Schwingenlager R100R - müssen die Spiel haben?

501linus

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22. März 2013
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Servus an die Forumsgemeinde,

bei meinem letzten Ausflug mit meiner R100R (von 93, mit 41000 Km) war die sonst so handzahme Apparatur plötzlich ziemlich wackelig.
Bei langsamen Kurven kippte das Motorrad viel weiter als gewohnt zur Kurvenmitte und beim geradeaus fahren muss man nur das Körpergewicht ganz leicht zur Seite verlagern um bisher noch nicht da gewesene Schlangenlinien zu fahren.
Ich hatte zunächst die Reifen in Verdacht und weil die fällig waren habe ich jetzt auf ContiRoadAttack 3 umgerüstet. Die Testfahrt hat aber gezeigt, daß die Reifen nichts mit der Schlingerei zu tun hatten.
Mein zweiter Verdacht sind jetzt die Schwingenlager. Bei eingebauter Schwinge war keinerlei Spiel zu spüren. Jetzt habe ich die Schwinge draussen und die Schwingenlager zum Rahmen haben etwas Bewegungsfreiheit. In diesem Video kann man sehen was ich meine. Die Bewegungen, die hier zu sehen sind erfordern keinen Kraftaufwand (es sieht vielleicht etwas gewalttätig aus, geht aber ganz leicht).
Meine Fragen sind daher:
- Müssen diese Lager komplett spielfrei sein oder hat das so seine Richtigkeit.
- Wenn die Schwingenlager getauscht werden müssen, tauscht man dann die Lager zum HAG am besten gleich mit?

Vielen Dank für Eure Ratschläge, Anregungen und Ideen!
Und an dieser Stelle auch noch ein Danke an die Ersteller dieser superhilfreichen
Reparaturanleitungen hier im Forum. Diese Hilfe kann quasi nicht genug gepriesen werden:-)

Stephan
 
Zuletzt bearbeitet:
Das sind Kegelrollenlager und die lassen sich spielfrei einstellen.
Ohne den Gegendruck der Achsstummel schlabbern die planlos rum. Ist normal.
 
Besten Dank Detlev,
das macht Mut!!
Dann sehe ich mal ob die Schwingenlager einfach nur falsch justiert waren.

Viele Grüße aus München,
Stephan
 
Hallo Stephan,

prüfe lieber mal das Lenkkopflager und das Radlager vorne.
Die Schwingenlager sind viel weniger anfällig.

Gruß

Kai
 
Besten Dank Detlev,
das macht Mut!!
Dann sehe ich mal ob die Schwingenlager einfach nur falsch justiert waren.

Viele Grüße aus München,
Stephan

Noch mal das, was Detlev schon meinte:
Die Schwingenlager selbst sind so schon in Ordnung.
Da ja jetzt die Lagerbolzen draußen waren, werden diese ohnehin neu justiert.

Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass mit 41.000 km hier etwas nicht passt.
Beim Lenkkopflager gibt es zwei Möglichkeiten:
Es hat sich etwas gelockert oder das Fett ist zäh geworden, was nach dieser Zeit durchaus möglich wäre.
 
Hallo Stephan,
prüf mal das Lenkkopflager. Aufgebockt den Lenker gefühlvoll in Mittelstellung langsam rechts/links drehen. Meins hatte da 'ne tolle Rastung.....
Schönen Gruß vom Harzrand,
Jürgen
 
vielen Dank an Detlev, Kai, Elmar und Jürgen für Eure Hilfestellung. Nach dem Wochenende komme ich dazu die Schwinge wieder einzubauen und dann sehe ich mir mal das Lenkkopflager genau an.
Werde berichten, was dabei herausgekommen ist.

Viele Grüße und frohe Fahrt,
Stephan
 
Hallo Stephan,

wie weit bist du Denn mit den neuen Reifen schon gefahren?

Ich habe bei meinen BMW festgestellt, dass neue Reifen auf den ersten Kilometern sehr "kippelig" wirken. Nicht alle aber manche. Besonders ist mir das beim CTA an der GS aufgefallen. Vermutlich hat der eine "rundere" Form als andere Reifen. Deshalb ist er ja später so toll handlich. Aber nagelneu aufgezogen bin ich auf den ersten Kilometern auch schon über das kippelige Fahrverhalten und ein gefühltes "selbst in die Kurve fallen" erschrocken.

Grüße
Marcus
 
Servus Marcus,

"selbst-in-die-Kurve-fallen" ist genau die richtige Beschreibung für das aktuelle Fahrverhalten meiner Q.
Jetzt baue ich alles was auseinander ist erst mal wieder zusammen, dann sehe ich nach dem Lenkkopflager und dann wird ausgiebig Testgefahren.
Die neuen Reifen haben gerade mal 50 Km runter - an das neue Fahrgefühl mit den CRAs muss ich mich erst gewöhnen.

Ich werde berichten, wie es weitergegangen ist..

Stephan
 
Hallo Stephan
Prüf unbedingt auch die Lager des hinteren Kardanknicks. Bei mir waren die mal kaput und haben ähnliche Effekte ausgelöst, wie du sie hast.
Sonnige Grüße aus Ostbelgien
Zoltán
 
Hallo Stephan,

zum Thema Schwingenlagerung dürfte alles gesagt sein, ein anderer Punkt Deines Fahrwerks erscheint aber interessant:

Auch ich habe vor einigen Kilometern auf den Conti Road Attack 3 umgerüstet. Nach vielen zufriedenen Jahren mit oft geschmähter Avon Bereifung habe ich nunmehr eine neue Mystic:

Traumhaftes und sicheres Kurvenverhalten ohne Zauberei und das sogar bei Nässe!

Der Reifen brauchte allerdings, zumindest bei mir, Eingewöhnungszeit.

Die ersten Kilometer waren gefühlt äußerst kippelig, ich fragte mich, ob der Luftdruck nicht in Ordnung wäre und stellte mir ebenfalls Fragen hinsichtlich Lenkkopflager und Schwinge...

Nach einigen Kilometern und den ersten Serpentinen war aber alles gut!

Übrigens: Nachdem ich vergangene Woche unterwegs ein Lenkerendgewicht verloren hatte, stellte ich mir die Sinnfrage. Nachdem ich den zweiten Brocken nach leichtem Fluchen auch draußen hatte, sind nunmehr geschlossene Griffgummis ohne Ballast montiert und siehe da:
Erstmals ein scharfes Bild im linken Spiegel!

Gruß
Olaf
 
Hallo Stephan,

bei den Schwingenlagern sehe ich das genauso wie Detlev. Die kriegen eine geringe Vorspannung durch die Lagerbolzen und laufen dann spielfrei.

Deine Beschreibung des Fahrverhaltens erinnert mich an ein Ereignis mit der 500Four vor 25 Jahren ( oder sind es schon 30??? ?(...):
Das Mopett fiel bei langsamer Fahrt quasi von selbst in die Kurve. Die Gegenreaktion des Fahrers führte dann dazu, dass es spontan zur anderen Kurvenseite ging. Ursache war das zu stark angezogene Lenkkopflager. Das Losbrechmoment führt dazu, dass die Reaktionen des Fahrers am Lenker nicht mehr klein genug dosiert werden können. So wird man selbst zur Ursache dieses "Schlingerverhaltens" und merkt es erst gar nicht.

Erneutes Einstellen des Lenkkopflagers mit geringerer Vorspannung führten zur sofortigen Heilung.

Grüsse,
Martin
 
Hallo Kurt,

die Dinger sind recht einfach konstruiert. Die äußere Spannschraube zieht eine Hülse in die Gewichte. Dadurch werden aufgesetzte O-Ringe gequetscht, die dann die Gewichte in den Lenker klemmen sollen.

Rechts: Nach erfolgreicher Schmierung des Gasgriffes hatte sich das Gewicht mit Innenleben verabschiedet.

Links: Nach dem Lösen der Spannschraube und dem Reinklopfen der Hülse war zunächst die Aktion Gummihammer erfolglos, WD 40 brachte auch nichts. Dann einen alten Ritzelabzieher hinter das Gewicht gebracht und nach ein paar Hammerschlägen von hinten kam mir das im Lenker festkorrodierte Gewicht fast unbeschädigt entgegen.

Bei meiner Mystic ('94) ist der Lenker mit Aussparungen für die nicht vorhandenen Heizgriffe montiert. Damit geschlossene Gummis ohne Gewichte sauber sitzen können, sollte die Lücke im Lenkerende geschlossen werden. Ein Billigwein (muss nicht zwingend getrunken werden) mit Plastikkorken ist bestens geeignet.

Viel Erfolg!
 
Hallo Kurt,

die Dinger sind recht einfach konstruiert. Die äußere Spannschraube zieht eine Hülse in die Gewichte. Dadurch werden aufgesetzte O-Ringe gequetscht, die dann die Gewichte in den Lenker klemmen sollen.

Rechts: Nach erfolgreicher Schmierung des Gasgriffes hatte sich das Gewicht mit Innenleben verabschiedet.

Links: Nach dem Lösen der Spannschraube und dem Reinklopfen der Hülse war zunächst die Aktion Gummihammer erfolglos, WD 40 brachte auch nichts. Dann einen alten Ritzelabzieher hinter das Gewicht gebracht und nach ein paar Hammerschlägen von hinten kam mir das im Lenker festkorrodierte Gewicht fast unbeschädigt entgegen.

Bei meiner Mystic ('94) ist der Lenker mit Aussparungen für die nicht vorhandenen Heizgriffe montiert. Damit geschlossene Gummis ohne Gewichte sauber sitzen können, sollte die Lücke im Lenkerende geschlossen werden. Ein Billigwein (muss nicht zwingend getrunken werden) mit Plastikkorken ist bestens geeignet.

Viel Erfolg!
Vielen Dank :applaus:
 
..inzwischen bin ich mal 200 Kilometer gefahren und habe mich etwas besser an die neuen Reifen gewöhnt.
Das Schlingern ist aber immer noch da.
Als nächstes habe ich mir das Lenkkopflager genau angesehen und der Befund sieht so aus: Spiel lässt sich nicht feststellen. Auch nicht wenn man an den Holmen zieht. Da ist auch kein Knacken oder sonstwelche Geräusche wenn ich das Vorderrad an einer Wand fixiere und die Gabel einfedern lasse.
Allerdings lässt sich der Lenker extrem leicht zu beiden Seiten drehen (da reicht schon fast ein böser Blick und der Lenker schlägt ein). Jetzt wollte ich das LKL mal neu einstellen und das Problem ist, daß sowohl die Sechskantmutter (SW30) als auch das Gegenrohr (SW19) bombenfest sitzen.
Das fühlt sich an wie mit LocTite für die Ewigkeit fixiert. Gibt es noch einen Trick wie man das LKL verlustfrei aufbekommen kann?
Vielen Dank für Tipps und Ratschläge,
Stephan
 
Als nächstes habe ich mir das Lenkkopflager genau angesehen und der Befund sieht so aus: Spiel lässt sich nicht feststellen. Auch nicht wenn man an den Holmen zieht. Da ist auch kein Knacken oder sonstwelche Geräusche wenn ich das Vorderrad an einer Wand fixiere und die Gabel einfedern lasse.

Hallo, Stephan!
Wenn Du schon testest, dann so, dass der Anlagepunkt der Lager wechselt.
Such Dir eine Stelle hinter der oberen Gabelbrücke an der Du Bewegungen zwischen Gabel und Rahmen spüren kannst, dann drück das Vorderrad wippend über den Hauptständer gegen den Boden. Beim Aufsetzen des Rades wechselt der Anlagepunkt im oberen Lager von vorne nach hinten. Sollte Spiel vorhanden sein, spürst Du es.
Zur Rastung: Nimm das Vorderrad raus und kipp die Maschine über den Hauptständer möglichst weit nach vorne, natürlich mit gesichertem Hauptständer oder Helfer!
Dadurch erzeugen die Anbauten der Gabel weniger Drehmoment um die Lenkachse und Du kannst wesentlicher feinfühliger auf Rastung testen. Wenn Du im Lager auch Spiel hast, fühlst Du eher die Rastung des oberen Lagers, das grundsätzlich weniger belastet ist.
 
Servus zusammen,

des Rätsels Lösung war schlussendlich der Hauptverdächtige und zwar das Lenkkopflager. Zunächst war es extrem mühsam die Sechskantmutter und das Gegenrohr aufzubekommen aber mit viel Kraft, Hebel, etwas Kältespray und ein paar kräftigen Kraftausdrücken ging es dann doch.
Die Bundmutter ließ sich dann ca. eine achtel Umdrehung fester anziehen und bei der Probefahrt lief die R100R endlich wieder so wie ich sie kenne. Habe dann auch kurz auf der Autobahn getestet ob bei etwas mehr Geschwindigkeit das Gefährt zu pendeln anfängt - aber da pendelt nichts.

Herzlichen Dank an alle für die vielen guten Ratschläge und fürs Mut-machen.
Dieses Forum ist fabelhaft!
Stephan
 
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