Speiche gerissen

Möglicherweise liegt das Problem darin, dass eben diese eine Speiche nicht ganz den richtigen Kröpfungswinkel hatte. Dann könnte ich mir vorstellen, dass am Gewindeansatz als nächstschwächere Stelle bedingt durch Kerbwirkung die Struktur des Stahls aufreißt.
 
Hallo,

es geht doch im konkreten Fall nicht um Kröpfungswinkel von gekröpften Speichen.

Richtig ist natürlich, daß es Speichen mit ganz unterschiedlichen Kröpfungswinkeln gibt; hier gilt es dann ganz bestimmte Verfahrensweisen beim Einspeichen zu beachten.

Im dargestellten Fall aber liegen gekröpfte Speichen überhaupt nicht vor.

Es werden Speichen gezeigt, die ursprünglich gerade waren, und die wegen falscher Winkelstellung nun an einer obendrein per se kritischen Stelle verbogen sind.

Es geht auch weniger um Vermutungen, sondern es geht um Erfahrung und Schlußfolgerungen.

Meine Erfahrung habe ich geschildert, ebenso wie andere Erfahrungswerte hier geschildert wurden.

Gruß, Christoph
 
Original von Kradist
Die Speiche sollte nur Zug und Druck belastet werden, also nur Einachsig. Radiale Spannung/ Dehnung ist Gift für die Konstrukition.

Keine Speiche ist dafür gedacht, Druckbelastungen aufzunehmen. Ein Laufrad basiert darauf, das bei Druckbelastung (auf die Felge) an einer Stelle auf der gegenüberliegenden Seite Zugbelastungen auf die Speichen entstehen.

Jetzt kann sich ausrechnen, wieviele Speichen bei Walter die vollständige Zugbelastung aushalten müssen.

Ich sehe das Problem darin, daß die gekröpften Speichen nicht sauber vorgespannt werden können, beziehungsweise durch die Kröpfung die Speichen die Vorspannung nicht halten können (Die Kröpfung gibt etwas nach).

Somit veteilt sich die Belastung auf die andern Speichen im System.

Habe ich jetzt zufällig eine gekröpfte Speiche die zu stark vorgespannt ist, muß diese im 'Verhältnis zu den anderen Speichen sehr hohe Zugkräfte aufnemen.

Sie wird dauernd entlastet und danach wieder stark belastet.

Die geschieht mit hoher Frequenz.

Der Bruch ist also abzusehen.

Dirk




Dirk :bier:
 
Original von Euklid55
Hallo,


Ich gehe immer noch von einer Kerbwirkung vom gerollten Gewinde aus.


Hallo,

ich lehne mich da gern ein bißchen aus dem Fenster: Kerbwirkung hin, Kerbwirkung her - die tiefere Ursache für den Bruch liegt meiner Meinung nach in der unsachgemäßen Speichung.

Gruß, Christoph
 
Original von ChristophBM
ich lehne mich da gern ein bißchen aus dem Fenster: Kerbwirkung hin, Kerbwirkung her - die tiefere Ursache für den Bruch liegt meiner Meinung nach in der unsachgemäßen Speichung.

Mit der "unsachgemäßen" Speichung fahren die meisten rum, die auf eine R100GS oder eine R100R Nabe den Felgenring z.B. einer R1100GS o.ä. fahren. Den Umbau in dieser Art (abgewinkelte Speichen) machen mehrere Felgenbetriebe so, nicht nur der, der Walters Rad gespeicht hat. Man findet solche Lösungen auch auf Serienmotorrädern. Und der TÜV trägt das auch ein. Soo abwegig/unsachgemäß kann das also gar nicht sein.

Woher ich das weiß? Ich hab mir vor längerer Zeit etliche Varianten und Anbieter für ein breiteres Hinterrad an der R100R angeschaut, bis ich dann eine 3.5" Wiwo-Felge aus altem Lagerbestand gefunden habe. Die hat eine Wiwo-Nabe und ist ganz anders gespeicht.

Grüße
Marcus
 
Hallo,

ich lasse mich gern belehren und lerne gern dazu.

Und weil ich mich natürlich nicht für allwissend halte schreibe ich natürlich ganz bewußt "meiner Meinung nach" und "meiner Erfahrung nach". In meiner Lehre zum Zweiradmechaniker - das liegt aber natürlich schon gute 25 Jahre zurück - habe ich es so gelernt wie ich es darstelle - und während meiner aktiven Zeit als Mechaniker habe ich viele hundert Speichenräder - Motorrad und Fahrrad - erfolgreich aufgespeicht. Und meiner Erfahrung nach sind die Grenzbereiche bei hochwertigen Rädern im Radsport ziemlich klein, also muß man dort noch penibler auf die Speichverfahren/Lastverteilung/Materialwahl achten, als ich das bei Alltagsmotorrädern kennengelernt habe.

Und wenn ich jetzt lese, daß sogar Serienfelgen gebogene Speichen haben interessiert mich welche Räder an welchem Serienmotorrad das aufweisen, das würde ich mir gern genau ansehen.

Ich meine wir müssen unterscheiden zwischen dem hier von Euklid55 beispielhaft gezeigten Fall, und Lösungen, die von vorneherein mit Speichen arbeiten, die um ein genaues, definiertes Maß gebogen sind. Auch wenn ich weiterhin meine, daß solche Biegungen - und ich meine jetzt ausdrücklich nicht Kröpfungen, das ist was anderes - jedenfalls nicht im Sinne eines perfekten Speichenrades gute Lösungen sind.

Andererseits will ich mich gern überzeugen lassen, daß solche Speichenräder ebenfalls haltbar funktionieren, dann aber meine ich muß der Erbauer sehr genaue Untersuchungen über die Höhe und Richtung der auftretenden Kräfte an Speiche/Nippel/Nabe leisten, um sicher zu sein, daß das verwendete Material diesen Kräften auf Dauer widerstehen kann.

Meiner Meinung nach sind Speichen grundsätzlich nicht darauf ausgelegt Biegekräfte aufzunehmen.

Gruß, Christoph
 
Wird wohl doch ein Öl-Fred..... mmmm

Ich schaue mir besser Walters Rad an, wenn er nacher vorbeikommt. ;)
Ich werde aber kein Gutachten dazu hier einstellen und fahre mit meinem eingespeichten Rad trotzdem weiter. ))):

Ich denke wir sollten jetzt keine Rennrad-Speichenräder mit einem
"Spezial-Umbau" vergleichen, der schon zig mal so von vielen Mechanikern so gemacht wurde, wie Marcus auch schon geschrieben hat.
 
Original von Q-Schrauber

Ich denke wir sollten jetzt keine Rennrad-Speichenräder mit einem
"Spezial-Umbau" vergleichen, der schon zig mal so von vielen Mechanikern so gemacht wurde, wie Marcus auch schon geschrieben hat.


Mir geht es dabei um die Analogie als Betrachtungshilfe.

Die kann hilfreich sein zur grundsätzlichen Betrachtung. Einfach deshalb, weil in beiden Fällen dieselben Probleme zu lösen sind, im Falle der Rennradspeichenräder aber auf deutlich schmalerem Grat. Das bedeutet, daß man dort wesentlich früher "bestraft" wird mit Speichenbruch, wenn aufgrund der nicht perfekten Auslegung/Montage des Rades das Material sozusagen "nicht artgerecht" belastet wird. Daraus kann man eine Menge lernen auch fürs Speichenrad am Motorrad.

Aus dem Umstand, daß dieser Umbau bei Motorradfelgen/Naben schon zigmal gemacht wurde ohne Speichenbruch kann man als Erfahrung folgern, daß es offenbar hält, aber stark von der Materialqualität abhängt.

Ich habe natürlich immer die Wahl, ob ich meine konstruktive/ausführungsmäßige Qualität an die Möglichkeiten des eingesetzten Materials anpasse, oder ob ich das Material an die gewählte Qualität meiner Konstruktion anpasse.

Anders ausgedrückt: eine schlechte Statik kann ich natürlich durch Mehreinsatz von Material an der richtigen Stelle ausgleichen. Elegant ist diese Lösung allerdings kaum je.

Insofern kann ich mir gut vorstellen, daß z.B. das Rad von Euklid dann gut hält, wenn die Speichen eine deutlich höhere Belastbarkeit an der fraglichen Stelle haben, als das im Moment der Fall zu sein scheint.


Gruß, Christoph

P.S.: der Vergleich Fahrrad-Motorrad-Speichenrad ist technisch ebenso legitim und zielführend wie jener zwischen Modellflugzeug-"richtigem" Flugzeug - mancher kennt vielleicht den Film "Der Flug des Phönix" (1965) mit u.a. Hardy Krüger?

P.P.S.: bei LOLO/Wien findet man "leicht gebogene" Speichen, die für solche Nabe/Felge-Kombinationen, bei denen der nabenseitge Speichenwinkel nicht perfekt zur Punzung der Felge passt. Gleichwohl halte ich solche Lösungen konstruktiv immer für 2. Wahl.

Bild: www.lolo.at
 

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Original von ChristophBM

Ich habe natürlich immer die Wahl, ob ich meine konstruktive/ausführungsmäßige Qualität an die Möglichkeiten des eingesetzten Materials anpasse, oder ob ich das Material an die gewählte Qualität meiner Konstruktion anpasse.

Anders ausgedrückt: eine schlechte Statik kann ich natürlich durch Mehreinsatz von Material an der richtigen Stelle ausgleichen. Elegant ist diese Lösung allerdings kaum je.


Hallo,

ohne jetzt eigene Theorien aufstellen zu wollen: Christophs Ausführungen sind mir absolut nachvollziehbar, und ich halte sie für vollkommen stimmig. Nebenbei: BMW und MZ haben aus gutem Grund (hohe Belastung bei Seitenwagenbetrieb) auf völlig gerade Speichen gesetzt.

Und auch wenn "krumm" hält: Als weitere Analogie fällt mir dazu ein Spruch von "Klacks" Ernst Leverkus zum Fahrstil auf dem Motorrad ein. Es gebe keinen Grund, den Dorfmatador nachzuahmen, "auch wenn der wie ein Dackel um die Ecken hakelt. Führe er vernünftig, wäre er vermutlich der schnellste Mann im ganzen Landkreis."

Grüßle, Fritz. )(-:
 
Hallo,

wie schon erwähnt, liefert auch Lolo "leicht gebogene Speichen"

sformspeiche.gif

Bild: www.lolo.at

Die bei BMW verwendeten "geraden" Speichen sind eher die Ausnahme. Viel öfter findet man "ab Werk" gewinkelte Speichen, die dann so aussehen:

innenspeiche.gif

aussenspeiche.gif

Bilder: www.lolo.at

Die WiWo Felge, die ich an meiner R100R habe, ist z.B. auch so gespeicht. Man sieht aber, wenn man genau hinschaut, dass die Speichen, die ohnehin schon wesentlich dicker sind, als als bei den BMW Kreuzspeichenrädern (4,5mm statt 3,5mm, in beiden Fällen 40 Speichen) sich im Nabenbereich nochmal um verdicken auf 5mm. Dafür ist die Felge dann auch schwerer als die Serienfelge :( Es gibt übrigens auch Fälle in denen auch an dieser Felge Speichen gerissen sind, genauso wie an absolut serienmäßigen Kreuzspeichenrädern.

1400_6430643136323431.jpg


Grüße
Marcus
 
Moin,

die gezeigten Beispiele von Biegewinkeln um 90° nennt man dann "Kröpfung", und sie stellt sozusagen einen konstruktiven "Normalfall" dar. Hier ist sehr darauf zu achten, daß sich die Kröpfung möglichst eng an die Nabenflanke anschmiegt, eben damit die Speiche keine Biegelasten aufnehmen muß. Eventuell legt man Plättchen/U-Scheiben zwischen Speichenkopf und Bohrung der Nabe, damit die Speiche am Nabenflansch eng anliegt.

Solche gekröpften Speichen haben den großen Vorteil, daß sich ihre Winkelstellung zumindest in der Nabe immer genau dem erforderlichen Verlauf zur Felge hin anpaßt.

Speichen können aus ganz verschiedenen Ursachen brechen.

Da muß man einfach genau forschen, was genau die Ursache war.

Gruß, Christoph
 
Original von ChristophBM
.......Speichen können aus ganz verschiedenen Ursachen brechen.

Da muß man einfach genau forschen, was genau die Ursache war.

Gruß, Christoph


Aha, jetzt sind wir genau da, was ich schon die ganze Zeit versucht habe zu sagen.... :applaus:

Ich habe das Rad gestern gesehen und habe nun auch meine Meinung dazu. Bin aber jetzt aber auf die Erklärung des Fachbetriebs gespannt,
der das Rad repariert.
 
Gibt es schon neue Erkenntnisse zum Fall?



Ich werde mir jedenfalls demnächst diese Felgen aufspeichen: :gfreu:

Waren vorher in einer Kawa 500 H1 Mach III :D


Gruß, Christoph

boaey.jpg
 
Ich dachte seit 40 Jahren das die grade Speiche erfunden wurde um die zusätzliche Bruchgefahr an der Kröpfung zu verringern.

Ich glaube das hat mir der gute alte KLAKS gesteckt.

?(
 
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