClassicAttack-bereiften R80/5 erfahrbar. So langsam beweist auch das Flankenprofil das Vorderreifens seine Existenzberechtigung. Auf der gepflasterten Tremola - Vorteil TKC70, da fast kein Nachlaufen den Pflastersteinen vorhanden. Laut Aussage des Mitfahrers tat der ClassicAttack dies wohl deutlich.
Einziger Regentest (Auffahrt Gotthard) -> vertrauenserweckend, unauffällig
4. Km-Stand 3000 - italienische Autobahnetappe zur Fähre
Hier bestätigte sich schlussendlich, dass die anfänglichen Unsicherheiten mit Gepäck auf der Autobahn sich durch erhöhen des Luftdrucks und wohl auch durch den bisherigen Verschleiß vollkommen behoben haben.
5. 3200 - 5700 km --- Korsika
Gefahren meist ohne Gepäck!
Ich würde sagen der perfekte Reifen für die Insel. Gegenüber dem BT45 um WELTEN besser sobald nur etwas Kies, Split, Sand ins Spiel kommt. Sei es in km-langen Baustellen, oder nur auf dem Campingplatz. Auch auf Schotter ist eher der weiche /5 Rahmen/Gabel, in Verbindung mit der zu sportlichen Körperhaltung des Fahrers das begrenzende Element!
Auf Asphalt weiterhin unauffälliges Fahrverhalten. Die Ruhe bei den allermeisten Rillen, Fräskanten, Flickenkanten, etc. ist fast beunruhigend

Nach etwa 4000km Laufleistung fordern der raue Asphalt und die hohen Temperaturen ihren Tribut: der Reifen wird langsam aber sicher immer lauter. Erst nur bei Schräglage und ca. 90km/h... steigerte sich dann immer weiter zu weniger Schräglage und geringeren Geschwindigkeiten --- mit deutlich sichtbarem, extremen Sägezahn an beiden Reifen (ca. 2-4mm). Außer mit Gepäck (und abermals zu wenig Luftdruck, dank undichten Conti-Schläuchen), merkte man davon aber im Fahrverhalten noch nicht viel. Allenfalls leichte Flatterneigung beim Reinbremsen in Kurven - kommt natürlich auf Korsika, mangels Geraden zum Bremsen, öfter vor.
Bitumenstreifen, und -flecken mag er nicht sonderlich.
6. Rückfahrt bis KM 7000, wieder mit Gepäck:
Weiterhin nichts nennenswertes, außer dass sich die Sägezähne mit Gepäck immer weiter einprägen. Nochmals 250km Autobahn-Zwischenspurt - erneut problemlos - war wohl ein Anfangsproblem.
Nach Ankunft nochmal Restprofil gemessen, sowie die Höhe der Sägezähne. Letztere haben vorne ca. 3mm Höhenunterschied zwischen zwei Blöcken, hinten eher Richtung 5mm (siehe die restlichen 4 Fotos). Vor allem am Hinterrad erlebe ich das zum ersten Mal. Fährt sich aber immer noch deutlich besser als der letzte BT45-Satz nach nur 4000km. Dieser verursachte bereits nach dieser, zumindest für den Vorderreifen, geringen Laufleistung unangenehme Fahrwerksunruhen in Form von Flattern bei Schräglage (auch ohne gleichzeitiges Bremsen). Der Dunlop hatte nach den 6000 gefahrenen Kilometern eigentlich kein nennenswertes Profil mehr, auf dem er noch Sägezähne hätte zeigen können. Lag in dieser Disziplin also auch klar vor dem BT45!

Résumé:
Kann mich nur wiederholen: Der Reifen hat für mich eigentlich alle Erwartungen erfüllt. Für Urlaube dieser Art der bisher bisher beste Reifen, den ich gefahren habe. Ich würd's wieder tun!
Erstmal wird der Satz eh noch fertig gefahren... Schätzungsweise nochmal 4-5000 km.
Für hiesige Gefilde und reinen Einsatz auf guten, geteerten Straßen würde ich dann aber wohl dem ClassicAttack eine Chance geben.
So, das war's endlich. Ist reichlich viel Text geworden, aber ich hoffe es hilft irgendwem!
Grüße
Steven