Was bedeutet Synchronisieren?

mechanix

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29. Nov. 2014
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Hallo,
ich habe für mich einige Infos auf dem Rechner zur Synchronisierung, zu den Messgeräten und der Einstellung gesammelt.
In verschiedenen Threats wurde die Vor- und Nachteile der diversen Messgeräte beschrieben. Gleichzeitig haben einige z.B. Detlev und MM darauf hingewiesen, dass der Abgleich mit Uhren nur eine Voreinstellung ist und der exakte Abgleich für den ruhigen Motorlauf erst mit der "Ohrmethode" "Hochperlen des Motors beim zarter Drehzahlerhöhung oberhalb vom Standgas erreicht wird.
Ich habe daher über das Thema nochmal nachgedacht und mir eine Zusammenfassung über diese Zusammenhänge erstellt, die ich hier nun einstelle:

Was bedeutet Synchronisieren?
- Die „Vergaser werden gleich eingestellt“.
- Die Zylinder sollen „gleich schnell laufen“.
- Die Gaskräfte auf die Kolben der einzelnen Zylinder werden angeglichen.
- Synchronisieren der Vergaser/ Einspritzung mittels Uhren oder TwinMax sorgt dafür, dass der Unterdruck zwischen Drosselklappe und Einlassventil bei allen Zylindern angeglichen wird. Dabei steht der Unterdruck in den Ansaugkrümmern in einer ähnlichen Beziehung zueinander wie die Gaskräfte in den einzelnen Zylindern. Unterdruck und Gaskräfte der Einzelzylinder sind näherungsweise voneinander abhängig, aber nicht genau! Es wäre wünschenswert direkt die Gaskräfte (bei der Verbrennung) der einzelnen Zylinder aufeinander abzugleichen. Das ist zu aufwendig, also verwendet man eine einfache Hilfsgröße die man leicht messen kann, den Saugrohrdruck. Dieser wird dann mit Uhren oder TwinMax gemessen und dann abgeglichen.
Dabei wird nicht berücksichtigt:
- unterschiedliche Verdichtung der Zylinder
- unterschiedliche Saugrohrlängen, unterschiedliche Auspuffkrümmerlängen
- unterschiedliche Zündzeitpunkte der Zylinder
- Unterschiede im Zylinderkopf
- unterschiedliche Brennräume
- unterschiedliches Standgas/ Gemisch der Zylinder
Über den Ansaugdruck stellt man die Synchronisierung der Einzelzylinder also nur näherungsweise ein. Auch das exakteste Messgerät für den Saugrohrdruck kann obige Toleranzen nicht auffangen.
Mit der „Ohrmethode“ Einstellen, dass der Motor „hochperlt“ ohne zu „stolpern“ (ohne das ein Zylinder nachhinkt) erreicht man das die Gaskräfte der Einzelzylinder angeglichen werden. Je nach Toleranzen kann danach der Motor ruhiger und geschmeidiger laufen als nach Abgleich nur über den reinen Saugrohrdruck mittels Uhren.

Viele Grüße

Holger )(-:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Holger

Ich mache die Feinabstimmung auch immer nach Gehör und Gefühl.

Dabei ergeben sich noch durchaus kleine Unterschiede zu den relativ genau anzeigenden Böhm-Uhren.

Aus reinem Spieltrieb habe ich mir kürzlich den Synchrotester SynX gegönnt und war überrascht von dessen Funktion, Möglichkeiten und Genauigkeit.
Hätte ich zwar nicht unbedingt gebraucht, aber ... ;)
 
Holger, vielen Dank für die Zusammenstellung, die ich gerne aus meiner Sicht ergänze:

Es stimmt, dass für einen runden Motorlauf bei einem Boxer die Kräfte, die bei der Verbrennung auf die Kurbelwelle wirken, annähernd gleich sein müssen. Die bei der Verbrennung freigesetzte Kraft setzt sich aus dem Verhältnis von Gasvolumen und Benzin zusammen. Das sollte also auf beiden Zylindern unbedingt gleich sein.

Eine perfekte Synchronisation setzt deshalb auch voraus, dass beide Zylinder dieselbe Benzinmenge bekommen. Bei meiner R1150R war eine perfekte Synchronisation erst nach Einbau „getillter“ Einspritzdüsen zu erreichen, bei meiner R100R konnte ich nach Revision der Vergaser eine bessere Synchronisation erzielen als vorher.

Vor allem bei höherer Drehzahl kommen Flußwiderstände im Ansaugtrakt (= höhere Flußgeschwindigkeit des Gases, geringere Füllung der Zylinder) zum Tragen. Ich weiß aber nicht, welche Rolle sie in der Praxis spielen.

Viele Grüße, Jochen
 
Hallo Holger,
ich bewundere Meschen, die das nach Gehör können - ist leider bei mir wie mir Essen abschmecken: Es schmeckt nicht, kann die aber nicht sagen, was ich reinmachen muss, um es in die Richtige Richtung zu bringen. Drum halte ich mich an dem Messgeräten fest & nehme in Kauf, dass es nicht das Optimum ist. Aber ganz "nach Gefühl" wäre bei mir "Murks".

Hans
 
Hallo Holger,
ich bewundere Meschen, die das nach Gehör können - ist leider bei mir wie mir Essen abschmecken: Es schmeckt nicht, kann die aber nicht sagen, was ich reinmachen muss, um es in die Richtige Richtung zu bringen. Drum halte ich mich an dem Messgeräten fest & nehme in Kauf, dass es nicht das Optimum ist. Aber ganz "nach Gefühl" wäre bei mir "Murks".

Hans

Hallo Hans, bei mir hat das nach Gehör auch lange nicht geklappt. Erst als ich auf YoTube ein Video von einem älteren dicken amerikanischen Meister gesehen habe der es erklärt hat, habe ich verstanden wie es gemacht wird. Du kannst das auch, da bin ich mir sicher.

Viele Grüße

Holger )(-:
 
Ich habe meinen Hobel spaßhalber mal von einem selbsternannten Boxergott nach Gehör einstellen lassen, der mit dem modernen, technischen "Quatsch" nix anfangen kann (oder will).

Ich muss gestehen, lief schon sehr gut, aber ich konnte mittels synx noch etwas nachbessern.

Neulich haben wir uns wiedergesehen, O-Ton Kumpel " Na, kann er, hm?"

Ich habe natürlich schmunzelnd zugestimmt und nichts weiter gesagt. Die gemeinsamen Biere haben trotzdem geschmeckt. Will damit sagen, jeder glaubt an das, was er will. Andere sind offen für neue/andere Techniken und Vorgehensweisen, viele eben nicht.

Schönes Wochenende
Amir)(-:
 
Ich habe für das Synchronisieren einen anderen Ansatz: Zunächst einmal müssen die anderen Parameter stimmen, beispielsweise Kompression, Ventilspiel, Zündung, Gemisch usw., das sind meiner Meinung nach die Voraussetzungen um Synchronisieren zu können. Zudem müssen die Vergaser in einem Zustand sein, der ein korrektes Einstellen ermöglicht, ebenso beispielsweise die Gaszüge (das Konstrukt aus diversen Bowdenzügen, Weichen...).

Das Einstellen nach Gehör und Gefühl ist vielleicht bis zu einem gewissen Grad für einige Leute möglich, aber steht meiner Meinung nach auf gleichem Level wie der Verzicht auf einen Drehmomentschlüssel, weil ja das Gefühl im Arm da ist. Es gibt (wenige) Leute die es können, aber erfahrungsgemäß merken sehr viele Menschen nicht einmal wenn der Motor wirklich wie ein Sack Nüsse läuft. Die spüren leider auch oft nicht, wie gut der Motor nach einem vernünftigen Einstellen läuft...

Das größte Problem bei den Messgeräten ist oft, dass beispielsweise die Bedienungsanleitung gar nicht erst gelesen wird, bzw. die Geräte nicht vor der Nutzung geprüft und kalibriert werden.
 
Ich muss gestehen, lief schon sehr gut, aber ich konnte mittels synx noch etwas nachbessern.

Was konntest du Nachbessern?Die Unterdruckwerte oder den realen Lauf des Motor in Form von Vibrationen/sauberem Klang etc..?

Ich halte es ähnlich wie Holgers Beschreibung: Alle Messgeräte gehen von einer zu perfekten Welt aus und berücksichtigen kleine Differenzen in den Ansaugsystemen/Vergasern nicht. Ich stelle auch nur nach Gehör ein und zwar so, das ich einen Vergaser erstmal gezieht unsynchron stelle per Anschlagsschraube bzw. Bowdenzug und mich dann immer weiter an das akustische/haptische Optimum rantaste.

Grüsse, Hendrik
 
Ich arbeite Hybrid.
Ich stelle mit dem Twinmaster auf gleichen Unterdruck.
Dann habe ich schonmal eine gute Grundeinstellung.
Dann drehe ich links ein bisschen in die eine Richtung...
Dreht besser hoch?
Nein?
Dann mal eine bisschein in die andere Richtung...

Also bei meinem Motor ist das so, wenn der Unterdruck komplett gleich ist, dreht er nicht so schön hoch, wie wenn er ein bisschen "unsynchron" ist.

Ich habe aber auch schon viele Jahre und viel Zehntausende Kilometer nicht mehr synchronisiert.
Läuft.
 
Gnamend,

klar geht das mit "Technik" und es geht auch mit Hören.
Was mich an der Technik abschreckt ist dass man sie ja nicht dabei hat. :D
Es ist ja nicht so, dass man im Frühjahr synchronisiert und bis zum November so fährt. Die Synchronisation ändert sich ständig leicht, mit dem Wetter (das Gemisch ist ja die Basis) mit dem Verschleiß der Gaszüge und auch mit dem Fahrstil. Fahrt mal 50 km Vollgas auf den Bahn nachdem ihr 1000 km Blümchenpflücken wart, da ändert sich schon was.
Also muss man regelmäßig wenn auch minimal etwas nachregeln. Ich mach das gerne bei ner Fahrpause auf irgendeinem einsamen Waldparkplatz. Dauert zwei Minuten, nen Schraubenzieher und nen 10er Schlüssel hab ich immer in der Tasche.
Zudem schult man damit sein Gehör auch für andere Geräusche vom Motor und stellt schneller fest wenn irgendwas "krumm" klingt.
Dafür nehm ich gerne in Kauf, dass die Q vielleicht nur zu 95 % synchron läuft. Ist ja nicht schädlich und wenn es mir ausreicht...
Aber jeder wie er mag.

Gruß

Kai
 
Zuletzt bearbeitet:
... nen Schraubenzieher und nen 10er Schlüssel hab ich immer in der Tasche.
...

Genau dafür habe ich dieses "Hybrid"-Werkzeug dabei:

Vergaser.jpg


Und zum Startthema von Holger:
Gut beschrieben, welche Störgrößen den klassischen Unterdruckabgleich negativ überlagern. Statistisch betrachtet gleichen sich Unterschiede rechts/links meist ein Stück weit aus, aber es kann auch ganz anders sein -ohne dass der Motor gleich überholbedürftig wäre.

Pfälzisch "ein bissel" oder schwäbisch "an muggesäggele" Korrektur macht den Motorlauf dann einfach besser.
 
Ich hab mir dazu so etwas gebastelt. Zusätzlich mit Gewinde zum Ansetzen der Ventildeckelmutter, gebogen und am Ende als Schraubendreher zurechtgeschliffen. Die Billigschlüssel lagen zur Montage von Möbelbeschlägen bei und reichen zum Nachstellen zwischendurch völlig aus.
Und liegen nun in jeder Werkzeugbox unter der Sitzbank griffbereit obenauf.

012.jpg
 
Ich bin erst seit (gemessen an der Gesamtzweiradzeit) kurzer Zeit beim Boxer, bei den Zweitaktern entfällt das synchronisieren ja erstmal.
Weil ich unsicher war und mangels Erfahrung nicht nach Gehör vorgehen wollte hab ich mir ein Arduino-basiertes Synchrogerät gebaut (auf Basis eines Sketches, der hier irgendwo im Forum veröffentlicht wurde).
Damit hatte und habe ich zumindest die Gewissheit ziemlich nah dran zu sein. Ich bin jetzt zunehmend dazu übergegangen nach Gehör nachzustellen - damit wächst dann halt auch die Erfahrung und man weiss so langsam auch worauf man achten bzw hören muss. Bin ganz zufrieden mit meinem Tun bislang - die Karre rennt, und selbst wenn es mit Prüfstand etc (hab ich nicht, kenne auch niemanden) noch optimiert werden könnte - so what. Bin nicht auf der Renne unterwegs, und solange ich auf den Landstrassen ein diabolisches Grinsen im Gesicht habe ist die Motorabstimmung nicht so verkehrt!

Christian
 
Ich hab mir dazu so etwas gebastelt. Zusätzlich mit Gewinde zum Ansetzen der Ventildeckelmutter, gebogen und am Ende als Schraubendreher zurechtgeschliffen. Die Billigschlüssel lagen zur Montage von Möbelbeschlägen bei und reichen zum Nachstellen zwischendurch völlig aus.
Und liegen nun in jeder Werkzeugbox unter der Sitzbank griffbereit obenauf.

Anhang anzeigen 268783

Lieber Fritz,

Ich weiß ja nicht, ob es noch einen offiziellen Bestellfred gibt, aber ich würde einen Satz von diesem genialen Werkzeug nehmen. :D
 
Hallo,

das der Motor in Leerlauf halbwegs rund läuft ist was für Ästheten. Ist über der Ansaugdruck noch halbwegs einstellbar. Wenn dann noch der CO Wert auf beiden Seiten gleich ist läuft der Motor hinreichend erschütterungsfrei.
Viel interessanter ist was passiert im Teilastbereich oder Vollastbereich. Der Vergaser versucht hier noch ein annehmbares Gemisch hinzugekommen, das meist zu fett ist. Eine zu fette Einstellung verdeckt die Mängel in der Gemischaufbereitung. Seit über 10 Jahren messe ich die Lambdawerte. Es gelingt praktisch nie beide Seiten auf eine einheitliche Verbrennung zu bekommen. Dazu ist die Brennraumkonstruktion einfach zu alt.
Anhang anzeigen 2018links.rechts24.44.pdf

Die Tabelle stellt schon ziemlich das Optimum an gleichmäßiger recht/links Verbrennung dar. Ist allerdings von einem Einspritzmotor, der Vergaser ist noch viel ungenauer.

Gruß
Walter
 
Nochmal ein paar Beobachtungen zum "akustischen" Synchronisieren:

Das funktioniert nur bei Gleichläufern, also Motoren mit symmetrischer Zündfolge, wie eben unseren 2-Ventilern, aber auch den 4-Ventil-Boxern und Paralleltwins. Wobei ich bei der Norton nur schwer eine Asymmetrie raushören konnte, deren Motor fällt erst ziemlich spät in ein Einzylinderverhalten, das mag an der großen Schwungmasse liegen. Bei der Dreizylinder Yamaha mit 120° Hubzapfenversatz geht das mit etwas Übung auch sehr gut.
Überhaupt nicht funktioniert das, zumindest bei mir, bei V-Motoren. Ne Guzzi bekomme ich ohne Messwerkzeug nicht vernünftig eingestellt.
 
Gnamend,

...
Es ist ja nicht so, dass man im Frühjahr synchronisiert und bis zum November so fährt...
Zudem schult man damit sein Gehör auch für andere Geräusche vom Motor und stellt schneller fest wenn irgendwas "krumm" klingt...

Das kann ich nachvollziehen, es ist ja auch Deine Maschine. In der Praxis erlebe ich es allerdings eher, dass jahrelang nichts in der Richtung gemacht wird und viele Leute solange fahren bis der Bock stehenbleibt.

Dafür nehm ich gerne in Kauf, dass die Q vielleicht nur zu 95 % synchron läuft. Ist ja nicht schädlich und wenn es mir ausreicht...
Aber jeder wie er mag.

Gruß

Kai

Das Einstellen mit Hilfe eines geeignete Messgerätes stellt ja auch nicht immer eine Lösung dar die 100% oder besser sein muss. Die Geräte sind kein Teufelszeug (den Eindruck bekomme ich hier bei einigen Beiträgen), sie sollen helfen. Richtig benutzt erkennt man (wenn man sich damit beschäftigt) schon auch Kleinigkeiten oder Mängel.

...und einen 52° V-Motor ohne einzustellen, auch wenn es kein Fischkutter ist, nöö.
 
Hallo Hans, bei mir hat das nach Gehör auch lange nicht geklappt. Erst als ich auf YoTube ein Video von einem älteren dicken amerikanischen Meister gesehen habe der es erklärt hat, habe ich verstanden wie es gemacht wird. Du kannst das auch, da bin ich mir sicher.

Viele Grüße

Holger )(-:

Du meinst wahrscheinlich dieses Video: https://www.youtube.com/watch?v=a_HyX1qLPbQ

Interessant finde ich, dass er eben auch zeigt, dass man einen Motor einstellen kann, an dem Vergaser montiert sind die nicht korrekt einstellbar sind :D. Aber für die fuc... Fahrt am Wochenende reicht es...
 
Da sieht man jetzt auch, warum diese Schrauben immer so vermackelt sind.......:rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin zusammen,
Reizthema. Offensichtlich.
Ganz einfach : der Motor muss "rund" laufen. Ohne Schüttelei hochdrehen. Auch im Leerlauf nicht schütteln und dazu abwechselnd gleichmäßig aus beiden Rohren pöttern.

Das ist keine Hexerei. Geht am Straßenrand oder auf dem Zeltplatz.
Keine Doktor oder Professorenarbeit :---):---):---)

Liebe Grüße :wink1:
Martin
 
Hörst du ja offensichtlich öfter mal, wenn du von'ner Guzzi überholt wirst. :aetsch:

Ansonsten: effektive Vergleiche funktionieren nur, wenn man adäquate Vergleichsmöglichkeiten hat. Alles andere ist ...
...oder Neid.

Ich hatte bereits die Gelegenheit und es ist dabei geblieben....:---)
 
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